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SWR1 Begegnungen

Weihnachten zeigt: Das Wichtigste im Leben ist die Liebe! 

„Ist die Botschaft vom „Frieden auf Erden“ nicht doch eine Lüge?“

Ich treffe in München Heribert Prantl, Journalist und Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. Der Jurist überrascht die Leserschaft seiner Zeitung immer wieder zu den großen christlichen Feiertagen mit einem Leitartikel. Der politische Journalist wird da fast zum Prediger, wenn auch außerhalb der Kirche. Eines seiner Themen: Zahlen bestimmen unsere Zeit.

Ich glaube, die Weihnachtsgeschichte sagt uns letztendlich, dass andere Dinge zählen als die Zahl. Weihnachten ist für mich das Fest, das hinter der Zahl steckt. Hinter der Zählung steckt das Wichtigste, und das Wichtigste ist die Liebe. Es klingt pathetisch, aber wenn man sich’s ein bisschen überlegt, weiß jeder aus eigener Erfahrung: Das Wichtigste im Leben ist die Liebe.

An Weihnachten, da erklärt uns Gott seine Liebe, hat ein Theologe mal gesagt. Die Liebe Gottes gilt allen Menschen, das weiß auch Heribert Prantl, doch bei der Geburt Jesu stehen Menschen im Mittelpunkt, von denen das nicht zu erwarten war.

Es ist die große Erzählung vom Schicksal kleiner Leute. Es geht nicht um das Schicksal des großen Kaisers. Es geht um das Schicksal von Maria und Josef, das ist für mich das besondere, dass mit der Erzählung vom Schicksal kleiner Leute sich die Weltgeschichte verändert. Diese Geburt hat, das muss jeder Atheist zugestehen, die Weltgeschichte verändert.

Als politischer Journalist schreibt Heribert Prantl über innenpolitischen Parteienstreit, über Wahlen und Politikerrücktritte. Er erinnert auch Politiker an das biblische Gebot der Wahrhaftigkeit. Und auch daran, sich für den Frieden einzusetzen, der in der Weihnachtsgeschichte der Menschheit verkündet wird. Und diese Botschaft vom Frieden auf Erden – sie ist noch immer nicht eingelöst.

Ist es womöglich ne Lüge, wenn seit 2000 Jahren gesagt wird: Frieden den Menschen auf Erden? Wo ist der Friede in diesen 2000 Jahren geblieben? Ist es eine große Forderung, die die Weihnachtsbotschaft an uns stellt? Ihr sollt den Frieden richten! Der fällt nicht runter! Da fallen nicht Engel vom Himmel und legen euch den Frieden auf den Weihnachtstisch. Sondern ihr alle, die ihre an Weihnachten in der Kirche seid und nicht in der Kirche seid, seid dafür da, für den Frieden zu sorgen.

Für Heribert Prantl ist das Weihnachtfest kein diffuses Gefühl. Die Geburt Jesu vor 2000 Jahren hat politische Akzente gesetzt. Und heute? Im Jahr 2014 war viel von der Gewalt zu hören, die von Religionen ausgehen kann. Und genau da setzt Heribert Prantl an:

Der Weg von Weihnachten nach Dreikönig ist ja nicht weit. Am Dreikönigstag feiern wir, dass 3 Könige den Weg zu Gott suchen.Da gehen – in meiner Auslegung – die großen Religionen, machen sich miteinander auf den Weg, suchen miteinander diesen Gott, den sie verschieden nennen, der aber der Gleiche ist. Müssen sich natürlich vorher überlegen, auf welchem Weg gehen wir da hin, was bringen wir mit, wie nähern wir uns dem Gott, den sie miteinander als das große Gemeinsame suchen. 

Feiertage geben dem Leben einen Rhythmus

Heribert Prantl ist Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. An den christlichen Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten versucht der studierte Jurist, eine Brücke zu schlagen zwischen politischem Alltag und dem tieferen Sinn des Feiertages. Feiertage sind Heribert Prantl generell wichtig:

Christliche Feiertage unterbrechen den Alltag, sie geben Alltag und dem Jahr einen bestimmten Rhythmus. Man stimmt sich ein auf einen Feiertag, man beschäftigt sich mit dem Feiertag, man fragt, warum feiert man ihn. Man fragt sich das, wenn man so aufgewachsen ist, sehr vertraut mit dem christlichen Brauchtum, als Ministrant, der ich viele Jahre lang war, man sehr nahe ist am eigentlich zu Feiernden, und das wirkt schon ein ganzes Leben lang nach. 

Die Kindheit verbrachte der 61-jährige Heribert Prantl in der Oberpfalz in einem katholisch geprägten Umfeld. Der Kirchgang am Sonntag war feste Tradition, die hohen Kirchenfeste waren voller Brauchtum, erzählt er mir, als ich ihn in München besuche. Traditionen haben für ihn eine Aufgabe bis heute.

Ich glaube schon, dass diese Tage mit ihren schönen Ritualen, die man auch pflegen soll, einen leichter zur Besinnung kommen lassen als es an anderen Tagen passiert. Ich denke, der Feiertag ist dann Anlass, auf der Leiter ein bisschen höher zu steigen und auf die Dinge herunterzuschauen, neu den Überblick zu kriegen.

Heribert Prantl sollte ja eigentlich Pfarrer werden. Er wurde auf ein katholisches Knabenseminar geschickt, doch dort hielt er es nicht lange aus. Es wurde ihm alles zu eng und zu muffig. Der Beruf des Priesters hat für ihn aber bis heute eine besondere Anziehungskraft.

Eine gute Predigt zu halten, das ist doch eine Faszination. Man muss sich mal überlegen: Der Kirchgang geht zurück, und gleichwohl sind es noch Hundertausende, die jeden Sonntag vorm (…) Prediger sitzen und zuhören. Das ist doch eine gewaltige Möglichkeit, die man da hat.

Zu den Feiertagen wird Heribert Prantl selbst zum Prediger in der eigenen Zeitung. Im jeweiligen Leitartikel denkt er nach über die großen Fragen des Lebens und des Sterbens, des Glaubens und des Nicht-Glaubens.  Mich beeindruckt, wie begeistert sich Heribert Prantl für theologische Fragestellungen interessiert. Auch nach dem 10. Weihnachts-Leitartikel wird ihm nicht langweilig.

Es reizt mich selber das Ungewisse daran, das Geheimnisvolle, wenn Sie so wollen. Das Geheimnisvolle, das in den großen Feiertagen steckt und das für einen politischen Journalisten eine Herausforderung ist. Wie schlage ich eine Brücke vom politischen Alltag  zu dem, was ich für den Gehalt der Feste halte. Das ist eine so eigene, so besondere Aufgabe, dass für mich darin schon ein Teil des Geschenkes steckt, das ich mir selber mache.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Paul Averhoff will nicht mehr mitmachen. Er hat genug Kastanienmännchen gebastelt und Wanderlieder gesungen. Stattdessen zieht er lieber seine Turnschuhe an und beginnt zunächst keuchend im Park seine Runden zu drehen.
Er, der vor 60 Jahren Olympiasieger im Marathon gewesen ist, will es noch einmal wissen und trainiert für den Berlinmarathon.
Klar, dass viele im Altersheim Paul für verrückt erklären.
Allen voran Frau Müller, die junge Sozialarbeiterin.
Sie ist sich sicher: Sie muss Paul vor sich selber schützen.
So erzählt es der Film „Sein letztes Rennen“. Und stellt uns die Frage:
Welche Träume darf man im Alter noch vom Leben haben?
Wie vernünftig muss man sein? Und wie lebendig darf man sich fühlen?
In dem Film fühlt sich Paul jedenfalls sehr lebendig und die anderen Bewohner des Altenheims werden nach und nach davon angesteckt. Die demenzkranke Frau strahlt plötzlich übers ganze Gesicht und klatscht vor Freude Beifall, wenn Paul seine Runden dreht.
Schnell bildet sich ein Fanclub und seit langem wird mal wieder richtig gefeiert im Altenheim. Es blüht Leben auf, wo vorher tote Hose war.
Frau Müller ist fassungslos.
Im Altenheim, wo man täglich an den Tod erinnert wird, kann man doch unmöglich so ausgelassen und lebendig sein.
Oder gerade doch? Das Leben entdecken, auch da wo tote Hose war.
Ich finde, das ist nicht verrückt. Im Gegenteil. Ich bin davon überzeugt: Das ist sogar unsere Aufgabe. Ostern und Pfingsten erinnern uns jedes Jahr daran: Aus dem, was scheinbar tot war, kann neues Leben wachsen. Und da gibt es richtig viel zu entdecken.
Die Ostergeschichten erzählen davon, wie die Jünger nach dem Tod von Jesus neuen Lebensmut bekommen. Sie finden einen Weg zurück ins Leben und erzählen anderen davon, was sie entdeckt haben: „Jesus ist nicht tot. Er lebt und wir sollen auch leben.“
Das Leben suchen und entdecken: Ich glaube, dafür ist man nie zu alt.
Auch nicht, wenn man im Altersheim lebt.
Am Ende läuft Paul Averhoff tatsächlich seinen Marathon. Der Film hat ein Happy end. Und das Leben auch. Davon ist er überzeugt. Am Ende, ganz am Ende, wartet der Sieg auf ihn.

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SWR4 Abendgedanken

Sie sind schon toll – diese Feiertage donnerstags im Frühsommer: Vor Pfingsten Christi Himmelfahrt und – morgen ist Fronleichnam.
Aber worum geht es eigentlich am Fronleichnamsfest, dem wir diesen freien Tag verdanken? Keine Ahnung – da zuckt so mancher ratlos mit den Schultern. Besonders hier in der Großstadt, in Stuttgart, wo ich lebe.
In ländlichen Gegenden mit überwiegend katholischer Tradition ist das noch ganz anders, da wird das Fest oft groß gefeiert. Dort ziehen farbenfrohe Prozessionen durch die Straßen. Viele volkstümliche Bräuche sind da im Laufe der Zeit eingeflossen, denn das Fronleichnamsfest gibt es schon seit dem 13. Jahrhundert!

Der Sinn des Festes ist für Menschen, die keinen Bezug zum katholischen Glauben haben, schwer zu verstehen. Schon der Name Fronleichnam klingt merkwürdig.
Als Kinder konnten wir den Namen gar nicht richtig aussprechen. „Wir feiern das Fest des heiligen Brotes“, hat man uns damals erklärt.
Ein ganz besonderes Brot steht im Mittelpunkt, nämlich das, welches Jesus beim letzten Abendmahl vor seinem Tod mit seinen Freundinnen und Freunden geteilt hat, damit sie sich später an ihn erinnern. Er ist bei ihnen, wenn sie dieses Brot zu seinem Gedenken miteinander essen. Und das geschieht nach dem katholischen Glauben in jedem Gottesdienst. „Fronleichnam“ - das heißt übersetzt „Leib des Herrn“.
Dieses  besondere Brot wird durch die Straßen, zu den Menschen getragen in einem prächtigen Gefäß, damit sie es sehen und verehren können.

Für mich war das Fronleichnamfest in meiner Kindheit in Leipzig etwas ganz besonderes. Der Tag war kein gesetzlicher Feiertag, aber es gab eine gemeinsame Fronleichnamsprozession für alle katholischen Gemeinden auf dem Gelände der Pferderennbahn. Und ich bekam schulfrei, zusammen mit noch einem katholischen Jungen aus meiner Klasse. Meine drei evangelischen Mitschüler nicht, was ich sehr schade fand. Warum konnten wir in der atheistisch geprägten Umgebung nicht zusammen feiern?

Heute schließen sich mancherorts evangelische Christen der Fronleichnamsprozession an. Als Zeichen, dass wir gemeinsam unterwegs sind auf dem Weg des Glaubens. Denn wir gehören zusammen - das wird bei ökumenischen Gesprächen immer wieder betont. Und deshalb bin ich wie viele ungeduldig, wenn es um ein gemeinsames Abendmahl aller Christen geht, das offiziell immer noch nicht möglich ist.

Viele Menschen leiden darunter, besonders auch wenn katholische und evangelische Christen miteinander verheiratet sind. Andere handhaben es mit dem Abendmahl so, wie sie es für richtig erachten. Papst Franziskus weiß das. Er  hat gesagt, dass er bereit sei Fenster und Türen zu öffnen, damit neue Wege möglich sind. Das stimmt mich hoffnungsfroh.

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SWR3 Worte

Aus dem Lexikon religiöser Irrtümer:

Charismatisch nennt man Menschen mit einer ausgeprägten Begabung
(ein charismatischer Konzertpianist)
Mit einer faszinierenden Ausstrahlung
(„die hat Charisma, das gewisse Etwas“)
Oder mit der Fähigkeit andere zu überzeugen, mitzureißen und anzuleiten
(eine charismatische Führerfigur)
Der Begriff kommt vom griechischen (Wort) Charis, die Gnade.

Im neuen Testament werden neben den „natürlichen“
auch noch übernatürliche Begabungen
so genannte „Gaben des Heiligen Geistes“ aufgelistet:
Dem einen schenkt Gott im rechten Moment
Das richtige Wort,
ein anderer kann durch den Heiligen Geist
den Willen Gottes erkennen;
wieder anderen schenkt Gott unerschütterliche Glaubenskraft;
anderen die Gabe Kranke zu heilen.
Manchen ist es gegeben Wunder zu wirken.
An Pfingsten feiert die Kirche diese Gaben des heiligen Geistes

(Andreas Malessa, Kleines Lexikon religiöser Irrtümer. Gütersloher Verlagshaus 2007. 4. Aufl)

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wenn ich mir den Zustand des Christentums in Deutschland so anschaue, dann bekomme ich den Eindruck: Es braucht dringend mehr Visionen und Träume. Seit Jahren befindet sich der christliche Glaube auf dem Rückzug. Inzwischen sind die Christen eine Minderheit. Mich wundert das schon lange nicht mehr. Meine eigene, die katholische Kirche in Deutschland, war jedenfalls in den letzten Jahren in einige Skandale verwickelt. Ich nenne die drei größten. Man merkt noch immer, wie schwer sich die Verantwortlichen tun, mit ihnen transparent umzugehen.

* Priester haben sich sexuell an Minderjährigen vergangen, die man ihnen im guten Glauben anvertraut hat.

* Es gibt Bischöfe, die sich nicht dafür interessieren, was ihre Gläubigen denken und fragen; sie ziehen einfach ihr Ding durch.

* In vielen Bistümern werden wunderbare Hochglanzprospekte gedruckt, in denen bis ins Detail aufgeschlüsselt ist, was mit den Kirchensteuern geschieht; und dann wird jeden Tag ein bisschen mehr bekannt, dass es schwarze Kassen gibt und dass die genauen Zahlen verschleiert werden.

Vorgänge wie diese reißen große Wunden auf. Bei jedem, der selbst missbraucht wurde, muss eine Welt zusammen brechen. Und es verletzt darüber hinaus auch die Menschen, die von ihrer Kirche viel halten. Was ist das bloß für ein Laden, der öffentlich Wasser predigt, selbst aber Wein trinkt? Wie soll ich an die hohen Ideale glauben, an Treue und Ehrlichkeit und Fürsorge, wenn sie von den eigenen Leuten mit Füßen getreten werden?

Ich wünsche mir, dass die katholische Kirche in jedem einzelnen Fall klaren Tisch macht. Wenn sie endlich zugibt, dass jeder in den eigenen Reihen ein Sünder ist, dann braucht sie nichts mehr zu vertuschen. Es gibt innerhalb der Kirche all das, was es außerhalb von ihr auch gibt. Das ist eine der wesentlichen Lehren, die ich aus den Skandalen der letzten Jahre für mich gezogen habe. Ich meine, dass diese nüchterne Erkenntnis entlastet und dass sie frei macht, die Probleme offen und ehrlich anzupacken, die da sind.

Was es dazu braucht? Eine Kombination aus Großzügigkeit und Bescheidenheit. Ich glaube, dass die sich gut von Jesus herleiten lässt. Wenn andere einen Fehler gemacht haben, war er großzügig; gegenüber den Seinen jedoch streng. Wo es darum ging, von jemandem etwas zu verlangen, hat er sich bescheiden gezeigt. Das ist meine kleine Vision für das Christentum bei uns. Heute an Pfingsten. Am Geburtstag der Kirche. Wo Gott seinen Geist ausgießt. Einen Geist, der Neues, und Veränderung will.

 

 

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SWR2 Lied zum Sonntag

GL 809 / EG 119   

Ich denk an dich! Worte, die gut tun, wenn ich traurig bin, mich alleine fühle oder wenn eine Herausforderung auf mich wartet, die mir Bauchschmerzen bereitet.

Ich denk an dich. Wer diesen Satz sagt, der meint: du bist mir wichtig, deshalb lass ich dich nicht allein. Selbst wenn wir uns nicht sehen können, möchte ich wenigstens in Gedanken mit dir verbunden sein.

Ich denk an dich – für mich ein Satz, der gut zu Christi Himmelfahrt passt. Denn auch bei diesem Fest geht es um eine Verbindung, die nicht abreißen soll. Sie bleibt bestehen, auch wenn es erst mal nur nach Abschied aussieht.

(Musik 1):

Gen Himmel aufgefahren ist, halleluja,
der Ehren König, Jesus Christ. Halleluja.
 

Am Donnerstag war Christi Himmelfahrt. Vierzig Tage nach Ostern erinnert dieses Fest daran, dass Jesus die Erde verlässt. Er lässt seine Jünger zurück und wird in den Himmel aufgenommen. Dieses Geschehen beschreibt das alte Himmelfahrtslied schlicht und mit wenigen Worten:

Gen Himmel aufgefahren ist, der Ehren König, Jesus Christ.
Er sitzt zu Gottes rechter Hand, herrscht über Himmel und alle Land.“

Der Text klingt sperrig und etwas angestaubt. Was ich aber an dem Lied sehr mag, ist die Musik. Geschrieben wurde sie 1627 von Melchior Franck, einem evangelischen Komponisten des Frühbarocks. So wie Jesus in den Himmel auffährt, so führt die Melodie bereits ganz am Anfang schwungvoll nach oben.

(Musik 2) Instrumental 

Über eine Oktave geht es hinauf – gen Himmel. Da ist Bewegung drin. Genau wie im Rhythmus des Liedes. Zwar besteht es insgesamt nur aus sechs Takten, doch in dieser kurzen Liedspanne finden sich allein drei verschiedene Rhythmen. Diese Vielfalt macht das Lied leicht und lebendig.

(Musik 3):

Drum jauchzen wir mit großem Schalln, halleluja,
dem Herren Christ zum Wohlgefalln. Halleluja.

Jauchzen, jubeln und sich freuen. Und das, obwohl Jesus nicht mehr da ist?

Zurück bleiben die Jünger, die nun auf sich gestellt sind. Sie stehen da, völlig handlungsunfähig, schauen in den Himmel und fragen sich, wie es denn weitergehen soll.

Die Himmelfahrt Jesu ist aber mehr als eine Ortsveränderung.

Sie gehört zum Leben Jesu, ist Teil seiner ganzen Geschichte: von Jesu Geburt, seiner Zeit auf Erden über die Auferstehung bis hin zu Pfingsten.

Himmelfahrt meint nämlich nicht: Jesus ist abgehoben und losgelöst von der Welt. Und Jesus will mit der Welt nichts mehr zu tun haben. Im Gegenteil.

Jesus ist der Welt nicht ausgewichen, sondern hat das Leid sogar am eigenen Körper zu spüren bekommen. Die Welt ist Jesus ans Herz gewachsen, er hat sie sich zu eigen gemacht. Deshalb überlässt er die Welt nicht sich selbst, sondern Jesus sagt den Jüngern am Ende des Matthäusevangeliums:

Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt. (Mt 28,20)

Auch für mich haben diese Worte Bedeutung. Jesus will nicht fern von uns sein. Er denkt an uns und sendet uns seinen Geist.

Mit Himmelfahrt fängt aber auch etwas Neues an: denn auch wenn Jesus die Welt kennt, so steht er gleichzeitig über ihr. Und das finde ich gut. Ich kenne die Situationen, in denen ich untergehe: in meinen Sorgen, in Terminen, in meiner Arbeit. Untergehe im Leid. Die Hoffnung und die Sehnsucht nach einem Gott ist groß. Nach einem Gott, der über den Dingen steht und mich da herausziehen kann.

Ich finde, ein Zitat des Bischofs Franz Kamphaus fasst gut zusammen, was Christi Himmelfahrt meint:

„Gott ist nicht weltlos und die Welt nicht gottlos.“

Das ist eine Botschaft, die mich hoffen lässt und mir Grund gibt, diesen Gott zu loben, wie es die letzte Strophe des Himmelfahrtsliedes tut:

(Musik 4):

Der heiligen Dreifaltigkeit, halleluja,
sei Lob und Preis in Ewigkeit. Halleluja.

Musik 1: Gen Himmel aufgefahren ist, aus: Dahlmann, Johannsen; „Aus meines Herzens Grunde“ 2012, CD 2, Track 12

Musik 2: Gen Himmel aufgefahren ist, Instrumentalfassung zum Mitsingen, „Aus meines Herzens Grunde“ 2012, CD 2, Track 12

Musik 3: 2104093  01-001; Augsburger Vokal-Ensemble; Ridil, Christian; Studioproduktion deutsch

Musik 4: 2904186  01-005; Heinrich Schütz Kantorei, Freiburg; Freiburger Bläserkreis; Schneider, Martin Gotthard; Franck, Melchior, Lobt Gott getrost mit singen, 1982, Studioproduktion deutsch

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SWR3 Worte

Heute ist „Christi Himmelfahrt“ und Christen gedenken der sogenannten Himmelfahrt von Jesus Christus. Das Redaktionsteam des Verlags „Andere Zeiten“ erklärt, worum es geht:

„Die Apostelgeschichte im Neuen Testament erzählt, dass die Himmelfahrt Christi 40 Tage nach dem Osterwunder der Auferstehung geschah. An dem Tag verabschiedete sich Jesus von seinen Jüngern. Und er tröstet sie, dass sie nicht allein zurückbleiben müssen. Denn schon bald – zu Pfingsten – werde sie der Heilige Geist mit Lebenskraft erfüllen. Und dann entschwindet Jesus vor ihren Augen gen Himmel. Aus der Schwere seines irdischen Lebens in die Leichtigkeit der himmlischen Welten“

AutorInnen: Redaktionsteam Andere Zeiten

Aus: Himmelfahrt. In: Andere Zeiten, Magazin zum Kirchenjahr, hrsg. von Andere Zeiten e.V., Initiative zum Kirchenjahr, (Wachholtz Druck, Neumünster) Hamburg, Heft 2/2008, 9. Jg., S. 7.

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SWR2 Zum Feiertag

Wolf-Dieter Steinmann im Gespräch mit Nikolaus Schneider, dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland

 

Christi Himmelfahrt: Klarheit, Reife und Gewissheit

Herr Schneider; Christi Himmelfahrt ist ein Feiertag, der ist ja nicht so ganz leicht zu fassen. Liegt so zwischen Ostern und Pfingsten ein bisschen unbestimmt. Versuchen Sie mal Christi Himmelfahrt ein bisschen greifbar zu machen.

Drei Stichworte, die dann auf ein überwölbendes Stichwort zulaufen. Die Stichworte heißen, Klarheit, Reife, Gewissheit.
Und das überwölbende Stichwort heißt: Gesegneter Abschied.
Klarheit: Es ist nun klar, dass mit dem Erscheinen Jesu -in welchen Gruppen auch immer- nicht mehr zu rechnen ist.
Reife: Jüngerinnen und Jünger hatten nun Zeit, darüber nachzudenken, was Sterben und Auferstehung Jesu für sie bedeutet. Und es wird nun auch klar, sie müssen Verantwortung übernehmen für die Zeit, die folgt.
Gewissheit: Jesus hat sich nicht irgendwie aufgelöst, sondern es wurde ganz klar, er ist zu Gott, zu seinem Vater, gegangen und er hat sie beim Weggehen gesegnet. Also ist nicht einfach irgendwie entschwunden.
Dieser Segen eröffnet Zukunft. Es ist nun klar, es ist ein Abschied, der darauf zielt, dass Verbundenheit etabliert wird. Und ein Weg in die Zukunft ermöglicht, der eigenverantwortlich ist, der aber nicht alleingelassen ist.

Ich habe immer an Christi Himmelfahrt sehr gern gesungen. ZB „Jesus Christus herrscht als König“. Na ja, es gibt ja so eine Erfahrung: ‚Was du nicht sagen kannst, das singe.‘ Wie geht es Ihnen mit dem Lied?

Das Lied ist auch für mich ganz wichtig, weil dieses Lied deutlich macht: Es gibt eine Grenze aller Achtung und allen Respektes vor politisch Verantwortlichen. So wichtig das ist, Achtung und Respekt vor ihnen zu haben, aber es gibt eine Grenze. Dass ‚Jesus Christus als König herrscht‘, heißt, dass gegen alle totalitären und Anmaßungen und Übergriffe wir einen König haben, an den wir uns dann halten können, der uns trägt und hilft, auch wenn scheinbar alles zugrunde geht. Ich habe das immer als empfunden als ein großes Freiheitslied, als ein Widerstandslied gegen solche übergriffigen Mächte.

80 Jahre Barmer Theologische Erklärung

Ich vermute, dass man das heute so klar sagen als Protestant, hat sehr viel mit einem anderen Erinnerungsdatum zu tun, das just auf diesen 29.5., auf Christi Himmelfahrt, fällt. Nämlich heute vor 80 Jahren kamen in Wuppertal- Barmen Christenmenschen aus ganz Deutschland zur Barmer Bekenntnissynode zusammen und haben die Barmer Theologische Erklärung erarbeitet, erstritten, erdiskutiert. Was ist damals passiert vor 80 Jahren und was ist für Sie der Ertrag dieser Bekenntnissynode?

Das vermuten Sie völlig richtig. Barmen 5, also die Aussagen zu den Aufgaben des Staates und dem Verhältnis von Staat und Kirche sind wirklich bis heute richtungsweisend.
Aber wenn man jetzt mal grundsätzlicher fragt:
Barmen war das Zusammenfinden unterschiedlicher Bekenntnistraditionen in Deutschland und damit die Überwindung damit verbundener Egoismen und Konkurrenzen. Barmen war das Bewahren von Kirche angesichts der Verwüstungen und der Verirrungen von Theologie und vielen Verantwortlichen in der Kirche. Aus diesem Grund war es ein Ereignis, das bis heute unsere Kirche wesentlich mitprägt.

Ich habe mir noch mal deutlich gemacht. Es gibt Zeugnisse von führenden Deutschen Christen (Kirchliche Partei, die der NS Ideologie sehr nahe stand), in denen Jesus Christus und Adolf Hitler als Offenbarungen auf dieselbe Stufe gestellt werden. Das kann man sich heute eigentlich gar nicht mehr vorstellen, was in den Köpfen damals vorgegangen ist.

Ja, genauso ist es. Das sind wirklich massive Verirrungen auch in der Selbstanbetung von Rasse, von Blut, von Erde, von eigener Kraft und Stärke und das hat Barmen eben geschafft in der Konzentration auf Christus für eine neue Grundlegung zu sorgen, aber auch für eine Befreiung zu sorgen. Das ist ja in der berühmten 2. These, dass Christus unsere Befreiung von den gottlosen Mächten dieser Welt sei. Die Konzentration auf Christus ist das Wesentliche, das Barmen gebracht hat.

Gibt es etwas wo Sie sagen, da geht mir etwas, was in Barmen formuliert ist, oder was da verhandelt wurde, das geht mir heute als Mensch persönlich auch nahe?

Ja es ist zum einen wirklich diese Konzentration auf Christus, es ist aber auch etwas, was viele Menschen gesagt haben, die damals in Barmen zusammen gekommen sind. Sie haben nämlich gesagt: ‚Dieses Barmer Bekenntnis, das wurde hart erarbeitet, das wurde auch erstritten, da gab es Vorbereitungen. Aber sie haben dann gesagt: ‚Uns wurde dieses Bekenntnis in den Mund gelegt.‘
Barmen war die Erfahrung der Gegenwart des Geistes Gottes, des sich unmittelbaren Auswirkens der Gnade Gottes. Ich denke, das ist in gleicher Weise demütig wie selbstbewusst: ‚Hier hat Gott geredet.‘
Aber auch demütig: ‚Es muss auch Gottes Rede sein und nicht nur unsere Anmaßung,

Was bedeutet Barmen für das Verhältnis von Kirche und Politik bleibend?

Hier hat Barmen einiges klar gestellt.
Erstens die Aufgaben des Staates: Keine 1000 jährigen Reiche, begrenzte Zeit.
Deutlich gemacht nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlicher Vernunft zu handeln und dass das staatliche Handeln dem Frieden und der Gerechtigkeit zu dienen hat. Das gibt dem staatlichen Handeln Legitimität.
Und Barmen hat darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Verantwortung der Regierenden und der Regierten gibt, auch der Regierten. Also, dass wir staatliches Handeln begleiten müssen und auch dafür eintreten müssen.
Dass ein Staat nicht in Rechtlosigkeit abgleitet und totalitär wird.

In diesem Sinn ist es vielleicht auch zum ersten Mal so etwas wie ein demokratisches Bekenntnis.

Das kann man so sehen. Ein Bekenntnis, das Grundprinzipien einer demokratisch verfassten Staatsform auf dem Hintergrund des biblischen Zeugnisses zum Ausdruck bringt. Übrigens auch noch um den Aspekt vermehrt des Gewaltmonopols beim Staat und nirgendwo sonst.
Und zum Verhältnis von Staat und Kirche hat Barmen 5 auch etwas gesagt. Die Aufgabe der Kirche besteht darin, den Staat zu erinnern. Nicht selber staatliche Macht auszuüben, ihn zu erinnern.
Woran? An Gottes Reich, also nicht der Staat ist Gottes Reich. Aber auch an Gottes Recht und Gerechtigkeit, das ist vor allem eine Gerechtigkeit, die an Lebensschutz für die Benachteiligten, für die Kleinen, für die Armen interessiert ist. Die deutlich macht, dass Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zusammengehört.

Barmen orientiert politisch und ermutigt ökumenisch
Herr Schneider, versetzen Sie sich mal in „christliche“ Politiker, in Menschen, die  politische Verantwortung übernehmen heutzutage. Sei es als Minister oder Ministerin, sei es als Gemeinderat. Was könnte Barmen für sie sein?

Ansporn und Ermutigung. Aber auch Orientierung.
Ansporn und Ermutigung, weil Barmen ja deutlich sagt: ‚Es ist eine Wohltat, dass es den Staat gibt, die auch von Gott her als eine solche Wohltat zu verstehen ist. Und deshalb hat das politische Agieren eine eigene Würde. Wenn Sie so wollen, eine eigene Würde, die Teil daran hat, dass  diese Welt bewahrt bleibt und erhalten werden soll. Dass diese also auch im Interesse dieser göttlichen Liebe und Zuwendung geschieht. Eine großartige Wertschätzung und das wollen wirPolitikerinnen und Politikern gegenüber auch zum Ausdruck bringen.
Das Zweite ist Orientierung: Wenn ihr auf christlichem Glauben heraus Politik macht, dann habt ihr einen Referenzrahmen, dann könnt ihr euch auf die Heilige Schrift beziehen. Dann kann man die Bibel nicht aufschlagen wie ein Kochbuch und da nachlesen, was soll ich bei der Einzelfrage so und so tun. So geht es nicht. Aber ihr bekommt eine grundsätzliche Orientierung und das ist eine große Hilfe für euer Agieren.

Kommen wir noch mal zurück zur Kirche. 2014, 80 Jahren nach Barmen. Gibt es etwas an diesem Bekenntnis, was es uns als Kirche ins Stammbuch schreibt? Als evangelische Kirche, oder vielleicht sogar den Kirchen, wenn denn Barmen eine ökumenischen Anspruch vielleicht hat?

Ich würde einen Impuls nennen und das ist die Vorordnung Christi und des Evangeliums vor allen Bekenntnisbindungen. Das war die Voraussetzung dafür, dass man sich damals überhaupt hat verständigen können. Damit werben wir auch zu einem gemeinsamen Feiern von 2017, indem wir an 1517, also den Thesenanschlag Martin Luthers erinnern, wo es ja auch darum ging, die Quellen des Evangeliums wieder frei zu legen. Und das zu feiern.
Wenn wir Christus und das Evangelium vor all unserer theologischen Lehrbildung und vor allen Bekenntnissen vorordnen, dann glaube ich, erfahren wir dadurch eine Ermutigung, die dann auch hilft, unüberwindbar erscheinende Unterschiede zwischen den Kirchen und Konfessionen anzugehen und auch zu überwinden.

Also Barmen nicht nur ein demokratisches, sondern auch ein ökumenisches Bekenntnis?

In der Konzentration auf Christus liegt im Ansatz etwas Ökumenisches, weil das verbindet uns ja alle, mit der Orthodoxie und auch mit der römisch-katholischen Kirche. Wenn wir die Nachfolge Christi stark machen, sind das die Wege, auf denen wir auch zu größerer ökumenischer Gemeinschaft finden werden. Davon sind wir alle gemeinsam überzeugt. Und wenn Sie wollen, ist das auch ein Impuls, der von Barmen ausgeht.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

…an diesem Sonntag vor Himmelfahrt. In zwei Wochen ist Pfingsten. Christen erinnern sich: Jetzt gilt es. Wir haben es in der Hand, ob von Gott und seinem Geist etwas in unserer Welt zu spüren ist.

Es ist ein Trost, dass sie dabei nicht auf sich allein gestellt sind. Im Evangelium für den heutigen Sonntag steht: „Ich lasse euch nicht als Waisen zurück, ich werde euch einen Beistand geben, der für immer bei euch bleibt.“ (Joh 14)

Das ist eine klare Zusage. Sie nimmt für mich das auf, was mir meinen Glauben kostbar macht. Dass da ein Gott ist, der der Menschheit zusichert: egal was ist, ich bin da, ich gehe mit dir durch die Höhen und Tiefen deines Lebens, auch wenn du mich nicht sehen kannst, mich nicht unbedingt spürst und selbst dann, wenn du nicht glauben kannst, dass dem so ist.

„Ich werde euch einen Beistand schicken“ steht im Johannesevangelium. Fridolin Stier, ein Alttestamentler übersetzt das Wort „Beistand“ mit „Mutbringer“.

Ich finde, das bringt noch eine ganz neuen Akzent ins Spiel: Mut brauch ich, wenn es darum geht, Angst zu überwinden. Wenn es gilt, mir ein Herz zu fassen, etwas zu wagen. Das müssen nicht unbedingt wilde Abenteuer sein. Manchmal braucht es schon gehörigen Mut vor die Tür oder auf jemanden zu zu gehen.

Wenn Stier den Geist Gottes als Mutbringer bezeichnet, dann traut er ihm zu, mich in Bewegung zu bringen. Dann ermutigt mich dieser Geist, tätig zu werden. Etwas umzusetzen, von dem was heute dran ist. Ein Kompass dafür sind für mich die sieben Werke der Barmherzigkeit, die Bischof Wanke in eigenen Worten formuliert hat.

Ihm geht es darum:

  1. einem Menschen zu sagen: „Du gehörst dazu“ – wobei sagen allein nicht genügt -
  2. einem Menschen sagen: Ich höre Dir zu. Mir Zeit nehmen, um jemand gut zuzuhören ein offenes Ohr und Herz haben.
  3. Es wagen, gut über jemand zu sprechen, auch mal meine Wertschätzung ausdrücken.
  4. Einem Menschen sagen: Ich gehe ein Stück mit dir. Ich begleite Dich auf diesem Lebensabschnitt oder in dieser schweren Zeit.
  5. Einem Menschen sagen: Ich teile mit Dir. Das was ich habe und du vielleicht gerade am nötigsten brauchst.
  6. Einem Menschen sagen: Ich besuche dich. Ich komme zu dir, dahin, wo du zu Hause bist – und ich habe Zeit.
  7. Einem Menschen sagen: Ich bete für dich. Und hoffe dabei auf den, der uns zugesagt hat. Ich bin bei euch alle Tage.
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SWR2 Wort zum Tag

Wenn Menschen sich verstehen sollen, reicht die gemeinsame Sprache nicht aus. Der Geist muss dazukommen.

Ob Menschen sich verstehen, das hängt nicht nur von der gemeinsamen Sprache ab. Es braucht dazu auch den Geist der gelingenden Kommunikation. In einigen Urlaubstagen nach Ostern habe ich das wieder erlebt.
„Non ho capito! – „ich verstehe nichts: Unsere Vermieterin hat es immer wieder gesagt, ganz gleich, mit was für einem Anliegen wir uns an sie gewendet haben. Ob es um einen kaputten Stuhl gegangen ist  oder um den Stellplatz für das Auto. „Non ho capito!“ Wir konnten kein Italienisch, sie kein Deutsch. „Ich verstehe nichts!“ – das ist dann eigentlich normal.
Ja, wenn wir ein Jahr zuvor am selben Ort nicht genau die gegenteilige Erfahrung gemacht hätten. Auch die Vermieterin damals hat nur Italienisch gesprochen. Aber sie hat mit allen Mitteln versucht, uns zu verstehen. Warum das damals gelungen ist? Ich bin sicher: Es ist die Haltung: Die Vermieterin in diesem Jahr hat von Anfang an keinerlei Lust gehabt, mit uns in Beziehung zu kommen. Ein Jahr zuvor – da hat uns die Vermieterin unbedingt verstehen wollen.
Mir kam das vor wie eine Pfingstgeschichte. An Pfingsten, da geht es ja darum, dass Menschen sich plötzlich verstehen, obwohl sie die Sprache der anderen nicht kennen. Dass dies gelingt,, so heißt es, liege an Gottes Geist. Gottes Geist – das ist also ein Geist, der Haltungen verändert. Ein Geist, der Kommunikation möglich macht. Ein Geist, der das Interesse aneinander weckt.
Oft ist ja nicht einmal die Sprache schuld, wenn Menschen sich nicht verstehen. Die gelingende Kommunikation, sie scheitert, weil mein Gegenüber ein anderes Bild im Kopf hat, wie die Welt sein soll. Und ich andere Vorstellungen darüber, wie wir aus einer schwierigen Situation wieder herauskommen. „Non ho capito!“ Das ist dann das Eingeständnis, dass nichts mehr geht.
Nicht ohne Grund wird der Geist Gottes in der Pfingstgeschichte im Bild des Feuers beschrieben. Feuer breitet sich aus. Auch diese Erfahrung hat sich in der Beziehung zu unserer Vermieterin abgebildet. Immer wieder sind wir auf sie zu gegangen. Beim Abschied, da war es dann vorbei mit  ihrem „Non ho capito!“ Sie hat gelächelt. Und hat uns die Hand entgegengestreckt. Der Geist der Kommunikation hat sie am Ende wohl doch berührt!
Das wünsche ich Ihnen und mir auch. Dass der Geist uns heute irgendwie ansteckt. Und sich irgendjemand über mich wundert. Und über Sie hoffentlich auch!

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