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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

15NOV2019
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Heute können sie den Klimawandel stoppen. Nicht für die ganze Welt, aber in Ihrer Welt. Dort wo, sie leben. Ich meine nicht den meteorologischen Klimawandel. 

Ich meine den gesellschaftlichen Klimawandel. Auch das Klima der Menschen untereinander ändert sich, finde ich. Es sind schädliche sprachliche Emissionen, die das Klima vergiften: Lästern zum Beispiel, Gerüchte, Fakenews oder Hasstiraden.

Etliche Zeitungen z.B. haben in ihrer Onlineausgabe die Kommentarfunktion eingestellt. Grund ist die nicht mehr zu bewältigende Zahl von beleidigenden Äußerungen, die gelöscht werden müssen.

Ähnliche Probleme im Umgang der Menschen untereinander hat es wohl schon immer gegeben. In einem Brief, der in der Bibel aufbewahrt ist, lese ich (Eph4, 29):

Redet nicht schlecht voneinander, sondern habt ein gutes Wort für jeden, der es braucht. Was ihr sagt, soll hilfreich und ermutigend sein, eine Wohltat für alle. 

Der Briefschreiber hat um die Wirkung giftiger Worte gewusst, wenn schlecht über andere geredet wird. Sein Ziel ist aber nicht nur, giftige Worte zu verhindern, sondern stattdessen heilsame Worte hervorzubringen. Jeder übt mit seinen Worten einen großen Einfluss aus, den wir oft unterschätzen. 

Die Menschenwürde halten wir hoch und können sie doch gleichzeitig so leicht mit Worten verletzen.

Aber statt das Miteinander durch unsere Worte zu gefährden, können wir es ja durch unsere Worte auch fördern.

Jeder nimmt jeden Tag auf seine Weise Einfluss auf die Atmosphäre zu Hause, in der Nachbarschaft und in der Firma, wo wir ja sogar vom Betriebsklima sprechen.

Wie lässt sich da der Klimawandel, wie lassen sich die schädlichen sprachlichen Emissionen stoppen? Der nötige Klimaschutz besteht nicht nur in der Vermeidung giftiger Worte. Er ist zutiefst eine Frage der inneren Haltung, der Einstellung zu den Menschen um uns herum. Wenn mir jemand viel bedeutet, werde ich ihn nicht niedermachen. Vielmehr werde ich ihn eher aufbauen, ermutigen. So wie wir es mit Kindern tun, wenn ihnen etwas misslungen ist. Je nachdem also wie ich den anderen sehe werde ich mit ihm und über ihn reden. Als Christ glaube ich, dass jeder Mensch von Gott gewollt und geliebt ist. Das gilt auch für die, die mir das Leben schwer machen. Auch die besitzen ihre einzigartige Bedeutung und Würde als Geschöpfe Gottes. Wenn ich aus diesem Blickwinkel die Menschen um mich herum betrachte, gewinne ich eine neue Grundhaltung, die sich auch in der Wortwahl ausdrückt.

Daher ist es nicht übertrieben, dass sie heute den zwischenmenschlichen Klimawandel nicht nur stoppen können, sie können sogar das Klima verbessern. 

Dazu wünsche ich ihnen einen heiteren Tag unter Gottes Segen.

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SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

24SEP2023
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Nicht die Delfine haben das Meer verschmutzt …

Mein Sohn ist jetzt acht Jahre alt. Er hinterfragt Dinge und macht sich so seine Gedanken. Über die Nachrichten zum Beispiel. Neulich meint er zu mir: „Papa, der Gott ist ganz schön gemein. In Griechenland hat es gebrannt. Dann war alles überschwemmt und jetzt werden die Menschen krank. Warum macht der Gott das?“

In seiner Logik ist das stimmig. Aber so einfach ist es nicht. Gott zündet die Erde nicht einfach an oder überflutet sie. Ebenso wenig wie Delfine Plastik ins Meer werfen oder Elefanten Abgase in die Luft blasen. Der Mensch ist schuld. Jedenfalls an vielem.

Ich habe versucht, meinem Sohn das zu erklären: Wenn der Mensch die Natur kaputt macht, wird es auf der Erde wärmer. Hitze trocknet den Wald aus, und der brennt dann leichter. Wenn das Meer wärmer wird, verdampft mehr Wasser als sonst. Und das kommt dann oft mit einem Paukenschlag zurück; so wie es in Griechenland passiert ist.

Mein Sohn hat sich das angehört und dann kombiniert: „Wenn der Mensch das verbockt hat, muss doch auch der Mensch etwas dagegen tun.“ Da hat er recht. Dem Menschen ist die Welt anvertraut. Wenn er nicht handelt, wer dann? Was aber kann er tun?

Ich habe meinem Sohn die üblichen Dinge aufgezählt, die wir zuhause versuchen, und die viele andere auch machen: Wir düngen im Garten mit Kaffeesatz statt mit Chemie und gießen das Nudelwasser in die Pflanzen statt in den Abfluss. Was kaputt ist, reparieren wir so gut es geht statt gleich Neues zu kaufen und was wir nicht mehr brauchen, geben wir im Tafelladen oder Second-Hand-Shop ab.

Mein Sohn war skeptisch: „Das reicht doch niemals aus!“ Auch da hat er recht. Das alleine genügt nicht. Aber es gibt ja noch mehr, was man tun kann. Ich habe mich mit Lebensmitteln beschäftigt. Bei Butter habe ich aufgehorcht: um ein Kilogramm herzustellen, braucht es rund 25 Liter Milch. Die kommt von Kühen und Kühe produzieren Methan, ein Klimagas, das weit schädlicher ist als CO2. Das CO2 kommt dann noch oben drauf, denn die Milch muss verarbeitet, die Butter verpackt und transportiert werden. Würde man Butter konsequent durch Margarine ersetzen, könnte man 134 Kilogramm CO2 sparen; pro Kopf und Jahr! Das ist eine Zahl, die durchaus Gewicht hat!

Kinder können mit solchen Zahlen wenig anfangen. Mit Bildern schon. Mein Sohn zählt unterwegs oft seine Schritte – und meckert auch gerne mal, wenn der Weg weit ist. Daran habe ich angeknüpft: ein Ziel erreicht nur, wer viele kleine Schritte geht, auch wenn die mühsam sind. Das ist beim Wandern so – und auch beim Klimaschutz.

Senfkörner der Hoffnung

Ich habe mir eben einige Sonntagsgedanken über die Umwelt gemacht, darüber, wie es um sie steht. Wir müssen dringend etwas tun. Aber kann ich als Einzelner etwas bewirken? – Ja, ich denke schon.

Amerikanische Forscher sagen: Es braucht nur 3,5 Prozent[1] einer Bevölkerung, um einen Wandel herbeizuführen und politisch etwas zu bewegen; in Deutschland sind das knapp drei Millionen Menschen. Dafür muss man nicht gleich Klimaaktivist werden. Es reicht schon, das eigene Verhalten zu überdenken, bewusst zu leben und Umweltthemen wachzuhalten.

Bewusstsein schaffen und konkrete Maßnahmen ergreifen – das also empfehlen die Forscher. In der jüdisch-christlichen Tradition gibt es diese beiden Säulen schon immer: Die Bibel schwärmt oft von der wunderbaren Schöpfung und macht so bewusst, dass man sie schützen muss. Und sie macht konkrete Vorschriften, um sie zu bewahren. In den Gesetzestexten des Alten Testaments steht zum Beispiel, dass Felder alle sieben Jahre brach liegen sollen, um ihre Kraft nicht zu verlieren.

Die Themen heute sind andere als damals. In den Kirchen gibt es mittlerweile ganze Abteilungen für Energiefragen und Umweltschutz. Mit der Kirche von Bruchsal haben wir uns der Initiative „fair.nah.logisch.“[2] angeschlossen. Sie versucht, Zusammenhänge zu erklären und konkret aufzuzeigen, wie man fairen Handel unterstützen, regional einkaufen und ökologisch nachhaltig handeln kann. So ist bei uns der „Umwelt-Tipp des Monats“ entstanden, durch den auch ich immer wieder dazulerne: Dass jeder Klick am Handy und jede einzelne E-Mail Strom brauchen, habe ich mir zum Beispiel bisher nie wirklich klar gemacht. Wird der Strom aber nachhaltig produziert? Über Telefon- und Internetverträge kann ich das steuern. Neu war mir auch, dass zehn Prozent der Treibhausgase entstehen, weil Lebensmittel verschwendet und dann neu produziert werden. Ich kann dazu beitragen, diesen Anteil zu reduzieren, wenn ich bewusst einkaufe und überschüssige Lebensmittel abgebe, bevor sie schlecht werden.

Durch die Initiative „fair.nah.logisch.“ hat sich auch in unserem Büro etwas verändert: ein Korb mit regionalem Obst ersetzt die Süßigkeiten, die oft in Plastik eingepackt sind. Wenn wir Büromaterial kaufen, achten wir auf Umweltsigel und lassen es in Boxen liefern, die wiederverwendet werden. Die kommende Woche ist ganz der Schöpfung gewidmet: Wir laden in den Weltladen Bruchsal ein und auf einen Bauernhof in der Umgebung. Und wir machen die Schöpfung zum Thema in vielen Gottesdiensten.

In denen wird dann vielleicht auch das Lied vom kleinen Senfkorn Hoffnung gesungen. Ein Senfkorn ist winzig, aber es wächst zu einem stattlichen Baum, der Früchte trägt. Dieses Bild soll Mut machen, weiterhin viele kleine Schritte zu gehen. Denn wenn ich und mit mir viele andere zum Beispiel nur noch kaufen, was fair gehandelt und nachhaltig produziert ist, werden die Hersteller ihr Angebot irgendwann anpassen. Das bewegt dann hoffentlich auch die Politik. Und am Ende wird groß, was klein und unscheinbar begonnen hat. Davon bin ich überzeugt. Was haben doch gleich jene Forscher gesagt: Es braucht nur 3,5 Prozent einer Bevölkerung, damit aus dem Senfkorn Klimaschutz ein stattlicher Baum wird.

 

[1] Die Infos sind dem „Schöpfungskalender 2023“ entnommen: https://www.chrismonshop.de/oekumenischer-prozess-umkehr-zum-leben-den-wandel-gestalten-schoepfungszeit-kalender-2023-4627.html

[2] Vgl. https://www.fair-nah-logisch.de

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38428
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

09MRZ2022
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Vor einer Woche, am Aschermittwoch, hat die Fastenzeit begonnen. Als Kind hab ich da Süßigkeiten weggelassen, es gab ein Einweckglas, in das die Bonbons und Kaugummis wanderten in dieser Zeit bis Ostern. Heute verzichte ich auf ganz andere Dinge. Einweckgläser spielen dabei aber trotzdem noch eine Rolle. Für mich ist die Fastenzeit schon seit etlichen Jahren eine Zeit, in der ich mich besonders um die Bewahrung der Schöpfung und ums Klima kümmern will. Ich versuche, noch weniger Auto zu fahren als sonst, schwing mich aufs Fahrrad oder gehe zu Fuß. Ich bepflanze meinen Balkon neu, mit Pflanzen, die ein Fest sein wollen für Bienen und Hummeln. Und was noch relativ neu ist: Ich versuche, so weit es geht auf Plastik und Verpackung zu verzichten.

Und da kommen die Einweckgläser und die Pfandgläser ins Spiel. Seit einiger Zeit habe ich einen Stapel davon bei mir in der Küche stehen. In meiner Nähe hat nämlich ein so genannter Unverpackt-Laden aufgemacht. Dort kann man Dinge ohne Plastikverpackung einkaufen. Ich nehme meine gesammelten Gläser mit, beim Reinkommen muss ich sie wiegen. Dann fülle ich sie im Laden mit Nudeln, Kakao, Tee oder Nüssen – und das wird dann an der Kasse nach Nettogewicht abgerechnet. Ich weiß noch, was für ein tolles Gefühl das war, als ich meinen ersten Samstagseinkauf von dort mit nachhause gebracht habe: Ich war richtig glücklich über meinen Einkauf ganz ohne Plastikmüll.

Mittlerweile existieren solche Unverpackt-Läden an einigen Orten. Und es gibt sogar ein Verkaufsmobil in Rheinhessen, das auf Märkten unterwegs ist. Für mich ist das Einkaufen ohne Plastik wirklich etwas Religiöses, es ist Teil meines kirchlichen Fastens. Viele Menschen verbinden Fastenzeit und Klimaschutz miteinander. Und auch die Kirchen und kirchlichen Hilfswerke rufen zum so genannten „Klimafasten“ auf. Diese Welt ist Gottes Schöpfung. Und wir können auf Dauer nur gut in ihr leben, wenn wir die Schöpfung und das Klima bewahren. Zum Beispiel mit Einweckgläsern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34993
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SWR3 Worte

03JAN2024
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Das Klima zu schützen ist für den Arzt und Autor Eckart von Hirschhausen eng mit dem Christentum verbunden. Warum, begründet er so:

Der Kern des Christentums ist die Nächstenliebe – vielleicht brauchen wir ein neues Wort dafür. Mein Vorschlag: „Übernächstenliebe!“ Das kann man zeitlich und räumlich verstehen: Unser Nächster, unsere Nächste kann also auch 5000 Kilometer weit weg sein oder 50 Jahre. Es gibt keine andere Institution, die das Denken über viele Generationen hinweg derartig in ihrer DNA hat, wie die Kirchen. 

 

Quelle: Eckart von Hirschhausen: Kirche! Tu was! in: https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2023/53873/eckart-von-hirschhausen-ueber-klimaschutz-und-kirche#comments-list

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39017
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

22OKT2021
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Wenn immer möglich, gehe ich freitags auf den Markt. Ich sehe gern die Marktstände mit Ihren Waren und freue mich an der großen Fülle, die es dort gibt. Fast immer treffe ich jemand, den ich kenne und wir nützen die Gelegenheit für ein Gespräch. Ich spreche auch gern mit den Händlern; das gehört für mich zu einem richtigen Einkauf dazu, und es ist viel persönlicher als im anonymen Supermarkt. Außerdem kann ich sie fragen, wo ihre Waren her sind, wenn sie das nicht sowieso ankündigen. Das ist mir inzwischen nämlich wichtig: Ich möchte wissen, wo das Gemüse angebaut wird. Ich esse nur das Obst, das gerade Saison bei uns hat. Bei den Rezepten, die ich koche, achte ich darauf, dass sie zur Jahreszeit passen. Also kein Spargel im Herbst, keine Erdbeeren im Januar, keine frischen Tomaten in der kalten Jahreszeit. Das ist mit ein bisschen Planung alles kein Problem. Im Moment gibt’s Kraut und Äpfel, frisch von Feld und Baum auf den Tisch. Und wenn es Fleisch geben soll, kann ich den Metzger fragen, wo das Rind gelebt hat und geschlachtet wurde. Meine Milch kaufe ich direkt bei der Bäuerin, die 500 Meter von mir zuhause entfernt ihren Hof hat. Auf diese Weise leiste ich einen kleinen Beitrag, um lange Transportwege zu vermeiden, unsere Landwirte zu unterstützen und weniger CO2 zu verbrauchen. Das schont das Klima.

In Berlin haben fünfzig Restaurants diesen Gedanken zu einer gemeinsamen Aktion gemacht. Unter dem Motto „Eine kulinarische Klimakampagne“ haben sie Ende September zu einem Stadtmenü eingeladen. Sie zeigen damit, dass Klimaschutz und Genuss sich nicht ausschließen. Dass es also so etwas gibt wie klimafreundliches Kochen und Essen. Erst habe ich gedacht, das ist bestimmt so eine Sache für Nobel-Restaurants. Aber das stimmt nicht. Es haben sich auch Lokale aus dem niedrigen Preissegment beteiligt, und auch der Stil der Küche war sehr vielfältig. Und was noch wichtig war: Es soll zum Nachmachen anregen. Damit immer mehr Haushalte verstehen, dass man so auch zu Hause kochen kann. Klimafreundlich und nachhaltig. Zum Beispiel indem man immer mehr Gemüse in den Mittelpunkt einer Mahlzeit stellt. Oder die ganze Pflanze, das ganze Tier verarbeitet. Zuletzt haben die Teilnehmer der Berliner Food Week ein Prozent des Nettoumsatzes an heimische Klimaschutzprojekte gespendet. Mich beeindruckt das. Gerade auch als Christ, der in der Natur Gottes Schöpfung entdeckt. Und ich finde: Das ist der Nachahmung wert.

 

 

https://www.falstaff.de/nd/stadtmenue-kulinarische-klimakampagne-in-50-berliner-restaurants/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34117
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SWR2 Wort zum Tag

19OKT2021
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Was bringt die Zukunft? Ich meine nicht für mich – sondern für Andere. Für Kinder und Kindeskinder. Für die Generationen nach uns. Das bewegt viele. Eltern, Erzieher, Lehrerinnen.

Bei Taufen spüre ich das intensiv. Ich sehe in frohe und glückliche Gesichter. Eltern und Großeltern strahlen, jung und alt. Wie schön, dass Kinder da sind. Und doch stehen da immer auch zugleich nachdenkliche Fragen im Raum. Wie das einmal sein wird, wenn diese Kleinen erwachsen sind? Wie das alles weitergeht mit der Umwelt und der Gesundheit und der Ernährung?

Das oberste Gericht in unserem Land, das Bundesverfassungsgericht, hat in diesem Zusammenhang Ende April (29.4.) eine bemerkenswerte Entscheidung getroffen:
Die Regierung muss das verabschiedete Klimaschutzgesetz nachbessern, damit Lasten nicht späteren Generationen aufgebürdet werden. Die derzeitigen Pläne reichen nicht aus. Es muss entschlossener gehandelt werden. Jetzt.

Freilich: Die meisten unserer Gesetze sollen Jung und Alt eine gute Zukunft eröffnen. Und doch ist diese Entscheidung in der Rechtsgeschichte unseres Landes eine Neuheit. Das Urteil mahnt an, Verantwortung für die noch Kommenden zu übernehmen, Fürsorge für die nach uns.

Und zwar nicht nur mit einem moralischen Apell. Sondern: Hier und heute soll per Gesetz politisches Handeln die Bedrohung der Lebensgrundlagen durch die Erderwärmung eindämmen.

Das erfordert gemeinsame Anstrengungen, der Alten und der Jungen. Doch immer wieder höre ich auch, wie Ältere verdächtigt werden: „Die verschwenden Rohstoffe und verpesten die Luft. Die machen damit skrupellos weiter, weil es die ja nichts mehr angeht.“ Mich ärgert das. Denn solche Polemik ermutigt nicht zu einem gemeinsamen Aufbruch.

Vom Geist Gottes bewegt, etwas gemeinsam für die Erhaltung der Schöpfung bewegen, über Generationen hinweg – darum geht es. Und jede Generation kann ihren Beitrag leisten. Dazu motoviert eine Verheißung aus dem Propheten Joel. Da heißt es: Vom Geist Gottes erfüllt „sollen eure Söhne und Töchter weissagen, eure Jünglinge sollen Visionen haben und eure Alten sollen Träume haben.“ (Joel Apg 2,17)  So kann ein produktives Miteinander der Generationen entstehen.

Die visionären Jungen und die Träume der Alten. Doppelte Energie. Ein gutes Klima zwischen den Generationen sorgt auch für einen besseren Klimaschutz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34106
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Pilgern für Klimagerechtigkeit“- ein wenig stutzig war ich schon, als ich die Einladung zu dieser Art Pilgern gelesen hatte. „Pilgern für den Klimaschutz“ – die Aktion der katholischen Landjugend steht in Zusammenhang mit der Welt-Klimakonferenz, die zum Jahresende in Paris stattfinden wird. Politiker und Experten machen sich schon bald auf diesem Weg. Die Welt retten, die Schöpfung bewahren – das ist auch ein Thema für die Kirchen, für Christinnen und Christen vor Ort.

Die Schöpfung bewahren, die Welt vor einer Klimakatastrophe bewahren – das hat sich eine Gruppe von Pilgern aus Worms zum Thema gemacht. Am vorvergangenen Samstag sind sie 5 Stunden in der Region um Worms gepilgert, immer wieder unterbrochen von Stationen, gefüllt mit Informationen, Texten, Impulsen und Liedern.

Da ging es um die Gletscher, deren Umfang immer geringer wird. Die Pilger tauschten sich aus über Atomkraftwerke und Windräder als Alternativen, die ja nun auch nicht unproblematisch sind. Und: Jeder Pilger konnte seinen ökologischen Fußabdruck, seinen ganz persönlichen Energiebedarf mit Hilfe eines Fragebogens errechnen.

Nicht nur für einzelne Christinnen und Christen ist die Bewahrung der Schöpfung ein Thema. Die Kirchen rufen immer wieder zu Aktionen auf. Die jährliche Aktion „Autofasten“ wird ökumenisch durchgeführt. Und für Kirchengemeinden gibt es den sog. Energie-Check, um sie zum Strom- und Heizkosten-Sparen zu bewegen.

Die Pilgergruppe aus Worms ging noch einen Schritt weiter. Sie glaubt, dass die Welt noch nicht verloren ist. „Es ist spät, aber noch nicht zu spät“, sangen sie in einem Lied. Der drohenden Klima-Katastrophe setzen sie ihre Hoffnung entgegen, dass die Welt endlich aufwacht und Ernst macht mit den Beschlüssen, die auf so vielen Klimakonferenzen unverbindlich geblieben sind. „Gottes gute Schöpfung bewahren“ – dafür waren sie 5 Stunden unterwegs.

„Pilgern für Klimagerechtigkeit“ – mit dem Klimaschutz muss endlich Ernst gemacht werden. Im Dezember in Paris, schon heute in Worms am Rhein und überall auf unserer Erde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=20941
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SWR2 Wort zum Sonntag

Weihnachten 2010 war genau das, was man sich unter „weißer Weihnacht" vorstellt. Die weiße Pracht ist schön. Sie schränkt uns aber auch ein. Wir haben erfahren, wie abhängig wir von der Natur sind: Flüge fielen aus, Züge kamen zu spät, Menschen sind buchstäblich auf der Strecke geblieben. Anschließend die Überschwemmungen. Auch wir modernen Menschen sind mit der Natur verbunden. Das zu erleben, führt uns tiefer: Wir haben die Natur nicht in der Hand, wir sind selbst ein Teil von ihr. Wir sind ein Teil der Schöpfung.
Heute geht in Berlin die Grüne Woche zu Ende. Auf der weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau präsentieren Aussteller ihre Neu­heiten. Wenn ich daran denke, wie Landwirte arbeiteten, als ich Kind war, kann man nur staunen, was sich alles entwickelt hat! Vieles hat sich professionalisiert; manches erleichtert die Arbeit. Es ist gut, die Natur zu nutzen. Das ist Gottes Auftrag an uns Menschen: die Schöpfung zu nutzen, aber nicht, sie auszunutzen. In diesem Jahr hat das Erzbistum Freiburg federführend die Präsenz der Kirche auf der Grünen Woche übernommen. Das Thema lautete „Fair-wandel dein Klima". Fair mit f,a,i,r. Wir erleben nicht nur in Australien und Bangladesch, wie Hochwasser katastrophale Schäden anrichten. Auch bei uns häufen sich ja die sogenannten Jahrhunderthochwasser; Schnee fällt in großen Massen; die sommerliche Hitze bringt oft Superlative. Unsere Erde verändert sich nachhaltig. Das lässt uns nach unserer Mitverantwortung für das Klima fragen. Auch wenn Naturwissenschaftler verschiedene Erklärungen haben, ist eins sicher: Der Klimawandel in der Natur ist nur durch einen Wandel im mensch­lichen Klima zu bewältigen: Klimawandel verlangt nach Klima­wandel. Wer als Lebensmotto hat „Schneller, höher, besser, mehr", der nutzt nicht etwa seine Lebenszeit optimal, sondern nutzt sich und seine Umwelt aus. Es braucht einen fairen Umgang mit unserer Umwelt und unserer Mitwelt. Solch ein Klimawandel ist eine große Herausforderung. Eine Heraus­forderung, die wir nicht alleine bewältigen müssen. Wir Christen glauben daran, dass Gott diese Erde geschaffen und uns anvertraut hat. Und mehr noch: Gott steht zu seiner Schöpfung. Bis heute. Er hört nicht auf, für uns zu sorgen; auch wenn es kritisch wird. Deshalb fassen wir Mut und machen uns daran, unseren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Wir besinnen uns auf die Kräfte, die in uns stecken, die uns im Glauben geschenkt sind. „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen", so sagte es Martin Luther.Hier zeigt sich eine unzerstörbare Hoffnung und eine tiefe innere Kraft, die der Glaube schenkt. Im Evangelium am heutigen Sonntag hören wir die Seligpreisungen aus der Bergpredigt von Jesus. Das sind kraftvolle Worte, die Mut machen - das Unmögliche zu wagen, und zugleich zu wissen, dass wir nicht alles alleine machen müssen: Gott ist bei uns! „Selig sind die, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden" (Mt 5,6), heißt es in der Bergpredigt. Die Seligpreisung der Hungernden und Dürstenden finden wir im Neuen Testament übrigens zweimal. Der Evangelist Lukas überliefert sie mit den Worten: Selig die Hungernden, denn sie werden gesättigt werden. Da geht es um den buchstäblichen, den körperlichen Hunger. Und Matthäus, aus dessen Evangelium heute vorgelesen wird, schreibt: Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit. Das zeigt, wie sehr beides zusammengehört: die Gerechtigkeit und das pure Überleben der Menschen. Das ist ein Ansporn, auch die kleinen Schritte zu gehen; den eigenen, Beitrag dazu zu leisten, dass wir die Schöpfung nutzen, und nicht ausnutzen. Gemein­sam tragen wir die Kraft in uns, das Klima zu verwandeln - in der Welt und zwischen uns Menschen. Dazu wünsche ich Ihnen Gottes Segen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=9840
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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

14JUL2023
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¿Sich auf der Straße festkleben, damit der Verkehr zum Stillstand kommt!? Das ist schon eine krasse Maßnahme. Da steckt viel Wut drin und Enttäuschung, wenn jemand sich das antut. Jedenfalls ahne ich, wie verzweifelt jemand sein muss. Leichtfertig oder nur, um zu provozieren, nimmt von denen keiner in Kauf, beschimpft, verletzt oder verhaftet zu werden. Wer sich so am Rand des Strafbaren bewegt, sieht keine andere Lösung mehr für das, was ihm wichtig ist. Und erntet auf der anderen Seite, bei denen, die es eilig haben und von A nach B wollen, auch jede Menge Ärger. Oder sogar Wut, der bei manchen an Hass grenzt. Und da jetzt eine Lösung finden? Vermitteln zwischen denen, die ein Recht darauf haben, sich auf der Straße zu bewegen, und denen, die ihren Protest ausdrücken über eine Situation, die sie nachts nicht schlafen lässt?

Das ist schwierig. Es setzt in jedem Fall die Bereitschaft voraus, sich miteinander zu verständigen. Das ist das A und O in einer offenen Gesellschaft. Und wird immer wichtiger, je härter es dort zugeht, wo öffentlich gestritten wird. Sei es im Netz oder in Talkshows, sei’s in Leserbriefen oder wenn im Freundeskreis diskutiert wird. Dass einer den anderen restlos überzeugt, wird kaum der Fall sein. Viel wichtiger ist es, sich zu verstehen, die Position des vermeintlichen „Gegners“ zu kennen und sich ehrlich mit ihr auseinanderzusetzen. Am Ende muss fast immer ein Kompromiss stehen, mit dem beide leben können, der aber auch beide ernst nimmt. Ob das bei den Klima-Klebern schon so ist? Ich fürchte: Nein. Eine große Zahl vor allem junger Leute fühlt sich nicht nur unverstanden, sie haben viel mehr den Eindruck, dass einfach nicht genügend getan wird fürs Klima, dass ihnen gar nicht richtig zugehört wird. Deshalb ist es notwendig, sie einzuladen: in unsere Gemeinderäte, in den Landtag, zu Debatten in Parteien und zu Bürgerforen. Noch wichtiger ist, dass wir einem Teil ihrer Forderungen Recht geben und sie in die Tat umsetzen. Nämlich den Teil, wo es schon längst höchste Zeit: beim schnelleren Bau von Windrädern und Sonnenkollektoren zum Beispiel. Aber leider versickert ein ordentlicher Teil der Energiewende dort, wo das Geld sitzt. Und in viel zu komplizierten juristischen Verfahren. Es rächt sich bereits jetzt, dass zu viel Zeit vertrödelt wurde.

Es ist wichtig, dass keiner ins politische Abseits gedrängt wird, gezwungen sein Anliegen außerhalb unseres Rechtsstaats zu vertreten. Wer das auch so sieht, sollte dabei helfen, dass alle die Möglichkeit haben, gehört zu werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37973
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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

07OKT2019
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Es kann ziemlich anstrengend sein, wenn ich etwas ändern will in meinem Leben. Das betrifft nicht nur den viel diskutierten Klimawandel im eigentlichen Sinn, also, wie ich für bessere äußere Lebensbedingungen sorgen kann - auch mit meinem eigenen Verhalten. Ich finde, es ist auch ‚dran‘, das ‚Klima‘ in Bezug auf Menschen in meiner direkten Umgebung anzuschauen.

Habe ich wirklich Interesse daran, wie es meiner Partnerin, meinem Partner geht?

Nehme ich mir Zeit zum Zuhören?

Welche Sorgen drücken mein Gegenüber am Arbeitsplatz im Augenblick?

Wie begegnen wir einander?

Bin ich bereit, meinen Beitrag zu leisten, damit ein gutes ‚Klima‘ herrscht in unserem täglichen Miteinander?

Solch eine Art von ‚Klimawandel‘ kann in mir drin beginnen!

Es ist gut, wenn ich mir selbst hin und wieder Gutes tue und mir was gönne. Wenn ich mir Zeit nehme. Für mich allein oder mit jemand anderem. Wenn ich Ruhe und Stille genieße. Oder Musik. Wenn ich Geräusche in der Natur bewusst wahrnehme.

Dann wird manches ‚neu‘!

Dann spüren die Menschen, mit denen ich zu tun habe:

Du bist anders! Du kannst zuhören. Du hast Zeit. Das tut gut…

Der Mönch Bernhard von Clairvaux schreibt bereits vor über 800 Jahren: „Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer. Ich sage nicht: Tu das oft. Aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da.“

Ich bin sicher: Wenn wir so auch für uns selbst achtsam sind, dann geht öfters ein Lächeln übers Gesicht. Dann wird manches freundlicher in uns und um uns herum. Denn gutes Klima ist ansteckend.

Sorgen wir in diesem Sinn für einen Klimawandel im Guten. Für einen ‚Klimawandel in den Herzen.‘

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29492
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