Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

SWR1

     

SWR2 / SWR Kultur

   

SWR3

  

SWR4

     

Autor*in

 

Archiv

SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

05APR2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Palmsonntag 2020

Heute ist Palmsonntag. Wir Christen erinnern uns, wie Jesus auf einem Esel in Jerusalem eingeritten ist. Große Menschenmassen haben ihm zugejubelt, haben Palmwedel geschwenkt und Kleidungsstücke vor ihm auf die Straße gelegt. Das alles erzählt die Bibel.

Dieser Tage würde Jesus durch leere Gassen reiten. Dieses Jahr ist für mich die Festtagsstimmung von Palmsonntag nicht zu spüren. Auch eine andere Geschichte aus der Woche vor Ostern würde dieses Jahr nicht stattfinden. Jesus war eingeladen und saß mit seinen Jüngern beim Essen. Plötzlich kommt eine Frau durch die Tür und gießt Jesus teures, parfümiertes Öl über den Kopf. Damit hätte sie aktuell den Sicherheitsabstand von anderthalb Metern deutlich unterschritten. Überhaupt hätte das Essen gar nicht stattfinden können.

Die Geschichte geht aber noch weiter. Die Jünger sagen: „Dieses Öl ist ein Jahresgehalt wert. Wir hätten es verkaufen sollen. Das Geld hätten wir den Armen spenden können.“ Jesus antwortet ihnen: „Ihr könnt für die Armen immer spenden. Ich werde bald nicht mehr da sein. Die Frau hat richtig gehandelt.“

Ich habe lange mit dieser Geschichte so recht nichts anzufangen gewusst. Jetzt in der Corona-Zeit kann ich sie neu verstehen.

Für mich steckt in der Geschichte von der Frau ohne Namen die Lebensfreude, die wir alle unter normalen Umständen haben. Wir gehen raus, treffen Freundinnen und Freude, machen einander Geschenke. In dieser Geschichte steckt aber auch, wie plötzlich die Stimmung kippen kann. Jesus sagt: „Ich bin bald nicht mehr da.“ In diesen Tagen höre ich diese Worte als Echo auf unsere Situation, in der wir zu Hause bleiben sollen. Eben haben wir das Leben noch mit anderen gefeiert. Jetzt geht das nicht mehr.

Eine Fülle von Selbstverständlichkeiten gehen nicht mehr: Freundinnen und Freunde zu treffen, Spazieren gehen, Bummeln in der Stadt. Im Januar habe ich noch auf einer Fortbildung mit Kolleginnen und Kollegen darüber geredet, was Fülle überhaupt ist. Da war Corona noch weit weg in China. Und wir haben damals diskutiert und keine Antwort gefunden. Heute, drei Monate später, merke ich: Ich hatte die Fülle und momentan fehlt sie mir.

Wenn ich so nachdenke: Ich kann mich gut einreihen bei den Jüngern, die nicht sehen wollen, dass Jesus bald weg sein könnte. Die davon ausgehen, dass sich nie etwas ändert. Die nicht damit rechnen, dass die Fülle mal wegbricht.

Leben in Fülle trotz allem.

Wissen Sie, ich will die Parallelen zu heute nicht auf Biegen und Brechen herstellen. Aber gerade dieses Jahr finde ich diese Geschichte so passend für unsere Lage.

Viele Menschen rufen mich im Moment an und erzählen mir, um wen sie Angst haben. Sie fühlen sich von der Situation überfordert. Und ich kann nur sagen: Ja, ich verstehe das. Für mich ist es auch nicht leicht, immer die Ruhe zu bewahren. Ich sorge mich auch um ältere Verwandte. Und ich merke natürlich auch an mir, dass ich im Moment sage: „Das ist keine schöne Zeit.“ So nur in den eigenen vier Wänden.

Trotzdem sagt mir die Geschichte von Jesus und der Frau etwas. Sie lehrt mich Dankbarkeit für die Menschen, die mir geschenkt sind. Die Frau, die Jesus mit dem duftenden Öl etwas Gutes tut, lässt ihre Dankbarkeit raus. Vielleicht, weil sie auch weiß: Morgen kann es schon zu spät dafür sein.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich möchte Ihnen keine Angst machen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Meine Nachbarin ist Anfang 70. Sie ist Witwe, hat aber beim Tanzen einen Mann kennengelernt. Ganz lieb nennt sie ihn „meinen Partner.“ Er ist Mitte 70 und die beiden genießen die Zeit miteinander sehr. Ich habe sie mal gefragt: „Warum ziehen Sie nicht zusammen?“ Sie hat mir gut gelaunt geantwortet: Nein, wissen Sie, wir sind beide schon alt. Wir haben beide schon ein Haus gebaut, eine Ehe geführt. Jetzt gönnen wir uns das Schöne. Irgendwann geht einer von uns dann zuerst.

Das fand ich am Anfang überraschend, aber: Klar. Stimmt! Da spricht viel Lebenserfahrung aus ihr. Diese Lebenserfahrung lässt sie ihr Glück und ihre Dankbarkeit erst richtig genießen. Die Zeit jetzt ist für beide natürlich trotzdem ein schmerzlicher Einschnitt, da sie sich nicht besuchen können. Aber damit haben sicher auch diese beiden Menschen nicht gerechnet. Jetzt telefonieren sie täglich, hat sie mir erzählt.

Heute ist es nicht üblich, sich mit Öl zu parfümieren. Aber wenn sie allein leben: Man kann Freundinnen und Freunde anrufen. Und die Eltern freuen sich, endlich mal regelmäßig von Ihnen zu hören! Und in der Familie oder mit der Partnerin: Versuchen sie doch mal wieder ein Brettspiel! Oder lesen sie einander vor! Und eines ist ja sicher: Irgendwann werden wir auch wieder vor die Türen gehen können.

Auch die Geschichte von Jesus und seinen Jüngern hört ja auch nicht an Karfreitag auf, wenn sie ihn ans Kreuz schlagen.. Sie geht bis Pfingsten. Da werden sie von Gottes Kraft erfüllt, öffnen die Türen und ziehen hinaus in die Welt.

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund und zuversichtlich bis die Türen sich wieder öffnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30670
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken

26SEP2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Haben Sie schon einmal einen Engel gesehen? Oder erlebt, dass er Sie beschützt hat? Ich schon. In einem kleinen Dorf bin ich aufgewachsen. Mit einer Grundschule in einer alten Villa.

Zur Pause gingen wir auf einen abschüssigen Vorgarten: ein kreisförmiger Schotterweg um eine Grasfläche. Nach unten begrenzt durch eine niedrige Hecke. Dann ging es steil bergab zu einer Mauer, 2 Meter tiefer war die Hauptstraße.
Wir haben auf dem Schotterweg Fangen gespielt. Und plötzlich bekam ich einen Schubs, fiel über die Hecke und die Mauer und bin kopfüber auf die Straße gestürzt.

Ich stand auf, ging den Weg zur Villa zurück in den Klassenraum, um weiter am Unterricht teilzunehmen. Bloß eine Beule auf dem Kopf. Nein, ich habe keinen Engel gesehen oder gehört. Aber dass ich beschützt wurde, das glaube ich. Ich kann es mir nicht anders erklären.

Wir wissen es nicht, können sie nicht hören oder sehen, es lässt sich nicht beweisen, dass es Engel gibt. Manchmal bemerken wir sie vielleicht auch einfach nicht. Weil sie aussehen wie die nette Nachbarin. Oder wie der aufmerksame Autofahrer, der noch rechtzeitig gebremst hat.

Viele Menschen haben eine Sehnsucht danach, beschützt zu werden.
Wie gut, wenn jemand auf uns aufpasst und auf unsere Kinder. Kaum ein Bibelvers wird häufiger zur Taufe eines Kindes gewählt, als: ‚Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen‘. Mich wundert das nicht.

Denn sie bestätigen damit, was ich als Kind erlebt habe. Damals habe ich nicht an einen Schutzengel gedacht. Aber ich war mir sicher, dass Gott auf mich aufgepasst hat. Denn es hätte so viel passieren können. Ich hätte mir Knochen brechen können. Es hätte gerade ein Auto kommen können. Das alles ist nicht geschehen. Heute glaube ich, dass Gott mir seinen Engel gesendet hat, der mich bewahrt hat.

Am kommenden Sonntag, 29. September, ist in der Kirche der Gedenktag der Engel. Für Martin Luther war das ein hohes Fest, so wichtig wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Er glaubte daran, dass Gott den Menschen Engel sendet, um sie zu schützen. Ich glaube das auch.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29475
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

08SEP2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Evangelische in Italien. Doch, die gibt es. Nicht alle in Italien sind katholisch. Und - jedenfalls im Norden - sind die evangelischen Italiener noch sehr von der deutschen Sprache geprägt. Und deshalb habe ich im Schatten einer evangelischen Kirche in Italien am gestanden und mich mit Susanne auf Deutsch unterhalten. Sie ist der Liebe wegen nach Italien gezogen, hat sie mir erzählt und ihrer Kirche ist sie treu geblieben. Mehr noch: Für Susanne ist die evangelische Kirche eine Verbindung zu ihrer alten Heimat. Die ganze Woche ist sie in Italien, spricht Italienisch und trifft sich mit ihren italienischen Freunden und Familien. Sie liebt Italien und trotzdem schätzt sie ihre evangelische und – deutsch sprechende - Kirche in Italien. Religion und Muttersprache scheinen eng miteinander verbunden zu sein.

Aber es gibt eine Veränderung: Auch Italiener finden aus verschiedenen Gründen Gefallen an  dieser Kirche und kommen in die Gottesdienste ohne, dass sie Deutsch können. Also müssen Kompromisse gefunden werden. Die Predigt ist inzwischen auf Italienisch und es werden immer mehr italienische Lieder gesungen.

„Ich kann natürlich Italienisch“, hat Susanne gesagt, „aber als der Pfarrer das erste Mal auf Italienisch gepredigt hat, fand ich das echt komisch!“ Das religiöse Herz spricht wohl zuerst die Muttersprache.

In der Bibel gibt es eine Geschichte, bei der alle Sprachbarrieren aufgehoben werden. An Pfingsten feiern Christen das. Gottes Geist kann es machen, dass sich alle Menschen untereinander verstehen, heißt es da, egal welche Muttersprache man hat.

Aber an Susanne lerne ich: Muttersprache bleibt. In ihr spricht Erinnerung und das religiöse Herz. Umso mehr Respekt habe ich deshalb vor allen, die ihre Muttersprache für eine andere eintauschen und damit klar machen: Es ist am Wichtigsten, dass wir uns untereinander verstehen. Und wenn wir gemeinsam von Gott hören – in welcher Sprache auch immer - schenkt uns das auch eine gemeinsame Zukunft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29365
weiterlesen...

SWR2 Wort zum Tag

„Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse“. Sagt der kleine Prinz im Buch des französischen Autors Saint-Exupéry. Wie, denke ich, Sprache sollte doch eigentlich Mittel der Verständigung sein?

Aber meine Erfahrung zeigt mir, Sprache ist ein unvollkommenes Werkzeug. Immer wieder erlebe ich das. Bei Diskussionen fliegen sehr schnell die Fetzen. Bis man sich irgendwann fragt: reden wir überhaupt über dieselbe Sache?

Nein, tun wir meist nicht! Nehmen wir die Frage: was ist Wahrheit? Der Polizist, der einen Unfall aufnimmt, versteht unter Wahrheit etwas völlig Anderes als der Arzt am Krankenbett, der mit einem Patienten über seine Diagnose spricht. Der Naturwissenschaftler denkt bei Wahrheit an das überprüfbare Ergebnis seines Experiments. Und der Pfarrer an den Satz Jesu: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Damit die Sprache nicht die Quelle aller Missverständnisse bleibt, müssen wir uns also zusammensetzen und klären: was meinst Du, wenn Du so sagst, was Du sagst? Mit welchen Erfahrungen, guten und schlechten, sind die Worte, die Du gebrauchst, gefüllt? Dann kann es im besten Fall passieren, dass mein Gegenüber irgendwann sagt: Ja, jetzt verstehe ich dich!

So ähnlich stelle ich mir das Wunder von Pfingsten vor, damals in Jerusalem. Da kamen Menschen zusammen aus völlig unterschiedlichen Sprachwelten. Und doch geschah es, dass sich alle plötzlich verstanden. Eigentlich kaum zu glauben!

Die Bibel spricht in solchen Fällen vom Wirken des Heiligen Geistes. Der fährt wie ein Sturm hinein in die menschliche Sprachverwirrung. Und bläst, was an Sprach- und Denkbarrieren im Raum steht, weg wie dicke Luft.

Plötzlich schauen sich alle verwundert an. Aha, sagen sie ungläubig, eben haben wir noch wild durcheinander geredet. Und plötzlich verstehen wir uns. Ist das nicht ein Wunder?

Damals in Jerusalem wusste zunächst niemand, wie es weitergehen sollte mit der Geschichte Jesu. Man spürte nur, es lag etwas in der Luft. Eine gespannte Aufmerksamkeit. Eine gemeinsame Neugier, die wie ein aufgespanntes Segel wirkte. In das dann der Wind des heiligen Geistes hineinfahren konnte. Und bald hieß es für die Gemeinde: volle Fahrt voraus!

Was ich daraus lerne? Aufmerksamkeit füreinander, Neugier, Anteilnahme aneinander sind die Voraussetzungen. Dann schafft Sprache gegenseitiges Verstehen. Und kann Wunder wirken!  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28880
weiterlesen...

SWR4 Abendgedanken

Pfingsten ist gerade vorbei. Aber mit dem Geist, auf den Christen sich berufen, ist es nicht vorbei. Der Geist Gottes wirkt weiter. Und es gibt einige Anhaltspunkte, wo er bei Menschen am ehesten zu finden ist. Charismen heißen diese Geistesgaben. Es sind also Begabungen, die Menschen haben, und in denen sich etwas davon zeigt, was Gott bewirken will. Eine dieser geistlichen Fähigkeiten ist es, ein guter Ratgeber zu sein. Also im Umkehrschluss: Dort, wo Sie einen wirklich guten Rat bekommen, einem Menschen begegnen, der das gut kann, dort dürfen Sie damit rechnen, dass Gott mit im Spiel ist.

Ich hatte lange Zeit so einen Freund, bis er im vergangenen Jahr überraschend gestorben ist. Wenn ich ihn um Rat gefragt habe, hatte er viele gute Ideen, die mich herausgefordert haben. Er hat mich ermutigt, Neues auszuprobieren und mich von alten Zöpfen zu verabschieden. Er hat mich darauf aufmerksam gemacht, wo ich unnötig Zeit und Kraft vergeude. Etwa bei menschlichen Eitelkeiten. Von ihm habe ich gelernt, dass es die bessere Wahl sein kann, auf einen Angriff, eine herbe Kritik erst mal nicht zu reagieren, mich nicht immer und für alles zuständig zu fühlen. Wenn ich mir über etwas im unklaren war, hat er mich erst lange angehört, dann irgendwann gedanklich eine Türe aufgemacht, und mir geraten, die auszuprobieren. Er hat mir nie fertige Konzepte präsentiert. Weil ihm klar war, dass ich meine Antwort selbst finden musste, so finden, dass ich dann auch den Weg gehen konnte. Aber sein Ratschlag war immer hilfreich, weil er seinen anderen Blick, seinen größeren Horizont mit einge-bracht hat.

Ich habe viel von ihm gelernt, was Ratschläge angeht. Wenn andere mich um Rat fragen. Dass es nicht darum geht, anderen ihre Entscheidung abzunehmen. Sondern dass der Rat viel früher ansetzt. Ein guter Ratgeber schenkt seinem Gegenüber das Vertrauen, dass er sein Problem bewältigen kann. Er nimmt ernst, wenn einer viele Bedenken trägt, und hilft ihm, nur die nötigen zu beachten.

Eine Freundin hat mir davon erzählt, dass sie sich mit einer Mitarbeiterin überworfen hat. Total. Früher waren sie ein Team, befreundet eigentlich. Seit fünf Jahren sprechen beide kein Wort mehr miteinander, obwohl sie sich täglich im gleichen Gebäude aufhalten. Die Freundin von mir will unbedingt etwas dagegen tun. Sie sucht nach Gründen und Auswegen. Sie leidet unter dem Zerwürfnis. Ich rate ihr: „Stell nicht die Schuldfrage. Bleib immer freundlich. Sende Signale, die die andere nicht einengen. Hab keine großen Erwartungen.“ Bisher haben die beiden nicht wieder zueinander gefunden. Ich bin auch gar nicht sicher, ob das unbedingt notwendig ist. Es kommt vor, dass Menschen auf einmal getrennte Wege gehen und das besser so ist. Aber meine Freundin beginnt inzwischen, gelassener damit umzugehen. Und ich bleibe an ihrer Seite und helfe ihr zu verstehen und zu verarbeiten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28833
weiterlesen...

SWR2 Lied zum Sonntag

Ein Geist ist nicht richtig zu fassen – auch nicht der Hl. Geist. Und so wurde immer wieder versucht, sich ihm in Symbolen anzunähern.

Da ist zum Beispiel das Symbol des Windes. Bereits vor der Schöpfung der Welt schwebt die Ruach über dem Urchaos. Ruach ist der hebräische Ausdruck für den Windhauch Gottes. Von Anfang an ist der Geist Gottes dabei. Auch im Neuen Testament hören wir vom Heiligen Geist als Wind: an Pfingsten kommt ein gewaltiges Brausen vom Himmel und sorgt für Veränderung. 

Auch das Symbol des Feuers steht für den Heiligen Geist. Für mich ist Feuer etwas Kraftvolles, es hat Energie, es erhitzt und erleuchtet, und es steht für Begeisterung. Man sagt ja auch: für etwas Feuer und Flamme sein. Beim Pfingstereignis ist davon die Rede, dass sich Feuerzungen auf den Jüngern niederlassen, das ist wie eine Extraportion Überzeugungskraft. 

Und diese Extraportion hat es auch gebraucht. Denn zunächst sitzen die Freundinnen und Freunde Jesu völlig verängstigt und depressiv in ihrem Hauptquartier. Ihre große Zeit scheint vorüber zu sein, denn Jesus ist nicht mehr da. Und da kommt auf einmal vom Himmel her dieses Brausen, ein heftiger Sturm jagt durchs Haus und reißt sie von den Stühlen. Sie werden alle vom Heiligen Geist erfüllt, sie rennen nach draußen in die Straßen und auf die Plätze Jerusalems und fangen an, von Jesus zu erzählen. 

Unser heutiges Lied zum Sonntag spricht davon, wie der Hl. Geist bei den Jüngern damals gewirkt hat, und wie er heute noch wirken kann. 

Die Sache mit dem Heiligen Geist ist gar nicht so leicht zu verstehen. Und noch kniffliger wird es, wenn man erklären soll, wie er mit Gott Vater und seinem Sohn Jesus in Verbindung steht. Um das Zueinander dieser drei besser verstehen zu können, benutzen manche die Metapher vom Wasser und seinen Aggregat-Zuständen, also flüssig, fest oder gasförmig. Ein Element in drei verschiedenen  Formen: Gott Vater wird mit der festen Form des Wassers verglichen, mit Eis. Es ist fest und trägt. Und aus ihm geht das Wasser hervor, wenn es schmilzt. Jesus selbst hat sich als das lebendige Wasser bezeichnet – Wasser, das Leben  schenkt. 

Und schließlich der Heilige Geist. Er wird in dieser Metapher mit dem gasförmigen Zustand des Wassers verglichen – mit dem Wasserdampf. Er ist nicht greifbar, man sieht ihn nicht, aber er wirkt und kann eine unglaubliche Energie entfalten, man denke nur an Dampfloks oder Dampfmaschinen. 

Auch ich meine ihn manchmal zu spüren. Dann wenn mir ein frischer Wind um die Nase weht und meinen Kopf frei macht. Wenn ich inspiriert werde zu einem neuen Projekt. Wenn ich von etwas begeistert bin: im Fußballstadion, oder wenn mein kleiner Sohn die ersten Meter alleine auf dem Fahrrad fährt. Ich spüre ihn, wenn ich mich in einer Runde von Kumpels total gut aufgehoben fühle. Oder wenn ich in einer Sache voll aufgehe, die Zeit und alles um mich herum vergesse. 

Das Pfingstereignis ist zwar schon sehr lange her, aber der Heilige Geist, er wirkt auch heute noch.

 

Komponisten: T: 1. Str.: Berthold von Regensburg im 13. Jht., 2. – 4. Str.: Maria Luise Thurmair 1972 / 1994, 5. Str. nach Michael Vehe 1537 M: 14. Jht./Neufassung 1970

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28824
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

08JUN2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Als unsere Emma noch klein war, gab es jeden Abend dasselbe Ritual. Wenn wir aus dem Zimmer gingen, rief sie uns drei Sätze nach: Gute Nacht, träum was Schönes. Du gehst in die Küche. Du gehst in die Küche? Über diesen Zusatz haben wir lange gegrübelt. Und schließlich kapiert: Die Emma will einfach sicher sein, dass wir noch da sind. Selbst wenn sie uns nicht sieht und nicht hört, sind wir in der Küche. Auf Abruf, in ihrer Nähe. Darauf hat sie sich verlassen. Und das hat ihr geholfen, ohne Angst die Nacht zu überstehen.

Seit Christi Himmelfahrt sind die Jünger Jesu in einer ähnlichen Situation. Der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist gegangen, am Himmel verschwunden. Vorher hat er ihnen jede Menge gute Worte mit auf den Weg gegeben. Dass er zwar weg ist, aber noch irgendwie da. Dass sie nicht alleine sind, auch wenn er weg ist. Das haben sie alles gehört. Aber hören und glauben, sind eben zweierlei Dinge.

Jetzt ist er weg. Und die Jünger sind sich ganz und gar nicht sicher, wo er ist. Und vor allen Dingen haben sie keine Ahnung, was aus ihnen werden soll. Sie fühlen sich verlassen, verloren. Und das ist kein gutes Gefühl. Ähnlich wie bei der Emma, wenn abends das Licht ausgeht. Sind die noch da, die auf sie aufpassen, sie lieben, sie beschützen? Oder ist aus den Augen dann doch aus dem Sinn?

Morgen feiern wir Pfingsten. Das ist der Tag, an dem Gott seinen Geist auf die Erde schickt. Der unsichtbar auch durch Nacht und Dunkelheit trägt. Damit Menschen sich nicht mehr verloren und von allen guten Geistern verlassen fühlen müssen. Damit ich ruhig schlafen und mutig leben kann. Weil ich ja weiß: Gott ist da, in meiner Nähe, auf Abruf. So wie bei der Emma, die ja auch weiß: Die, die für sie da sind, sind nie weiter weg als in der Küche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28763
weiterlesen...

SWR3 Worte

Was glaubst du eigentlich? Das haben wir Menschen in Kaiserslautern gefragt. Und als Antwort zitiert jemand diese Inschrift in einem Kölner Bunker:

Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint.
Ich glaube an Gott auch wenn er schweigt.
Ich glaube an die Liebe, auch wenn sie verborgen ist.

Anonyme Sätze auf Postkarten aus einem Projekt an Pfingsten 2018 in der Stiftskirche Kaiserslautern

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27401
weiterlesen...

SWR3 Worte

Was ist dir an deinem Glauben wichtig? Das haben wir Menschen in Kaiserslautern gefragt. Und so lautet eine Antwort:

Ich glaube, dass man gesegnet ist allein schon,
wenn man Menschen hat,
die einen lieben und die man selber lieben kann.
Familie und Freunde zum Beispiel.

Anonyme Sätze auf Postkarten aus einem Projekt an Pfingsten 2018 in der Stiftskirche Kaiserslautern

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27400
weiterlesen...

SWR3 Worte

Woran glaubst denn du? Das haben wir Menschen in Kaiserslautern gefragt. Und hier ist eine Antwort:

Ich glaube an den Geist der Natur, die Kraft der Erde und das Miteinander aller Lebewesen. Wir entstammen aus demselben Ursprung und brauchen alle Freiheit und Liebe.
Diese Gedanken sind nicht rein auf uns Menschen bezogen, sondern greifen auch bei allen Tieren dieser Welt.
Wir Menschen denken, dass wir meist über Allem stehen, doch sind wir auch nur ein Teil des Ganzen.

Anonyme Sätze auf Postkarten aus einem Projekt an Pfingsten 2018 in der Stiftskirche Kaiserslautern

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27399
weiterlesen...