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SWR3 Gedanken

Warum dauert Ostern eigentlich zwei Tage, fragt mich ein Kind nach dem Gottesdienst am Ostermontag. Gute Frage. Genau genommen, antworte ich, feiern wir Ostern ja gar nicht zwei, sondern sogar fünfzig Tage und ernte erst mal verständnislose Blicke. Der kleine Kerl hat Recht. Ein Fest über fünfzig Tage zu feiern ist ja in der Tat schwer vorstellbar. Wenn man ehrlich ist, dann halten so was selbst die härtesten Partygänger kaum durch. Noch dazu, wenn ab Osterdienstag Alltag und Arbeit wieder vor der Tür stehen. Klingt also ein bisschen nach kirchlichem Etikettenschwindel, das mit dem fünfzigtägigen Fest zwischen Ostern und Pfingsten. Doch es geht ja nicht um die große Sause. Fünfzig Tage Ostern feiern heißt eben nicht unbedingt fünfzig Tage arbeitsfrei haben und feiern können ohne Ende. Vielleicht ist es eher wie bei Sabine und Thomas, die ich von früher kenne. Sie haben letztes Jahr geheiratet. Zwei Tage haben sie ihre Hochzeit gefeiert, dann hatte der Alltag die beiden wieder. Als ich sie dann ein paar Wochen später getroffen habe, haben sie mir mit leuchtenden Augen von ihrem tollen Fest erzählt. Ich habe gemerkt: Etwas von ihrer Freude haben sie sich mitgenommen in ihren Alltag. Zumindest für eine gewisse Zeit. So, denke ich, könnte es auch mit der Osterzeit sein. Keine endlose Dauerparty, aber ein bisschen Grund zur Freude im Alltag. Schließlich haben wir an Ostern gerade das Leben gefeiert – allen Widrigkeiten zum Trotz.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Dass die christliche Fastenzeit vor Ostern 40 Tage dauert wissen viele.Dass die Kirchen aber 50 Tage Ostern feiern,  - nämlich bis Pfingsten, das ist so gut wie nicht bekannt. Vielleicht weil sich das im Alltag nicht so bemerkbar macht oder weniger gut vermarkten lässt. Umso wichtiger ist es mir, vor Augen zu führen, dass diese Osterzeit eine Zeit der Freude sein will. Freude am Leben und Freude an Gott, der den Menschen nicht dem Tod überlässt, sondern ihm neues, ewiges Leben schenkt. Das kann maneigentlich nicht lange genug feiern…

Und es ist mir ein Anliegen, die Ostergeschichten zu erzählen und sie neu durch zu buchstabieren. – Warum? Weil ich glaube, dass sie auch heute noch brandaktuell sind und Menschen ermutigen, zu schauen, wie und wo im Alltag große und kleine Auferstehungen möglich sind.

Eine davon möchte ich Ihnen heute Morgen erzählen: Die Jünger Jesu sind wieder da, wo alles angefangen hat: Am See oder besser gesagt, auf dem See. Sie fischen, aber in dieser Nacht haben sie nichts gefangen. Frust macht sich breit. Sie sind auf dem Rückweg zum Ufer. Da steht einer am Land und fragt: „Habt ihr nicht etwas zu essen?“ Als sie verneinen, fordert er sie auf, das Netz auf der anderen Seite auszuwerfen. Dort würden sie was fangen. Gesagt getan und Tatsache, kaum an Land ziehen können sie das volle Netz. Da dämmert ihnen, wer da am Ufer wartet. Er ist schon da. Auch ein Feuer brennt bereits und ein Fisch liegt auf dem Rost und Brot. Er hat seinen Teil bereits eingebracht. Nun bittet er sie, die Fischer, ihren dazuzulegen. Diese leise Szene und ihre Bilder sprechen mich sehr an. Wie oft bin ich im Alltag frustriert, frage mich: Ist das alles für die Katz’ was ich tue? Vergeblich der Einsatz?

Vielleicht müsste ich umdenken. Auch malmein Netz auf der anderen Seite auswerfen. Manches anders anpacken, nicht fischen wollen, wo es nichts zu fischen gibt. Und mich vielleicht trösten lassen, durch das Bild, dass das Feuer am Ufer bereits brennt, dass er schon da ist und wartet mit Fisch und Brot.

Und ich meinen Teil dazulegen darf. Das leere – und das volle Netz. Jeden Tag.

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SWR3 Gedanken

Wenn man nicht dieselbe Sprache spricht, hat man es schwer, sich zu verstehen. Und weil es so viele Sprachen auf der Welt gibt, gibt es auch viele Verständigungsprobleme. Woher das wohl kommt, fragen sich schon immer die Menschen. Deshalb erzählt die Bibel die Geschichte vom Turmbau zu Babel. In der die Menschen einen Turm bauen, der so hoch wie der Himmel ist. So hoch, dass sie sozusagen mit Gott auf Augenhöhe sind. Aber dann vervielfältigt Gott die Sprachen. Und plötzlich weiß der eine Bauarbeiter nicht mehr, was der andere will, weil man keine gemeinsame Sprache mehr spricht. Der Bau kommt mittendrin zum Erliegen. Steht einfach nur rum. Kriegt man in Berlin auch heute noch hin. Und das alles nur, weil man nicht dieselbe Sprache spricht.

Heute ist allerdings der Europäische Tag der Sprachen. Und der möchte nun ausgerechnet die Vielfalt der Sprachen fördern. Er möchte, dass wir möglichst viele Sprachen sprechen können.

Ich finde unterschiedliche Sprachen ja sehr schön. Italienisch oder Französisch hat einen ganz anderen Klang als Deutsch. Viel musikalischer. Deshalb finde ich es gut, dass die Europäische Union die Vielfalt der Sprachen in Europa unterstützt. Allein schon, damit es mehrere Klänge gibt. Aber wer viele Sprachklänge unterstützen will, muss es auch unterstützen, dass es mehrsprachige Menschen gibt, die übersetzen, beziehungsweise, dass möglichst alle Menschen mehrere Sprachen sprechen.

In der Bibel gibt es übrigens eine Geschichte, die erzählt, dass es einmal möglich war, dass alle Menschen alles verstanden haben. Das war an Pfingsten. Obwohl die Leute aus verschiedenen Ländern und Kulturen kamen, haben sie alles verstanden.

Wäre natürlich schön, wenn man so einfach Sprachen lernen und verstehen könnte. Aber solange das nicht so geht, muss man sich eben mit der Sprache des Herzens und mit Händen und Füßen behelfen und für den nächsten Urlaub bleibt ja noch der VHS-Kurs.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“ (Mt 10, 38)
Das ist der zentrale Satz im heutigen Sonntagsevangelium. Jesus richtet ihn an seine engsten Freunde. Es sind harte Worte. Sie beschönigen nichts. Wer das Evangelium des Friedens, der Gerechtigkeit und der grenzenlosen Zuneigung Gottes in der Welt verkündet, der muss sich auf Widerstand gefasst machen. Bis hin zur letzten Konsequenz. Und so starben auch fast alle Apostel einen gewaltsamen Tod. Das Kreuz blieb für sie keine Metapher, sondern wurde brutale Realität. 

„Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“ Die Aussage Jesu hat nichts von ihrer Aktualität verloren. Keine Religionsgemeinschaft wird weltweit so stark verfolgt wie das Christentum. Nahezu täglich erreichen uns Schreckensnachrichten über Anschläge auf Christen. Mal sind es orthodoxe Gläubige in Syrien und im Irak, mal ägyptische Kopten oder schwarzafrikanische Christen unterschiedlicher Konfession, die von islamistischen Terroristen ermordet werden. 

Papst Franziskus hat zu Pfingsten auf das Schicksal der Bedrohten aufmerksam gemacht. Seine Zuhörer waren aus allen Teilen der Welt nach Rom gekommen. Franziskus sprach angesichts der brutalen Verfolgung von einer „Ökumene des Blutes“

Und in der Tat: Die Mörder unterscheiden nicht zwischen den christlichen Konfessionen. Ganz gleich, zu welcher Kirche die Opfer gehören, in den Augen ihrer Mörder sind alle Christen per se „Ungläubige“, „Feinde Allahs“. 

Ist das kein Fingerzeig für die Ökumene? Für Papst Franziskus gibt es jedenfalls keine überzeugendere Einheit der Christen als jene der Märtyrer.

 

 

 

 

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SWR2 Lied zum Sonntag

(Gotteslob 344)

Im Alltag sag ich das manchmal vor mich hin, wenn ich ungeduldig warten muss: „Jetzt, komm schon!“ Das Lied zu diesem Sonntag fängt auch an mit so einem „Komm“: „Komm herab, o Heil‘ger Geist“. Auch mit dem Heiligen Geist sind Menschen wie ich ungeduldig. Allerdings liegt es nicht zuletzt an mir, ob der Heilige Geist bei mir ankommt. Ob er eine Chance hat, seine Wirkung in mir zu entfalten, wo er doch schon immer da ist.

Ich bin überzeugt, dass in jedem Menschen eine Sehnsucht nach Gott brennt. Nicht jeder nennt es vielleicht so. Für manchen ist es die Sehnsucht, dass er zufrieden sein kann, dass Familie und Freunde zusammenstehen, dass er sich im Beruf verwirklichen kann oder die Sehnsucht nach einer Welt, in der keiner zu kurz kommt. Hören wir es in der lateinischen Fassung „Veni Sancte Spiritus“:

Komm herab, o Heil'ger Geist,

der die finstre Nacht zerreißt,

strahle Licht in diese Welt.

Ich spüre diese Sehnsucht gerade dann, wenn ich einen besonders glücklichen Moment erlebe und möchte, dass er niemals endet: Wenn ich Zeit mit Freunden verbringe und mich berührt, was sie von sich erzählen, oder bei einem Fest, bei dem alle zusammenkommen, die mir etwas bedeuten. Aber auch dann, wenn scheinbar mal wieder alles schief geht. Wenn ich jemanden beleidigt habe, ohne es zu wollen. Oder wenn ich einen Menschen verloren habe und traurig bin. Wenn ich überglücklich bin und will, dass das Glück nicht endet, aber auch, wenn ich leide und meine, das ich nicht mehr kann - in beiden Situationen spüre ich, dass ich als Mensch Grenzen habe. Aber in dem Moment, wo ich diese Grenzen spüre, spüre ich auch, dass ich über diese Grenzen hinaus will. Das verbindet mich mit allen Menschen, die diese Sehnsucht kennen nach dem, was hinter dieser Grenze kommt. Ich hoffe, dass es Gott ist, und dass sein Geist mich dorthin führt.

Der Mystiker Meister Eckhart hat ein Bild dafür, dass wir Menschen von dieser Sehnsucht brennen: Gott ist für ihn wie ein Feuer, das wärmt und hell ist und Funken sprüht. Und einer dieser Funken ist für ihn tief in der Seele jedes Menschen. Vielleicht dieses Brennen, das ich auch kenne.

Man weiß nicht genau, wer das „Veni Sancte Spiritus“ gedichtet hat, die Forscher halten es aber für möglich, dass es Stephen Langton im 13. Jh. getextet hat. Wie Meister Eckhart bringt auch er die Feuer- und Licht-Bilder zur Geltung: Gottes Geist als Licht, das die Nacht zerreißt, die Welt hell macht und das wärmt und belebt, was kalt und starr ist.

Und das gilt nicht nur für mich, sondern für alle, besonders für die Armen. Deshalb wird der Geist hier auch als Pater pauperum bezeichnet, als Vater, der für die Armen und Benachteiligten sorgt:

Komm, der alle Armen liebt,

komm, der gute Gaben gibt,

komm, der jedes Herz erhellt.                            

Das „Veni Sancte Spiritus“ wird zu Pfingsten gesungen, wenn die Christen um den Heiligen Geist bitten. Schon im Mittelalter haben die Leute diesen Gesang besonders verehrt und als die „Goldene Sequenz“ bezeichnet. Die Melodie der Strophen drängt immer weiter nach oben und sie verändert sich immer nach zwei Strophen. Erst am Ende kommt sie wieder unten an, wie es im Text heißt, auf „der Seele Grund“. Der Gesang ahmt die Verwandlung und Veränderung nach, die er beschwören will und vertont damit auch diesen Funken, der in mir brennt. Und dabei geht es darum, was ich als Christ hoffe, nämlich, dass diese Veränderung von Gott gestaltet und zum Guten geführt wird, gerade dann, wenn ich an meine Grenzen komme. Wenn ich das glaube, dann sind diese Grenzen zwar da, aber sie sind keine Stopplinien, hinter denen nichts mehr kommt. Sie sind eher die Hürden, über die ich springe, wenn ich glaube: Wenn mich darauf verlasse, dass mich jemand hält, wenn ich falle. Selbst noch, wenn ich sterbe.

Komm, o du glückselig Licht,

fülle Herz und Angesicht,

dring bis auf der Seele Grund.

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SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

Auf einmal erlebt man einen guten Bekannten ganz anders als sonst. Ist Ihnen das nicht auch schon einmal so gegangen? Normalerweise ist ein Freund die Ruhe selbst. Doch wenn ihn etwas ärgert, dann kann er richtig aufbrausend sein. Oder eine Freundin ist sonst immer sehr still. Plötzlich erlebe ich sie in einem anderen Zusammenhang. Dort steht sie im Mittelpunkt und hat auf einmal gar keine Scheu, in einer großen Gruppe zu sprechen. Ich schüttele verwundert den Kopf und sage: „Ich kenne dich gar nicht wieder!“

Den anderen geht es ja mit mir nicht anders. Wenn ich höre, wie andere mich beschreiben, dann frage ich mich manchmal: So soll ich sein? So – und so auch noch – und jetzt wieder ganz anders? Aber das widerspricht sich doch völlig!  Oder ich höre, wie Leute über jemanden herziehen, den ich eigentlich sehr nett finde. Oder umgekehrt: begeistert über eine Person erzählen, die ich äußerst fragwürdig finde. Es ist offenbar gar nicht so leicht, einen Menschen zu beschreiben. Es kommt auf die Situation an. Und auf die Menschen, die etwas Bestimmtes mit ihm erleben. Und bestimmte Dinge wichtig finden.

Ist das bei Gott womöglich ähnlich? Juden, Christen und Muslime beschreiben Gott tatsächlich unterschiedlich. Und dann doch wieder so gleich, dass man wirklich merkt: Das ist immer ein und derselbe Gott. Es gibt ja auch wirklich nur einen Gott. Aber die Menschen erkennen immer nur einen Teil von ihm. Gott ist mehr und größer als das, was Menschen erkennen.

Schon von Anfang an haben Christen das begriffen. Und Namen gefunden für Gott, der sich so verschieden bemerkbar macht: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der heutige Sonntag erinnert genau daran: er heißt Dreifaltigkeitssonntag. Er steht nicht so im Mittelpunkt wie Weihnachten, Ostern oder auch noch Pfingsten. Dabei geht es hier um etwas ganz Zentrales im christlichen Glauben. Manche sagen: das Zentrale. Es geht um die Frage, wer der christliche Gott eigentlich ist.
Vater, Sohn, Heiliger Geist: Ja, sind das nun drei Götter?! Oder doch einer?

Juden und Muslime verwirrt das. Sie halten den Christen gerne vor: Im Grunde habt ihr ja doch drei Götter. Jedenfalls nimmt es unserem gemeinsamen Gott etwas von seiner Einmaligkeit, wenn da plötzlich von drei Personen die Rede ist. Ein Mensch ist doch schließlich auch immer ein und dieselbe Person. Höchstens mit unterschiedlichen Eigenschaften. Vielleicht ist das bei Gott ja anders. Aber dann wird es auch richtig kompliziert. Unnötig kompliziert, finden auch viele Christen.

Vater, Sohn, Heiliger Geist: Sind das nur unterschiedliche Wahrnehmungen von Gott? Ein unterschiedliches Verständnis, eine unterschiedliche Art, den Glauben an Gott auszudrücken?

II
Die Erfahrungen, die Menschen mit Gott machen, sind nicht leicht in Worte zu fassen. Alle Worte über Gott bleiben Annäherungen.
Vater, Sohn, Heiliger Geist: das klingt geheimnisvoll. Und damit ist es eigentlich schon eine passende Beschreibung für das Geheimnis Gott! Man darf nur nicht Gott auf diese geheimnisvollen Wortbilder und Bildworte festlegen. „Vater“, das ist nur eins unter vielen Bildern, die die Bibel für Gott benutzt. „Mutter“ ist übrigens auch darunter.

Der „Sohn“ – das ist mehr als nur Jesus als Mensch. In Jesus haben Menschen etwas von Gott gespürt. Jesus ist das „menschliche Gesicht Gottes“, hat ein englischer Bischof einmal gesagt. Wenn ich also über Jesus spreche, dann kann ich über Gott nicht mehr abstrakt denken. Dann erzähle ich Geschichten. Dann erzähle ich, wie Jesus sich Menschen zuwendet. Wie er auf die hört, auf die keiner mehr hört. Wie er die in die Mitte holt, die immer am Rand stehen. So ist Gott, sagen diese Geschichten.

Aber damit könnte es nun eigentlich fertig sein. Für Christen ist Gott immer der Gott, der sich den Menschen zuwendet. So wie Jesus es getan hat. Gott ist Vater und Sohn. Das würde doch reichen! Und Christen nennen sich Gottes Kinder, weil Jesus ihr Menschen-Bruder ist.

Doch jetzt kommt noch etwas Drittes. Jetzt kommt der Heilige Geist. Gottes Geist. Der ist immer dabei. Schon bei der Schöpfung schwebt er auf dem Wasser, heißt es am Anfang der Bibel. Er ist dabei, wenn Menschen etwas Besonderes tun sollen. Wenn sie einen besonderen Auftrag haben. Die Kunsthandwerker, die im alten Israel das Heiligtum bauen sollen – die haben dafür sogar alle einen besonderen Geist von Gott!

Dann ist der Heilige Geist dabei, als Jesus getauft wird. Und vor allem, als die Kirche entsteht. Als die Menschen, die Jesus um sich gesammelt hat, zu einer richtigen Gemeinschaft werden. Die Pfingstgeschichte erzählt, wie ganz Fremde sich auf einmal verstehen können.

Gott verbindet Menschen zu einer Gemeinschaft. Auch heute kann man das so erleben. Menschen verstehen sich über Grenzen hinweg. Sie lernen, die Welt mit den Augen der anderen zu sehen. Damit das funktioniert, zeigt Gott sich mal so und mal so. Eine bunte Vielfalt. Je nachdem, wie Menschen seine Nähe brauchen. Je nachdem, wie Gott ihnen nahe sein kann. Aber dreifaltig lässt Gott sich immer wieder erkennen.

Ich bin ein Kind Gottes – des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes. Und ich wünsche Ihnen als Gotteskindern einen schönen Dreifaltigkeitssonntag!

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SWR4 Feiertagsgedanken

Der dreifaltige Gott und das Wasser

Gott mit etwas zu vergleichen, muss eigentlich schief gehen. Denn Gott ist mehr als alles, was ich aus meiner Erfahrungswelt kenne. Und doch tue ich es manchmal! Ich kann nicht anders. Ich muss Gott mit etwas vergleichen, wenn ich eine Ahnung davon bekommen will, wer oder was er ist. Das geht mir gerade an Pfingsten so, wenn der Heilige Geist gefeiert wird. Was soll das denn sein – heiliger Geist? Und wie verhält er sich zu Vater und Sohn. Ein Gott in drei Gestalten?

Um in das Geheimnis Gottes ein wenig vorzudringen, kann Wasser helfen. Wasser fließt. Es kommt in Bächen und Seen vor, macht lebendig, nährt Pflanzen, tränkt Tiere und Menschen. Und es trägt Schiffe. Wasser kann aber auch hart und kalt sein, glatt und rutschig: als Eis nämlich. Dann trägt es zwar auch, aber anderes: Schlittschuhläufer zum Beispiel. Als Eisblock kühlt es Lebensmittel, als Eiswürfel Getränke. Wasserdampf hingegen macht genau das Gegenteil: Er ist heiß und gefährlich. Anders als Eis erzeugt er Energie und treibt Maschinen an. Er lässt sich nicht anfassen und doch bewirkt er etwas.

Wasser kommt also auf drei Arten vor: fest als Eis, flüssig als Wasser und gasförmig als Dampf. Will ich wissen, was Wasser wirklich ist, muss ich alle drei Formen zusammen­nehmen. Es geht nicht anders. Und genau so erlebe ich es, wenn ich über Gott nachdenke. Natürlich ist kein Bild perfekt. Aber wie Wasser hat auch Gott ein Wesen, dem ich nur auf die Spur komme, wenn ich mir die drei Gestalten genau anschaue, in denen er sich zeigt: Gott Vater, Sohn und Geist.

Eis ist fest und kann Menschen tragen. Wenn man so will: wie Gott-Vater. Für mich ist er der Grund, der alles hält. Er sorgt dafür, dass alles „flutscht“, dass die Dinge laufen und die Welt sich dreht.

Wenn Eis schmilzt, wird es zu Wasser. Aus Gott Vater wird der Sohn geboren, Jesus! Die Bibel erzählt, wie er Menschen Hoffnung gibt. Jesus bezeichnet sich selbst einmal als lebendiges Wasser und er schenkt den Menschen neues Leben, mit denen er zusammen ist: den Jüngern zum Beispiel, den Armen und Kranken.

Wasserdampf kommt für mich dem Heiligen Geist am nächsten, weil man ihn nicht greifen kann. Den Geist sieht man nicht, aber er wirkt, wo immer etwas aufbricht, das die Welt verändert. Er wirkt, wo etwas Fahrt aufnimmt wie eine Dampflok. Dieses Bild gefällt mir, denn die Lok wird von Wasserdampf angetrieben, einer Kraft, die sich nicht greifen lässt, die aber unheimlich stark ist, Energie erzeugt und bewegt.

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Für mich sind das drei Dinge, drei Gestalten. Aber wie Eis, Wasser und Dampf sind sie von ihrem Wesen her eins. Gott mag mit nichts vergleichbar sein. Aber Bilder wie das vom Wasser brauche ich manchmal, um ein klein wenig von dem zu erahnen, was meine Vorstellungskraft sprengt.


Gottes Geist und die „heilige Unzufriedenheit“

Was ist der Heilige Geist? Darüber habe ich mir gerade Gedanken zum Pfingstfest gemacht. Der Heilige Geist ist der Geist Gottes. Ich kann ihn nicht sehen, aber fühlen. Wie Wasserdampf kann ich ihn nicht greifen, aber er wirkt, hat Energie und Kraft. Wie das konkret aussieht, kann ganz unterschiedlich sein.

Wenn die Bibel vom Heiligen Geist spricht, dann spricht sie zum Beispiel von den Früchten des Geistes (vgl. Gal 5,18-25). Sie sagt: Wo Menschen herzensgut, treu oder freundlich sind, fröhlich, friedlich oder liebevoll, wo sie sich für andere einsetzen, da handeln sie im Geist Gottes. Der Apostel Paulus denkt zudem über die Gaben des Geistes nach. Er sagt: Jeder hat von Gott etwas mitbekommen, das er gut kann: Fähigkeiten, die aus göttlichem Geist erwachsen, weil sie mir und anderen nutzen (vgl. 1 Kor 12).

Paulus sagt auch, dass der Geist Menschen zu Kindern macht, die Gott ihren Vater nennen (vgl. Röm 8,15). Ich habe lange nicht verstanden, was er damit meint, und ich habe mich auch ein wenig dagegen gesträubt, als Kind bezeichnet zu werden. Vielleicht geht es Paulus aber um das Gefühl, das Kinder ihrem Vater gegenüber haben, wenn er sie zum Beispiel in die Luft wirft und wieder auffängt. In dem Moment spüren sie tief im Herzen, was sie mit ihm verbindet: sie wissen, wo sie hingehören und dass ihr Papa sie liebt. Das ist keine Kopfsache; es geht da um etwas ganz tief drin. Paulus schreibt einmal, dass der Geist dem Herzen Gewissheit gibt, dass Gott es liebt (Röm 5,5). So fühlt sich für ihn heiliger Geist an: er geht zu Herzen und er macht die Liebe Gottes spürbar.

Paulus selbst hat einmal erfahren, was es heißt, von einer „heiligen Unzufriedenheit“ geplagt zu sein. Auch darin sieht er eine Variante, wie der Geist wirkt. Als er in Athen die vielen Götterstatuen sieht, wird er stinksauer! Er beschließt, länger dort zu bleiben, um das Evangelium zu verkünden und gegen diese Götzen anzupredigen (Apg 17,16). Er wirft seine Reisepläne über Bord, um sich selbst treu zu bleiben und weil er eben unzufrieden ist. Für ihn zeigt sich in dieser heiligen Unzufriedenheit der Geist Gottes. Ich glaube, das gibt es bis heute: Ich kenne Menschen, die ihren Beruf aufgegeben oder ein Amt abgegeben haben, um zu tun, was sie im Herzen umtreibt: für andere da zu sein. Und ich denke auch an Menschen, die ihren eigenen Weg gehen und nicht den, den andere für sie vorsehen – weil sie sich dazu berufen fühlen. Und ich rechne auch die Leute dazu, die in diesen Tagen auf die Straßen gehen, weil Unrecht geschieht – einigen Menschen in der Türkei zum Beispiel. Diese Leute verspüren eine heilige Unzufriedenheit und handeln entsprechend.

Nicht alles, was mich bewegt, kommt von Gott. Und ich muss vorsichtig sein, dass ich nicht, ja, meinen eigenen Vogel für den Heiligen Geist halte. Aber manchmal ist da eben eine offene Tür, die vielversprechend ist, eine innere Unruhe, die mich lenkt, oder jenes tiefe Gefühl, gut aufgehoben zu sein. Für mich hat das immer dann etwas mit Gottes Geist zu tun, wenn es letztlich zu etwas Gutem führt: für mich und auch für andere.

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SWR1 3vor8

Pfingstmontag A (Joh 16,13a)

Wir haben sie also doch nicht - die ganze Wahrheit. Wie auch? Wo wir uns dauernd darum streiten, wer Recht hat. Geradeunter den Religionen ist das ein Dauerthema. Trotzdem kommen wir nicht weiter mit diesen Fragen: Wie ist Gott? Wozu bin ich auf der Welt?  Der Mensch ist dafür einfach zu klein. Er versteht nicht alles. Sondern immer nur einen Teil. Deshalb heißt es im Johannesevangelium: Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. (Joh 16,13a). Heute, am Pfingstmontag, wird über diesen Vers in den katholischen Gottesdiensten nachgedacht. Wenn bei einem die Wahrheit zu finden ist, dann bei Gott. Weil er vollkommen ist, absolut, und nicht begrenzt wie wir. Wenn er Gott ist, dann kennt er jeden Menschen - jede Kleinigkeit, den letzten Winkel meiner Person, auch das, was ich lieber verstecken würde. Gott weiß wirklich, wie es auf unserer Welt aussieht. Er weiß, dass Waffengeschäfte  nicht dem Frieden dienen können, und wüsste Rat, was stattdessen sinnvoll wäre. Er sieht, wie weit sich das Klima auf unserem Planeten bereits verändert hat; ihm kann man nichts vormachen, wie weit wir Menschen da hinein verwickelt sind und wer Schuld auf sich lädt. Gott kann man nicht täuschen, wenn einem seiner Geschöpfe ein Leid angetan wird: sei es in Syrien, wo Kinder am meisten unter dem Krieg leiden; oder wenn Tiere gequält werden, weil die massenhafte Haltung kostengünstiger ist. Gott kennt all diese schrecklichenWahrheiten. Und es scheint, als wolle er helfen, dass auch wir sie sehen können. Dazu schickt er seinen Geist. Das bedeutet Pfingsten. Das meint die Bibel, wenn sie vom Geist der Wahrheit spricht, der aller Welt zur Verfügung steht.

Wie das geht? Ich kenne drei Schritte, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Zuerst muss ich offen sein, empfangsbereit, und zwar für Dinge, die ich nicht schon kenne. Wenn ich mir über eine Frage eine abschließende Meinung gebildet habe und meine, ganz sicher zu sein, dann hat es der Geist schwer, der uns an die ganze Wahrheit annähern will. Also: Keine Denkverbote und immer offen sein für Neues. Im zweiten Schritt muss ich üben zu unterscheiden: Welche Informationensind zuverlässig und glaubwürdig. Und wie gehe ich damit um, was ich höre und erfahre? Es ist gut, wenn ich dazu im Laufe der Zeit möglichst viele Erfahrungen sammle. Und diese dann - ohne Tabus - mit anderen bespreche, mich austausche, meine Informationen mit denen anderer abgleiche. Das ist der dritte Schritt. Und mit dem komme ich zeitlebens an kein Ende. Denn das weißich: Der Geist Gottes ist da. Ihn zu suchen und mit seiner Hilfe Stück für Stück etwas von der Wahrheit zu finden, das ist ein Lebenswerk.

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SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

Feiertag, Pfingstmontag. Noch einmal Pfingsten feiern. Heute finden wieder Gottesdienste statt, viele als ökumenische Gottesdienste. Denn heute ist der Tag, den es in der Liturgie der Kirche eigentlich nicht gibt. Schließlich ist mit dem Pfingstsonntag gestern die Osterzeit zu Ende gegangen. Und da bräuchte es ja keinen zweiten Tag.

Tatsächlich ist der Pfingstmontag aber in fast allen Ländern Mitteleuropas ein Feiertag. Und das ist auch gut so. Dadurch bekommt das eher unbekannte Pfingstfest die gleiche Bedeutung wie Weihnachten und Ostern.

So denken wir heute noch einmal an die Sendung des Heiligen Geistes. Wie er aus ängstlichen Menschen mutige gemacht hat. Wie die Menschen von Gott erfahren haben in allen möglichen Sprachen.

Wir sprechen oft vom Geist. So feiern wir jeden Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wenn uns etwas sehr gut gefällt sagen wir: Ich bin begeistert.

„Komm, Heil´ger Geist,“ singen wir heute wieder im Gottesdienst. „Komm, erfülle unsere Herzen, deine Gaben uns verleih´. Weck uns auf aus unsrer Trägheit und mach unser Leben neu.“ (alt-katholisches Gesangbuch „Eingestimmt., Nr. 446)

Der Heilige Geist treibt uns an, damit wir aufstehen und unser Leben in die Hand nehmen und es gestalten, anstatt uns nur treiben zu lassen.

Ich bin davon überzeugt, dass dieser Heilige Geist Sie und mich erfüllt. Vielleicht spüren Sie davon gar nichts und doch ist er da. Oft trauen wir uns sogar nicht, über den Geist zu sprechen. Ich ertappe mich selbst immer wieder dabei, wie ich das Wort Zufall gebrauche. Zufällig ist dies oder das geschehen.

Möglicherweise war es gar nicht so zufällig, sondern der Heilige Geist hat meinen Weg in eine bestimmte Richtung gelenkt. Das spüre ich für mich in vielen Situationen. Und da merke ich, dass ich immer wieder den Mut des Heiligen Geistes brauche. Denn dann kann ich überzeugt sagen: Der Heilige Geist leitet mich auf meinem Weg.

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SWR1 Begegnungen

Teil I:

 Ich treffe Pater Nikodemus in seiner Abtei auf dem Sionsberg. Der Jerusalemer Sionsberg wird seit alters her von Pilgern als Ort des Abendmahls Jesu und des Pfingstereignisses verehrt. Pater Nikodemus hat als Student dort ein Jahr verbracht. 2003 kehrt er zurück und tritt in die Abtei ein. Die Frage, was zuerst war: der Wunsch Mönch zu werden oder ganz in Jerusalem zu sein, beantwortet er klar.

Der Rückkehrwunsch nach Jerusalem! Ich muss da ganz ehrlich sein. Das andere würde frommer klingen, wäre aber gelogen. Ich hab mich einfach unsterblich verliebt in Jerusalem! Mich hat das Mönchtum schon fasziniert aber ich hatte immer Angst vor dieser stabilitas loci. Das heisst vor der Entscheidung: bis zum Lebensende an einem Ort. Und Jerusalem ist so herrlich verrückt, so herrlich chaotisch dass ich dachte: Wow, das ist der einzige Ort der Welt - da brauchst Du nicht weg.

Mönch zu werden und das in Jerusalem - für den in 1978 in Stuttgart geborenen, evangelisch getauften Sproß einer Künstlerfamilie  eine in den Kindheits- und Jugendjahren sicher nicht absehbare Entwicklung. Als 13jähriger konvertiert er zur Katholischen Kirche, liebäugelt später mit dem Wunsch Politiker zu werden, entscheidet sich aber dann Philosophie und Theologie zu studieren. In Fulda, München, Münster und eben in Jerusalem. Die Stadt wird zu seinem Ort, es gibt vieles was ihn dort fasziniert.

Erst einmal der Atem der Geschichte. Mindestens viereinhalbtausend Jahre Geschichte. Dann eben auch die lebendigen Steine: eine Stadt voller Juden, Muslime, Christen, Atheisten, Drusen, Bahai, Samaritaner. Gruppen wie die Christen mit gut 50 Konfessionen, davon 13 alteingesessen. Das ist einfach eine Stadt die vibriert, das ist etwas was mich fasziniert.

Sich in Jerusalem zu engagieren und gleichzeitig in einem Kloster zu leben ist für ihn kein Widerspruch sondern eine Herausforderung.

Als Schauspielersohn kenne ich das von der Bühne: Stand- und Spielbein. Das Standbein ist mein Mönchsein, das täglich vor sich vor Gott zu stellen, was Ruhe schenkt, was auch der Halt ist, was auch das ist, was mir auch die Kraft gibt überhaupt so zu leben. Aber dann - ich lebe zölibatär-  spür ich in mir eine Fruchtbarkeitssehnsucht. Die Energie die ich spüre möchte raus. Da ist Jerusalem wunderbar. Ich geh vor die Tür und hab Interaktion. Genau diese Mischung, eine Stadt die voller Chaos ist, voller Herausforderung - da kann ich mich wirklich auspowern im besten Sinne. Und dann immer wieder die Gemeinschaft der Mönche, die immer wieder auch gemeinsam die Richtung suchen auf unseren Vater hin. Diese Mischung ist topp.

Pater Nikodemus kennt aber auch die andere Seite Jerusalems. Eine Stadt voller Konflikte, kein Friede zwischen Israelis und Palästinensern, immer wieder Anschläge und Tote auf beiden Seiten.

Teil II:

Pater Nikodemus ist Priester und Mönch im Kloster auf dem Sionsberg und steht seit einem Jahr als Prioradministrator auch an dessen Spitze. Eine Zweigstelle der Abtei steht in Tabgha am See Genezareth. Die Brotvermehrungskirche dort wurde 2015 Ziel eines Brandanschlages jüdischer Extremisten.. Ein schreckliches Ereignis mit einer unerwartet, überraschend positiven Folgewirkung:

Welche Solidaritätswelle gab es, wieviele Rabbiner kamen, wieviele Drusen, wieviele Muslime, wieviele einheimische Christen. Wir sind durch diese Ereignisse so vernetzt , wie wir es nie waren. Auf vielem was negativ ist wächst viel Gutes. Ich glaube dieser Blick hilft nicht zynisch zu werden und das andere ist, dass wir kindlich naiv jeden Tag für den Frieden beten.

SW 6 Dieses Beten um den Frieden gehört zum täglichen Programm der Mönche.

Jeden Mittag schliesst das Mittagsgebet mit einem Friedensgebet ab. Jetzt kann man sagen, naja gut diese naiven Mönche aber da lass ich mich gerne für auslachen, da bin ich naiv, weil ich glaube den echten wahren Frieden kann nur Gott schenken. Dafür bete ich und da werde ich auch treu dabei bleiben, auch wenn mich dafür Leute belächeln.

Enttäuscht ist Pater Nikodemus vom Desinteresse der Christen ausserhalb des Landes am Schicksal der Christen im Heiligen Land.

Beim letzten Gazakrieg war das so, dass sehr, sehr viele Juden aber auch Nichtjuden in Deutschland für Israel demonstriert haben, auf die Strasse gegangen sind. Sehr viele, vielleicht noch mehr, Muslime sind auf die Strasse gegangen, haben demonstriert für die Menschen in Gaza - mit manchen Tönen, die sehr bedenklich waren. Wer total gelangweilt an der Seitenlinie stand waren die Christen. Die jüdische und muslimische Welt war in Aufruhr und bei den Christen -jetzt bin ich mal sehr scharf- hat man das Gefühl geht der Blick eher nach Rom und Jerusalem ist irgendwie ziemlich egal. Das Christentum ist nicht in Rom entstanden sondern Mensch geworden ist Gott hier im Heiligen Land, hier hat er gelebt und da kann man nur mit Unverständnis reagieren wie gelangweilt die Christen gegenüber dem Thema Heiliges Land sind.

Dabei haben Christen seiner Meinung nach eine Eigenschaft die sie zu stärkerem Engagement führen könnte. Sie sind transnational.

Wenn man guckt: das lateinische Patriarchat von Jerusalem, die Diözese hier umfasst ja Israel, umfasst Palästina, den Staat im Werden, das Haschemitische Königreich Jordanien und Zypern - ein Mitglied der EU und alle haben denselben Bischof. Ich glaube da haben wir noch viel zu wenig draus gemacht. Wir sollten sagen: ihr Politiker  könnt gerne eure Grenzen machen und eure Mauern bauen aber wir sind transnational, unsere Strukturen gehen darüber hinaus. Ich glaube da ist noch viel Musik drin, die wir noch gar nicht entdeckt haben.

Pater Nikodemus merkt man die Lust an solchem Entdecken an. Vielleicht hilft Gott dabei mit seinem Rückenwind und Segen. Mit seinem Geist, der weht wo er will, und der heute an Pfingsten in allen Sprachen weltweit gefeiert wird. Transnational.

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