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SWR2 Wort zum Tag

29MAI2020
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Nur auf den ersten Blick ist das ein Widerspruch: einerseits sollen Christenmenschen alles Gute von Gott erwarten –  und anderseits und gleichzeitig sollen sie selbst zupacken und das eigene Schicksal und am liebsten auch das Schicksal der ganzen Welt in die eigenen Hände nehmen. Aber genau diesen Widerspruch  hat eine Solidaritäts-Aktion der katholischen Kirche in Deutschland sich in ihren eigenen Namen reingeschrieben. Renovabis sammelt Geld und Ressourcen ein und hilft damit Christengemeinden und Caritas-Einrichtungen in Osteuropa.

Renovabis – du wirst erneuern, heißt die Aktion. Das zitiert ein uraltes Gebet aus der jüdisch-christlichen Tradition: Sende deinen Geist aus – und erneuere das Angesicht der Erde. „Du Gott machst die Welt schon in Ordnung“ – so klingt das doch. Und unter diesem Namen fordert Renovabis die Leute heraus, für die Schwestern und Brüder in den Kirchen weit weg  zu sammeln und zu spenden? Also: auch deren Not selbst in die Hand zu nehmen, wenn auch indirekt.  Und zwar zu Pfingsten, am Fest des GottesGeistes; um dessen schöpferische Kraft beten sie, heute und morgen. Dass er die Welt erneuert, gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie. Die hat auch dort zugeschlagen – und ist auf Bürgerkrieg und Not getroffen, die sowieso schon schlimm genug waren, etwa in der Ukraine...

Genauer hingeschaut – dann löst sich der scheinbare Widerspruch auf. Um Gottes Geist beten und ihm die Rettung und die Erneuerung der Welt anvertrauen: das ist ja ganz etwas anderes als  die Hände in den Schoß legen und alles von Gott erwarten. Eigentlich ganz im Gegenteil. Alles von Gott erwarten –  und gerade deshalb die Sachen in die Hand nehmen;  und zwar mit neuer Liebe und von neuer Kraft zum Engagement beflügelt, um die ja betet, wer auf Gottes Geist hofft und ihn erbittet.

Geist von Gott – das ist ja viel mehr als Hirn und Verstand und Intelligenz. Die sind bei den meisten schon genügend vorhanden. Wer um Gottes Geist betet, bittet auch darum, dass die Menschen ihre eigenen Kräfte aber auch sinnvoll einsetzen, hinschauen und wahrnehmen,  wo Menschen in Not sind und Hilfe brauchen,  hier in der Nähe und dort in der Ferne. Dann können sie solidarische Entscheidungen treffen und die Güter der Erde gerechter verteilen: Das wird die Welt verändern. Beten, gerade auch morgen, an Pfingsten, um Gottes Geist, verändert außerdem auch die Beterin und den Beter selbst –  weiß aus eigener Erfahrung jedenfalls  altfried rempe, Trier – katholische Kirche

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SWR2 Wort zum Tag

26MAI2020
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Herr, schmeiß Hirn vom Himmel –  das ist so ein Sponti-Spruch, wenn mal wieder irgendwas total falsch läuft oder jemand den Eindruck hat, dass hier gerade mal wieder  niemand einen Plan hat. Schmeiß Hirn vom Himmel – die Bitte bleibt in der Regel unerhört. So greift Gott nur eher selten in seine Schöpfung ein. Hirn hat er jeder und jedem genug mitgegeben –  kommt mehr darauf an, was die Menschen damit und daraus machen.

Sehr zu recht ruft der Sponti nach mehr Hirn; wenn auch vergeblich. Christinnen und Christen bitten in diesen Tagen  zwischen Himmelfahrt und Pfingsten,  dass Gott eine andere Gabe vom Himmel schickt: Sie bitten um Gottes Geist –  und wissen, wie dringend sie selbst und die ganze Welt diesen Geist brauchen. Neun Tage lang ein großes Gebet – Pfingstnovene nennen sie das.

Geist – viel mehr und größer als Hirn; aber natürlich auch darauf angewiesen. Gottes Geist kann eigentlich bei Menschen und Menschheit nur landen, wenn sie sich ihm oder ihr auch öffnen – das Herz öffnen und das Hirn. Den Geist annehmen, mit dem Verstand; und fühlen mit allen Sinnen. Und vor allem Gottes Geist in die Tat umsetzen. Er braucht Hirn, Herz und Hände. Da ist es ganz gut, wenn an diesen neun Tagen vor Pfingsten und natürlich auch sonst immer wieder mal Menschen ihre Hände ausbreiten, empfangsbereit sozusagen, als Zeichen dafür, dass auch Kopf und Herz geöffnet sind. Sende aus deinen Geist, beten sie in der Sprache der Bibel. Sende aus deinen Geist – und das Angesicht der Erde wird neu.

Denn – schon klar: Die Erde muss sich verändern. Eigentlich immer – weil die Menschen besser miteinander und vor allem auch mit Gottes Schöpfung umgehen müssen. Und gerade jetzt, mitten in der Corona-Pandemie, die fast alles zum Stillstand gebracht hat: Neustart geht nur, wenn alles anders weitergeht als zuvor.

Viele haben damit schon angefangen. Sie zeigen, dass Gottes Geist schon da ist und auch weiterhin strömt. Die vielen, die für Nachbarinnen und Nachbarn sorgen  und sie vor Infektionsgefahren schützen; Politik und Gesellschaft, die manche Berufe endlich  als systemrelevant anerkennen und mehr tun als abends Beifall klatschen. Menschen, die anderen zuhören und sie und ihre Ängste verstehen und ihnen helfen, damit zu leben: Das sind nur wenige Beispiele, die aber schon ganz schön nah dran sind an der biblischen Geschichte vom Geist, der wie Feuer vom Himmel fällt und als Sturm die Herzen und Hände und die Sprache der Leute aufreißt; zu neuen Taten füreinander und zu ganz neuen Ideen.

So verstanden, braucht es auch heute Hirn vom Himmel – vor allem aber Geist; um den bitten die Christenmenschen – und auch altfried rempe, Trier – katholische Kirche

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

08JUN2019
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Morgen ist Pfingsten. Manchmal frage ich mich, ob meine Kirche selbst daran glaubt, was sie da feiert: dass die Welt von einem neuen Geist durchweht wird. Einem Geist, der aufräumt mit den vielen Ungerechtigkeiten unter den Menschen. Einem Geist, der hilft, den vielen Ballast loszulassen, der von dem ablenkt, was die Menschheit verbindet. Einem Geist, der sich nicht ans Alte klammert, sondern uns verstehen lässt, wo wir unsere Ansichten von früher aufgeben müssen, weil sie dem Menschen heute nicht mehr gerecht werden. Ich frage mich, ob meine Kirche daran glaubt, weil sie sehr am Alten hängt: wenn sie anderen Christen den Zugang zum Mahl Jesu verweigert; wenn sie Frauen den Zugang zum Priesteramt verwehrt; wenn sie allzu sehr an ihrem Besitz und ihren Strukturen  hängt. Da spüre ich wenig von Pfingsten.

Der Geist, den ich meine, kommt von Gott. Dass er etwas Neues bewirkt, durchzieht die Bibel wie ein roter Faden. Bereits die Erschaffung der Welt wird so beschrieben, dass Gottes Geist darin die treibende Kraft ist. Er richtet alles so ein, dass es für ein gutes Zusammenleben von allen passt. Für Tiere, Pflanzen und Menschen. Beim Propheten Ezechiel heißt es, dass der Gottesgeist den Tod bezwingt; alles, was dem Leben entgegen steht, wird neu belebt, und dort wo Neues entsteht, da wirkt dieser Geist. Wenn junge Menschen eine Vision davon haben, wohin unsere Welt steuern soll - genau dort ist er zu finden. Auch wenn manche Erwachsene das belächeln oder sich dagegen wehren. Bei Jesus schließlich - um zu verstehen, was seine Auferstehung bedeutet - hat der Geist vor allem einen Auftrag: Er sorgt für fundamentale Gleichheit. Alle Menschen haben ohne Unterschied den gleichen Wert, verdienen Respekt, ja sind allesamt Kinder der Liebe des einen Gottes. Sprache, Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, sexuelle Orientierung - alle sind gleich.

Ich bin fest davon überzeugt: Mehr denn je muss die Christenheit für diesen Geist eintreten, ihm zum Leben verhelfen, etwas dafür tun, dass er sich überall durchsetzen kann. Zuerst in den eigenen Reihen der Kirchen. Weil sonst jede Glaubwürdigkeit fehlt, anderen einen klugen Rat zu geben.

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SWR4 Abendgedanken

Auf geht‘s ins lange Pfingstwochenende, mal sehen wie das Wetter wird. Beim ersten Pfingstfest ist es ja recht stürmisch zugegangen, als der Geist Gottes auf die Freunde von Jesus herabkam.  Wie ein starker, befreiender Wind soll er vom Himmel gebraust sein. Dabei hat er die Angst der Jünger von Jesus vertrieben und ihnen neue Kraft und Mut für ihr Leben eingehaucht.

Mit gefällt das. Frischer Wind tut gut. Frischer Wind macht den Kopf frei. Manchmal brauche ich das, wenn ich in einer Situation feststecke und nicht so recht weiß, wie es weitergehen wird. Wenn eine Entscheidung ansteht, aber mir noch nicht klar ist, in welche Richtung es gehen soll. Oder, wenn etwas irgendwie festgefahren ist. Vielleicht kennen Sie das: Ein Gedanke kreist mir im Kopf herum, geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Ich denke hin und her, durchdenke es zweiunddreißig Mal und komme nicht weiter. Soll ich nun oder soll ich nicht?

An Pfingsten feiern wir in der Kirche, dass Gott uns Menschen in Bewegung bringt. Gerade dann, wenn etwas festgefahren scheint. Die Freunde von Jesus haben es so nach Ostern erlebt, als sie nicht so recht wussten wie alles für sie weitergehen sollte. Sollten sie die Botschaft Jesu nun nach seinem Tod und den unglaublichen Ereignissen danach weiter erzählen? Sollten sie in seinem Sinn leben? Oder doch eher zu ihren Familien zurückkehren? Da kam dieses völlig unerwartete Brausen des Geistes und machte ihnen klar, dass sie Jesu Botschaft unter die Menschen bringen sollten. Und das nicht verzagt und schüchtern, sondern mit Schwung und Freude: Lebt euer Leben! Gebt einander Raum und entdeckt eure verschiedenen Gaben. Miteinander ist eine Menge möglich.

Die Menschen, die dies ungewöhnliche Geschehen miterlebt haben, haben erzählt, dass auf einmal alle verstehen konnten, was die Jünger gesagt haben. Pfingsten finde ich darum richtig gut. Ein Fest der Lebendigkeit. Warum sich also nicht einmal bewusst vom Geist Gottes, vom frischen Wind durchwehen lassen. Mal abwarten, was dabei passiert – ich bin gespannt. Und wünsche Ihnen ein gesegnetes Pfingstwochenende.

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SWR4 Feiertagsgedanken

Verehrte Zuhörerinnen und Zuhörer, ich wünsche Ihnen einen guten Morgen und einen hoffentlich schönen und erholsamen Feiertag. Die Christen haben gestern Pfingsten gefeiert. Dabei kam mir wieder eine unvergessliche Begegnung in den Sinn. Mit dem kreativen und inspirierenden Priester und Maler Sieger Köder. Der Maler hat mir eines seiner Pfingstbilder gezeigt. Abgebildet der große Papst Johannes XXIII. im Gespräch mit dem Naturwissenschaftler und Theologen Teilhard de Chardin. Im Hintergrund des Geschehens ein  alter ehrwürdiger Palast, dunkel und unzugänglich bis auf einen lichten Moment: ein offenes Fenster. Der Maler erinnert mit diesem Detail daran, was von dem damals frischgewählten Papst erzählt wird. Er geht/schreitet durch die hohen und geschichtsträchtigen Räume des Vatikans. Plötzlich stoppt er, geht zum Fenster, öffnet es und meint: Hier muss frische Luft rein.

Im wörtlichen und übertragenen Sinn. Darum hat Johannes XXIII. ein Konzil, also eine große Kirchenversammlung, einberufen und viele Fenster zur modernen Welt hin aufgemacht. Er wollte keine Kirche von gestern und/oder vorgestern, sondern eine Kirche, die sich den heutigen Herausforderungen der Welt stellt. Das offene Fenster wirkt wie ein Signal. Der Papst will nicht die Abschottung sondern das Gespräch, er will Brücken bauen, er sucht nicht den Rückzug, sondern den Aufbruch.

Manchen ist dieses offene Fenster bis heute eine Provokation. Unser jetziger Papst  hat sich ganz eindeutig zu einer offenen und menschennahen Kirche bekannt. Er hat aber alle Hände damit zu tun, dass die Fenster nicht wieder geschlossen werden. Mit großer Herzlichkeit geht er auf die Menschen zu, vertritt nicht nur die Lehre und die Prinzipien sondern immer auch die Barmherzigkeit, die keinen Menschen ausschließen will. Franziskus steht für eine Kirche, die besonders bei den benachteiligten und rechtlosen Menschen zu finden sein soll. Für ihn stehen der einzelne Mensch und sein Leben im Vordergrund und nicht das Gesetz.

Unsere deutschen Bischöfe haben sich von der offenen Art des Papstes anregen lassen .Sie haben mehrheitlich beschlossen, ein längst fälliges Fenster zu öffnen. Unter bestimmten Umständen sollen evangelische Christen in einer katholischen Messe auch an der Kommunion teilnehmen können. Besonders dann, wenn sie mit einem katholischen Partner verheiratet und mit diesem durch Taufe und Ehesakrament verbunden sind. Und mit ihm nicht nur das Leben sondern auch die Liebe zu Jesus zu teilen. Wie gesagt ein seit langem fälliges Fenster, das viele Betroffen schon längst selber aufgemacht haben. Aber was die einen als frische und befreiende Luft empfinden, wirkt für/auf andere wie Zugluft. So dass man möglichst schnell wieder alles dicht macht.

Pfingsten und das offene Fenster. Ich spreche iüber unterschiedliche Vorstellungen, wie Kirche sein soll. Wir erleben gerade eine spannungsvolle Zeit. Erleben einen dynamischen und aufgeschlossen Papst, der immer wieder drängt, nach draußen und bis an die Ränder zu gehen. Und erleben gleichzeitig wie selbst in den engsten Mitarbeiterkreisen des Papstes sich Bedenkenträger zu Wort melden.

Solche Spannungen und Konflikte hat es in der langen Geschichte der Kirche schon immer gegeben. Für manche Streitfragen gab es einmütige Lösungen, andere führten zu Trennung und Spaltung. Gott sei Dank scheint die Zeit der Machtworte von oben vorbei zu sein. Da nützt es auch nichts, aus den gemeinsamen Beratungen auszuscheren und sich direkt an den Papst zu wenden, wie es manche der deutschen Bischöfe im Streit um die Zulassung zur Kommunion versucht haben. Statt den Konflikt unter sich zu klären, suchen sie das entscheidende Machtwort von oben

Der Papst spielt den Ball zurück. Die Bischöfe sollen selber eine Lösung finden. Das ist ihre Aufgabe und auch ihre Zuständigkeit Er will, dass nicht angeordnet, sondern miteinander gesprochen wird, er vertraut der Klugheit und Erfahrung vor Ort und hat immer die konkreten Menschen im Blick.

Ich habe Papst Franziskus vor ein paar Wochen in Rom erlebt. Ganz oben an seinem Fenster, hat er zu den Menschen auf dem Petersplatz gesprochen. Räumlich weit weg aber stimmlich und inhaltlich ganz nah. Einer, der nicht abgehoben und weltfremd über die Menschen hinweg spricht, sondern zu ihnen, sehr herzlich und verbindlich.

Man merkt, dass er das offene Fenster liebt. Er hat keine Angst, vor dem was von draußen hereinströmt, noch scheut er sich die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, sei es gelegen oder auch nicht. Seine berührende und berührbare Menschlichkeit lassen erahnen, von welchem Geist er bewegt ist.

Dass unter ihm das Fenster zur Welt und zu allen Menschen hin offen bleibt ist für viele Hoffnung und Wunsch. Ich wünsche ihm alle Kraft und bin dankbar, dass dieser Papst so unverzagt ans Werk geht.

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SWR3 Gedanken

Blablabla… das denke ich manchmal. Wenn mich jemand zu textet. Viel redet, ohne was zu sagen. Einfach nicht zum Punkt kommt. Blablabla eben.

Dabei können Worte so wunderbar sein. Soviel ausrichten. Wie damals an Pfingsten.  Als der heilige Geist die Freunde und Freundinnen von Jesus ergriffen hat, da haben sie angefangen zu predigen. Sie sind auf die Straße gelaufen und haben laut von Gottes Liebe erzählt. Und die Menschen haben sie verstanden. Egal aus welchen Ländern sie kamen. Oder welche Sprache sie gesprochen haben. Jeder hat die Worte gehört und verstanden. Es müssen treffende Worte gewesen sein – damals. Worte, die viele Menschen berührt haben.

Solche Worte wünsche ich mir oft. Dass sich das Pfingstwunder wiederholt. Das Schwierige ist nur: es ist gar nicht so einfach die treffenden Worte zu finden! Die Bibel gibt hier einen Hinweis, den ich gut finde: Da heißt es: Worte, die treffen, die sollen mit Salz gewürzt sein (Kol 4,6).

Ich verstehe das so: Wenn ich will, dass meine Worte ankommen, dann muss ich Klartext sprechen. Nicht um den heißen Brei reden, sondern das Kind beim Namen nennen. Und  dafür muss ich mir erst einmal selbst klar sein, was ich eigentlich sagen will. Erst wenn ich mir selbst darüber klar bin, was ich meine oder glaube, kann ich auch Worte finden, die treffen. Ich glaube, der Geist damals an Pfingsten hat dafür gesorgt, dass sich sie Jünger ganz klar darüber waren, was sie sagen wollten. Sie haben alles Nebensächliche weggelassen: Ihre Botschaft war klar und einfach: Gottes Liebe gilt allen Menschen. Alle Menschen sind eingeladen dazuzugehören. Da gab es kein blablabla. Treffende Worte – mit Salz gewürzt. Sie gelten bis heute. Wir sollten sie uns sagen – gegenseitig.

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SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

Was an Pfingsten passiert ist, wird wohl niemand genau sagen können. Doch ich stelle mir vor, dass es damals in Jerusalem vielleicht so gewesen sein könnte:

 

Johannes, Simon und die anderen Jünger wissen überhaupt nicht mehr, wie es weitergehen soll. So viel ist in der letzten Zeit passiert: Jesus ist gestorben. Das war ein Schock und hat sie richtig aus der Bahn geworfen. Maria hat ein paar Tage später erzählt, dass Jesus lebt. Dass er auferstanden ist. Und sie war nicht die Einzige. Immer mehr waren fest davon überzeugt. Und trotzdem wissen Johannes und Simon nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Wer wird ihnen das alles glauben? Nach draußen trauen sie sich jedenfalls nicht mehr. Lieber in vertrauter Runde bleiben. Da erklärt man sie wenigstens nicht für verrückt.

Da passiert etwas Merkwürdiges. Plötzlich hört man ein ganz seltsames Rauschen, fast so, als wenn ein Orkan im Haus wäre. Die Angst ist auf einmal wie weggeblasen. Und allen ist klar, dass sie jetzt nicht mehr im Haus bleiben können. Sie wollen das, was sie mit Jesus erlebt haben, nicht für sich behalten.

In Jerusalem ist grade richtig viel los. Viele Menschen aus Ägypten und Asien, Persien und Italien sind in der Stadt. Denen erzählen sie von Jesus. Von dem, was er getan hat und wie er mit den Leuten umgegangen ist. Dass die meisten sie eigentlich nicht verstehen können, daran denkt in dem Moment keiner mehr. Und die verschiedenen Sprachen sind auch irgendwie kein Problem mehr. Die Leute wollen sogar mehr wissen, sie fangen an zu fragen. Und einige sind so begeistert, dass sie sich der Gruppe anschließen.

Ich bin ganz sicher, das ist Heiliger Geist. Eine Kraft, die von Gott kommt und die Menschen untereinander in Verbindung bringt. Und ich finde, er ist ein richtiger „Kommunikationsexperte“. Gottes Geist hilft, dass Menschen miteinander in Kontakt kommen. Dass sie mutig aus sich herausgehen. Nicht nur um sich kreisen, sondern auf andere zugehen.

Der Heilige Geist ist für mich ein Kommunikationsexperte, weil er etwas an der inneren Haltung verändert. Und Pfingsten bedeutet dann für mich, dass ich nicht mehr ängstlich sein muss, sondern vertrauen kann. Dass ich nicht zu zögern und zweifeln brauche, sondern mutig und begeistert von der Sache Jesu erzählen kann.

 

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SWR1 Begegnungen

Der 74-jährige Wolfgang Gondolf ist ehrenamtlicher Vorsitzender des DJK-Diözesanverbands im Bistum Mainz. DJK, „Deutsche Jugendkraft“ heißt das ausgeschrieben und ist der katholische Sportverband. Zugegeben, ein seltsam altertümlicher Name für einen Sportverband. Doch er liegt in der fast 100-jährigen wechselvolle Geschichte der DJK begründet. Sie beginnt kurz nach dem Ersten Weltkrieg.

Eigentlich war die Jugend tot. Kamen zurück, ausgemergelt, nix, gar nix. Und da hat man erkannt, dass man da was tun muss, damit die Jugend wieder nach vorne kommt. Und das war also eigentlich die Initialzündung, dass die DJK gegründet wurde 1920 in Würzburg.

Entstanden ist die DJK-Bewegung aus der Katholischen Jungmännervereinigung, hieß damals Jünglings-Sodalität.

Was so viel bedeutet wie Jünglingsvereinigung. Von denen gab es damals nämlich etliche unter dem Dach der Katholischen Kirche. Unter anderem übrigens auch in Dortmund, wo 1909 aus einer solchen katholischen Jünglingsvereinigung der Fußballklub Borussia Dortmund entstand. Und auch da war es bis zur Gründung der Borussia so …

… dass der Vorsitzende immer ein Geistlicher war. Der Präses war der Pfarrer.

Etwas, das schon wenige Jahre später den Nazis überhaupt nicht gefiel. Sport treiben ja, aber nicht unter dem Dach und unter Mitsprache der Kirche. Einige DJK-Verantwortliche haben das damals sogar mit ihrem Leben bezahlt, weil sie sich von den Nazis und ihrer Ideologie nicht vereinnahmen lassen wollten. 1935 schien dann das Schicksal des katholischen Sportverbandes DJK zunächst besiegelt.

Hintergrund ist einfach der, dass ja in der Nazizeit unter Hitler alles verboten wurde. Und viele haben dann halt aus Angst oder halt einfach um den ganzen Streitigkeiten zu entgehen, ihren Verein auch manchmal selber geschlossen und erst 45 danach wiedergegründet.

Doch wozu braucht es einen katholischen Sportverband und was unterscheidet ihn letztlich von Vereinen wie dem VfB Stuttgart oder dem FSV Mainz 05? Entscheidend, meint Wolfgang Gondolf, sei die Grundhaltung zum Sport.

Schwerpunktmäßig halt kein Leistungssport. Der wird auch gemacht, aber es geht um den Breitensport und das große Ziel: Sport um der Menschen willen. Es geht nicht um Siege, sondern es geht einfach, den Sport zu treiben, die Gesundheit des Menschen in den Vordergrund zu stellen. Natürlich auf der christlichen Basis der Botschaft Jesu Christi.

Es geht also um das oft zitierte christliche Menschenbild, auch im Sport. Der Mensch als Ganzer soll im Mittelpunkt stehen, und nicht nur seine Leistungen. Das gilt auch beim Bundessportfest der DJK, das alle vier Jahre über Pfingsten stattfindet.

Teil 2

Wolfgang Gondolf steht im Bistum Mainz dem Sportverband „Deutsche Jugendkraft“, kurz DJK, vor. Sie orientiert sich an einem christlichen Menschenbild. Immerhin ist sie einer der größten Verbände im DOSB, dem Deutschen Olympischen Sportbund. Und da bringt sie auch die Themen ein, dir ihr am Herzen liegen.

Die DJK gehört zu den 15 größten Sportverbänden innerhalb des DOSB und ist natürlich dort auch sehr wohlgesonnen. Die DJK engagiert sich gegen Doping, ganz massiv und wenn da irgendwas ist, gibt’s ein Statement. Das ist unsere Intention, dass verschiedene Begriffe gelebt werden: Respekt, oder Integration, Inklusion. Alles eigentlich DJK-Themen.

Man sagt ja, vielleicht soll es geschmeichelt sein, vielleicht ist es auch wirklich so gemeint: Die DJK ist das moralische Gewissen innerhalb des DOSB.

Alle vier Jahre über Pfingsten veranstaltet die DJK das große Bundessportfest, an dem alle Mitgliedsvereine teilnehmen können. Ein Event, das sich von Freitag bis Montag hinzieht. Vor vier Jahren war es in Mainz. In diesem Jahr treffen sie sich im Emsland in Meppen. Mehrere tausend Sportlerinnen und Sportler mit und ohne Behinderung kommen da zusammen. Denn Inklusion, der Gedanke, dass einfach jeder Mensch dazugehört, ist für die DJK ein wichtiges Thema.

Gehörlosen-Sportverband Deutschland, Behinderten-Sportverband Deutschland, Special-Olympics Deutschland und der DJK-Sportverband. Die haben eine Vereinbarung geschlossen, dass an großen Sportfesten das Thema Inklusion nach vorne entwickelt werden soll und das ist auch jetzt in Meppen so geplant.

Und so gibt es neben getrennten Wettbewerben auch solche, in denen behinderte und nichtbehinderte Sportler gemeinsam antreten. Beim Tischtennis zum Beispiel, das Wolfgang Gondolf selber lange gespielt hat, bevor er aus Altersgründen zum Boulespiel gewechselt ist.

Die haben generell für Rollstuhlfahrer Tischtennis angeboten und das kenn ich also auch aus meiner Zeit, Tischtennis zu spielen. Dass man gegen Sportler kommt, die im Rollstuhl sitzen. Und das ist eine gewaltige Aufgabe. Weil, das fängt im Kopf an. Aber zu denken, gegen den gewinn ich locker, das ist ein Irrtum.

Natürlich wird es auch diesmal Siegertreppchen geben, mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Doch das ist nicht das Entscheidende, meint Wolfgang Gondolf, der in Meppen mit seiner Mannschaft im Boulespiel antritt.

Natürlich will man gewinnen, das ist ganz klar. Aber wir zum Beispiel, die Diözesanverband-Mannschaft. Wir fahren dahin und ich hab zu meiner Frau schon gesagt, die ist auch dabei: Wir werden wieder gezeigt kriegen, wie es geht. Aber das macht nix. Deshalb sind wir trotzdem dabei.

Dabei sein ist alles. Ein Spruch, der im großen Geschäft mit dem Sport für mich oft hohl klingt. Doch vielleicht ist einer wie Wolfgang Gondolf ja ein Beispiel dafür, dass er trotzdem stimmt. Weil Gewinnen zwar schön, aber letztlich nicht das Wichtigste ist.

 

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SWR2 Wort zum Tag

Es gibt die berühmte Redensart von den Geistern, die man ruft, aber nicht mehr loswird. Sie stammt aus Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“. Dieser Zauberer-Azubi, nutzt die Abwesenheit seines Meisters, um einmal auszuprobieren, was er kann und wie weit er damit kommt. Goethes Ballade trifft damit genau den Moment, in dem ein junger Mensch seine Fähigkeiten entdeckt und entfaltet. Wenn ich sehe, was ich kann, kann ich unabhängig werden. Mündig und erwachsen. Und wenn viele Christen jetzt am Wochenende Pfingsten feiern, geht es auch darum: wie ich als Christ mündig werden und mich mit meinen Fähigkeiten entfalten kann.

Der Zauberlehrling in Goethes Ballade hat es immerhin so weit gebracht, dass er einen Besen dazu bringt, für ihn Wasser zu holen. Das Problem ist nur, dass er den Besen nicht mehr stoppen kann und verzweifelt sagen muss: „Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“ (Goethe, Johann Wolfang von: Der Zauberlehrling, in: Werke [HA] I, 276-279, hier 279).

Mir kommt es so vor, als ob viele Völker in Europa und in der Welt in Sachen Demokratie gerade ähnliches durchmachen. Sie gehen erste Schritte in die Mündigkeit und haben (endlich) eigene demokratische Wahlen. Aber die Wahl, die sie treffen, führt sie eher weg davon, mündig zu werden. Die Regierungen, die sie gewählt haben, schränken ihre demokratischen Rechte ein. Und hier in Deutschland sieht es auch oft so aus, dass viele Leute sich von einfachen Wahrheiten angesprochen fühlen. Das ist ja nicht nur einfacher, sondern auch weniger anstrengend, als sich auf Diskussionen einzulassen und mit den komplexen Antworten zu beschäftigen, die viele Politiker und Experten haben. Für manche scheint es nahe zu liegen, den Islam als Wurzel der Probleme zu sehen. Anstatt die vielen kleinen, mühevollen Schritte anzupacken, die nötig wären, damit Menschen aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen Religionen miteinander leben können. Aber der einfachere Weg könnte dazu führen, dass wir auch rufen müssen: „Die ich rief, die Geister, wird ich nun nicht los“

Wenn ich als Christ zu Pfingsten Gottes Geiste anrufe, orientiere ich mich an einem ganz anderen Geist. Gottes Geist ist lebensbejahend. Und zu diesem Leben gehört für mich, dass ich bereit bin, mich den komplexen Antworten zu stellen. Dass ich kleine Schritte mache. Gottes Geist ist auch ein Geist, der Mut macht, dass ich nicht zurückschrecke aus Angst vor den Problemen, die sich aus diesen Schritten ergeben. Sondern dass ich mir und den anderen zutraue, dass wir neue Lösungen finden, wenn wir den Weg gemeinsam gehen und offen sind für diesen Geist, der will, dass unser Leben gelingt.

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SWR4 Abendgedanken

Kommenden Sonntag ist Pfingsten. Christen feiern an diesem Tag, dass Gott der Menschheit seinen Geist gegeben hat. Seinen heiligen Geist. Der viel Gutes bewirken kann, wenn man ihm vertraut. Dem Heiligen Geist werden seit jeher besondere Eigenschaften zugeschrieben. Sie sind höchst nützlich, finde ich, und haben an Aktualität nichts eingebüßt. Unsere Welt braucht sie dringender denn je. In einem Gebet aus dem 13. Jahrhundert, der Pfingstsequenz, werden sie im einzelnen aufgezählt. Ich habe mir überlegt, wie sie wirken und wo sie heutzutage gebraucht werden.

Die Pfingstsequenz beginnt so:

Komm herab, o Heilger Geist, der die finstre Nacht zerreißt.[1]

Immer mehr Menschen werden von dem schier erdrückt, was die moderne Welt von ihnen verlangt: schnell sein, immer parat, viel Leistung zu bringen. Manche können auf einmal nicht mehr, fallen in ein tiefes dunkles Loch, werden depressiv. Zu Pfingsten bitte ich darum, dass Gottes Geist den Kreislauf ihrer Überforderung zerreißt und Licht auf ihr Leben fallen lässt.

Weiter heißt es in dem alten Gebet: Komm, der alle Armen liebt.

Deutschland ist ein reiches Land. Trotzdem gibt es viel Armut. Familien, die nicht über die Runden kommen. Senioren, die ihre Wohnung nicht mehr bezahlen können. Gottes Geist verspricht ihnen, dass sie bei ihm an erster Stelle stehen. Anders als sie es sonst erleben. Und ich bete dafür, dass es uns besser gelingt, den Reichtum unserer Gesellschaft zu verteilen.

Du spendest Trost in Leid und Not, sagt die Pfingstsequenz.

Eine Freundin von mir kommt über den frühen Tod ihres Mannes nicht hinweg. Sie ist selbst todtraurig. Obwohl sie gläubig ist. Trost kann ihr gerade so gut wie niemand geben. Ob Gottes Geist das kann, was uns verwehrt bleibt: ihr ein bisschen Zuversicht schenken? Darum bitte ich.

Was befleckt ist, wasche rein.

Schuldgefühle sind schlimm. Besonders, wenn sie berechtigt sind und man sie sich nicht bloß einredet. Auf Dauer macht es den Menschen kaputt, wenn er nicht darüber hinweg kommt. Was tun? Therapeuten können helfen oder Gespräche mit einem Seelsorger. Wenn es aber gar keine Vergebung gibt, wenn die Schuldgefühle bestehen bleiben, dann traue ich Gott zu, dass er den Menschen befreien kann von dem, was ihm so sehr leid tut.

Lenke, was den Weg verfehlt.

Es gehört zum Alltag, dass wir Entscheidungen treffen. Manche haben eine enorme Bedeutung. Wenn einer dabei falsch liegt, kann das sein ganzes Leben verändern. Er verrennt sich in eine aussichtslose Beziehung. Oder er gerät mit falschen Freunden auf die schiefe Bahn. Gottes Geist kann helfen, das Falsche vom Richtigen zu unterscheiden. Ich bitte ihn, dass er Menschen hilft, den rechten Weg für sich zu finden.



[1] Aus der Pfingstsequenz Veni Sancte Spiritus, Stephen Langton ∼1200.

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