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SWR1 Begegnungen

Wolf-DieterSteinmann,evang.Kirche,trifft Pfrin. Ilka Sobottke, begegnungen > Sobottke_Ilka.jpg
Initiatorin der „Meile der Religionen" in Mannheim

Die „Mutter" der Meile
Ilka Sobottke ist stolz auf die „Meile der Religionen". Vor 10 Tagen haben sie getafelt, 5-6000 Menschen, bei der 3. Meile seit 2007. Unter freien Himmel in der Mannheimer Innenstadt.Sogar das Wetter hat mitgespielt. Erst als die Leckereien gegessen und viele Gespräche geführt waren, hat es aus Kübeln gegossen. Eine lange Tafel aus fast 100 Tischen unter freiem Himmel zwischen der evangelischen Citykirche und der Synagoge in Mannheim. Sie verband jüdische, muslimische und christliche Menschen aus vielen Gemeinden. Ein friedliches Fest in bestem Geist.

Der jüdische Kantor hat dabei das Brot gesegnet und daraufhin hat sich an den Tischen ein reges Miteinander entfaltet. Dann ging das über Stunden hinweg. Es war für viele - glaube ich - auch eine Erstbegegnung und insofern war es sehr spannend.

Dass Juden Christen und Muslime einander so begegnen ist nicht leicht bei der schwierigen Geschichte, die sie haben. Aber es ist an der Zeit, findet Ilka Sobottke, die evangelische Pfarrerin an der Citykirche Konkordien, eine der „Mütter" der Meile.

Ich glaube, dass Christen Juden und Muslime in Deutschland und weltweit in einem Boot sitzen.

Evangelische, Katholiken, Orthodoxe, christliche Migranten. Verschiedene Muslime. Die jüdische Gemeinde mit Zuwachs aus Russland: Bei uns ist die religiöse Vielfalt ganz schön groß. Wie leben wir mit anderen? Nebeneinander? Jeder gegen jeden als Konkurrenten um die Wahrheit? Ilka Sobottke möchte, dass man die Vielfalt sieht und das Miteinander. Wie bei der „Meile der Religionen".

Was wir am besten können, sind Feste organisieren. Das sind auch die Leute, die es dann hinterher tragen, im eigentlichen Sinne. Das sind die Leute, die auch erzählen können von der Arbeit in den Gemeinden und die dann auch im Gespräch sind mit den anderen.fotos > Meile der Religionen.jpg

5-6000 Menschen sind sich da begegnet. Schön war es. Ilka Sobottke macht energisch klar, wie die Religionen grundsätzlich zu einander stehen.

Wir Menschen kommen aus Gott und wir gehen zu Gott. Das ist Ziel. Und Gott verstehen wir auf unterschiedliche Weisen. Wir sind manchmal gemeinsam und manchmal nebeneinander auf unterschiedlichen Wegen auf dieser Suche.

Ich sehe ich das auch so, habe aber wenig Kontakt zu Muslimen oder Juden. Oft ist das interreligiöse Gespräch Sache von Experten. Anders ist besser.

Das ist natürlich bei der Meile der Religionen auch so, dass auf einmal nicht mehr nur die Leute miteinander reden, die Pfarrer und Pfarrerinnen und Rabbiner und Wichtigen, sondern dass tatsächlich die Gläubigen aus den Gemeinden einander begegnen.

Ilka Sobottke wirbt, dass Religionen miteinander gehen, weil sie als „Lebensmodell" auf dem Prüfstand stehen.

Ich glaube tatsächlich, dass die Anfragen an die Religionen so stark werden, dass wir nur gemeinsam deutlich machen können, was der Sinn von Religion ist. Nämlich; sich von der Bezogenheit immer nur auf sich selbst hin zu entwickeln zu einer Bezogenheit auf die anderen und eigentlich auf den Grund des Seins.

Beziehung machen das Leben, zu Menschen und Gott. Da sind sich die Religionen einig. Aber wie leben, wenn jede Bombe, die hochgeht, den muslimischen Nachbarn Misstrauen einbringt? Und auch Juden und wir Christen gelten oft mehr als Streithähne als Friedensstifter. Dagegen haben sie das Forum der Religionen gegründet.

Dann gab es einen großen Krach und dann haben wir gesagt: ‚Wir müssen uns einfach regelmäßig treffen, sodass wir die Chance haben, immer wenn etwas Schwieriges auf den Tisch kommt, wirklich direkt miteinander zu reden und nicht wieder in diese Mechanismen zu kippen, dass man übereinander redet.

Aber es gibt noch Hindernisse: Antisemitismus bei manchen Muslimen. Und Christen können religiös „überheblich" sein.

Es ist tatsächlich noch so, dass immer noch ganz viele Leute nicht davon ausgehen, dass es eine Berechtigung hat, dass Muslime Muhammed für einen Offenbarungsträger halten.

Dabei ist unser Glaube tolerant: Man kann froh sein, dass man glauben kann. Dass ich es kann, ist von Gott geschenkt. Da kann ich doch dem anderen den Glauben, der ihm geschenkt ist, nicht runter machen. Wo sie doch oft ähnlich sind.

‚Gott ist in dieser Zuwendung zur Welt - auch im Menschen-  erfahrbar.' Das können Muslime auch. Dann stellen wir fest, dass wir sehr sehr nah sind mit vielen Dingen, um dann auch wieder zu sehen, wie unterschiedlich sich das formuliert.

Interreligiöse Begegnung im Geist Jesu
Diese Frau hat Feuer, Spirit. Ilka Sobottke verkörpert für mich, was Christen an Pfingsten feiern. Dass man begeistert sein kann, aus Glauben. Ihre Mission: Juden Christen und Muslime sollen sich nicht nur tolerieren, sondern Wert schätzen: Wie eine große Ökumene.

Der Auftrag ist, dass wir erzählen von dem Gott, von dem wir die Kraft und das Vertrauen bekommen, dass wir die Welt gestalten können und dass die Religionen für den Frieden in der Welt einstehen.

Dazu muss man friedensfähig sein. Nicht denken: „Ich habe die Wahrheit, der andere nicht." Ilka Sobottke wünscht, dass wir uns gemeinsam als Gott-Suchende verstehen.

Keiner kann von uns von oben auf Gott gucken, und das führt dazu, zu erkennen, dass es Gott bestimmt möglich ist, dass er in verschiedenen Religionen Heilswege eröffnet. Dann höre ich auf damit, zu sagen, das konkurriert, sondern ich weiß, dass Menschen sich auf unterschiedliche Weisen auf den Weg zu Gott machen.

Ein ‚wahres' Vorbild ist Jesus. In der Bibel wird erzählt: Am Anfang hat er sich nur Juden zugewandt. Bis eine Ausländerin ihn verändern und er seine Grenze überschreiten konnte.

Das ist schon was, dass wir uns verlassen auf jemanden, der selber etwas lernen kann und der den Blick weitet. Das ist es, was der interreligiöse Diskurs immer und immer wieder uns aufgibt.

Das Ziel ist keine „Einheitsreligion". Vielfalt bereichert. Aber einen Traum für Mannheim hat sie.

Die Tatsache, dass das sich so einbürgert in dieser Stadt, das ist schon was, was ganz schön viel ist. Für mich eine von den ganz wichtigen Fragen: Wenn wir davor keine Angst mehr haben, dass wir das Läuten der Glocken und den Ruf des Muezzin gemeinsam hören.

Möchte ich das? Muezzin neben Glocken. - Und areligiöse Menschen - mögen sie so viel Religion tolerieren? Gut fände ich es. Fast ein Wunder. Aber das verspricht ja Pfingsten: ‚Es wird möglich, was man sich nicht vorstellen konnte, weil Gottes Geist Menschen bewegt.'

Ich weiß, der andere nebenan lebt mit einer anderen Wahrheit und gemeinsam wissen wir doch, dass wir ein Ziel haben, nämlich das Leben aus einem Gott, der der Welt Frieden schenken will und sich in Liebe ihr zugewendet hat. Das ist dann, denke ich, eine andere Erfahrung, die man mit Religion macht.

Ilka Sobottke hofft, dass ein neues Miteinander der Religionen auch deren Image bessert. Sie tun dem Gemeinwesen ja gut: Sind da für Arme, fördern Integration und geben Lebenssinn gegen Entwurzelung.

Und wenn Sie und ich das friedliche Potential unserer Religionen auch leben wollen? Zwei Ratschläge hat sie: Interesse am Leben der anderen haben und den „spirit", Religion offen zu leben.

‚Nun seid ihr hier, und es macht Sinn, dass man Euch wahrnimmt und sieht in der Öffentlichkeit."

Man muss nicht immer gleich theologisch wichtige Gespräche führen, man kann sich gegenseitig erzählen lassen: Was bedeutet für Euch Trauung, was macht ihr, wenn ein Kind geboren wird und sich gegenseitig einzuladen, immer wieder miteinander essen, ist, glaube ich , sowieso das Wichtigste.

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SWR3 Gedanken

Da stehen ein Dutzend Leute in der Kirche herum und reden in einer merkwürdigen Sprache, die keiner versteht. Ich hoffe, Sie denken jetzt nicht - „Na ja, wie immer halt!". Das wäre wirklich schade! Was ich meine ist die Geschichte von Pfingsten vor etwa 2000 Jahren.
Also: Da stehen ein Dutzend Männer herum und reden in allen möglichen Sprachen, die erst mal niemand der Einheimischen versteht. Diese Männer gehören doch alle zum selben Volk. Sind sie betrunken? Aber dann hören die Leute genauer hin und auf einmal fangen sie an, zu verstehen. „Hey, der redet ja in meiner Sprache. Der erzählt von Gott, wie ich es verstehen kann!" Ein wahres Wunder! Was war passiert? Jesus war nach seiner Auferstehung dann schließlich für immer „in den Himmel aufgefahren", wie es heißt. Die ersten Christinnen und Christen waren auf sich gestellt. Sie konnten ihn nicht mehr fragen. Wie lebte man in Jesu Sinne weiter? Was sollte geschehen? Wie konnten sie so von Jesus und von Gott sprechen, dass die Menschen dieselbe Begeisterung spüren konnten, wie sie selbst? Wenn das mit Jesus nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken sollte, dann brauchten sie Hilfe. Dringend. Und Gott verstand. Es heißt in der Bibel: Es geschah ein Brausen vom Himmel und sie wurden erfüllt vom Heiligen Geist... und sie predigten in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab zu sprechen." Und auf einmal verstehen Menschen. Auf einmal verstehen Menschen Gottes Wort. Auf einmal können sie damit etwas für ihr Leben anfangen.
Heute ist Pfingsten ich bin sicher, die Kirchentüren stehen landauf landab weit genug offen, dass die, die Lust haben auf Gottes Wort hinein finden...hoffentlich auch der Geist!

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SWR2 Wort zum Tag

Am Sonntag ist Pfingsten, und wieder stellt sich die Frage nach dem Heiligen Geist. Was würde der Evangelist Lukas, der erzählt hat, wie der Heilige Geist in Feuerzungen auf Maria und die Apostel herabgekommen ist, was würde der heute schreiben? Bestimmt würde er bekräftigen, dass der Heilige Geist auch heute da ist. Nicht als Wunderwaffe, sondern als ständiger Appell an uns, wo wir denken und entscheiden. Das ist nämlich einer der Grundgedanken des biblischen Glaubens an den Heiligen Geist. Gott ist da, auch nach dem Tod und der Himmelfahrt Jesu.
Mich hat vor ein paar Tagen ein Pfingstbild aus dem 17. Jahrhundert auf eine Spur gebracht. Es ist eine Ikone, ein liturgisches Bild aus der Ostkirche, und zeigt eben jene Geschichte von den Aposteln und den Feuerzungen, die Lukas erzählt. Da sitzen sie, die Apostel an Pfingsten, und mitten unter ihnen einer, der gar nicht dabei war: Paulus kam erst eine Weile später dazu, nachdem er zunächst die ersten Christen blutig verfolgt hatte. Paulus hat außerdem heftige Konflikte in Gang gebracht. Er war, etwas plakativ gesagt, der Neuerer in der frühen Kirche und hat sich mit dem Chefapostel Petrus heftig gestritten. Mir sagt dieses Bild: Der Heilige Geist war nicht nur beim allerersten Pfingstfest wirksam, bei denen, die unmittelbar dieses Pfingstfest erlebt haben. Das macht mir Hoffnung für uns heute. Und: er hat die unterschiedlichsten Leute inspiriert. So wie Petrus und Paulus da gemeinsam unter dem Feuer des Heiligen Geistes sitzen, heißt das doch: auch Verschiedenheit in wichtigen Fragen, auch Auseinandersetzung und Ringen sind vom Heiligen Geist inspiriert. Wenn, ja wenn alle, die da streiten, ihren gemeinsamen Bezugspunkt nicht vergessen. Der Künstler des alten Pfingstbildes hat in der Mitte einen Platz leer gelassen - leer gelassen ganz offensichtlich für Jesus. Wenn ich die Geschichte des Lukas und diese alte Pfingstikone zusammen sehe, kann das bedeuten: Im Heiligen Geist appelliert Gott beständig an unsere besten Kräfte, die Kräfte zum Denken, Gestalten, Streiten und Versöhnen. Der Heilige Geist bewegt dazu, in Fragen des Glaubens und der Wahrheit nicht aufzugeben, sondern zu ringen, Neues zu denken und zu versuchen. Und sich dabei zusammenbinden zu lassen von dem leeren Platz in der Mitte. Vielleicht ist es gerade der Heilige Geist, den die Kirchen heute unserer Gesellschaft schulden: der lange Atem in kontroversen Fragen, der aus dem Glauben an einen lebendigen Gott kommt.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Für die Juden in aller Welt ist heute ein hoher Feiertag: Schawuot - das „Wochenfest".Sieben Wochen sind vergangen seit Pessach. Da hatte man sich erinnert an die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei Ägyptens. Heute gedenken die Juden der Ereignisse in der Wüste, als Gott seinen Bund mit Israel schloss und Mose auf dem Berg Sinai die Tora empfing.

Pessach und Schawuot sind die Vorbilder für Ostern und Pfingsten. Denn Tod und Auferstehung Jesu ereigneten sich anlässlich des Pessachfestes. 50 Tage danach, an Schawuot, kam der Heilige Geist auf die Jünger herab. So erzählt es der Evangelist Lukas in seiner Apostelgeschichte. Bis dahin hatten sich die Anhänger Jesu in Jerusalem versteckt gehalten. Jetzt aber, erfüllt vom Geist Gottes, verkündeten sie mutig Jesus, den Gekreuzigten, als den Messias Israels. Und ihre Predigten hatten Erfolg. In Jerusalem

entstand die Urgemeinde des Christentums. So wurde aus dem jüdischen Schawuot das Pfingstfest der Christen, sozusagen der Geburtstag der Kirche.

Für die ersten Anhänger Jesu waren das keine Gegensätze. Petrus und die anderen Jüngerinnen und Jünger hatten ja nicht die Religion gewechselt. Die Apostelgeschichte berichtet, dass sie „Tag für Tag einmütig im Tempel verharrten." (Apg 2,46)

Was sie von ihren Glaubensbrüdern und -schwestern unterschied, war die Überzeugung: Gott hat Jesus von Nazaret auferweckt und ihn somit als Messias bestätigt.

Erst als diese Botschaft die Grenzen Israels sprengte und auch Nichtjuden der Gemeinschaft Jesu beitraten, da begann die Trennung von Juden und Christen. Ein schmerzlicher Prozess.

Schawuot und Pfingsten erinnern Christen an ihre jüdischen Wurzeln. Genau das wurde immer wieder vergessen, verdrängt oder verleugnet - mit all den schrecklichen Konequenzen, die wir aus der Geschichte kennen. Dabei hatte schon Paulus den nicht aus dem Judentum kommenden Christen ins Stammbuch geschrieben: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich." (Röm 11,18)

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Man stelle sich folgendes vor: Jesus ist jetzt 50 Tage tot . Seine Jüngerinnen und Jünger sind in Jerusalem versammelt, und sie wissen nicht, wie es mit ihnen weiter gehen soll. Plötzlich werden sie überrascht. Die Bibel schildert das in einprägsamen Bildern (Apostelgeschichte 2,1-11): Es stürmt in ihr Haus hinein. Feuerzungen verteilen sich über ihnen. Sie verlassen das Haus und gehen raus aus ihrem Versteck an die Öffentlichkeit.
Zum jährlichen Pfingstfest waren Leute aus verschiedenen Gegenden mit unterschiedlichen Sprachen nach Jerusalem gekommen. Auf einmal kann jeder in seiner Muttersprache verstehen, was die Anhänger Jesu mitteilen wollen.
Was ist da passiert? Was können wir uns darunter vorstellen? –
Es stürmt. Darunter verstehe ich: Ich werde mitgerissen. Ich lasse mich anstecken, etwas Neues anzufangen. Viele wichtigen Dinge im Leben sind ein Wagnis und sie sind turbulent: in den menschlichen Beziehungen, wenn es um Liebe geht, bei beruflichen Entscheidungen, wenn ich mich auf Gott einlasse. Wo Gott ist, da ist Feuer unter dem Dach.
Die Feuerzungen könnten bedeuten: Ich brenne darauf, etwas zu tun. Ich bin mit ganzem Herzen dabei. Mir geht ein Licht auf. Ich kapiere etwas – von mir, von einem anderen, von Gott.
Und so kann jeder in seiner Muttersprache, in einer Sprache des Herzens verstehen, worum es da geht. Ich denke an unsere Gottesdienste am Sonntag. Da sind Junge und Alte, Frauen und Männer, Einheimische und Fremde, Weiße und Dunkelhäutige – Menschen, die einander eher selten begegnet wären. Der Gottesdienst führt sie zusammen. Der Glaube eint sie, trotz aller Verschiedenheit. Sie beten, singen, feiern. Hier ist keiner alleine. Mich fasziniert das und lässt mich ahnen, was sich am ersten Pfingsttag abgespielt haben könnte.
Mit dem Verstand stoßen wir hier an Grenzen. Mir erscheint es daher wichtiger, Gottes Geist in seiner bewegenden Kraft, also emotional zu spüren, zu empfinden, zu erleben, als darüber zu spekulieren.
Morgen ist Pfingsten. Pfingsten lädt mich ein, mich immer und immer wieder mit Jesus zu beschäftigen, seinen Geist zu entdecken: Als die Stimme, mit der Gott zu mir spricht. Als das Gesicht, mit dem Gott mich anschaut. Wenn ich frage, wer Gott für mich ist – dann schaue ich auf Jesus, spüre ihm und seinem Geist in den Evangelien nach. Und ich versuche den Weg zu gehen, den er mir auftut. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1359
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SWR3 Gedanken

31MAI2020
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Ich fände ja einen Universalübersetzer total praktisch. Den gibt es in Science-Fiction-Filmen. So können sich alle miteinander verständigen, auch wenn sie von fernen Planeten kommen.

Die Bibel erzählt von was Ähnlichem: An Pfingsten haben nämlich die Jünger Jesu zu allen Menschen in Jerusalem sprechen können und alle haben sie in ihrer eigenen Sprache verstanden. Sehr praktisch.

Hätte ich auch gerne vor zwei Jahren in Barcelona gehabt. Ich kann nämlich kein Spanisch. Mehr als „Olá“ und „Gracias“ ist von mir da nicht zu erwarten.

Und dann habe ich doch so was Ähnliches wie ein Pfingsterlebnis gehabt: Wir kamen nämlich zur „Sagrada Familia“, diesem irrsinnigen Kirchenbauprojekt von Antonio Gaudi. Seit fast hundert Jahren wird an dieser besonderen Kirche gebaut. An der Kirchenfassade kann man die Geschichte Jesu anschauen. Gaudi hat sie dort in Stein gemeißelt. Und davor standen also Hunderte Menschen aus allen Erdteilen vor der Kirche und haben lange, lange geschaut und manchmal haben sie gerätselt, was sie da wohl sehen.

Zentral – über dem Hauptportal – ist die Geburt Jesu zu sehen. Gaudi hat dazu sogar eine Art Weihnachtsbaum platziert. So konnten viele – auch aus anderen Kulturen – verstehen, dass diese Geburt Jesu was mit Weihnachten zu tun hat.

Ok, die „Sagrade Familia“ ist kein Universalübersetzer, aber es hat mir gezeigt, dass es eben andere Arten gibt, wie man sich verständigen kann, wie man einander verstehen kann. Es geht auch über Bilder. Und es geht vor allem dadurch, dass man versucht, sich in die andern hineinzuversetzen und auch mal ein Rätsel zu lösen. Vielleicht war das ja auch der Clou beim Pfingstfest in Jerusalem: Die Jünger konnten sich so gut in die anderen hineinversetzen, dass sie einander verstanden haben. So wie jener Kellner in Barcelona. Der war auch so ein Universalübersetzer: Ohne Worte hat er verstanden, dass ich was zu Trinken brauche.

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SWR2 Zum Feiertag

Herzlichen Dank, Frau Beilschmidt, dass sie sich Zeit nehmen für unser Gespräch, heute am Pfingstmontag. Pfingsten gehört neben Ostern und Weihnachten zu den höchsten christlichen Feiertagen, deshalb wird es zwei Tage lang gefeiert und alle in unserem Land haben heute einen zusätzlichen freien Tag. Frau Beilschmidt, was verbinden sie persönlich mit Pfingsten? 

Pfingsten ist ja nicht gerade ein einfacher Feiertag und auch mir erschließt er sich nicht sofort. Aber das ist auch irgendwie schade; denn eigentlich ist es ja ein sehr wichtiger Feiertag. An Pfingsten ist die Herabsendung des Heiligen Geistes. Das ist die befreiende Kraft, die auf uns herabgelassen wird, und gleichzeitig werden Differenzen überschritten. Also es gibt an Pfingsten sozusagen, inmitten dieses Stimmengewirrs eine Einheit in der Vielfalt, und da werden aber die Unterschiede nicht gleich gemacht, sondern eben diese Vielfalt gefeiert und das ist das, was ich eben auch mit Pfingsten verbinde. 

Also, so wird es ja in der Apostelgeschichte erzählt, im 2. Kapitel, dass die Menschen aus unterschiedlichen Regionen und Sprachen, dass die sich auf einmal verstehen. Aber sie meinen,  die behalten die Sprachen und es findet trotzdem eine Verständigung statt.  

Ja genau, nicht eine Gleichmachung, was man oft , wenn man das jetzt sofort  auf die politische Ebene stellt, was ja oft so verstanden wird unter Assimilation, das Verschiedenheit eben eingeebnet wird,  sondern dass ein Verständnis stattfindet trotz der Unterschiede oder vielleicht auch gerade eben wegen der Unterschiede. Dass wir diese Vielfalt eben auch feiern.

Ich würde gern noch ein bisschen persönlich bei ihnen nachfragen:  Wenn sie das Wort Geist hören, Heiliger Geist, Gottes Geist, woran denken sie dann? 

Ja, es ist im Grunde auch wieder wie Pfingsten, nicht so einfach. Heiliger Geist, das ist so ein Mysterium, man weiß nicht so richtig,  was das  ist. Man sagt ja auch: Der Heilige Geist ist einfach da oder eben nicht da. Ich verstehe das so, der Heilige Geist, wenn man auch sagt da ist jemand beseelt, ja es ist eine Kraft die uns gegeben wird, die uns eben auch stärkt und tröstet, uns aber auch Mut macht, Neues anzugehen, Veränderungen anzustoßen. 

Und haben sie diese Kraft schon mal erlebt? Es ist ja immer interessant, wenn man diese großen Themen Geist und Geist-Sendung, wenn man die persönlich an sich bindet und überlegt ja, hab' ich da selber schon eine Erfahrung damit gemacht. Also kennen sie Anhaltspunkte oder sind sie da eher skeptisch? 

Jetzt leider so im System Kirche muss ich sagen, dass ich finde, dass der Heilige Geist ja wenig deutlich wird oder nur ganz selten und wenn, dann natürlich, dann durch Menschen und zwar durch Menschen mit Charisma. Und da ist eben so, dass ich denke, das sind Menschen die beseelt sind, vielleicht auch vom heiligen Geist, die sich von dieser Kraft leiten lassen, die diese Kraft spüren und die sich ermutigen lassen, auch neue Wege zu gehen. Und auch Abseits vielleicht von dem, was von ihnen erwartet wird. 

Dem Geist Gottes werden ja - in der Tradition der Kirche der Kirche hat sich das so entwickelt -  7 Geistesgaben zugeschrieben. Im griechischen heißen sie Charismen und wenn wir da jetzt den Anknüpfungspunkt an uns Menschen suchen, dann wäre das ja, also wo Menschen auftauchen die auch so ein Charisma haben, so eine besondere Begabung. Frau Beilschmidt, Sie arbeiten als Referentin bei der Akademie des Bistums Hildesheim, in Goslar und dort sind ihre Schwerpunktbereiche gesellschaftliche Vielfalt und der interreligiöse Dialog. Mit welchen Themen, konkret, beschäftigen Sie sich denn? 

Ich bin der Auffassung, dass Kirche und dann eben auch ganz konkret eine katholische Akademie gesellschaftliche Veränderungen begleitet und eben aber auch gestalten soll. Und ein Thema, mit dem ich mich viel beschäftige, ist eben auch der christlich islamische Dialog. Und da haben wir vor ein paar Jahren zusammen mit den Universitäten Hildesheim, Osnabrück und dem Bistum Hildesheim Studientage initiiert. Da kommen junge Menschen, junge Studierende der Theologie zusammen, für ein paar Tage. Und wir haben ganz bewusst uns entschieden, dass wir viel Raum für Begegnungen eben lassen. 

Und da sind Christen und Muslime beieinander bei dem Studientag oder nur katholische Theologiestudenten? 

Da sind Studierende der katholischen, der evangelischen und der islamischen Theologie. Und es ist einfach so, dass diese Studierenden sagen, dass sie zum ersten Mal auch die Möglichkeit hatten, sich auszutauschen und auch Fragen zu stellen. Und dann eben auch zu merken, dass die Begegnung einfach viel Verständnis ermöglicht. Oft wird ja übereinander geredet, und das ist auch bei den Studierenden eben so, selbst die, die Theologie studieren, die sagen, wir haben nicht die Möglichkeit einander kennenzulernen und Fragen zu stellen, und das ist eben auch das was ich verstehe unter Dialog, das wir einander begegnen. Dass wir nicht nur auf einer Metaebene theoretisieren, sondern dass wir den Menschen sehen und auch sehen wo Gemeinsamkeiten sind. Also nicht schlecht machen, sondern irgendwie auch positiv sehen. 

Wie soll denn sonst Gottes Geist wirken, wenn Menschen nicht miteinander sprechen? Wenn sie sich nicht begegnen? Wenn sie nicht erleben wie der andere denkt und feiert und sein Leben gestaltet? Im Zusammenhang mit Gottes Geist sprechen die biblischen Texte ja eigentlich eine klare Sprache. Da ist von Visionen die Rede, dass die Menschen, die mit Gottes Geist in Berührung kommen, dass die Träume haben, dass dabei etwas in Bewegung kommt und das Neues entsteht. Wir beide haben natürlich Interesse daran, dass Gottes Geist, der an Pfingsten gefeiert wird, dass der auch in der Kirche wirkt. Was erwarten sie von einer Kirche die das für sich in Anspruch nimmt, dass Gottes Geist in ihr wirkt? 

Ich erwarte von einer Kirche, dass sie auch wirklich Raum gibt für den Heiligen Geist. Dass sie Räume öffnet, auf Befreiung setzt, statt auf Enge. Dass sie Menschen ermächtigt, statt nur auf Normen oder auf Regeln zu setzen. Dass sie an den Menschen glaubt und dass sie sich einmischt. Dass sie eine klare moralische Stimme ist in unserer Gesellschaft, die sich äußert. 

Wo soll sie sich einmischen? Wo müsste sie denn klarer moralisch sprechen, die Kirche? 

Politische Debatten, wo es um Ausgrenzung geht, wo Menschen diskreditiert und diskriminiert werden, vielmehr ganz konkret die Debatten in Deutschland, die ja noch immer polemischer wurden. Sind wir eine vielfältige Gesellschaft, sind wir eine offene Gesellschaft oder sind wir eine Gesellschaft, die ausgrenzt und Menschen, die anders sind - aber was ist schon anders - ausgrenzt? Und dass da die Kirche eben sagt: Wir sind auch eine Kirche der Migration. Und das muss man ja auch sagen, die Schriften schon, die Theologie sagt ja, Migration ist unser Fundament, Migration ist Normalität, Vielfalt ist Normalität.  Wir möchten, dass eben das auch Raum hat  und nicht das alles vereinheitlicht wird. Und auch, wir möchten dass der Mensch im Zentrum steht. 

Ich habe noch eine abschließende Frage an sie, Frau Beilschmidt: Was möchten sie den Menschen, die heute unserer Sendung zuhören, heute an Pfingsten mit auf den Weg geben? 

Pfingsten sagt ja auch im Grunde: Spürt die Kraft des Lebens und spürt die Kraft der Befreiung. Und das sollten wir uns, glaube ich, immer wieder vor Augen führen, dass der Heilige Geist uns ermutigt, etwas zu tun und etwas zu verändern. Und auch, dass wir diese Kraft und diese Möglichkeit in uns haben. Also nicht nur, dass wir aufgerufen werden, etwas zu tun. Ihr müsst etwas tun, sondern, nein, wir sind dazu auch befähigt. Und dass wir dieser Stimme im Grunde auch folgen, dass wir diese Kraft des Lebens erspüren und in uns Raum geben und dass wir Veränderungen anstoßen, Veränderungen begleiten, dass wir aufhören still zu stehen.  

Da steckt doch ein gerüttelt Maß an Hoffnung dahinter. Vielen Dank, dass sie sich Zeit genommen haben für unser Gespräch, heute Morgen. Ich geb' die Hoffnung auch nicht auf. Frohe Pfingsten!  

Danke.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

08JUN2019
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Petrus sitzt mit seinen Freunden beisammen. Ziemlich ratlos und enttäuscht müssen sie gewesen sein. Wie sollen sie nur weitermachen?

Mit Jesus waren sie unterwegs, haben ihn begleitet, ihm zugehört, mit ihm gegessen und gefeiert. Sie sind bei ihm geblieben, auch als es schwierig wurde, sogar bei seinem Tod am Kreuz. Und sie haben erlebt, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist. Sie haben erfahren: Jesus ist auch weiterhin bei uns. Gott hat ihn auferweckt.

Und trotzdem wissen sie nicht, wie es weiter gehen soll. Wer soll ihnen diese Geschichte glauben? Ist das überhaupt zu glauben?

Werden sie als verrückt abgestempelt oder müssen sie jetzt auch um ihr Leben bangen?

So sitzen sie beisammen. Hinter verschlossenen Türen und Fenstern. Ohne Mut und Zutrauen. Ängstlich und kleingläubig.

Und dann, so erzählt die Bibel, war da dieses Pfingstfest:

„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren… Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden (Apg 2,2.4).“

Pfingsten. Ein Fest, das alles durcheinander wirbelt. Ja, ein regelrechtes Wunder: Die Jünger lassen sich nicht mehr von ihrer Trauer und Mutlosigkeit niederdrücken und einengen. Sie reißen Türen und Fenster auf und brechen auf. Gehen nach draußen und erzählen, was sie erlebt haben.

Sie spüren: Die Sache Jesu ist nicht vorbei. Sie hat gerade erst angefangen. Die Jünger müssen reden von dem, was sie begeistert und belebt.

An dieses wunderbare Ereignis erinnert das Pfingstfest, das wir morgen und übermorgen in den Kirchen feiern. Ich höre diese Erzählungen der Bibel gerne.  Sie ermutigen und holen mich aus so mancher Ratlosigkeit und Resignation heraus.

Von diesem Geist Gottes möchte ich mich erfüllen und durcheinander wirbeln lassen. So wie die Jünger. Und dann gerne entdecken, welche Türen sich auftun.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Eine kurze Arbeitswoche beginnt, nur vier Tage. Weil gestern die meisten frei hatten. Weshalb eigentlich? Wegen Pfingsten. Wir Christen glauben, dass Gott nach der Auferweckung seines Sohnes Jesus vom Tod den Geist geschickt hat, damit wir Menschen nicht allein zurück bleiben. Dieser Geist hat es in sich; er schenkt denen, die darauf vertrauen, seine sieben Gaben: es sind die Gaben der Weisheit, der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis, der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht. Ein ganzes Paket!

Bei den ersten fünf Gaben denke ich sofort, das kann ich brauchen. Aber Frömmigkeit und Gottesfurcht? Furcht ist sowieso erstmal kein gutes Gefühl. Ich fürchte mich vor schweren Krankheiten und vor großen Hunden – soll ich mich auch vor Gott fürchten?

Nein.  Gottesfurcht ist mehr mit Ehrfurcht zu vergleichen:  die Hochachtung vor der Größe Gottes. Ich spüre das, wenn ich im Dunklen in den klaren Sternenhimmel schaue und mir vorstelle, dass Gott das alles ins Rollen gebracht hat: das Universum, den Himmel, die Erde, alles, was ist. Das ist doch Staunens-wert.

Und ich fühle mich dann ergriffen und klein und trotzdem dem Großen nah.

Ehrfürchtig.

Aus der Ehrfurcht kann die Hinwendung zum Schöpfer wachsen, die Frömmigkeit. Fromm sind zum Beispiel die, in deren Gedanken und Sprache Gott auftaucht.

„Gott sei Dank, die Kinder sind wohlbehalten zuhause“.

 „um Himmels willen…nimmt denn der Krieg kein Ende?“

„Grüß Gott“ ist auch ein schöner Gruß in aller Herrgottsfrühe oder „a dieu“, wie in Frankreich. Fromm heißt, glaube ich, dass ich in meinem Leben Platz lasse für Gott.

Wer Gottes Geist geschenkt bekommt mit seinen sieben Gaben, der braucht erstmal zwei freie Tage, um die Geschenke auch auszupacken und zu würdigen. Pfingstsonntag und Pfingstmontag. Und  wer es nicht so hat mit dem Geist Gottes, der hatte  halt noch den Montag einfach so frei – das ist auch schön.


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SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

„Können Sie nicht mal im Radio sagen, was an Pfingsten eigentlich passiert ist. Und zwar heiter kurz und knackig“. Das hat mir eine Hörerin von SWR4 bei einer Veranstaltung als Aufgabe mitgegeben. Und einen Grund hat sie auch noch gesagt, warum ihr das am Herzen liegt: „Das müssen Sie mal richtig stellen, weil im Fernsehen habe ich gesehen, wie einer gesagt hat, an Pfingsten da hätte Jesus geheiratet. Das stimmt doch nicht.“

In der Tat, da hat die Hörerin recht.
Also, ich versuche es. Vielleicht krieg ich es nicht ganz kurz hin, aber ich hoffe, heiter und knackig. Ich will jedenfalls, dass Sie Lust kriegen, Pfingsten als schönes Fest mit zu feiern. Bei dem Sie merken, da habe ich auch was davon. Es geht um mich. Ich habe Grund zu feiern: Wieso?

Eigentlich sagt man doch: ‚Pfingsten, da kommt der Heilige Geist über die Freunde und Freundinnen Jesu. Da hat die Kirche Geburtstag.‘ Das gehen Weihnachten und Ostern einem doch näher.

Aber dann hat mir der Apostel Paulus auf die Sprünge geholfen.
Der zeigt, was dieser Heilige Geist an Pfingsten mit mir macht. Und vielleicht auch mit Ihnen. Paulus schreibt an Christen in Korinth:

Es gibt verschiedene Gaben, -also Talente- aber es ist immer derselbe Geist. Das Wirken des Geistes Gottes zeigt sich bei jedem, aber auf eine andere Weise.
Aber es geht immer um den Nutzen für alle.

Also: Jeder und jede ist ein Talent. Von Gottes Gnaden. Jeder und jede hat etwas mitgekriegt, was anderen nützen kann. Pfingsten ist unser „Talentefest“, da können wir feiern, dass wir begabt sind. So verstehe ich das.

Und wenn ich das im Lauf des Lebens vergessen habe oder unter Alltagsstaub vergraben, an Pfingsten kann ich meine Begabungen wieder entdecken. Und stolz darauf sein. Auf die Talente an mir und bei den anderen.
Wie gesagt Paulus hat mir das klar gemacht. An Pfingsten geht es um unsere Talente und dass wir welche haben, mit denen wir einander das Leben gut und schön machen können.

Die Christen und Christinnen in Korinth, an die er geschrieben hat, die waren nicht immer ein Herz und eine Seele. Da gab es richtig gut Betuchte und ganz einfache Leute, die sich im Leben schwer nach der Decke strecken mussten. Wie heute auch. Da gab es die Vornehmen, Gebildeten und die, die sich eben ausdrücken wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Und diese Gegensätze kommen in der Gemeinde zusammen. Manchmal prallen sie auch aufeinander. Heute genauso wie damals.

Jeder für sich weiß ja vielleicht, dass er Talente hat. Aber dass sie sich gegenseitig brauchen und nützen können, daran hapert es. Man kann seine Gaben egoistisch einsetzen. Aber so nützen unsere Talente nicht und so wird das Leben kein Fest.

Pfingsten ist ein Talentefest. Da kann man sich freuen, an unseren Begabungen. Pfingsten zeigt: Es ist eine Freude, wenn Begabungen zusammenspielen. Und allen nützen.

Paulus macht in seinem Brief an die Korinther klar, Talente sind etwas Göttliches in uns. Dass Sie und ich begabt sind, das verbindet uns untereinander und mit Gott. Mit unseren Begabungen inspiriert er uns.

Paulus macht das am Beispiel deutlich: Er schreibt:
Der eine ist durch den Geist in der Lage, voller Weisheit zu reden. Die andere kann Einsicht vermitteln – durch denselben Geist! Also einer sagt Kluges fürs Leben, redet weise, die andere vermittelt Einsicht. Klingt theoretisch? Ist es glaube ich nicht.

Es braucht beide Begabungen, gut wird es, wenn sie zusammenspielen.

Im familiären Bereich zB: Die Eltern haben ihre Kinder in dem Geist erzogen: „Wir sind sehr verschieden, aber wir halten zusammen, wir sind eine Familie. Und vielleicht brauchen wir ja grade unsere verschiedenen Talente, wenn es mal dick kommt.“ Kluge Lebensweisheit.
Aber dann: Irgendwann kriegen es die Eltern nicht mehr hin. Sie trennen sich. Die Lebensweisheit, die sie gepredigt haben, sie haben sie nicht mehr leben können. Sie scheint gescheitert. Aber ist sie nicht. Weil jetzt eine andere ins Spiel kommt, die Einsicht praktisch vermittelt.
Die Tochter - inzwischen selbst groß – ergreift die Initiative und zeigt, die alte Weisheit lebt: Sie lädt die geschiedenen Eltern und ihre Geschwister zur Konfirmation ihrer Tochter ein. Und bringt so alle zusammen. Anders als früher, aber dennoch zu einem Fest für alle.

Oder in einer christlichen Gemeinde. „Wir Menschen sind alle Gottes Geschöpfe. Geschwister.“ Diese christliche Weisheit wird verkündet.
Und dann kommen Syrer und Iraner in die Kirche. Christliche und muslimische. Und ihre Kinder in den Kindergarten.
Jetzt muss diese Weisheit zeigen, ob sie auch lebt.

Darum kann man froh sein: Wenn es jetzt Erzieherinnen gibt, die die Gabe haben, Kinder über Grenzen zusammenzubringen. Die die Einsicht praktisch umsetzen, wie man Weisheiten auch lebt. Oder wenn Eltern die Initiative ergreifen, und das Außengelände im der Kita gemeinsam herrichten.
Der Geist Gottes wirkt auch, wo einer handwerklich begabt ist. Pfingsten ist ein Talentefest für sehr verschiedene Talente. Hauptsache sie schaffen zusammen in einem Geist. Wie Paulus gesagt hat: Der eine kann weise reden, die andere kann Einsicht vermitteln. Es braucht beide. Und noch viel mehr. Ich wünsche Ihnen, dass Sie spüren, was für ein Pfingsttalent Sie sind. Und freuen Sie sich dran. In diesem Sinn, einen schönen Pfingstmontag und eine schöne Woche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22007
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