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SWR2 Wort zum Tag

Was ist eigentlich das Unterscheidende am Christentum? Durch Jesus von Nazareth ist das Verständnis von Religion anders geworden.

Nachdem Jesus gestorben und auferstanden war, wurde für die frühen Christen alles neu durch das Geschenk des Geistes. Sie hatten eine neue Sprache, sie wurden empfänglich für den Geist Gottes. Eindrückliches Beispiel in der Bibel ist Petrus. Er war zusammen mit Jakobus in der judenchristlichen Gemeinde in Jerusalem die wichtigste Autorität. Öffentlich bekennt er, was er nach Pfingsten völlig neu entdeckt hat: „dass Gott aus jedem Volk die Menschen willkommen sind, die ihn fürchten und Gerechtigkeit üben“ (Apg 10,34-35f). Gott schaut nicht auf die Person, das heißt, nicht darauf, welcher Religion oder welchem Volk ein Mensch angehört. 

Als Petrus das sagte, so heißt es in der Apostelgeschichte, kam der Geist auf alle herab, die ihn hörten, Juden wie Heiden. Alle hatten den Geist empfangen. Da drängt sich Petrus die Erkenntnis auf: Kann jemand denen die Taufe verweigern, die den Heiligen Geist empfangen haben wie wir? Petrus stellt diese Frage als Jude, voller Staunen, weil er entdeckt, dass das Empfangen des Geistes kein Privileg einer Religion ist.

Das ist das Neue, das Unterscheidende des Christentums: Menschen empfangen den Geist Gottes schon vor der Taufe, er schenkt  sich unabhängig davon, ob jemand zu einer Religionsgemeinschaft gehört.

Religion muss nach diesem Ereignis neu verstanden werden. Sie ist nicht zuständig für die Verbundenheit zwischen Gott und den Menschen. Sie ist nicht die Bedingung für Gottes belebenden Geist. Den schenkt Gott bedingungslos. Die Religion ist dazu da, die Beziehung Gottes zu den Menschen aufzudecken, auf sie hinzuweisen. Und Religion soll  Menschen ermutigen, dass sie dem geschenkten Geist trauen. Die Religionen decken auf, was den Menschen schon immer, weil sie Menschen sind, von Gott her geschenkt ist.

Der Geist erfasst Frauen, Männer, Kinder in allen Völkern. Zum Zeichen dafür werden Menschen getauft. Die Taufe bewirkt nicht die Sendung des Geistes, sondern sie deckt auf, was von Gott her schon geschenkt ist. Diese Neuigkeit ist das eigentliche Herz des Christentums.   

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Papst Franziskus ist inzwischen für seine zuweilen markigen Sprüche bekannt. Er nimmt dabei wenig Rücksicht, ob seine Meinung andere irritiert. Das scheint er entweder einzukalkulieren, oder es ist ihm egal. Mir ist beides sympathisch, weil dieser Mann dadurch echt wirkt, authentisch. Und weil es ihm so möglich ist, Themen anzusprechen, die andere aus taktischen Gründen lieber umgehen.

An Pfingsten hat Franziskus wieder mal so einen markigen Satz gesagt. Er lautet: "Wenn wir glauben, dass die Theologen sich einig werden, werden wir die Einheit nach dem Jüngsten Gericht erreichen." Also am Sankt Nimmerleins-Tag. Franziskus sagt das in Bezug auf die Ökumene. Offenbar wünscht er sich, dass es da schneller vorwärts geht - im Miteinander der vielen christlichen Kirchen und Gemeinschaften, die es gibt. Aus seiner Formulierung spricht Ungeduld. Und die darf man ja auch tatsächlich haben, wenn man sieht, wie schwer sich die Konfessionen miteinander tun – oft schon in Kleinigkeiten. Wirklich erstaunlich an seiner Aussage ist aber die Skepsis gegenüber den Theologen. Wenn es darum geht, einen Fortschritt in der Ökumene zu erzielen, dann hatten sie bisher das Heft in der Hand. Sie haben über die Wahrheit bestimmt. Und haben dabei eben in vielen Fragen nicht zueinander gefunden. Jetzt will der Papst aber nicht länger warten, bis sich die Theologen verständigt haben. Sein Wort hört sich so an, als ob er die Wahrheit auch anderswo suchen will. Vielleicht dort, wo Christen unterschiedlicher Bekenntnisse schon lange gut zusammen arbeiten. In Familien, wo die Eltern zu unterschiedlichen Glaubensrichtungen gehören. Es muss dabei nicht sofort um das gemeinsame Abendmahl gehen. Oder um das Papstamt. Vermutlich hat Papst Franziskus gerade bei diesen Themen lange genug erlebt, dass theologische Debatten nicht weiter führen. Was mich schon lange ärgert und viele Menschen in den Kirchengemeinden auch, dass empfindet der Papst genau so: Wir müssen endlich einen Schritt weiter kommen. Weil uns der Rest der Menschheit sonst nicht länger ernst nimmt. Weil wir sonst zu viel verspielen, was kostbar ist über die Grenzen der unterschiedlichen Konfessionen hinweg. Dokumente und Erklärungen gibt es mehr als genug. Aber echte Zeichen?! An denen alle erkennen, dass die Worte der Bibel Folgen haben. Auch die, die nichts mit der Kirche zu tun haben. Vielleicht muss jede Seite dazu auf etwas verzichten, was ihr vertraut ist. Weil unsere Welt einen vereinten Glauben der Christen so gut brauchen könnte.

 

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Für das Volk war er schon lange ein Heiliger. Und seit Pfingsten ist er es auch ganz offiziell: Oscar Romero. Seliggesprochen in San Salvador, wo er nur drei Jahre als Erzbischof wirken konnte – bis zum 24. März 1980. 

An diesem Tag stürmte ein bezahlter Killer die Krankenhauskapelle, in der Romero gerade die Messe feierte. Der Erzbischof stand am Altar, als der Attentäter auf ihn schoss. Die Kugeln zerschlugen Romeros Kopf und Herz.

Die Tat war ein Auftragsmord. Verantwortlich: das Militärregime.

In El Salvador herrschte Bürgerkrieg. Freischärler verübten Terrorakte, die Machthaber antworteten mit Massakern an der Bevölkerung. Immer wieder wurden auch Geistliche von der Armee erschossen. Das Regime verteilte Flugblätter. Darin stand: „Tu was für dein Vaterland, töte einen Priester!“

Romero verurteilte die Gewalt im Land. Offen rief er Soldaten zur Befehlsverweigerung auf: „Im Namen Jesu sage ich euch: Hört auf mit dem Töten eurer Brüder und Schwestern!“

Jetzt bedrohte man auch den Erzbischof. Doch Romero ließ sich nicht einschüchtern. Zwei Wochen vor seinem Tod erklärte er in einem Interview: „Wenn sie mich töten, werde ich im Volk von El Salvador wieder auferstehen.“

Und so kam es auch. Für die Armen des Landes war klar: Der Prophet Romero war als Märtyrer gestorben, ein Blutzeuge für das von ihm gelebte Evangelium.

Im Vatikan aber sträubte man sich lange gegen eine Seligsprechung. War der Bischof nicht doch zu politisch? Stand er vielleicht den Marxisten nahe?

Was für eine absurde Vorstellung! Dom Helder Camara, ein brasilianischer Bischof, brachte es damals auf den Punkt: „Wenn ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten.“

Christen, die das Evangelium ernst nehmen, werden immer Unterdrückung und soziales Unrecht bekämpfen. Die Kirche Jesu Christi muss Anwalt der Schwachen und Ausgegrenzten sein. Das ist ist ihr Auftrag. 

E

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SWR3 Worte

Pfingsten gilt als eine Art Geburtstag der Kirche, oder der „Gemeinschaft der Heiligen“. Aber sind Heilige was Besseres als Normalos? Nein, meint der Theologe Thomas Erne:

Die Heiligen haben …ihre Fehler und Schwächen wie alle anderen auch. … Heilig ist ein Mensch, der Fehler macht, wie du und ich, aber zu seinen Fehlern stehen kann. Weil Gott zu ihm steht, so wie er ist. …
Es ist sehr anstrengend, meine Fehler dauernd zu verbergen. In einer Gemeinschaft, wo jeder zu seine Stärken und Schwächen stehen kann, wäre das nicht nötig. Da könnte ich viel lockerer sein und barmherziger.“

Thomas Erne: Wo geht es bitte zum Leben, Gabriel-Verlag

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SWR3 Gedanken

Blätter rascheln. Staub wirbelt auf. Ein Windstoß fegt über die Straße –wie aus dem Nichts. Für einen Moment stockt mir der Atem. Und ich kann spüren: Was für eine Kraft steckt in der Luft!
Luft, Wind, Sturm, Brausen, ja sogar Atem, Hauch, Lebensodem – für  das alles gibt es in der Sprache des Alten Testaments nur ein Wort: Ruach.
Ruach- das ist aber noch viel mehr als Wind und Atem, es bezeichnet auch das Leben, das da drin steckt und den Geist, der einen Mensch beseelt. Ruach, das ist die Geistkraft - Gottes belebende Nähe.
In der Sprache der Bibel ist deshalb Gott überall da, wo Leben ist. So selbstverständlich wie die Luft, die uns umgibt. Solange wir atmen, solange wir von etwas beseelt sind, sind wir umgeben von Gottes Geistkraft.
Manchmal kann man sie spüren, Gottes Nähe bei manchen Menschen. Sie bewegt Menschen so selbstverständlich wie die Luft, die Blätter und ganze Bäume im Winde wiegt.
Im Urlaub habe ich eine wunderschöne alte Kirche besucht. In der Kirchenbank sitzend habe ich den Raum auf mich wirken lassen. Habe mir vorgestellt, wer schon alles hier gesessen hat, um wie ich Gott nahe zu sein. Plötzlich fing die Orgel an zu spielen. Eine wunderschöne,  fröhliche Melodie. Es waren nur Schwingungen. Und doch hatte ich das Gefühl, nein, so etwas wie eine innere Gewissheit: Gott ist da. Bei mir und bei jedem Menschen.
Es ist wie so ein Windstoß manchmal. Wenn uns etwas anrührt, mitten im Alltag. Wenn man neue Kraft in sich spürt. Die Bibel nennt es „Ruach“ – die Schöpferkraft, die allem Leben einhaucht.
Pfingsten erinnert daran: Gott ist da. So selbstverständlich wie die Luft, die wir atmen.

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SWR2 Lied zum Sonntag

Pfingsten nennt man auch den „Geburtstag der Kirche“. Als Geburtstagslied für unsere Kirchen im Land erklingen jetzt die Verse eines Mannes, Benjamin Schmolck, der ein ganz besonderes Verhältnis zu seiner Kirche hatte, konkret zu seiner evangelischen Friedenskirche in Schweidnitz. Wenn Menschen gefragt werden, was ihnen an der Kirche wichtig ist, dann nennen sie häufig das Kirchengebäude, und besonders verbunden sind die Menschen mit der Kirche ihrer Heimatgemeinde. Kirchen prägen das Stadtbild, sie prägen auch das Gefühl der Menschen. Und selbst Menschen, die mit dem Glauben nicht mehr viel am Hut haben, spüren in einem Kirchengebäude eine besondere Atmosphäre. Ich finde es schön, wenn Kirchen gepflegt sind und freue mich bei Kirchenbesuchen über jeden liebevoll gestalteten Blumenstrauß auf dem Altar. Es ist schon stimmig, dass gerade zum Pfingstfest, dem Geburtstag der Kirche, viele Kirchen ganz besonders dekoriert sind.

Schmückt das Fest mit Maien!

Benjamin Schmolck war 35 Jahre lang bis zu seinem Tod 1737 als Pfarrer an der Friedenskirche in Schweidnitz tätig. Diese Kirche in Niederschlesien gehörte zu den ganz wenigen Kirchen, die die evangelischen Christen während der Gegenreformation nach dem Ende des 30jährigen Kriegs weiter behalten durften. Es gehörte Mut dazu, in dieser Zeit an diesem Ort evangelisch zu sein. Viele evangelische Pfarrer und Lehrer hatten mit der Gegenreformation Schlesien verlassen, Schmolck blieb und dichtete seiner Gemeinde zum Trost und zur frommen Erbauung fast 2000 Lieder. Den Versen des Pfingstlieds hört man noch die leidvollen Erfahrungen des Dichters an und seine Sehnsucht nach konfessionellem Frieden. Der Friedensüberbringer wird da beschworen, der starke Gottesfinger, der Kraft und Mut und Trost bringt.
An seiner Friedenskirche hing Benjamin Schmolck mit Leib und Seele, sie war wie ein leibhaftiges Symbol für seinen Glauben und den Glaubensmut der Christen. Er hat die Gegenwart Gottes in seiner Kirche so lebendig wahrgenommen, dass er sich noch auf der Krankenbahre in seine Kirche tragen ließ, um dort die Menschen zu segnen und für seine Gemeinde da zu sein.
Es war und ist für Menschen wichtig, einen besonderen Ort der Anbetung zu haben. Die Mauern der Kirche symbolisieren den Schutz Gottes, die Orgelklänge die himmlische Musik, die Blumen stehen für alles, was Gott den Menschen schenken will und für die Freude der Menschen an Gottes Gegenwart. Zugleich sind Kirchen freie Orte. Auch an diesem Pfingstfest stehen die Tore der Kirchen für alle offen, die sich nach Ruhe sehnen und nach dieser spirituellen Atmosphäre, die nur Kirchen bieten können. Eine Kirche fragt nicht nach dem Bekenntnis, sie fragt nicht nach Geschlecht und Alter, nach Rasse oder Glauben.  Sie ist für alle Menschen da.
Ihnen allen ein gesegnetes und frohes Pfingstfest!

Schmückt das Fest mit Maien Track 14 aus CD Aus meines Herzens Grunde, CD 2, Carius 83.015

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SWR2 Wort zum Tag

Im Neuen Testament wird erzählt, was am allerersten Pfingstfest geschehen ist: Die Jünger Jesu waren zusammen, heißt es da, als plötzlich ein Sturm das Haus erfüllte, in dem sie waren. Und der Atem Gottes kam herab auf jeden von ihnen. Der Atem Gottes? Sie sind vielleicht gewöhnt, dass hier vom Geist die Rede ist. Aber das griechische Wort für Geist ist Pneuma, und Pneuma bedeutet auch Atem. Morgen ist also das Fest des Atems Gottes, der auf die Jünger herabgekommen ist. Dazu passt ja auch der Sturm, von dem die Bibel hier erzählt. Der Atem Gottes – wenn wir Pneuma so übersetzen, wird besonders anschaulich, was gemeint ist: etwas aus Gott ist in die Menschen eingegangen, das Lebensprinzip Gottes schlechthin. Wir könnten sagen: Pfingsten ist das Fest der Mund-zu-Mund-Beatmung Gottes.

Das erinnert an eine der Schöpfungsgeschichten vom Anfang der Bibel. Die Erde war wüst und leer, und der Atem Gottes schwebte über den Wassern, heißt es da – auch in der hebräischen Sprache steht für Geist und Atem dasselbe Wort. Diesen seinen Atem bläst Gott dem neu geschaffenen Menschen ein und belebt ihn so. Der Mensch lebt durch den Atem Gottes selbst – welch ein kühner Gedanke! Diesen Gedanken nehmen die Pfingstgeschichten auf: Wir leben durch Gottes Atem. Wenn wir atmen, atmet Gott in uns. Leben und von Gott durchströmt sein ist eins.

In vielen Formen der Meditation und des Betens ist der Atem wichtig. Im bewussten, ruhigen Ein- und Ausatmen wird Verbundenheit mit Gott und mit der Schöpfung spürbar. So gibt es aus der Tradition der orthodoxen Kirchen schon seit Jahrhunderten das sogenannte Jesusgebet oder Herzensgebet. Da wird zum Beispiel immer wieder der Name Jesus Christus gesprochen, „Jesus“ beim Ausatmen, „Christus“ beim Einatmen. Mit dieser Erfahrung bekommen auch Sätze aus dem Römerbrief des Paulus einen anderen Klang. „Der Atem nimmt sich unserer Schwachheit an“, heißt es dann dort. „Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen, der Atem selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können.“ (Röm 8,26)

Heute suchen immer mehr Menschen, Christen und andere, über achtsames Fühlen und Erleben ihres Körpers einen Weg zu Gott. Das biblische Sprechen vom Geist als Atem Gottes kann hier eine Brücke sein.

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SWR2 Wort zum Tag

Angefangen hat es in einem Kirchenchor, irgendwo in den USA, Anfang der 70er Jahre. Das mit den Post-It-Zetteln. Und das kam so: Arthur Fry hat sich jedes Mal geärgert, wenn die Merkzettel, die er in seine Noten eingeschoben hat, wieder einmal herausgefallen sind. Irgendwie hat er sich dann an einen Klebstoff erinnert, der sich einfach wieder abziehen lässt. Ein Kollege hatte ihn schon vor Jahren erfunden. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte. Und längst profitieren nicht nur Kirchenchöre von diesen Zetteln. 

Die Geschichte der Post-It-Zettel ist das Paradebeispiel für das sogenannte Serendipity-Prinzip. Der Name spielt auf ein altes Märchen an, das in Serendip, dem heutigen Sri Lanka, spielt. In der Wissenschaft geht es beim Serendipity-Prinzip um zufällige, ungeplante Entdeckungen. Entdeckungen also, die Menschen gerade machen, wenn sie nicht auf der Suche nach der Lösung sind.

Ich selber kenne solche Erfahrungen auch. Ich suche nach einem Namen. Oder auch nach dem Ausweg aus einer schwierigen Situation. Und wenn ich die bewusste Suche längst aufgegeben habe, ohne Erfolg, dann fällt mir mit einem Mal der Name ein. Oder ich habe urplötzlich eine Idee, wie es weitergehen könnte. Das ist kein Zufall, sondern hängt mit dem Serendipity-Prinzip zusammen. Unser Gehirn ist dann erfolgreich, wenn es unbeeinflusst suchen kann.

Mir kommt in diesem Zusammenhang immer wieder ein bekannter Vers aus den Psalmen in den Sinn. „Seinen Freunden gibt Gott es im Schlaf“. (Psalm 127,2) Um Phasen der Muße und der Ruhe geht es da. Um eine Auszeit für mein Gehirn. Damit es Gelegenheit hat, die Fülle der Gedanken zu ordnen und Überflüssiges beiseite zu räumen. Dann hat’s womöglich auch der Heilige Geist leichter – und sei’s nur für den kurzen Moment, der in unserer Sprache so schön als Geistesblitz bezeichnet wird. Eine gute Woche vor Pfingsten liegt es nahe, daran zu erinnern. Mut zu machen, dem Geist etwas zuzutrauen! Eine kleine, überraschende Wendung im Leben. Eine neue Aufgabe, die mir jemand zutraut. Die überraschende Entdeckung, dass der neue Nachbar doch gar nicht so nervig ist. Eine weiterführende Sicht auf einen Konflikt, die mir bisher entgangen ist. Kleben sie doch einfach einen dieser gelben Zettel an die Wand. Einfach so. Und warten sie auf den Geistesblitz.

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SWR3 Gedanken

Dies ist der Tag den Gott macht
Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein! (Ps 118, 24)

Lätare - Freuet euch! so heißt dieser Sonntag
Mitten in der Passionszeit. Mandelblütenfarben
In den Kirchen erzählen die Farben Geschichten:
Das Rot an Pfingsten erzählt davon, wie lebendig Gottes Geist Menschen macht.
Schwarze Tücher legen wir auf in der tiefsten Nacht des Todes an Karfreitag
Weiß erzählt an Weihnachten vom Licht, als Jesus geboren wird
und als er von den Toten aufersteht an Ostern
Lila steht für das Leiden und heute, da ist es das Rosa.
In kaum einer evangelischen Kirche wird Rosa tatsächlich verwendet.

Aber denken wir doch mal rosa:
Freut euch! Mitten in der Passionszeit
Was soll das?
Die Bibel erzählt, dass Jesus auf dem Weg zum Kreuz ist. Er wird gefoltert werden und sterben
Aber er wird nicht im Tod bleiben. Er wird auferstehen
Und das heißt: Gott lässt die Welt nicht im Leid.

Gott träumt mit uns den Traum von Menschen, die aufrecht gehen.
Die Seelen ein Instrument der Zärtlichkeit, das Herz ein blühender Mandelbaum voll Vogelgesang, der Verstand tanzt und nimmt immer neue Drehungen.
Gott übt mit uns das Leben und das Sterben
und schenkt uns dazu die Freundschaft und die Liebe.
Menschen, die uns verstehen und mit denen wir Wege gemeinsam gehen können
Gott schenkt uns die Tulpen und den Wein und Menschen die wir lieben
Lichtgestalten, Himmelsgeschenke, jeder und jede einzigartig.
Gott lässt uns weitergehen selbst nach Abschied und Tod und lässt uns neue Wege finden
Gott schenkt uns Hoffnung trotz Trauer,
Liebe trotz Wut, Dank in der Verzweiflung und
die Ahnung auf neues Leben trotz allem Leid.
Und zeichnet diesen Sonntag mandelblütenfarbenrosa.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ich bin gern mit Menschen aus anderen Kirchen und Religionen zusammen. Wir reden miteinander, feiern gemeinsam Gottesdienste, wir hören und beten, kurzum: Ich gehe meist reich beschenkt aus solchen Begegnungen nach Hause.

Und doch: Die Tatsache, dass die Christenheit gespalten ist, ist ein Skandal. Klar, was durch widrige Umstände, tragische Entscheidungen und menschliche Schuld zerbrochen ist, lässt sich nicht von heute auf morgen wiederherstellen. Aber wir können auf verschiedenen Ebenen Schritte gehen und Zeichen setzen: mit Vertrauen aufeinander zugehen, einander zuhören und mitteilen, miteinander beten und feiern.

Gestern hat die internationale Gebetswoche für die Einheit der Christen begonnen – jedes Jahr vom 18. bis 25.Januar und in den Tagen vor Pfingsten sind Christen eingeladen, sich dafür einzusetzen, dass Versöhnung und Einheit wachsen können. Das Motto heißt diesmal: „Gib mir zu trinken!“; in Erinnerung an eine Stelle aus der Bibel: Jesus bittet eine Frau, ihm etwas zu trinken zu geben. Er weckt dabei die tiefe Sehnsucht der Frau nach ihrem Lebensdurst.

Schlummert nicht auch in uns diese Sehnsucht, dieser Durst nach erfülltem, nach erfüllendem Leben?

…die Sehnsucht danach, verstanden zu werden…

…die Sehnsucht danach, andere kennenzulernen…

…die Sehnsucht danach, mich mitzuteilen…

…die Sehnsucht danach, mit anderen zu feiern…

Wenn wir im Gespräch aufeinander zugehen und im Beten und Feiern mit Gott unterwegs sind, dann kommen wir mehr als einen Schritt weiter.

Im Rahmen der Gebetswoche sind in vielen Städten und Gemeinden Begegnungen und Gottesdienste geplant, vielleicht auch bei Ihnen vor Ort.

Schauen Sie einfach mal rein – Sie sind herzlich willkommen!

 

                                                                 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19076
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