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SWR1 3vor8

Plötzlich setzte vom Himmel her ein Rauschen ein wie von einem gewaltigen Sturm. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie begannen, in fremden Sprachen zu reden...
Fassungslos riefen alle: »Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? .....Und wir alle hören sie in unseren eigenen Sprachen von den wunderbaren Dingen reden, die Gott getan hat!« (Apg 2,1.18)

Mich packt ein mulmiges Gefühl, wenn Dinge passieren, die ich nicht begreife. In den letzten Wochen habe ich dieses mulmige Gefühl öfter. Immer neue beunruhigende Nachrichten. Erst Griechenland in der Krise, inzwischen steht viel mehr auf dem Spiel. Schon die Schulden und Summen, um die es geht, sind riesig. Es gibt anscheinend Finanzleute, die anscheinend nur eines wollen: Mit Verunsicherung Geld verdienen. Dass da ein guter Geist am Werk ist, das kann ich nicht sehen.
Vermutlich kommt es Ihnen merkwürdig vor, dass ich heute davon rede. Ausgerechnet an Pfingsten. Aber für mich ist Pfingsten genau das Gegenteil von dem, was da an stürmischen Krisen über uns gekommen ist. In der Bibel ist Pfingsten ein Grund für Hoffnung. Da kommt ein neuer Geist in die Welt. Von Gott. Eine Kraft, die Menschen zusammen führt. Wo nicht die einen ihre Interessen ohne Rücksicht und auf Kosten der anderen durchsetzen.
In den Kirchen wird heute daran erinnert, wie damals durch Gott etwas Neues zwischen Menschen angefangen hat. Nicht jeder für sich und gegen jeden. Die Freunde und Freundinnen Jesus haben auf einmal keine Angst mehr, ein großer Hoffnungsmut erfüllt sie und sie finden heraus aus ihrer Angst. Gehen in die Öffentlichkeit und wer sie hört, ist völlig erstaunt. In der Bibel wird erzählt:

Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie begannen, in fremden Sprachen zu reden...Fassungslos riefen alle: »Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? .....Und wir alle hören sie in unseren eigenen Sprachen von den wunderbaren Dingen reden, die Gott getan hat.

Auch da kommt ein stürmischer Geist über Menschen. Aber der macht niemandem Angst. Der Geist Gottes macht nicht die einen reich und die anderen sorgenvoll. Im Gegenteil. Alle Menschen hören, in ihrer eigenen Muttersprache, so dass es ihnen zu Herzen geht: Gott will Gutes für uns Menschen. Er will, dass Menschen zusammen finden. Sich verstehen und beistehen. Dass sie zu einer Menschheit zusammen wachsen. Die sich um Frieden bemüht und Gerechtigkeit. Das ist eine andere Globalisierung. Pfingsten ist die Gegengeschichte gegen alles was Menschen entzweit und in Krisen stürzt. Das verstehe ich. Diesen Geist verstehe ich und diesen Gott. Hilft das, wenn mir mulmig ist und ich mir Sorgen mache in der Krise? Ich glaube ja. Es macht Mut und sagt mir: In Krisen besteht man, wenn man sich Angst eingesteht und einander dann ermutigt. Wenn man einander beisteht. Mit Worten und Taten. Dieser Geist hilft sich zu wehren gegen die Krise.

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SWR1 3vor8

Eine kuriose Diskussion gab es diesmal vor Pfingsten: dürfen Blumengeschäfte am Pfingstsonntag öffnen, da ja schließlich Muttertag ist? Ich wünsche wirklich den Blumengeschäften einen guten Umsatz und den Müttern reichlich Blumen, geschenkt mit viel Herz. Ich frage mich nur: warum konnte man die nicht schon am Samstag holen und sie ein bisschen geheimnisvoll kühl stellen? Oder heute morgen noch auf einer Wiese einen frischen Strauß pflücken? Pfingsten ist es nämlich schon wert, dass wir es als besonderes Fest behandeln. Und das, obwohl der heilige Geist – um den geht es heute – nicht sichtbar ist und nicht greifbar. Wenn man die Bibeltexte zu Pfingsten liest, fällt aber auf, dass er offenbar ziemlich wirkungsvoll ist. Das meiste dazu steht in der Apostelgeschichte im Kapitel 2. Natürlich kann die Bibel den Heiligen Geist auch da nur in Bildern beschreiben, aber die haben es in sich: von Feuerzungen, Brausen, heftigem Sturm ist da die Rede. Und dann davon, dass die vorher depressiven Apostel und Jünger plötzlich lebendig werden, aufwachen aus ihrer Trauer um Jesus. Daß sie wissen, was sie wollen, und dass plötzlich Menschen verschiedenster Herkunft miteinander reden können. Sie verstehen sich, obwohl sie eigentlich verschiedene Sprachen sprechen. Die Bibel hat an der Stelle einen richtigen Zungenbrechertext: Da fragen sich die Leute: Wieso kann jeder von uns diese Apostel in seiner Muttersprache hören: Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, ...von Ägypten und Libyen...., wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden. ( (Apg 2, 9-11) Bei uns heute wäre das wie russisch, griechisch und chinesisch. Und später heißt es in der Bibel: Die Worte der Apostel trafen sie mitten ins Herz. Das sind wohl zwei Wirkungen des Heiligen Geistes: Menschen verstehen sich, über Sprachgrenzen hinweg, und: Gott erreicht das Herz eines jeden Menschen. Da ist nicht anonyme Masse, sondern die Chance, dass jede und jeder im eigenen Herzen von Gott angerührt wird. Wer wünscht sich das nicht?
Verbinden, verstehen, beleben – das bewirkt der Heilige Geist. Daß Sie davon etwas mitbekommen, wünsche ich Ihnen heute zu Pfingsten, und allen, die es betrifft, auch einen erfreulichen Muttertag. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3658
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SWR1 Begegnungen

Feuerflämmchen, Brausender Wind und verzückte Menschen- so erzählt die Bibel vom Pfingstwunder und: wie die christliche Kirche entsteht.
Aber was ist da wirklich passiert? Und wie konnte aus der kleinen Sekte von damals eine Weltreligion werden? Gerd Theißen, Prof. für NT in Heidelberg hat fast sein ganzes Berufsleben darüber geforscht.
In seinem neuesten schildert er anschaulich, was das Geheimnis der damals kleinen christlichen Sekte auf dem Religionsmarkt der Antike war.

Keine andere Religion oder Philosophie hat das Leben vom ersten Augenblick bis Letzten, auch bis zum Sterben, auch das verfehlte Leben, das gestrauchelt gekommen war, so aufgewertet. Man konnte den Menschen die Gewissheit geben: auch da ist Gott immer bei Euch.

Teil 1
Sein Büro in der Kisselgasse ist voll gepackt mit Büchern. Eins davon habe ich früher oft meinen Kindern vorgelesen: „Im Schatten des Galiläers“ - ein historischer Roman für Kinder, spannend und wissenschaftlich fundiert, denn die Anfänge des Christentums sind sein Spezialgebiet. Wenn er über die Situation der ersten Christen erzählt, sehe ich Flüchtlingsströme und Städte mit hohem Ausländeranteil.

Die Christen verbreiten sich, obwohl sie vom Land stammen- Galiläa, Palästina- am meisten in den Städten. In den Städten gab es viele Peregrine, Fremde die von außen kamen und die mussten sich neu kulturell definieren und gerade in diesen Kreisen hat das Christentum Resonanz gefunden. Das waren Menschen, die suchten nach einer Identität, wo sie unabhängig von ihrer Herkunft akzeptiert waren und das boten die Christen an. Sie sagten ja, egal wo ihr herkommt, allein durch den Glauben seid ihr gleichwertig und eins in Christus.

Alle eins in Christus. Aber: wie kam es zu dieser Einheit? Die Migranten damals haben ja alle möglichen Götter, Geister und Gurus verehrt. Die Pfingstgeschichte erzählt symbolisch verdichtet, wie man sich das vorstellen soll: alle sind zusammen in einem Raum, ein Wind braust durch die Fenster, Feuerflammen tanzen auf den Köpfen und die Leute fangen an, in Zungen zu reden. Da war für sie eine Kraft am Werk, aber -

offensichtlich eine Kraft, die nicht aus den Menschen stammt, die von außen ihn ergreift und zwar in einem Zustand, in dem er sich öffnet über seine Möglichkeiten hinaus, deswegen sagen die Beobachter: ja sie sind voll des süßen Weins. Man kann das „Trance“ nennen, „Extase“, „Enthusiasmus“.

Wir sind also gar nicht so weit weg von Pfingsten mit unseren Open- Air Konzerten, Grillfesten, Diskoabenden und Naturexkursionen. Extase lässt den Alltag vergessen, hilft einzutauchen in eine andere Welt. Eine Megaparty ist so etwas wie ein Sozialkitt über fremde Kulturen hinweg. Sogar dann, wenn manche anfangen, wirres Zeug zu reden. Damals: Zungenrede genannt.

Also wir können heute Zungenrede beobachten in der Pflingstbewegung. Alle Versuche, da irgendeine Sprache zu entdecken, ist vergeblich. Ich sag oft: das ist so wie Tanzen mit Worten.

Gemeinsam erlebte Extase ist eine Sache- die andere ist: die Atmosphäre, von der die Menschen ergriffen sind. Oder anders: der Geist. Der Apostel Paulus sagt:

„Was im Menschen ist, kann nur der Geist sagen, der im Menschen ist.“ Und das überträgt er dann auf Gott und sagt: „Nur durch seinen Geist kann er sich authentisch offenbaren. Wenn er nicht von seinem Geist her mitteilt, können wir nie Zugang zu ihm finden.

Das Pfingstwunder ist also die Art von Extase, in der Menschen Gott nah kommen, von seinem Geist ergriffen werden. Und das kann man an der Wirkung erkennen.

Das Fundament der Gemeinde ist in der Beziehung zu Gott die mir durch den Hl. Geist eröffnet wird. Die Folgen sind aber dann die Überwindung sozialer Grenzen. Im Urchristentum hätte Paulus nicht geglaubt, dass die Menschen von Hl Geist ergriffen sind, wenn sie meinen, sie haben eine Beziehung zu Gott, aber im Sozialen und zwischen den Völkern bauen sie Grenzen auf.


Teil 2
Mit unserem Open- Ohr Festival in Mainz sind wir heute gar nicht so weit von Pfingsten entfernt. Extatische Erlebnisse in einem Raum jenseits der Sprache gehören zum Urdatum der Christengemeinde- auch wenn wir Protestanten uns damit schwer tun. Gottes Geist, sagen die ersten Christen in der Pfingstgeschichte, verbindet uns über unsere kulturellen und konfessionellen Grenzen, ja auch über unsere Frömmigkeitsstile hinweg. Das Sprachwunder von Pfingsten.

Interessant ist, es wird nicht zurückgeführt auf eine Einheitssprache. Man könnte ja auch das Wunder zurückführen, dass alle plötzlich hebräisch können. Aber nein, Lukas schildert das so: es gab zwar die Zungenrede, aber jeder hört in seiner eigenen Sprache, dh, die Vielfalt der Sprachen wird nicht aufgehoben, etwa zugunsten eines Schnellkurses in Hebräisch.

Und das müsste doch manchen Migrationsbeauftragten heute aufhorchen lassen. Menschen müssen nicht ihre Sprache, Riten und Sitten hinter sich lassen, um sich zu einer Gemeinschaft zusammenzufinden. Nicht die Kultur verbindet, sondern das Ergriffensein vom selben Geist. Christen nennen ihn den Geist, der sich in dem Menschen Jesus von Nazareth gezeigt hat und der über seinen Tod hinaus wirkt.
Aber das war und ist alles andere als eingängig.

Wenn da die Botschaft kommt, da hat in Palästina ein netter Mensch gelebt, der sagt: seid nett zu euren Mitmenschen, da hätten die gesagt, na ja so gibt es viele. Kommt aber einer mit der Botschaft, da ist Gott auf Erden gewesen, versteckt in einem Wanderprediger und ist gekreuzigt worden und nachher lebendig gesehen worden, das ist zumindest sehr Aufsehen erregend.

Der Geist Gottes in einem einfachen Menschen, schläft und isst und aufs Klo geht? Der liebt und leidet und am Ende jämmerlich stirbt? Ja, sagen die ersten Christen, genau so.

Dann nämlich ist das ganze menschliche Leben vom ersten Augenblick bis zum letzten Atemzug von Gott akzeptiert, also es wird geheiligt und erhält einen großen Wert. Die Christen hatten keine Antwort darauf, warum es so viel Leid gibt, aber sie zogen Trost daraus, dass Gott in all diesen Leiden mit leidet und ich glaube dieser Gedanke hat dem Christentum zum Durchbruch gebracht.

Der Heilige Geist ist nicht eine Fortsetzung des Lebenskampfes, sondern ein Protest dagegen. Der Gekreuzigte, der Gescheiterte wird zum Ursprung des Lebens. Am Ende erzählt mir Gerd Theißen das am Beispiel einer Diakonisse. Die für seinen Geschmack viel zu evangelikal war. Aber- sie hat sich- ganz widerständig im Geist Jesu- um Prostituierte gekümmert, ist mit ihnen auf die Ämter gegangen.

Sag ich „Was machen Sie denn mit den Leuten?“ Sagt sie: „Ja, wissen Sie, wenn die zum Sozialamt gehen und irgendeinen Antrag stellen, die genieren sich ja so, denn dort sitzen ihre Freier. Und dann geh mit, und dann ertragen sie das.

Guter Geist setzt Maßstäbe jenseits der Moral. Ich finde das spitze. Pfingsten eben. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1417
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SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

29MAI2023
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Das ist eine komplizierte Sache: sich gegenseitig verstehen. Und es ist nicht selbstverständlich. Es gibt zwar Menschen, mit denen verstehe ich mich ohne Worte. Mit meiner Lieblingsfreundin Anja zum Beispiel oder mit meinem Mann. Aber auch mit den beiden gibt es Momente, da ist es wichtig, dass ich ganz genau und gründlich ausspreche, was ich meine. Und auch umgekehrt, dass ich hinhöre und wirklich verstehen will, was meine Lieben mir sagen wollen.

Richtig kompliziert ist, diejenigen zu verstehen, mit denen ich keine gemeinsame Sprache finde. Oder die ich noch nicht gut kenne. 

In der Bibel gibt es eine Geschichte, da war es auf einmal möglich, dass sich solche Menschen verstanden haben. Das war an Pfingsten.

Die Jünger Jesu sind alle zusammen in einem Haus in Jerusalem. Und gleichzeitig ist dort in der Stadt viel los. Denn es ist gerade das große jüdische Wochenfest. Die Straßen sind voll von Leuten, die alle die unterschiedlichsten Sprachen sprechen. Die Kommunikation muss eine echte Herausforderung gewesen sein. Aber dann passiert etwas, und dann verstehen die vielen Fremden auf einmal ganz einfach, was die Jünger ihnen sagen wollen.

Wie genau das funktioniert hat, bleibt offen. Die Bibel spricht von einem Sturm und von Feuerzungen und vom Heiligen Geist, der plötzlich da war. Es muss regelrecht etwas über die Jünger hereingebrochen sein. Eine neue Kraft vielleicht, oder eben ein besonderer Geist. Und der hat bewirkt, dass jeder jeden verstehen konnte.

Das ist Pfingsten: wenn Menschen einander verstehen. Und das ist eine Sache der Liebe, davon bin ich überzeugt.Denn es hat ganz viel mit Liebe und Aufmerksamkeit zu tun, wenn Verstehen gelingt.

Mir ist die Sache mit dem Verstehen besonders wichtig. Und deswegen kann ich den Pfingstgeist auch sehr gut brauchen. Ganz besonders dann, wenn ich am anderen vorbeirede oder einfach nicht verstehe, was mir mein Gegenüber sagen möchte. Weil wir vielleicht unterschiedlich ticken. Manchmal bin ich auch einfach müde oder zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Dann kann ich nicht wirklich geduldig oder offen sein. Es ist schon eine Kunst oder eine Geistesgabe, wenn es trotzdem gelingt und ich mich wirklich auf den anderen einlassen kann. Und andersherum gibt es das ja auch. Dass ich Vertrauen fasse und meinem Gegenüber das offen sage, was es braucht, dass er mich verstehen kann.

Pfingsten motiviert mich, dass ich wieder besser und so richtig zuhöre, und dass ich mich auch öffne, dort, wo ich das kann und möchte. Ich bin überzeugt: es ist wohl eine Kraft von oben im Spiel, wenn sich Menschen verstehen. 

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SWR1 Begegnungen

29MAI2023
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Judy Bailey und Patrick Depuhl Copyright: Darius Ramazani.

Christopher Hoffmann trifft: Judy Bailey und Patrick Depuhl, Musiker-Ehepaar

Judy wurde in London geboren und ist in der Karibik, auf Barbados, aufgewachsen. Patrick, geboren in Duisburg, ist am Niederrhein groß geworden. Inzwischen sind Sie seit über 25 Jahren verheiratet, haben drei gemeinsame Söhne im Teenageralter und sind um die ganze Welt getourt. Und Sie haben ein sehr inspirierendes Buch geschrieben mit dem Titel „Das Leben ist nicht schwarz-weiss“.* Darin werden die beiden auch sehr persönlich und begeben sich auf die Suche nach den eigenen Wurzeln, zu ihren Vorfahren. Im Fall von Judy als Schwarzer Frau in die Zeit des Sklavenhandels:

Judy Bailey:

Es war mir immer sehr bewusst, dass mein Hintergrund - obwohl ich auf Barbados aufgewachsen bin - nicht auf Barbados angefangen hat. Wenn ich darüber nachdenke meine Geschichte, dass Europäer sind nach Afrika gegangen, Westafrika, Leute versklavt, Leute einfach „gekauft“ in Anführungsstriche und mitgenommen nach Barbados, um da Plantagen aufzubauen und Leute waren schrecklich behandelt.

Für Judy Bailey ist die Bibel ein sehr wichtiges Buch. Dort steht in der Lesung zu Pfingsten: „Sklaven und Freie, […] alle wurden in dem einen Geist getränkt.“ (1 Kor 12,13). Was denkt die 54-Jährige, wenn Sie diesen Vers hört?

Judy Bailey:

Wenn ich diesen Vers höre, heißt das für mich: Wir sind gescheitert. Weil das ist nicht, was die Vergangenheit zeigt und leider teilweise auch heute nicht. Das ist für mich eine sehr klare Botschaft und Erinnerung, dass wenn besonders wir als Kirche, wenn wir sagen und wenn wir möchten als Christen leben, dann müssen wir das ganz ernst nehmen und Liebe zeigen, wenn unser Glaube basiert ist auf Liebe, dann muss das wirklich in der Tat zu sehen sein, nicht nur mit Worten.

Ihr Mann Patrick, 53, sitzt neben ihr und nickt. Auch er hat eine besondere Biographie, die mit schwarz und weiss zu tun hat.  Sein Vater kam in einem so genannten „Lebensborn“-Heim der SS auf die Welt, die der Naziverbrecher Heinrich Himmler hatte bauen lassen, damit dort mehr „arische“ Kinder zur Welt kommen…

Patrick Depuhl:

Ja tatsächlich waren es etwa 10.000 Kinder, die in deutschen Heimen zur Welt gekommen sind. Es gab noch einige mehr über Europa verteilt, vor allem in Norwegen war das Stichwort: „Aufnordung der deutschen Rasse.“ Für uns war das dann relativ krass zu sehen: Sein Leben wurde als „wertes“ Leben beschrieben und das Leben vieler Sklaven und Schwarzen als „unwertes“ Leben.

Eine Generation später ist ihre Familie ein lebender Beweis, dass auch eine andere Welt möglich ist:

Patrick Depuhl:

Hätten wir damals die Familie gehabt, die wir jetzt haben, mit drei Kindern, auch noch Kinder die heißen Levy, Noah, Jakob - jüdische Namen- , das wäre alles lebensgefährlich gewesen. Ich weiss noch als ich der Expertin dieses Lebensborn-Heims einen Brief schrieb: „Das haben wir Himmler ziemlich versaut“! Hey, wären wir schwarz und weiss , wären unsere Kinder grau, das sind sie nicht! Gott ist ein wunderbarer, bunter, lebendiger Gott und das müssen wir als Geschenk nehmen und eben nicht diese ganzen Trennungen und Teilungen und Einteilungen und Schubladen. Wo sein Geist uns zusammenbringt, da werden wir wirklich Menschen.

Ich treffen Judy Bailey und Patrick Depuhl in ihrer Wohnung am Niederrhein. Hier haben sie nach Konzerten auf allen Kontinenten dieser Welt ein zu Hause gefunden. Aber auch der Glaube an Gott ist für die Musiker ein zu Hause, eines, das ihnen überall Halt gibt – und das feiern sie auch heute, an Pfingsten:

Judy Bailey:

Es ist möglich für alle Leute, überall, wer auch immer du bist, wenn du möchtest du hast die Möglichkeit eine Begegnung zu haben mit Gott und das für mich ist Pfingsten. Ich glaube, dass der Geist möchte mit uns arbeiten. Und durch uns arbeiten. Und weil die Botschaft ziemlich klar ist in der Bibel und weil ich glaube, dass der Geist lebt und relevant ist, ich glaube, dass wir Dinge ändern können.

Dinge ändern – das wollen sie auch, wenn sie an ganz besonderen Orten Musik machen. Zum Beispiel an der Copacabana beim Weltjugendtag in Rio vor Millionen Menschen. Oder jetzt bald wieder beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg. Aber auch an ganz stillen Orten: zum Beispiel als sie eine sterbende Frau in ihren letzten Stunden begleiten, weil sie sich Musik von den beiden gewünscht hat. Oder bei einem Fest in einer Unterkunft für geflüchtete Menschen. Oder bei einem Konzert in einem Kinderhospiz:

Patrick Depuhl:

Und dann schrieb später der Leiter des Hospizes: Ihr habt so viel Lebensfreude gebracht. Wir haben in einer Kapelle gespielt.  Oder einfach auf dem Bahnhof. Es war die Osternacht und ich weiß noch es haben Obdachlose in der ersten Reihe getanzt – und das sind schon ganz besondere Erinnerungen. Oder in der Justizvollzugsanstalt Essen war das, da gab es einen Männerchor und der hat so mit Inbrunst gesungen, und das war nicht nur vierstimmig, das war 23-stimmig, genau so viele wie das waren und das war so ansteckend: Und ich weiß noch diese eine Zeile: „Wie ist Versöhnung? So ist Versöhnung-wie ein Schlüssel im Gefängnis!“ Und ich dachte: Boah, das gibt diesem Lied noch mal eine ganz andere Kraft, einen ganz anderen Raum!

Die beiden sagen: „Wir gehen auch dahin, wo es weh tut“. Und trotzdem strahlen sie während unserer Begegnung eine Leichtigkeit und Lebensfreude aus, die wirklich ansteckend ist. Wo kommt das her?

Judy Bailey:

Ich glaube es kommt von diesem Durchleben von schweren Sachen mit Gott mittendrin und das Wissen, dass Gott da ist und dass es weitergeht und diese Hoffnung ist irgendwie in mein Herz gepflanzt.

*Patrick Depuhl und Judy Bailey: Das Leben ist nicht schwarz-weiss. Geschichten von Wurzeln, Welt und Heimat, adeo Verlag Asslar, 2021.

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SWR1 3vor8

28MAI2023
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Ich weiß nicht, auf welche Bibelstelle sich der Erzbischof von Canterbury bezogen hat, als er Charles zum König gesalbt hat. Ihn allein, und ausdrücklich nur ihn. Die Stelle, die heute im Mittelpunkt aller christlichen Gottesdienste steht, kann es kaum gewesen sein. Denn dort heißt es: Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt.[1] Alle! Das ist für mich das ausschlaggebende Wort in jenem Bericht der Apostelgeschichte, in dem es um Pfingsten geht. Pfingsten: Das Fest des Heiligen Geistes. Von dem mit Nachdruck betont wird, dass er auf alle Welt, die gesamte Menschheit gekommen ist. Es werden dort ausdrücklich die unterschiedlichen Nationen und Völker genannt, die einander fremd und oft feindlich waren. Parther, Meder und Elamíter, Bewohner von (…) von Phrýgien und Pamphýlien, (…) Juden und Proselýten, Kreter und Áraber[2]. Aber das wird in Zukunft ganz anders sein, verheißt die Apostelgeschichte im Neuen Testament der Bibel. Denn der Geist, von dem da die Rede ist, der macht, dass die Menschheit sich versteht. Und gemeint ist damit nicht nur die Sprache, sondern man wird die Eigenheiten des anderen verstehen, seine kulturelle Prägung, die Art und Weise zu denken. Es kommt nun nicht mehr auf die Unterschiede an - die bleiben bestehen - sondern darauf, trotzdem einander gut zu sein. Für mich ist es eine berauschende Vorstellung, dass Gott das in uns angelegt hat; dass wir diese Möglichkeit abrufen können, wenn wir nur wollen. Ich kann den Fremden, der in mein Land kommt, gastfreundlich empfangen. Ich kann mit dem teilen, der weniger hat. Ich kann mich bemühen, die zu verstehen, die anders sind. Das alles kann ich, wenn ich will. Und Gottes Geist unterstützt mich dabei, dass es gelingt.

Möglich ist es deshalb, weil wir alle gleich sind. Nicht einer ist König, sondern alle. Nicht einer ist Priester, der allein die Wahrheit von Gott verkündet, sondern gemeinsam sind wir Gottes Volk. Das ist der Kern dessen, was Taufe bedeutet. Und was sich von der Königssalbung so grundsätzlich unterscheidet. Die christliche Taufe, so verstanden, ist eine echte Revolution gewesen: Jeder und jede Getaufte ist Priesterin, Prophetin, Königin. Wenn wir genau hinschauen, wie viel Wert wir auf Unterschiede legen, dann spüren wir, wie revolutionär das bis heute ist. Und wie enorm anspruchsvoll, an jenen Geist zu glauben, der an Pfingsten begonnen hat, unsere Welt zu durchdringen. Und hoffentlich bis heute zu verändern.

 

 

[1] Apostelgeschichte 2,4

[2] Apostelgeschichte 2,9-11

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SWR1 3vor8

10JUN2019
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Erneuern und umgestalten. Die Kirche. Heute wird in den katholischen Gottesdiensten ein Gebet gesprochen, das in knapper Form das Thema von Pfingsten auf den Punkt bringt. Das Gebet lautet so:

 

Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus,

im Neuen Bund

berufst du aus allen Völkern dein Volk

und führst es zusammen im Heiligen Geist.

Gib, dass deine Kirche ihrer Sendung treu bleibt,

dass sie ein Sauerteig ist für die Menschheit,

die du in Christus erneuern

und zu deiner Familie umgestalten willst.

 

Pfingsten wird oft als Geburtstag der Kirche bezeichnet. Wie hier von Kirche gesprochen und wie sie in die Pflicht genommen wird, das gefällt mir sehr gut. Es wird nicht vorausgesetzt, dass sie fertig und über alle Zweifel erhaben ist. Im Gegenteil, das Gebet spricht von einer Kirche im Werden. Sie ist keineswegs am Ziel, sondern muss ständig erneuert werden. Sie bedarf des Gebets. Offenbar fällt es ihr schwer, Jesus, ihrem Auftraggeber und seinen Weisungen treu zu bleiben. Wie wahr! Ich erlebe die Kirche oft genug als zu sehr mit sich selbst beschäftigt, statt sich so um die Menschen anzunehmen, wie Jesus es getan hat. Da geht es um Geld und Gebäude, und theologische Spitzfindigkeiten, die von außen betrachtet keiner versteht. Die Kirche ist doch aber in erster Linie für die Menschen da, und zwar für alle. So wie es das Pfingstmontagsgebet gleich am Beginn sagt: Aus allen Völkern entsteht Kirche. Sie hat ein internationales Gesicht, sie ist nicht an konfessionelle Grenzen gebunden. Das ist eine klare Ansage, wenn Vertreter der Kirche wieder einmal versuchen, sich abzugrenzen und Andersglaubende auszugrenzen. Die Kirche, wie Gottes Geist sie augenscheinlich will, ist offen für Fremdes und Neues. Daran ist Kirche zu messen. Wo sie sich abschottet und nur um den eigenen Besitzstand sorgt, wird sie unglaubwürdig. Und kann schon gar nicht das tun, was ihre ursprüngliche Bestimmung ist. Mich hat immer am meisten gefreut, wenn ich jemandem etwas Gutes tun konnte, der nicht zum engeren Kreis der Gemeinde gehört hat. Weil das kein Kriterium für Gottes Heil ist. Der Geist Gottes ist nicht auf die Kirche beschränkt. Er soll überall wirken - aus der Kirche heraus in die Welt hinein. Christen sollen mitsprechen und sich engagieren, wo sie leben: im Beruf, in der Nachbarschaft, in den Gemeinderäten und im Sportverein.

Unter allen Feiertagen ist Pfingsten der mit dem höchsten Maß an Aktualität. Gottes Geist will heute etwas verändern und neu machen. Nicht erst morgen. Deshalb hoffe ich, dass das schöne Gebet tatsächlich etwas nützt und die Christen nicht kalt lässt.

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SWR1 Begegnungen

09JUN2019
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Eva Jung, Foto Michael Miklas…und mit Eva Jung, eine der erfolgreichsten Kommunikationsdesignerinnen Deutschlands. Ich treffe die Frau mit der feschen Frisur und der markanten Brille in ihrer eigenen Agentur in Hamburg. Eva Jung hat schon für die ganz Großen Werbung gemacht: Automobilkonzerne, Buchverlage, Nichtregierungsorganisationen. Und jetzt macht sie Werbung für den Allergrößten: für Gott. Der hat für Eva Jung die beste Botschaft überhaupt parat. Nur stört sie oft die Verpackung dieser frohen Botschaft, die auch viele Zeitgenossen als verstaubt und langweilig empfinden. Und oft auch nicht verstehen. So ging es auch Eva Jung, für die der Glaube als Jugendliche irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein schien…

Ich bin eigentlich evangelisch von Haus aus und bin auch konfirmiert, aber so richtig geblickt, so was die von mir wollen, hab ich irgendwie nicht so richtig.  Dass dieser Gott nicht nur vor 2000 Jahren aktiv war und da mal irgendwann was gemacht hat, sondern dass der mit meinem kleinen beknackten Alltag und diesen Sachen, die mich beschäftigen, auch eins zu eins was zu tun hat und sich darin genauso auskennt, der Groschen musste bei mir fallen.

Der fiel, als Eva Jung begann in der Bibel zu lesen und Fragen zu stellen. Und für die gebürtige Landauerin war auch der pfälzische Dialekt ein Schlüssel zu ihrem Glauben:

Ich bin auf Menschen getroffen, die haben persönliche Gebete ausgesprochen und die haben sie nicht nur persönlich ausgesprochen, sondern auch im Dialekt gesprochen. Und das war für mich so ein Aha-Moment:  Plötzlich war Gott ganz nah. Dass Gott persönlich wird und es echt persönlich mit jedem einzelnen Menschen meint.

Weil sie sich das auch für andere Menschen wünscht, berät sie Landeskirchen und Bistümer. Mit ihrem gemeinnützigen Verein „Godnews“ stellt sie im Internet auch erfrischende Ergebnisse ihrer Arbeit gratis zur Verfügung. Aber es gibt auch Kritik. Eine Frau aus der Werbebranche und die Weitergabe des Glaubens - passt das wirklich zusammen? Ist das nicht eine Mogelpackung? Womöglich Manipulation?  Eva Jung findet: Nein. Weil ihr der Glaube so viel bedeutet und ihr Leben bereichert, will sie ihn anderen Menschen näher bringen:

Natürlich gibt es Werbung, die ist bescheuert und mir fällt es teilweise schwer einen Werbeblock auszuhalten, deswegen war auch für mich damals immer: ich möchte eine Kreativagentur, weil die den Anspruch hat mit ner intelligenten Art Leute zu überraschen.

Das gelingt ihr auch bei mir. So macht Eva Jung ausgerechnet für ein Thema Werbung, das so gar nicht mehr in das 21.Jahrhundert zu passen scheint: Für die Buße.

Vieles von dem was an Schatz da ist, auch an Sprachschatz, der ist halt teilweise nicht mehr verständlich,  Buße klingt erstmal  irgendwie fies. Manchmal ist es auch die Art der Übersetzung. Dass ich verstehbar mache, was das für uns heute bedeutet, wie z.B. zu sagen: Buße ist so was wie Frühjahrsputz für die Seele, ich muss mal das Haus ab und zu wieder frei räumen und Mist rausschmeißen, der sich einfach angesammelt hat.

Das glaube ich trifft den Nerv vieler Menschen, die in unserer Gesellschaft vor allem perfekt und leistungsstark sein sollen: Ich darf vor Gott auch meine Fehler und Macken haben und wenn so richtig was in die Hose gegangen ist – bekomme ich von Gott ein neue Chance. Buße- bei Eva Jung nichts von gestern, sondern für heute und morgen. Warum Gott für Eva Jung kreativ und humorvoll ist und was sie heute an Pfingsten feiert, hören Sie nach dem nächsten Titel.

  

Teil II:

Ich treffe die Kommunikationsdesignerin Eva Jung in ihrer Werbeagentur in Hamburg. Eva Jung ist eine Kreative durch und durch. Und sie glaubt: Das kommt von Gott.

Gott ist in allererster Linie kreativ. Und ich find es spannend auch als Mensch zu entdecken, dass er in uns das reingepflanzt hat. Und Kreativität ist ja nicht nur dass ich ein Bild malen kann. Oder ein Künstler in der Hinsicht. Es ist ja auch Musik. Gott hat uns ein Rhythmusgerät eingebaut, also dieses Herz gibt uns einen Rhythmus, so dass jeder Mensch auch sofort auf Rhythmen anspricht. Warum ist die Welt denn bunt-sie hätte auch schwarz-weiß  sein können? Also ich finde das macht mit unserem Gottesbild und wie wir uns auch als Mensch verstehen und was in uns an Potential drin liegt, macht das ganz viel.

Und Eva Jung findet nicht nur, dass Gott kreativ ist. Sie findet in der Schöpfung auch Hinweise auf Gottes Humor:

Ich bin mir ganz, ganz sicher, dass Gott einen riesen Fundus an Humor hat. Also das ist im ersten Moment auch ganz schnell, dass man denkt: Gott ist echt humorlos. Und das stimmt überhaupt nicht! Ich bin mir ganz sicher: Wer würde denn ein Schnabeltier erfinden, wenn man keinen Humor hätte?

Eine humorlose Kirche, findet sie, passt so überhaupt nicht zur lebensbejahenden Botschaft des Evangeliums. So hat sie auch der Bibel ein farbenfrohes Design verpasst. Und dafür in Cannes die Goldene Palme gewonnen, sozusagen den Oscar der Werbebranche. Die vielfach prämierte 51-jährige ist auch Mitglied im renommierten „Art Directors Club“ für Kommunikation und Design. Was sagen eigentlich die Kollegen zu ihrer Werbung für das Wort Gottes?

Da gab es welche, die waren dann so drauf: Ach lass mal stecken, ich war in meinem Leben irgendwie lang genug als Messdiener unterwegs, das muss reichen. Aber ganz viele, fand ich ganz spannend, die auch sagen sie finden es richtig spannend und toll. Aber ich bin da auch unerschrocken, also ich muss mich für Gott nicht schämen.

Vielmehr ist Gott für sie eine Inspirationsquelle – auch  für ihre Arbeit. Und das feiert sie heute an Pfingsten ganz besonders:

Ich finde Gott und das Ganze mit dem Geist und mit Heiligem Geist finde ich wahnsinnig spannend, da steckt ganz schön viel Power dahinter. Dass man diese Inspiration, dass man damit rechnet. Und ich seh mich da auch mehr so als Durchlauferhitzer, ehrlich gesagt,  und ich rechne da auch mit Gott.

Mit dem Gott, dessen Geist weht, wo er will (vgl. Joh 3,8). Was wir Christen heute an Pfingsten feiern.  

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SWR3 Gedanken

Ich bin eine echte Feuerspezialistin. Das liegt daran, dass mein Vater Feuerwehrmann gewesen ist. Er hat mir alles beigebracht. Ich weiß: Ölbrände darf man nicht mit Wasser löschen und auch wie ein Feuerlöscher bedient wird hat er mir früh gezeigt. Aber ich kann auch Feuer machen! Ich kann gutes Brennholz von schlechtem unterscheiden – und Grillanzünder kommen mir nicht ins Haus.Grillfeuer geht ohne.

Feuer ist faszinierend. Feuer hat eine unglaubliche Kraft. Es wärmt. Es macht Essen genießbar. Es erleuchtet die Nacht. Und genauso kann es zerstören, verbrennen und als tödliche Waffe eingesetzt werden.

Ich liebe Feuer und ich habe Respekt davor. Und deswegen liebe ich Pfingsten! Denn Pfingsten, das ist das christliche Feuerfest. Nachdem Jesus seine Freunde und Freundinnen verlassen hatte, da hat er ihnen den Heiligen Geist geschickt. In der Bibel wird erzählt, wie er zu den Menschen kommt:

Flammen kommen vom Himmel. Flammen, die lodern und doch nicht verbrennen. Flammen, die sich ausbreiten, aber nichts zerstören. Flammen, die sich entzünden, aber nicht gelöscht werden können. Das ist Pfingsten. Gottes Geist legt sich auf die Menschen und entzündet sie. Sie brennen für Gott. Sie erzählen von Gott. Sie predigen, von Gottes Liebe, die allen Menschen gilt – egal woher sie kommen und welche Sprache sie sprechen. Und diese gute Nachricht breitet sich aus, wie ein Lauffeuer. Menschen aus aller Welt verstehen die Sprache des heiligen Geistes – die Sprache der Liebe.

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SWR1 3vor8

Was könnte man heute schenken? Wieso heute? Naja, an Weihnachten und Ostern schenken die meisten von uns sich ja auch was. Warum also nicht an Pfingsten? Es ist ja das dritte große Fest für Christen. Also was könnte man schenken? Ich finde, ein Pfingstgeschenk muss etwas Erwachsenes sein und auch nichts Materielles. Erwachsen, weil Pfingsten ein Fest für Erwachsene ist.

In der Passage aus der Bibel, die heute in den evangelischen Kirchen erzählt wird, spürt man das:
Jesus verabschiedet sich von seinen Freundinnen und Freunden. „Ich geh jetzt endgültig weg von Euch“, hat er gesagt, „und das ist gut so. Nur wenn ich geh, habt ihr die Chance, erwachsene Christen zu werden, die auf eigenen Füßen stehen.“ Abschiede machen erwachsen. Sie setzen mich dem Leben aus. Und das macht oft Angst. Wie geht es weiter, wenn ich mich allein gelassen fühle?

Aber Jesus geht nicht einfach so. „Ihr bekommt ein Geschenk zum Abschied.“ Nichts Materielles, das man sich wie einen Talisman in die Tasche steckt. Er schenkt uns Christen seinen Geist, seinen Beistand. So drückt es die Bibel aus.

„Geistiger Beistand.“ Klingt ein bisschen altertümlich, aber was es bedeutet, das ist immer wieder schön. Haben Sie schon mal eine SMS bekommen, oder heute seltener einen Brief. Und auf einmal haben Sie gespürt wie dieses immaterielle Ding ihnen das Herz wärmt und den Kopf klar macht. Weil ihnen jemand schreibt: „Ich denk an Dich.“

So ähnlich versteh ich das mit dem Heiligen Geist, den Jesus verspricht bei seinem Abschied. Er ist Gottes ‚ich denk an Euch‘, ich bin in Euch,‘ ich gehe weiter mit Euch, ihr tappt nicht im Dunkeln.‘

So ein geistiger Beistand setzt Kräfte frei und hilft erwachsen zu leben. Das macht den Kopf frei, wenn man vorher nicht so recht weiter wusste.
Wenn man weiß, man hat so einen Beistand, ist man dem Leben nicht mehr ausgesetzt. Das Leben wird dann ein Weg mit Gott und hoffentlich auch zu ihm hin.

Und was kann ich jetzt schenken? Als erwachsenes immaterielles Pfingstgeschenk? Warum nicht auch Beistand? Irgendjemand in der Nähe kann immer Beistand brauchen. Oder man verspricht ihn sich gegenseitig: „Ich denk an Dich und wenn wir einander brauchen, sind wir füreinander da.“ Und das Gute: Beistand mit der Kraft des Geistes ist nicht beschränkt auf unsere nähere Umgebung. Geistige Kraft, Solidarität, Nächstenliebe kann Menschen überall erreichen. Grenzen überspringen. Es wäre doch schade, wenn wir uns das an Pfingsten nicht schenken.

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Aber jetzt gehe ich zu dem, der mich beauftragt hat.
Und keiner von euch fragt mich: ›Wo gehst du hin?‹ Im Gegenteil: Ihr seid nur traurig, weil ich euch das gesagt habe.

Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, wenn ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, kommt der Beistand nicht zu euch. Aber wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch schicken.
Wenn dann der Beistand kommt, wird er der Welt vor Augen führen, was Schuld ist und was Gerechtigkeit und Gericht –
Schuld: dass sie nicht an mich glauben;
Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe, wo ihr mich nicht mehr sehen könnt;
Gericht: dass der Herrscher dieser Welt schon verurteilt ist.

Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber das würde euch jetzt überfordern. Wenn dann der Beistand kommt, wird er euch helfen, die ganze Wahrheit zu verstehen. Denn er ist der Geist der Wahrheit.
Was er sagt, stammt nicht von ihm selbst.
Sondern er wird das weitersagen, was er hört. Und er wird euch ankündigen, was dann geschehen wird. Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen: Denn was er euch verkündet, empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Deshalb habe ich gesagt: Was der Geist euch verkündet, empfängt er von mir.«

Johannes 16,5-15

 

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