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SWR Kultur Lied zum Sonntag

19MAI2024
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Oh, oh

Zu Hause: Das ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort. Irgendwo zu Hause sein, das heißt: Geborgenheit erfahren, sich auskennen, da sein. Das sind Erfahrungen, die gerade an Pfingsten wichtig sind. An einem Tag, an dem sich vor über zweitausend Jahren die Freunde und Freundinnen Jesu in einem Haus treffen. Und sie erleben nach Tod und Auferweckung und Himmelfahrt Jesu: Jesus, sein Geist, seine Worte und Taten leben mitten unter ihnen weiter. Das Lied Jesus in my house der Singer-Songwriterin Judy Bailey erzählt davon.

I’m so glad that Jesus lives in my house. / Good to know that he is here with me now. / All of my life Jesus in me. / Jesus in my house. / All on my life and always will be.

Judy Bailey singt: „Ich bin so froh, dass Jesus in meinem Haus wohnt. / Es ist gut zu wissen, dass er jetzt hier bei mir ist.“ Das ist bildlich gemeint. Bailey macht klar: Ich erlebe, dass das, was Jesus auszeichnet, mir nahe ist. Ich erlebe seine Gegenwart – obwohl er physisch gar nicht da ist. Nur ein auf den ersten Blick merkwürdiger Gedanke. Denn ich rede ja auch mit Menschen, die nicht da sind. Mit meinem Vater, der schon Jahre tot ist. Mit einem Freund, den ich gerade nicht erreiche.

Thank you, Heavently Father, for your love for me. / I’m forever grateful that you sacrificed your son. / You saved my soul and changed my destiny. / Thank you, God, for Jesus in me.

Bailey dankt Gott für Liebe, für Hilfe und Zuversicht. Für all das steht der Name Jesus in diesem Song. Mit der Zeile „Jesus in me – Jesus in mir“ wird aber auch deutlich: Es geht gar nicht um einen bestimmten Ort, ein konkretes Haus, wo die Gegenwart Jesu zu spüren ist. „Jesus in me“ heißt: Das, wofür Jesus steht, lebt tief in mir drinnen. Gibt mir Geborgenheit. Ein Gefühl von Zuhause. Auch eine pfingstliche Erfahrung. Auf Unsicherheit und Verzweiflung die Antwort zu bekommen: Du darfst sein, du bist getragen, ich bin bei dir.

I’m so glad that Jesus lives in my house. / Good to know that he is here with me now. / All of my life Jesus in me. / Jesus in my house. / All on my life and always will be.

Was Pfingsten heißen kann, dafür steht auch die Lebensgeschichte der Songwriterin Judy Bailey. Geboren in England, aufgewachsen auf Barbados, mitten in der Karibik, Vorfahren aus Afrika und seit Jahren in Deutschland beheimatet. Baileys Wurzeln reichen fast um den gesamten Globus. Für sie hat es deshalb besondere Bedeutung zu sagen: Ich bin in meinem Glauben zu Hause – ganz egal, wo ich auch bin.
Ganz ähnlich erzählt auch die Pfingstgeschichte davon, dass sich Menschen verstehen, vertrauen, sich geborgen fühlen – auch wenn sie ganz verschiedene Sprachen sprechen, aus verschiedenen Regionen der Welt kommen. Pfingsten heißt: Der Glaube an Jesus und sein Handeln in Liebe und Gerechtigkeit, sie lassen mich überall zu Hause sein. Und tragen mich durchs Leben. Und deshalb kann ich davon singen. Kann das weitersagen und durch mein Leben auch glaubwürdig machen.

I’m so glad that Jesus lives in my house. / Good to know that he is here with me now. / All of my life Jesus in me. / Jesus in my house. / All on my life and always will be.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

13MAI2024
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Am kommenden Sonntag, an Pfingsten, wird in den Kirchen der Heilige Geist gefeiert – und die Vielfalt. Denn die spielt in der Geschichte von Pfingsten und vom Heiligen Geist eine große Rolle.

Die Bibel erzählt: Als der Heilige Geist in Sturm und Feuerbraus auf die Jünger Jesu herabkommt, da laufen in Jerusalem Menschen aus allen Völkern unter dem Himmel zusammen. Die Bibel zählt auf: Menschen aus Mesopotamien, aus Ägypten, aus Rom, aus Libyen und von der arabischen Halbinsel. Eine riesige Vielfalt also aus Sprachen, Hautfarben und Kulturen. Und all diese Menschen sind jetzt fassungslos vor Staunen, denn: Der Heilige Geist schafft es, dass sie sich verstehen. Sie alle hören die Jünger Jesu in ihren Sprachen reden. Der Heilige Geist und die Botschaft Jesu kommen zu ihnen in ihrer jeweiligen Sprache und Kultur.

Ich find das bemerkenswert. Von Anfang an gilt im Christentum: Vielfalt ist etwas Wunderbares. Keiner muss seine Sprache aufgeben. Die christliche Botschaft spricht alle Sprachen. Bis heute gilt in meiner katholischen Kirche das Prinzip: Vielfalt in der Einheit. Immerhin hat Gott diese Vielfalt ja auch geschaffen am Anfang der Welt. Natürlich ist sie trotzdem auch in der Kirche nicht immer einfach zu leben. Wie gehen wir damit um, dass wir unterschiedlicher Auffassung sind, unterschiedliche Sprachen sprechen? Was verbindet uns, auch wenn wir verschieden sind?

In unserer Gesellschaft ist das ja auch gerade ein großes Thema: Wie halten wir es aus, dass wir unterschiedlicher Meinung sind? Dass wir Menschen aus allen Völkern in unserem Land haben, die ihre Sprachen und Kulturen mitbringen? Und selbst in unseren Familien ist die „Vielfalt in der Einheit“ gelegentlich ein Problem.

Mich ermutigen da Pfingsten und der Heilige Geist: Die Vielfalt muss etwas Gutes sein, weil Gott selbst sie geschaffen hat und will. Der Heilige Geist weht da, wo wir versuchen, dem anderen zuzuhören, ihn zu respektieren, vielleicht sogar: seine Sprache zu sprechen. Der Heilige Geist ist ein Geist der Vielfalt.

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SWR2 Lied zum Sonntag

28MAI2023
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Pfingsten ist das einzige Fest im kirchlichen Kalender, das keinem eingefahrenen Dekorationscode unterworfen ist. Außer vielleicht diesem: „Schmückt das Fest mit Maien!“. So heißt es in einem dreihundert Jahre alten Pfingstlied von Benjamin Schmolck. Vor meinem inneren Auge entsteht da ein Blütenmeer aus allem, was der liebe Mai zu bieten hat: Flieder und Maiglöckchen, Pfingstrosen und Akelei, Waldmeister und Birkengrün …
Diese Kulisse passt hervorragend zum Heiligen Geist, dessen Fest wir heute feiern. Er mag es gerne frisch und frech, üppig und überbordend, denn er ist der Inbegriff der göttlichen Fülle, ein wahrer Verschwender vor dem Herrn:

Schmückt das Fest mit Maien, lasset Blumen streuen, zündet Opfer an,
denn der Geist der Gnaden hat sich eingeladen, machet ihm die Bahn!
Nehmt ihn ein, so wird sein Schein euch mit Licht und Heil erfüllen und den Kummer stillen.

Pfingsten lebt und liebt die Vielfalt. Und das liegt ohne Zweifel an dem, der sich hier feiern lässt. Der Heilige Geist ist ein wahrer Tausendsassa. Hört nur, mit wie viel verschiedenen Namen er daherkommt:

Tröster der Betrübten, Siegel der Geliebten, Geist voll Rat und Tat,
starker Gottesfinger, Friedensüberbringer, Licht auf unserm Pfad;
gib uns Kraft und Lebenssaft, lass uns deine teuren Gaben zur Genüge haben.

Wenn Gott die Sonne ist, ruhende Mitte und Kraftquelle des Universums, und wenn Jesus Christus das lachende, mir zugewandte Kindergesicht dieser Sonne ist, dann hat der Heilige Geist seine Finger in all den Sonnenstrahlen, in dem, was von Gott spürbar ist, Energie freisetzt, Leben aufblühen, wachsen und gedeihen lässt. So wie ein sanfter Maienregen: 

Güldner Himmelsregen, schütte deinen Segen auf der Kirche Feld;
lasse Ströme fließen, die das Land begießen, wo dein Wort hinfällt,
und verleih, dass es gedeih, hundertfältig Früchte bringe, alles ihm gelinge.

„Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle. O gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai!“, ruft Erich Kästner aus in seinem Gedicht über den Mai, den er zuvor als „Mozart des Kalenders“ eingeführt hat, der aus einer Kutsche grüßend übers Land rollt. Dann aber fährt er fort: „Melancholie und Freude sind wohl Schwestern. Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee. Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern. Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh.“
Und ja, auch Pfingsten, das Hochfest des Heiligen Geistes geht vorbei und überlässt uns wieder dem grauen Alltag mit seinen Pflichten. Und allem, was schmerzt. Der Heilige Geist aber nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“ Und erfindet sich flugs neue wunderschöne Namen: Ich bin dein Rückenwind, dein Muntermacher, deine Durchhalteparole. Lass dich von mir treiben. Und am Ende, ganz am Ende, du wirst schon sehn, da blüht es wieder … 

Lass uns hier indessen nimmermehr vergessen, dass wir Gott verwandt;
dem lass uns stets dienen und im Guten grünen als ein fruchtbar Land,
bis wir dort, du werter Hort, bei den grünen Himmelsmaien ewig uns erfreuen.

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Text: Benjamin Schmolck (1715)
Musik: bei Christian Friedrich Witt (1715)
Musikquelle: CoroPiccolo Karlsruhe unter der Leitung von KMD Christian-Markus Raiser (2023)

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SWR4 Abendgedanken

29MAI2020
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Die Christenheit feiert übermorgen Pfingsten. Gott durchdringt die Welt mit seinem Geist. Für mich bedeutet das: Ich verstehe mit Hilfe dieses Geistes besser, wie Gott sich die Welt gedacht hat. Und welche Rolle ich in diesem Plan spielen soll.

In diesem Jahr fällt Pfingsten in eine Zeit, in der vieles anders ist als bisher. Dem entsprechend wird sich auch Gottes Geist anders auswirken. Ich denke, er wird uns raten, manches anders zu sehen und anders zu machen. Ich habe überlegt, wie das aussehen könnte. Und dabei die sieben Gaben des Hl. Geistes zugrunde gelegt. Sie sind seit alter Zeit die Anhaltspunkte, wenn wir von Gottes Geist sprechen.

Ich habe vier von ihnen ausgewählt und beginne mit der Gabe der Weisheit. Wer weise ist, handelt nicht aus dem Affekt. Er lässt sich Zeit und macht sich in Ruhe seine Gedanken, indem er alles mitbedenkt, was er in seinem Leben schon an Erfahrungen gesammelt hat. Gottes Geist rät mir an diesem Pfingsten zu Geduld und einem langen Atem. Es muss nicht so schnell wie möglich alles wieder so sein wie vorher.

Die Gabe der Erkenntnis schließt daran gut an. Was lerne ich aus den Erfahrungen in der Corona-Krise? Dass jedes Menschenleben kostbar ist. Und dass es wichtig ist, viel mehr als zuvor, auf jede und jeden Einzelnen Acht zu geben. Vorsichtig umzugehen mit dem Wunder, das jedes Menschenleben ist.

Gottes Geist findet sich dort, wo Einsicht herrscht. Das ist die dritte Geistesgabe. Etwas zu sehen oder zu hören, ist ja das eine. Aber es einzusehen - das fällt mir oft schwer. Ich habe meine vorgefassten Meinungen. Ich habe mir mein Leben zurechtgelegt, mich eingerichtet. Gottes Geist will aber, dass ich offen bleibe für neue Einsichten, auch wenn diese unbequem und anstrengend sind.

Gottes Geist ist auch ein Rat-Geber. Hier wird es konkret. Was rät er mir in Corona-Zeiten? Mich auf das zu besinnen, was mir wirklich wichtig ist, was ich zum Leben brauche wie das tägliche Stück Brot. Und eben nicht nur ich, sondern jede, jeder. Ein gutes Wort, ein Lächeln, eine kleine Aufmerksamkeit. Wenn ich in der Schlange vor einem Laden stehe, wenn ich in den Bus einsteige, wenn ich auf der Straße jemandem begegne, der reden will.

Es hilft mir, wenn ich weiß, dass es auch nach einer schwierigen Zeit weiter geht. Dass wir gemeinsam wieder auf einen guten Weg kommen können. Und mit der Unterstützung von Gottes gutem Geist.

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SWR3 Gedanken

20MAI2024
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Es ist genial am See zu sitzen und sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen. Und ein besonders herrliches Gefühl ist es, wenn du nach einer längeren Schwimmeinheit fröstelnd aus dem Wasser kommst und dich von der Sonne trocknen lässt. Wie sich dann die Wärme langsam im ganzen Körper ausbreitet.

Auch wenn es ausgeflippt klingt: so ähnlich hat es sich bei mir angefühlt, als ich mal Gott gespürt habe. Ich war ein Teenager und hab das mit dem Beten ausprobiert. Irgendwann, als ich mich mit Gott unterhalten hab und still geworden bin, ist was völlig Unerwartetes passiert:

Es hat sich wie ein warmer Strom angefühlt, der sich langsam durch meinen Körper ausgebreitet hat - vom kleinen Zeh bis zur Haarspitze. Ganz ähnlich wie dieses Sonnenbad. Nur das noch was dazugekommen ist: Auf einmal waren meine Sorgen wie weggepustet und da war dieses Gefühl, als hätte mir gerade jemand sein Strandhaus geschenkt und mir gesagt, dass alle Kriege für immer vorbei sind.

So ähnlich muss es auch damals an Pfingsten gewesen sein. Bei den Jüngerinnen und Jüngern von Jesus. Die wurden auch von einer Art Wärme oder Feuer ergriffen und waren auf einmal total euphorisch. So euphorisch, dass die Leute erstmal gedacht haben, sie hätten zu viel Wein getrunken.

Ich glaube man kann Gott überall treffen: beim Sport, wenn man verliebt ist, oder wenn ich am See sitze. Und ich bin überzeugt: Wo Menschen auf Gott treffen, passiert was Besonderes. Manchmal ist es eine unerklärliche innere Freude, oder du merkst wie eine Kraft dich hochzieht, dich mutiger macht und dich wieder mehr fühlen lässt. Klar, das erlebt man nicht alle Tage, aber wenn, dann ist es wie Pfingsten, Ostern und Weihnachten zusammen.

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SWR2 Wort zum Tag

06JUN2023
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Wer häufig Reden halten muss, hat in der Regel jemanden, der ihn oder sie dabei unterstützt. So jemanden, der Texte für andere schreibt, den nennt man einen Ghostwriter. Seine Aufgabe ist es, sich mit dem gestellten Thema auseinanderzusetzen, gute Argumente zu sammeln, rhetorische Kniffe einzubauen und natürlich das zu vertreten, was im Sinne des Auftraggebers ist. Damit das gelingt, muss der Ghostwriter oder die Ghostwriterin sich gut in einen anderen einfühlen können. Er muss wissen, wie der andere denkt und spricht und ihm die richtigen Worte in den Mund legen. Im besten Fall gibt es eine gewisse Übereinstimmung zwischen beiden und sie sind „eines Geistes“.

Einen ganz besonderen Ghostwriter hatte der Apostel Petrus. In der Bibel wird davon berichtet, dass er eine fulminante Rede gehalten hat und seine Zuhörer regelrecht fesselte. Das war an Pfingsten. Zuvor war Petrus nicht als der große Redner aufgefallen. Von Beruf war er Fischer. Sicher ein zupackender Mann. Auch einer, der eine eigene Meinung hat. Ich stelle ihn mir als Anführer-Typ vor. Aber die großen theologischen Zusammenhänge erkennen und darüber auch noch eine Rede halten, das hätte niemand dem Petrus zugetraut. Am wenigsten er selbst. Doch genau das hat er an Pfingsten getan, als er vom Plan Gottes erzählt hat und wie es jetzt nach dem Tod und der Auferstehung von Jesus weitergehen soll.

Diese Worte und Gedanken hat ihm ein anderer eingegeben – der Heilige Geist. Der war sozusagen sein Ghostwriter. In der Bibel wird erzählt, dass der Heilige Geist wie eine feurige Zunge auf Petrus herabgekommen ist. Das finde ich ein sehr anschauliches Bild. Der Heilige Geist hat ihm die Worte in den Mund gelegt. Und das war so gut, dass niemand den Eindruck hatte, Petrus verkündet einen fremden Text. Im Gegenteil. Petrus ist erfüllt vom Heiligen Geist, er wird innerlich von ihm so durchdrungen, dass er „eines Geistes“ mit ihm wird. Seine Worte sind ganz authentisch und gehen zugleich weit über ihn hinaus. Er trifft seine Zuhörer ins Herz und jeder kann ihn sogar in seiner eigenen Muttersprache verstehen, wie es in der Apostelgeschichte heißt.

Den Heiligen Geist als Ghostwriter haben. Das wünsche ich mir auch. Ich glaube, das kann gelingen, wenn ich dem, was mich ermutigt und aufatmen lässt, innerlich Raum gebe. Ich vertraue darauf, dass der Heilige Geist auch in mir wirken kann. Vielleicht nicht so fulminant wie damals bei Petrus, aber eben doch so, dass es mir immer wieder gelingt, das Herz von anderen Menschen zu erreichen.

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SWR4 Abendgedanken

30MAI2023
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Gestern war Pfingsten – und auch in meiner Kirchengemeinde haben wir gefeiert: dass  Gottes Geist unter uns wirkt. Er beflügelt und ermutigt, er schenkt den Glauben und Versöhnung; er tröstet und bringt uns näher zu Gott.

Und manchmal hat man so eine mitreißende Geisteskraft ziemlich nötig. In meiner Kirchengemeinde zum Beispiel: Wenn ich mit meinem Kirchenvorstand zusammenkomme, dann rauchen uns manchmal ordentlich die Köpfe bei unseren Beratungen. Deswegen stimmen wir gerne mal ein Lied an, besonders gern ein Pfingstlied.

Pfingstlieder sind fröhlich und positiv. Sie handeln von Licht und Tatkraft, vom Jubel und von der Freude. Dabei fängt die Geschichte zu Pfingsten gar nicht so fröhlich an. Die Bibel erzählt, wie verängstigt  und mutlos die Jünger damals gewesen sind. Jesus war gestorben. Dass er von den Toten auferstanden ist, konnten sie noch gar nicht richtig fassen. Allein und verunsichert haben sie am ersten Pfingsttag zusammengesessen und sich nicht unter die Leute getraut.

Ich kenne das von Sitzungen, wenn wir im Kirchenvorstand über ein Problem grübeln und sich erst mal nichts bewegt. Keine Idee zündet. Und dann sind da die Herausforderungen, vor denen unsere Gemeinde in Zukunft steht: Weniger Geld, weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – das kann einen schon mutlos machen. Man ist wie eingeschlossen.

Und dann, so erzählt die Bibel, hat der Heilige Geist die Jünger gepackt als würde ein Sturm durchs Haus geblasen. Und mit einmal Mal war alles anders. Sie wurden mutig und haben sich hinausgetraut. Und dieser Moment, so sagen wir heute, war der Anfang der Kirche.

Gottes Geist wirkt in uns – bis heute. Er beflügelt und ermutigt, er tröstet und bringt uns näher zu Gott. Und er bringt uns hinaus und unter die Leute. Mit den Jüngern damals hat es angefangen, als sie die Kraft gefunden haben , hinauszugehen und den Menschen von Jesus zu erzählen.

Mein Kirchenvorstand und ich, wir lassen uns gerne mitreißen von den alten Pfingstliedern aus dem Gesangbuch. Gerade dann, wenn sich nichts bewegt in einer Sitzung, dann ist es ein bisschen so, als würde man den Geist Gottes herbeirufen, dass er einem den Kopf frei macht und die eigene Mutlosigkeit vertreibt.

Wenn die Gedanken wie festgefahren sind, ist das jedenfalls ein guter Weg, wieder neuen Schwung zu kriegen: Von Gottes Geist zu singen, damit er in uns wirkt wie ein frischer Wind!

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SWR3 Gedanken

27MAI2023
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70 Jugendliche lungern müde auf ihren Stühlen herum. Viele von ihnen haben die ganze Nacht durchgemacht. Mein Kollege Tobias hat mit einem Team ein Wochenende für junge Leute organisiert, die sich auf die Firmung vorbereiten. Also das Fest, bei dem Menschen der Geist Gottes zugesagt wird. Jener Heilige Geist, den Christen auch jetzt an Pfingsten wieder feiern. Nun sind viele der Jugendlichen noch nicht sonderlich begeistert an diesem frühen Morgen. Aber das wird sich schnell ändern. Denn mein Kollege hat sich da was Spannendes einfallen lassen. Er hat ganz unterschiedliche Menschen eingeladen, die den Jugendlichen erzählen, warum sie an Gott glauben. Er nennt sie das das „Team Jesus“. Ich bin einer davon. Mein Kollege meint: „Jeder von uns steht mit seinen Stärken und Schwächen im Team Jesus. Ich muss kein fertiger Glaubensprofi sein, um von ihm eingesetzt zu werden. Er baut auf mich, so wie ich bin, mit meinen Fragen, Zweifeln, Talenten und Ideen. Da, wo ich in meinem Alltag bin, soll ich anderen Menschen durch mein Leben zeigen, dass Gott gut ist.“ Das trifft er bei mir einen Nerv. Denn genau dafür bin ich mal angetreten. Ganz vieles, was in den letzten Jahren an Missständen und Skandalen in der Kirche ans Tageslicht kam, macht mich wütend und fassungslos. Und gleichzeitig glaube ich, dass die frohe Botschaft von diesem Jesus weiterhin hochaktuell und wichtig ist in einer Welt, die so dringend Nächstenliebe und Hoffnung braucht. Der Vormittag hat auch mich gestärkt – denn zu sehen, dass auch andere Menschen im Team Jesus an ganz verschiedenen Orten seiner Botschaft folgen- egal ob haupt- oder ehrenamtlich- macht mir Mut: Zum Beispiel im Hospiz, in der Hilfe für geflüchtete Menschen oder in der Telefonseelsorge. Und ich glaube fest: Auch jeder der 70 Jugendlichen, ja jeder Mensch hat die Freiheit diese Welt etwas besser zu machen. In diesem Sinne: frohe Pfingsten, denn ich bin sicher: Der Geist Gottes weht wo er will

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SWR4 Feiertagsgedanken

06JUN2022
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An Pfingsten feiern die Kirchen, dass Gott seinen Geist zu uns Menschen schickt - als Beistand und treuen Begleiter fürs ganze Leben. Das hört sich großartig an. Aber – wie sieht das konkret aus?

In der Bibel wird dazu eine Geschichte erzählt, die ich sehr mag. Mose zieht mit dem Volk Israel durch die Wüste. Gott steht seinem Volk treu bei und sorgt für genug Essen auf dem Weg, allerdings recht einseitig: Jeden Tag gibt es Manna, das nach Honigkuchen schmeckt. Das hört sich erstmal gut an, aber 40 Jahre Honigkuchen können einem Menschen auch lang werden. Deshalb beschwert sich das Volk bei Mose immer wieder. Sie sagen: Wir wollen zurück nach Ägypten, auch wenn es Sklaverei bedeutet. Da gab es Kürbisse, Melonen, Fische, Zwiebeln und Knoblauch.

In dem Moment bricht Mose innerlich zusammen. Er hält es nicht mehr aus, wie krass falsch das Volk seine Lage einschätzt, und was für Luxus-Probleme es hat. Die Freiheit von der Sklaverei ist erreicht – und das soll eingetauscht werden gegen Fische und Knoblauch? Mose will nicht mehr derjenige sein, der die Menschen motiviert, weiterzugehen. Er will nicht mehr der einzige sein, der unbeirrt in die Zukunft blickt und Optimismus ausstrahlt. Er kann einfach nicht mehr und betet: Gott, wenn Du mir sonst keine Hilfe angedeihen lässt, dann töte mich lieber. Ich hab es satt!

Gottes Antwort lautet: Suche 70 Männer. Denen will ich von meinem Geist geben, damit sie mit dir die Last des Volks tragen und du nicht allein tragen musst (Num, 11, 17). So zum Beispiel sieht es konkret aus, wenn Gott seinen Geist schickt. Mose bekommt Menschen geschickt, die ihm helfen, seine Last zu tragen.

Die Geschichte von Mose erzählt von einer Erfahrung, die viele auch heute kennen:
Ich denke zum Beispiel an Erika. Erika verteilt in ihrer Kirchengemeinde regelmäßig ein kostenloses Mittagessen an Bedürftige. Diese Arbeit hat ihr immer Spaß gemacht. Aber dann kam Corona:  viele Helferinnen und Helfer aus ihrem Team sind  ausgefallen. Die Arbeit ist ihr irgendwann über den Kopf gewachsen. Irgendwann hat sie der Gemeindeleitung gesagt, dass sie es nicht mehr schafft, und hat das auch in einem Gottesdienst öffentlich zugegeben. Das hat sich herumgesprochen, und Tage später haben sich lauter junge Familien gemeldet, um zu helfen.

Erika hat mir erzählt: „Es ist unglaublich, wie viele Menschen plötzlich da sind. Damit war überhaupt nicht zu rechnen. Das ist so eine Entlastung.“

Ich finde, das ist genau die Mosegeschichte aus der Bibel - bloß in der Gegenwart. Ich bin mir sicher: Die Geschichte von Mose ist brandaktuell. Menschen fühlen sich auch heute schwach, allein und hilflos.

Mein Eindruck ist aber auch: Schwäche zeigen, erzählen, dass man sich alleine fühlt – das ist nicht einfach. Schon in der Schule müssen Kinder immer mehr zu Alleskönnern werden. Nur ja keine schlechte Note in irgendeinem Fach. Ja keine Schwachstelle zeigen.Im Beruf geht das weiter, und Ellbogen sind immer noch wichtig. Facebook, Instagram, TikTok und YouTube produzieren Bilder von Schönheit und Perfektion, die unerreichbar sind.

Gleichzeitig erlebe ich in meiner Arbeit mit Jugendlichen, dass die Not größer wird, über die eigenen Schwächen, über Einsamkeit und Hilflosigkeit zu sprechen. Ich merke immer wieder: Erwachsene sollten offene Ohren für die Jugendliche haben. Einfach damit wir als Gesellschaft nicht unfähig werden, Schwäche, Einsamkeit und Hilflosigkeit wahrzunehmen.

Und das ist, denke ich, wieder sehr nah an Gottes Antwort an Mose dran. Er hat ja gesagt: andere sollen Dir tragen helfen, damit Du nicht alleine tragen musst. Es geht also bei Gott gar nicht darum, dass plötzlich alles, was schwer ist, verschwindet. Aber Gottes Geist sorgt dafür, dass andere mittragen.

Und das tolle ist: Schwächen zuzugeben bedeutet keine Niederlage. Wer die eigene Überforderung ausspricht, der öffnet die Tür für Gottes Geist. So wird aus Schwäche gemeinsame Stärke. Aus Einsamkeit Gemeinschaft und aus Hilflosigkeit wird Zupacken. Und mal ehrlich: wenn ich die Nachrichten schaue über Corona und Krieg in Europa – dann wünsche ich mir so einen Geist für die Menschen und zwischen den Menschen sehr.

Jetzt muss ich noch eines sagen: Es klingt vielleicht zu wunderbar, was ich hier beschreibe. Und Hilfe kommt trotzdem nicht automatisch nach dem Motto: Einfach sagen „ich kann nicht mehr“ und schwupps kommt der Heilige Geist und sorgt für Abhilfe. Das wäre schön. Die eigene Schwäche auszusprechen ist nicht die fertige Lösung - aber nötig, damit sich eine Tür auftut.

Aber ich glaube, dass Pfingsten ein gutes Datum ist, um an den Geist zu erinnern. Ein gutes Datum dafür ist, zur eigenen Schwäche zu stehen. Weil sie von Gott gesehen wird und danach hoffentlich auch von Menschen, mit denen man nicht rechnet.

Also: Nutzen Sie dieses Datum und sagen Sie es jemandem ehrlich, wenn es Ihnen einmal alles zu viel wird. Es besteht Grund zur Hoffnung, dass Ihre Worte dann auch von Gott gehört werden, der seinen Geist sendet, damit Ihnen beim Tragen geholfen wird.

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SWR4 Feiertagsgedanken

24MAI2021
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Es waren nicht mal fünfzig Prozent. Weniger als die Hälfte aller Befragten konnte in einer Umfrage vor ein paar Jahren sagen, was an Pfingsten eigentlich gefeiert wird. Gewundert hat mich das nicht, denn Pfingsten ist ein schwieriges Fest. Eines, in dem nicht Gefühligkeit im Mittelpunkt steht. Da gibt es keine rührende Geschichte wie an Weihnachten. Mit einem Baby, einer Krippe im Stall und mit Hirten auf dem Feld. Und auch um die ganz existentiellen Fragen nach Tod und Leben, so wie an Ostern, geht es hier nicht. Pfingsten ist anders. Bis hinein in die weltliche Deko. Es gibt kein pfingstliches Pendant zu Schokoweihnachtsmännern oder bunten Ostereiern. Pfingsten ist schwer zu fassen. So wie der Heilige Geist eben, um den sich an diesem Fest alles dreht.

Pfingsten, das ist aber auch eine Zeitangabe. Das Wort Pfingsten kommt vom griechischen pentecoste, das heißt fünfzig. Am fünfzigsten Tag nach Ostern, so erzählt es die Bibel, da sollen die Anhänger Jesu eben diesen Heiligen Geist erfahren haben. In Jerusalem, wo sie sich versammelt hatten, feierten die Menschen gerade ein wichtiges jüdisches Fest. Zahlreiche Gäste aus fremden Ländern waren aus diesem Anlass in der Stadt. In den Straßen tönte ein buntes Gewirr von unterschiedlichen Sprachen. Die Anhänger Jesu allerdings, die saßen zurückgezogen in einem Haus. Voller Sorge, dass man auch sie noch schnappen und anklagen könnte. So wie Jesus, ein paar Wochen zuvor. So jedenfalls erzählt es die Bibel. Doch dann wird es geradezu fantastisch. Eine Art Sturm habe es gegeben und den Anhängern Jesu seien plötzlich Lichter erschienen. Wie leuchtende Feuerzungen sollen sie ausgesehen haben, und auf jeden von ihnen heruntergekommen sein. Und dann hätten plötzlich alle in unverständlichen Sprachen durcheinandergeredet. Die Bibel erzählt das alles nur in wenigen knappen Sätzen.

Was auch immer damals geschehen sein mag. Die frühen Anhänger Jesu müssen schwer beeindruckt gewesen sein. Denn etwas, so viel scheint sicher, hat sie veranlasst ihre Angst zu überwinden, das Haus zu verlassen und der Welt nun von ihrem Glauben zu erzählen. An jenen Jesus aus Nazareth, der nicht tot ist, sondern lebt. Die biblischen Geschichten deuten es als den Heiligen Geist. Man kann ihn nicht sehen, nicht riechen, nicht anfassen und gerade das macht es so schwierig mit Pfingsten. Und doch spüren Menschen ihn, bis heute. In schweren Stunden, in beglückenden Begegnungen mit anderen, in Gedanken und Empfindungen. Es lohnt sich also, da nochmal hinzuschauen.

 

MUSIK

 

 „Komm Tröster, der die Herzen lenkt, du Beistand, den der Vater schenkt“, so heißt es in einem uralten Hymnus über den Heiligen Geist. Es sind Versuche, diesen Geist Gottes zu beschreiben. Ihn, der sich nicht fassen lässt, irgendwie zu begreifen. Als Tröster, wenn mir das Herz schwer wird. Als Beistand in düsteren Zeiten. Jesus selbst hat ihn damals seinen Freunden versprochen. Wenn ich von euch fortgehe, so soll er ihnen versichert haben, dann schicke ich euch meinen Geist. Der wird euch begleiten und bei euch sein. Und zwar immer und überall, auch dann noch, wenn ich schon längst bei Gott bin. Doch wie soll ich mir das vorstellen? Ist der Heilige Geist etwas, das plötzlich und völlig unerwartet von außen über mich kommt? Mich quasi überfällt und in Beschlag nimmt? So vielleicht, wie es die Freunde Jesu am Pfingsttag erlebt haben als sie anfingen in unverständlichen Worten zu reden? Ich bin skeptisch.

Eine Ahnung, was gemeint sein könnte, habe ich vor zwei Jahren bekommen. Da ist mein Vater unerwartet gestorben. Als Familie haben wir in diesen Tagen damals viel beieinandergesessen. Wir haben uns an ihn erinnert. Haben manche Tränen geweint und auch gelacht. Und immer wieder haben wir gesagt: Wenn er jetzt da wäre, dann hätte er sicher dies und das dazu gesagt. Physisch war mein Vater nicht mehr da – und doch war er uns damals ganz nah. Aber eben nicht als Geist, der irgendwie herumspukt und uns von außen in Beschlag nimmt. An sowas glaube ich nicht. Aber tief in uns drinnen haben wir seine Nähe gespürt, in unsern Gedanken und unseren Herzen. Eine Nähe, die mich auch heute noch mit ihm verbindet. Die mich tröstet, wenn ich ihn vermisse. Mich stärkt, wenn ich mir seinen Rat gewünscht hätte. Mich leise schmunzeln lässt, wenn ich an der Art, wie ich rede oder mich bewege, auch ein wenig von ihm wiederentdecke.

Ich bin mir sicher, dass es den engsten Freunden Jesu damals zunächst kaum anders erging. Doch dieser Jesus, das wird ihnen dann immer klarer, war mehr als ein Freund, ein Lehrer, ein Weggefährte. „Gab es da nicht diese besonders innige Verbindung zwischen ihm und Gott? Haben wir Gottes Gegenwart, Gottes Geist, nicht selbst gespürt, wenn wir mit ihm unterwegs waren? Und spüren wir ihn nicht auch jetzt wieder, obwohl er, Jesus, nicht mehr da ist? So wie er gesagt hat: Ich schicke euch meinen Geist, wenn ich gehe?“ Die Jünger und Jüngerinnen spüren wohl, dass es dieser Geist Jesu ist, der ihnen nun neuen Mut macht. Sie schließlich aufbrechen und allen davon erzählen lässt.

In einem Vers des uralten Hymnus heißt es: „Entflamme Sinne und Gemüt, dass Liebe unser Herz durchglüht, und unser schwaches Fleisch und Blut in deiner Kraft das Gute tut.“ Wo Menschen wieder aufgerichtet und getröstet werden und wo Liebe geschieht, ich glaube, da kann man ihn tatsächlich spüren, auch heute. Gottes guten Geist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33216
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