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SWR4 Abendgedanken

17MAI2024
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Wann waren Sie zum letzten Mal so richtig begeistert? Ich glaube, bei mir war das bei einem großen Konzert auf dem Canstatter Wasen in Stuttgart. 90.000 Menschen, eine Band, die Musik, ein warmer Sommerabend. Und die Begeisterung der vielen Menschen um mich herum war einfach ansteckend.

So ansteckend begeistert müssen auch die Freunde von Jesus gewesen sein, wenn sie von ihm erzählt haben. So ansteckend, wie die tollste Stimmung bei einem Fest oder wie schöne Musik, die einen einfach mitreißt. Zumindest steht das so in der Bibel. In der Geschichte über Pfingsten – das feiern wir am Sonntag.

Dabei waren die Freunde von Jesus am Anfang alles andere als begeistert. Sie waren sogar total verängstigt und mussten durch eine regelreichte Achterbahn der Gefühle. Erst wurde Jesus gekreuzigt und ist gestorben. Dann war er plötzlich wieder bei ihnen. Von den Toten auferstanden. Und sie haben sich mit ihm noch ein paar Mal getroffen. Eigentlich hatten sie dann gehofft, dass das so bleibt. Aber dann ist er endgültig zurück zu Gott gegangen – Himmelfahrt. Da waren seine Freunde wieder allein.  Dieses Mal aber scheinbar endgültig.

Da waren sie also nun: traurig, ängstlich und allein. Wie sollten sie den Auftrag von Jesus erfüllen? Wie von Gott erzählen? Die Menschen davon überzeugen, eine Gemeinschaft zu werden und zusammenzuhalten? Wie sollten sie das schaffen – ohne Jesus?  Er war es doch immer, der gepredigt hat. Der Leute geheilt hat und Streitgespräche geführt hat. Und dann kam eben Pfingsten.

Als die Freunde sich so ängstlich in einem Haus getroffen haben, da hat es sie plötzlich gepackt. Wie bei einem Sturm. Der hat sie wachgerüttelt. Es kam ihnen vor, als wären Feuerzungen vom Himmel gefallen und hätten sich auf sie gesetzt, so steht es in der Bibel. Sie wurden erfüllt von Gottes Geist. Die Ratlosigkeit war weg und die Angst. Sie waren ganz wortwörtlich begeistert. So begeistert, dass ihre Begeisterung ansteckend war. Sie sind raus auf die Straße gegangen, haben erzählt und gepredigt und die Menschen um sich herum mitgerissen – wie bei einem Fest oder wie gute Musik. 

Von manchen ihrer Zuhörer wurden sie auch verspottet. Aber das konnte die Freunde jetzt nicht mehr aufhalten.

Und das kenne ich auch. Wenn mich was richtig begeistert, dann traue ich mich plötzlich, anderen davon zu erzählen. Und manchmal springt der Funke über und dann breitet die Begeisterung sich aus.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein begeisterndes, langes Pfingstwochenende.

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Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

30MAI2023
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Ein langes Wochenende, wie jetzt an Pfingsten: Das ist für viele eine Gelegenheit, mal wieder durchzuatmen und aufzuatmen. Und manche, die jetzt sogar zwei Wochen Pfingstferien haben, dürfen das besonders ausführlich: durchatmen, wieder zu Atem kommen. Sich erholen von all der Atemlosigkeit und Hektik, die oft im Alltag herrscht.

Wieder zu Atem kommen: Das passt übrigens besonders gut zu Pfingsten. In einer der Pfingstgeschichten aus der Bibel wird erzählt: Jesus kommt nach seiner Auferstehung zum ersten Mal wieder in den Kreis seiner Freundinnen und Freunde – und er haucht sie an und sagt: „Empfangt den heiligen Geist!“ (Johannes 20,20). Sein Atem, sein Lebensatem, geht auf sie über. Und dieser Atem erfüllt sie mit neuem Leben und neuer Energie, auch: mit Tatkraft und Mut. Der Geist Gottes als Atem und Belebung: Auch schon in den ältesten Schriften der Bibel gibt es diese Vorstellung. Da heißt es: „Gott formte den Menschen aus Staub vom Erdboden. Er blies ihm den Lebensatem in die Nase, und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.“ (vgl. Genesis 2,7).

Ich find das eine schöne Vorstellung. Gott haucht mir Leben ein. Nicht nur am Anfang meines Lebens, sondern immer wieder. Gott will, dass ich zu Atem komme, dass ich mich lebendig fühle. Manchmal atme ich deswegen wirklich tief durch, gerade, wenn viel los ist oder mich Dinge ängstigen oder in Stress versetzen, wenn ich merke, dass mein Atem schnell geht und flach. Auch die Medizin empfiehlt das ja in solchen Situationen: ruhig und tief atmen! Für mich hat dieses Aufatmen etwas mit Gott zu tun. Gott ist Atem und Geistkraft, die in mich einströmen und mir neue Kraft geben wollen.

Aufatmen, tief durchatmen, das tut einfach gut. In unruhigen Situationen oder an den Pfingstfeiertagen. In den Pfingstferien oder einfach mal so zwischendurch.

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SWR4 Feiertagsgedanken

29MAI2023
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San Gimignano ist eine Kleinstadt in der Toskana. Der Ort wird auch „Mittelalterliches Manhattan“ oder die „Stadt der Türme“ genannt. Denn San Gimignano besitzt noch einige der mittelalterlichen Türme, die in anderen Städten nur als Stümpfe erhalten blieben. Im Mittelalter versuchten die reichen Familien dort, sich in der Höhe ihres Turmes zu übertreffen, obwohl ein luxuriöses Leben darin nicht möglich war. Hauptsache hoch hinaus. Das war alleiniges Ziel der Bewohner dieser Stadt.

Auch die Bibel kennt eine Geschichte vom Größenwahn der Menschen. Zum Pfingstfest wird sie in den Gottesdiensten vorgelesen. Die Geschichte vom Turmbau zu Babel.

Dieser Turm steht für alle großspurigen und maßlosen Projekte. Für die Anmaßung von Menschen sich zum Gott aufzuspielen. Die Wahnsinnigen sprechen das sogar offen aus:

 

Auf, bauen wir uns eine Stadtund einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.

 

Das eint die babylonischen Turmbauer. Von ihrem monumentalen Werk erwarten sie sich Macht und Ruhm. Einen Namen wollen sie sich machen und sich selbst wichtigmachen. Vor Gott und den angrenzenden Völkern. Die gemeinsamen Ziele sind bis heute bei solchen Vorhaben klar: Immer größer. Immer höher hinaus. Koste es was es wolle. Zur Not auch über Leichen. Auf Teufel komm raus. Doch Größenwahn treibt in den Wahnsinn. Alles eigenmächtig selbst in die Hand zu nehmen und machen zu wollen geht auf Dauer nicht gut. Immer höher müssen die Türme gebaut werden, um im Wettbewerb zu bestehen.

Gott so erzählt die Bibel sieht nicht tatenlos zu und zerstört die eitlen Pläne der Himmelsstürmer. Um Schlimmeres zu verhindern, steigt er hinab und macht aus der einen gemeinsamen Sprache der eitlen Turmbauer eine verwirrende Sprachenvielfalt. Das Turmbauunternehmen der Bibel platzt.

So ist es doch immer, wenn Menschen maßlos und überheblich werden. Sich zu Göttern machen. Am Ende steht nur selten der Friede, sondern Streit. Konfrontation und Krieg.

Die Erzählung vom Turmbau ist Symbol für die Hybris der Menschen, die meinen, aus eigener Kraft den Himmel berühren zu können. Immer im Wahn sich selbst größer machen zu müssen. Bis heute erzählt die Geschichte von solchen Projekten. Im Großen wie im Kleinen. In der Weltpolitik, zwischen Gartenzäunen und in den eigenen vier Wänden. Wo Menschen sich nicht mehr verstehen, aneinander vorbeireden und Kontakte abbrechen, dort hat Babel gesiegt. Muss das so weitergehen? Gibt es Alternativen? Wege heraus aus der babylonischen Selbstzerstörung und Sprachenverwirrung.

 

 

Die Pfingstgeschichte ist eine Gegengeschichte zu Babylon. Denn in Jerusalem sitzen, nach dem Trauma der Kreuzigung, Jesu Freundinnen und Freunde verängstigt hinter verschlossenen Türen und Fenstern beisammen. Ihr Haus ist kein Turm. Perspektiven wie die eitlen Turmbauer Babylons haben sie sowieso nicht. Denn alles, was mit ihrem Freund Jesus so verheißungsvoll begann, scheint für sie am Ende zu sein. Kraftlos und wie gelähmt sind sie. Buchstäblich die Sprache hat es ihnen verschlagen. Doch am Pfingsttag geschieht für sie das Unerwartete. Die Gegengeschichte zum Turmbau nimmt ihren Lauf. Niemand von ihnen hat damit gerechnet. Denn während sich in Babylon die Menschen selbst zu Gott machen wollen und alles für machbar halten, setzen sie in der Pfingstgeschichte all ihre Hoffnung nur noch auf Gott. Sie bauen keine Himmelstürme, um nach den Sternen greifen zu können und gebärden sich nicht wie Herrgötter. Sie sind bereit zu empfangen, was sie nicht machen können. Menschen eben, die noch mehr erwarten als ihre selbstgemachten Turmbauprojekte. Mehr als sich selbst. Mit Gott rechnen sie noch. Seinem Geschenk aus dem Himmel. Gottes heiligen Geist.

 

Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich auf jeden und jede von ihnen verteilten.

 

So erzählt es der Evangelist Lukas. Wie verwandelt beginnen die Verängstigten auf allen Plätzen der Stadt zu predigen. Wundersamerweise so, dass jeder Mensch in der bunt durcheinander gewürfelten multikulturellen Menge sie in seiner eigenen Sprache sprechen hört und verstehen kann. Ein neuer Geist weht durch die Stadt. Kein Geist der Spaltung, der Zerstreuung und Gegnerschaft. Da sind Menschen, die zulassen, dass der Himmel auf die Erde kommt und Gott im Menschen wohnen kann.

Pfingsten und Babylon. Das Pfingstwunder heilt die babylonische Sprachenverwirrung. Nicht in dem es die babylonische Vielsprachigkeit zurücknimmt. Sondern sie versöhnt mit sich selbst. Es erinnert uns daran, dass eine Botschaft verstanden wird, wenn ich sie in der Sprache derjenigen spreche, von denen ich verstanden werden möchte. Überall dort wird Pfingsten gelebt, wo Menschen in ihrer Vielfalt solidarisch zusammenstehen. Überall dort wo Menschen keine Türme bauen, um sich voreinander zu beweisen. Überall dort, wo Gott Raum gegeben wird.

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SWR3 Gedanken

04JUN2022
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Morgen ist Pfingsten, endlich Pfingstferien! Aber was ist eigentlich Pfingsten? Wenn ich das meine Grundschüler frage, gucken mich viele ratlose Augen an. Die einen zucken mit den Achseln, die anderen raten: Irgendwas mit Jesus? Nun, nicht direkt, der spielt an Pfingsten ausnahmsweise einmal nur eine Nebenrolle.

Es geht um den Heiligen Geist. Aber der Heilige Geist ist schwer zu fassen. Da ist Weihnachten einfacher: die Geburt eines Babys kann sich jeder vorstellen. Doch der Heilige Geist? Was macht der eigentlich?

Es gibt da diese schöne Geschichte, die sehr gut beschreibt, was der Heilige Geist so macht und wozu er da ist.

Nele und Lukas machen es sich mit ihren Eltern am See gemütlich. Die Liegestühle werden ausgepackt und die Kühlbox, Lukas blättert in einem Comic, Nele…? Neles rote Schwimmflügel gucken unter dem Strandtuch hervor – von Nele weit und breit nichts zu sehen. Die Eltern springen auf. Nele? Nele? Auch Lukas läuft am Wasser lang. Nele? „Was schreist du denn so?“ fragt eine kleine Stimme hinter Lukas. Lukas fährt herum: „Ja, Mensch, Nele, da bist du ja!“ Auch die Eltern kommen angelaufen: „Wir haben uns solche Sorgen gemacht!“ Der Vater fügt hinzu: „Nele, auf keinen Fall läufst Du hier ohne deine Schwimmflügel los, versprochen?“

Am Abend, als die Familie wieder zu Hause ist, und Mama bei Nele und Lukas am Bett sitzt, überlegen sie, was sie morgen machen wollen. Morgen ist Pfingsten. Nele fragt: „Was ist das denn Pfingsten?“ Die Mutter erklärt den beiden, dass es das Fest des Heiligen Geistes sei und sie sagt: „Wißt ihr, der Heilige Geist ist wie die Luft in den Schwimmflügeln von Nele. Man kann die Luft nicht sehen, aber sie hilft. Die Luft trägt uns. Wie der Heilige Geist. Den kann man auch nicht sehen, aber er steht uns bei, wenn wir Angst haben oder traurig sind oder nicht weiter wissen.“ „Jetzt weiß ich, was Pfingsten ist“, ruft Nele. „Mensch, Nele“, ruft Lukas genervt, „du bist viel zu klein, sowas verstehst du nicht.“ „Doch“, sagt Nele bestimmt, „Pfingsten ist rot, wie meine Schwimmflügel.“

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SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

Heute feiert die Kirche Pfingsten. Vielleicht wissen Sie gar nicht so genau, was Pfingsten eigentlich ist. Da sind Sie nicht alleine. Pfingsten ist das unbekannte Fest am Ende der Osterzeit.

Gerne frage ich meine Schülerinnen und Schüler nach der Bedeutung der kirchlichen Feste. Sicherlich ahnen Sie schon, dass Pfingsten auch da ganz schlecht abschneidet. Am bekanntesten ist Weihnachten. Dazu kann fast jeder sagen, dass Jesus da geboren ist im Stall von Bethlehem. Ostern kommt schon schlechter weg, da können viele nicht gleich sagen, dass Jesus da von den Toten auferstanden ist. Aber Pfingsten, das führt ein fast unbekanntes Dasein.  Ich finde das sehr schade, denn an Pfingsten ist etwas Entscheidendes passiert. Den Menschen hat es ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

In den Gottesdiensten wird heute aus der Apostelgeschichte vorgelesen. In Jerusalem war mächtig Betrieb, aus allen möglichen Ländern waren Menschen da, um miteinander ein Dankfest zu feiern, das war bei den Juden so üblich.

Die Jünger Jesu selbst waren in ihrem Haus, die Türen hatten sie abgeschlossen,  sie hatten Angst vor den Menschen. Und dann geschieht es: Ein Brausen, ein Sturm, wie Feuerzungen vom Himmel kommt der Heilige Geist, den Jesus versprochen hat. Das verändert alles. Die Fenster und Türen gehen auf. So bekommen alle es mit, dass die Jünger jetzt von einem ganz neuen Geist erfüllt sind. Bisher sind sie ängstlich gewesen, haben sich meistens versteckt, nun gehen sie hinaus auf die Straßen und erzählen allen Menschen dort von Jesus, dass er von den Toten auferstanden ist. Sie erzählen ihnen von Gott, von geheilten Menschen, von auferweckten Toten, und von vielem mehr.

Und sie berichten, dass sie nun den Heiligen Geist bekommen haben, den Jesus ihnen versprochen hat. Dass sie nun Mut haben und nicht mehr ängstlich sind.

Genau das ist der Inhalt von Pfingsten, das Fest der Sendung des Heiligen Geistes, der uns Mut gibt und Kraft und Zuversicht. Denn mit diesem Geist setzen wir uns ein für Gerechtigkeit und Frieden. Mit diesem Geist lassen wir uns nicht einschüchtern von den Mächtigen. Und mit diesem Geist sind wir wie Jesus da für die, die unsere Hilfe brauchen.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest.

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Pfingsten, steht morgen und übermorgen auf dem Kalender.
Pfingsten? - „da war doch was?!" - Ich meine jetzt nicht die große Grillparty letztes Jahr oder den tollen Fahrradausflug. Das war auch an Pfingsten, aber ich frage nach dem Ursprung dieser Feiertage. „Da war doch was?!" - richtig, da war doch was, damals, in Jerusalem.
Pfingsten - vom Wort her heißt es ganz einfach „50 Tage nach Ostern" Ok, aber das hilft noch nicht viel weiter. Da muss doch noch mehr dahinter stecken. Und richtig, es gibt ein Ereignis, das sich mit Pfingsten verbindet, und das ist der Empfang des Heiligen Geistes. Auf Anhieb auch keine erhellende Antwort. Denn, was heißt das, Empfang des Heiligen Geistes, und was ist das, der Heilige Geist. Diese sehr abstrakte Aussage kann nur mit Bildern und Vergleichen erklärt werden, übrigens auch schon in der Bibel: von „Windstoß" und „Feuerzungen" wird da berichtet.
Noch besser lässt sich das aber an den Auswirkungen ablesen, die dieser „Empfang des Heiligen Geistes" hatte.
Wie war das damals? Die Jünger, also die Männer, die zu Lebzeiten Jesu mit ihm unterwegs waren, die Jünger hatten Angst bekommen. Nachdem Jesus gefangen genommen, gefoltert und gekreuzigt wurde, hatten sie Angst um ihr Leben. Warum sollte es ihnen jetzt nicht auch so ergehen? Also hatten sie sich zurückgezogen, versteckt. Erst mal abwarten, bis sich die Lage beruhigt hat.

Und in diese Situation hinein kam der Heilige Geist, die Kraft Gottes, und erfüllte sie mit neuem Mut. Sie gingen raus in die Öffentlichkeit und redeten wieder von Jesus. Aus ängstlichen und furchtsamen Jüngern wurden mutige und streitbare Zeugen Jesu. Welch eine Veränderung! Auswirkung des Heiligen Geistes.

Diese Veränderung, diese Neubelebung, kann sich auch in unserer Zeit ereignen. Der Heilige Geist wirkt auch heute noch, in dieser Weise und mit diesen Auswirkungen.
Wenn ich mal wieder mutlos bin, angesichts dessen, was sich ereignet oder gerade auch nicht ereignet, dann bitte ich um die erneute Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Und, das habe ich so erlebt, daraufhin ändert sich die Lage: ich bekomme z.B. eine neue Sicht der Dinge und erkenne Aspekte, die ich vorher nicht sah; oder ich gehe mit neuem Schwung an die Aufgaben, die anliegen, und kann auch länger durchhalten. So wird die Kraft Gottes für mich erlebbar. Mein Pfingsten.
Feiern Sie morgen doch auch mal so Pfingsten.

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SWR2 Zum Feiertag

06JUN2022
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Pfingsten gilt als das unzugänglichste Fest im christlichen Festkalender. Straßenumfragen zeigen jedes Jahr wieder aufs Neue eine große Ratlosigkeit in den Gesichtern der Befragten. Pfingsten? Fehlanzeige. Was mich als Religionslehrerin verzweifeln lässt - schließlich habe ich die Geschichte von der Ausgießung des Heiligen Geistes in jeder Grundschulklasse erzählt - macht mir andererseits auch Hoffnung. Denn ich bin der Meinung, dass in dieser Unzugänglichkeit auch eine Chance liegen könnte. Ja, ich glaube, Pfingsten könnte ein sehr modernes, ein zeitgemäßes Fest sein. Davon möchte ich Ihnen zum Feiertag heute gern erzählen.

Zunächst ganz persönlich: Ich mag das Pfingstfest. Kein Mensch erwartet von mir, besucht oder beschenkt zu werden; viele nutzen die Zeit ohnehin, um in die weite Welt zu reisen. Auch im Reisen liegt nach Joseph von Eichendorff eine göttliche Gunst, und so gönne ich jedermann und jederfrau, die an Pfingsten das Weite sucht oder die Weite, ihr Glück. Für die Kein Brauchtum schreibt den Daheimgebliebenen vor, die heimischen Räumlichkeiten aufwändig zu dekorieren, und es gibt auch keine saisonalen Schokoladenprodukte. Der sprichwörtliche Pfingstochse taucht weder in biblischen Berichten auf, noch taugt das Tier als Symbol für den Geist Gottes. Dazu ist es viel zu erdenschwer. Seinen Namen verdankt es dem schlichten Umstand, dass in entsprechenden Gegenden der Almauftrieb für die Herden meistens in die Zeit zwischen Mitte Mai und Mitte Juni fällt, also rund um Pfingsten liegt. Zur Feier ihrer wiedergewonnenen sommerlichen Freiheit werden die Tiere fein herausgeputzt und die Stalltieren zu prächtige Pfingstochsen ausstaffiert. Der Ausdruck „Du siehst aus wie ein Pfingstochse“ ist dagegen nicht als Kompliment gemeint, sondern gibt zu verstehen, dass es da jemand mit Schmuck und Schminke wohl übertrieben hat.    

Was hat es also auf sich mit diesem unscheinbaren Fest? Auch der Name verrät noch nicht allzu viel: In dem Wort Pfingsten steckt die griechische Zahl fünfzig – pentecoste. Es zählt schlicht die Tage, die seit Ostern vergangen sind. 50 Tage nach Ostern sind die Feste, die sich seit dem ersten Advent an der Biographie von Jesus orientiert haben, vorbei, und es beginnt im Kirchenjahr die lange Trinitatiszeit, die den ganzen Sommer über andauern wird, bis mit dem Erntedankfest im Oktober sich der Festkalender wieder Gott dem Schöpfer zuwendet.

Mit dem Bekenntnis zu einem Schöpfergott beginnt auch das christliche Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Alle diese Aussagen sind heute für Gläubige wie für Skeptiker in die Kritik geraten. Hat ein Gott die Welt erschaffen?

Mit wissenschaftlichen Methoden lässt sich das nicht klären. Und selbst wer dem zustimmen mag, dass die Energie, die vor allem Anfang war, göttlichen Ursprungs ist, muss sich die Frage gefallen lassen, wie es mit der Allmacht dieses Gottes nach der Schöpfung bestellt ist. Wenn da tatsächlich ein allmächtiger Gott am Werk war, müsste der nicht häufiger sichtbar und spürbar ins Weltgeschehen eingreifen?

Statt die Welt all den teuflischen Kräften zu überlassen, die wir gerade an vielen Orten wieder aufleben sehen? Und wenn er nicht allmächtig ist, kann man ihn als Gott dann überhaupt noch ernst nehmen? Wer sich erst mal hineingesetzt hat, kommt man aus diesem Fragenkarussell nur schwer wieder heraus.

Auch die Vorstellung von Gott als Vater ist in die Kritik geraten wie alle väterliche Autorität früher oder später infrage gestellt wird von Söhnen und Töchtern. Nur durch Emanzipationsprozesse werden wir schließlich erwachsen. Und was passiert, wenn auch der Kinderglaube erwachsen werden will? Nicht nur Konfirmandinnen und Konfirmanden beißen sich daran die Zähne aus. Genauso wie an der einseitig männlichen Rede von Gott. Und obwohl die feministische Theologie dem biblischen Gott auch weibliche Züge nachweisen konnte, bleibt die Rede von ihm in menschlichen Bildern immer der Frage ausgesetzt, inwieweit wir uns Gott nach unserem Bilde zurechtrücken.

Unverdächtiger und leichter scheint mir da die Vorstellung, dass Gott Geist ist, nicht in einem intellektuellen Sinn, sondern ganz elementar, unsichtbar, nicht zu fassen, erst einmal jedem Bild entzogen. Womit wir wieder bei Pfingsten wären, dem Fest, von dem ich hoffe, dass es uns vielleicht einen neuen, überraschenden Zugang zu Gott schaffen könnte.

Die biblischen Schriften, auf die wir uns als Christen berufen, wenn wir von Gott reden, kennen nur zwei Definitionen von Gott. Das ist erstaunlich, wenn man den großen Umfang dieses Werkes bedenkt. Nicht ganz so überraschend, wenn man sich klar macht, dass der Charakter der in der Bibel gesammelten Schriften nicht philosophischer Art ist. Da wird stattdessen viel erzählt. Erzählt von dem, wie Menschen Gott erfahren haben. Nur zwei Sätze legen sich fest. Sie finden sich in den Johanneischen Schiften des Neuen Testaments. Der eine behauptet: Gott ist die Liebe. Der andere sagt: Gott ist Geist.  

Das hebräische Wort für Geist, ruach, und auch das griechische, pneuma, bedeuten zugleich Wind, Luft, Atem. Entsprechend kündigt in der biblischen Pfingsterzählung ein Brausen wie von einem gewaltigen Wind das Kommen des Heiligen Geistes an. Wenn ich die Augen schließe, versetzt mich diese Vorstellung jedes Mal ans Meer. Dort ist immer Wind zu spüren. Ein herrliches Gefühl! „Ich geh mich mal auslüften“, sagt meine Freundin, wenn sie mit ihren Gedanken nicht weiterkommt. Sie weiß, dass ein Spaziergang an der frischen Luft ihr hilft, auf neue, inspirierende Gedanken zu kommen. Und so ist es auch mit dem Heiligen Geist. Er bringt eine große Dynamik mit, er setzt in Bewegung, wirbelt durcheinander, bläst frischen Wind in Köpfe und Räume

Es gibt ein Lied, das die Bitte um das Kommen dieses Geistes umkehrt. Statt „O Heilger Geist, kehr bei uns“ singt es: „O, Heilger Geist, kehr bei uns aus!“ Der Heilige Geist veranstaltet einen göttlichen Kehraus! Ich stelle mir einen Wirbelwind vor, eine Art Zauberbesen, der ganz viel Staub und Gerümpel hinwegfegt und Platz für Neues schafft. Ja, der vielleicht auch mal morsche Gebäude einstürzen lässt und uns auf das Wesentliche zurückwirft. Er ist das Gegenteil eines lauen Lüftchens. Er hat richtig viel Kraft.

Wenn die Bibel von diesem Geist Gottes redet, der an Pfingsten Menschen erfasst, dann meint sie immer auch den Geist, in dem Jesus zu Lebzeiten gehandelt hat. Als er Kranke geheilt hat, Menschen an Leib und Seele satt gemacht und sich ihnen unabhängig von ihrer Position in der Welt zugewendet hat. Selbstlos. Unprätentiös. Mit einer inneren Überzeugung und Stärke, die auch seine Gegner beeindruckt hat. Und die Bibel ist überzeugt davon, dass der Heilige Geist mehr ist als eine Geisteshaltung, mehr als eine freundliche Gesinnung. Er wird beschrieben als eine eigenständige Gotteskraft. So hat ihn Jesus jedenfalls angekündigt, als er sich kurz vor seinem Tod von seinen Anhängern verabschiedet hat.

Da hat er ihnen quasi als Ersatz für seine Gegenwart diesen Geist versprochen. Er nennt ihn einen Tröster, einen Helfer, einen Ratgeber. Das Gegenteil von Verzagtheit und Furcht, einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Und wie um zu unterstreichen, dass dieser Geist wirklich von außen kommt, erzählt die Bibel von diesen 50 Tagen, die zwischen Ostern und Pfingsten vergehen. Da sind die Jüngerinnen und Jünger nämlich längst wieder zur Tagesordnung übergegangen. Sie bewältigen ihren Alltag mehr schlecht als recht und es ist alles wie immer. Als hätte es die Jahre mit Jesus gar nicht gegeben. Aber dann kommt der Pfingsttag. Und alles wird anders. Gottes Geist braust herein und plötzlich sind sie Feuer und Flamme und wie verwandelt. Sie können reden und überzeugen und sich verständigen.

Ich habe behauptet, dass Pfingsten ein modernes Fest sein könnte. Weil es sich nicht an Gottesbildern abarbeitet, sondern nach der Wirkung fragt, die Gottes Geist in der Welt zeigt. Es erzählt davon, was passiert, wenn dieser Geist Menschen beseelt. Es setzt auf Leidenschaft, auf Mut und Verständigung, es glaubt an Veränderung und Erneuerung.

Mir macht Pfingsten Mut, dass dieser Geist auch heute weht, und ich stelle mich gern in seinen Wind.     

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SWR4 Abendgedanken

03JUN2022
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Das Pfingstwochenende steht vor der Tür - endlich ein paar Tage frei!  An Pfingsten wird in den Kirchen die Kraft des Heiligen Geistes gefeiert. Ich glaube, unsere Kirche hat diese Geistkraft bitter nötig. Es wäre gut, wenn Gottes frischer Geist einmal durch seine Kirche fegt, damit sie sich von manchen Dingen löst und freier wird. Ich wünsche mir, dass die Kirche es wagt, sich neu am Wort Gottes auszurichten und dies fröhlich und zugleich tiefgründig zu leben. Denn das kann sie eigentlich. Das Engagement vieler Ehren- und Hauptamtlicher in den Kirchengemeinden zeugt davon.

Man hat einander im Blick, ist füreinander da und weiß genau, was dran ist und den Menschen vor Ort gut tut. Da gibt es zum Beispiel gezielt Besuche bei den Geburtstagkindern, die aus welchen Gründen auch immer in ihrem Alltag zurückgezogen leben. Bei denen, die gut eingebunden sind, ist eh genug los.

Anderenorts gibt es Treffen für junge Eltern, die einander Tipps für durchwachte Nächte geben und sich gegenseitig unterstützen. In Karlsruhe werden Arbeitsplätze in Gemeinderäumen angeboten. Damit man aus der eigenen Wohnung rauskommt, sich begegnet, vielleicht auch Ideen austauscht. Das gefällt mir.

Ebenso eine Ladenkirche in Tauberbischofsheim: In einem leer stehenden Geschäft in der Fußgängerzone trifft man jetzt die Pfarrerin, kann bei einem Kaffee eine Pause einlegen oder fragen, wie das eigentlich mit einer Taufe funktioniert.

Auch Angebote im Internet sind für mich Kirche. Das war und ist nicht nur während der Pandemie gut.  Ich habe es selbst so erlebt: Auf der Heimfahrt von einer Beerdigung im Zug habe ich auf einer Kirchenseite tröstende Worte gefunden, die mir gut getan haben. Das alles ist für mich Kirche. Vielleicht anders als bisher gewohnt und gedacht, aber warum nicht?

Jesus hat einmal seinen Kritikern gesagt: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Unsere Kirche sollte sich selbst diese Worte immer wieder neu zu Herzen nehmen. Sie kann viel in Bewegung bringen, wenn sie nicht um sich selbst kreist. Vielleicht muss der Heilige Geist dazu noch den einen oder anderen Kirchenmenschen an die Hand nehmen. Aber wem, wenn nicht ihm, sollte dies gelingen?

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Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Pfingsten. Das dritte große christliche Fest nach Weihnachten und Ostern. Aber anders als Weihnachten und Ostern bleibt Pfingsten merkwürdig blass. Es fehlt das Bild im Kopf. Bei Weihnachten denke ich sofort an das Kind in der Krippe – Jesus, Gottes Sohn, wird geboren. Bei Ostern denke ich an Jesus wie er am Kreuz stirbt und an das leere Grab am Ostermorgen. Aber Pfingsten?
Und doch würden Christen weder Weihnachten noch Ostern feiern, wenn es Pfingsten nicht gäbe. Dann wäre das, was in der Krippe und am Kreuz geschehen ist, längst in Vergessenheit geraten. Wir Christen glauben: An Pfingsten hat Gott seinen Heiligen Geist in die Welt gesandt, den kann man zwar nicht sehen und deshalb bleiben auch die Bilder aus. Aber er bewirkt eine ganze Menge.
Die Bibel erzählt davon folgendermaßen: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“, hatte Jesus seinen Anhängern, seinen Jüngern, zum Abschied gesagt, bevor er in die unsichtbare Welt Gottes zurückkehrte (Apostelgeschichte 1,8). Zehn Tage später war es dann soweit. Die Jünger und Jüngerinnen Jesu waren gerade alle beieinander, als der Heilige Geist kam. Lukas beschreibt das in seiner Apostelgeschichte so: Es kam plötzlich ein lautes Brausen und ein heftiger Wind und kleine Feuerflammen setzten sich den Frauen und Männern auf den Kopf. Das klingt ziemlich seltsam, aber das ist auch gar nicht die Hauptsache. Was der Heilige Geist macht, kommt dann: Vorher nämlich trafen sich die Jünger und Jüngerinnen für sich alleine und beteten miteinander. Sie blieben für sich. Aber plötzlich, im wahrsten Sinne des Wortes be-geistert, haben sie angefangen von Jesus Christus weiterzuerzählen, und zwar auf der Stelle. Sie gingen aus dem Haus und fingen damit an auf den Straßen von Jerusalem
Besonders Petrus. Er war eigentlich Fischer und kein Redner, aber er hielt eine ziemlich lange Ansprache. Er konnte gar nicht anders, als das weiter zu erzählen, was er mit Jesus erlebt hatte. Die Menschen hörten Petrus zu und waren sehr beeindruckt. Lukas schreibt: Als sie hörten, was Petrus sagte „ging’s ihnen durchs Herz“ (Apostelgeschichte 3,37). Über 3000 Menschen haben an diesem Tag angefangen, an Jesus zu glauben. Seither hat sich der Glaube an Jesus Christus über die ganze Welt verbreitet. Und wir feiern Weihnachten, Ostern - und eben auch Pfingsten.
Das ist die Kraft des Heiligen Geistes. Er macht beides: Er bringt Menschen dazu, von Jesu Christus weiter zu erzählen. Und: er sorgt dafür, dass das diese Botschaft nicht zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr rausgeht. Durch Gottes Heiligen Geist erreicht sie auch das Herz - seit beinahe 2000 Jahren.
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SWR2 Wort zum Tag

Pfingsten wird in den Kirchen erst am kommenden Sonntag gefeiert. Für mich ist Pfingsten aber öfter im Jahr. An ganz unterschiedlichen Orten. Neulich zum Beispiel im Schwimmbad.

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, spricht nicht so viele Menschen an – vielleicht, weil der Heilige Geist, um den es geht, so wenig fassbar erscheint. Ich dagegen mag Pfingsten. Weil ich finde, dass man den guten Geist Gottes doch immer wieder spüren kann. Wie eben vor kurzem im Schwimmbad:

Jamie wirft einen prüfenden Blick ins Becken, dann nimmt er Anlauf. Auf seinem Gesicht breitet sich ein Grinsen aus. Am Ende des Sprungbretts macht er einen großen Satz und landet im Becken. Prustend taucht der Erstklässler wieder auf. Nur kurz muss er sich an mir festhalten – dann schafft er es allein zum Beckenrand. Das mit dem Schwimmen klappt schon richtig gut. Stolz steigt er aus dem Becken – und ist schon fast wieder auf dem Brett.

Dass Jamie gerade schwimmen lernt, ist nicht selbstverständlich. Seine Mutter ist vor einigen Jahren aus Afrika nach Deutschland gekommen. Sie hat nicht viel Zeit, mit ihm ins Schwimmbad zu gehen. Gut, dass engagierte Tübinger das Projekt „Schwimmen für alle Kinder“ ins Leben gerufen haben. Jetzt geht Jamie mit anderen Kindern aus Familien, in denen Zeit und Geld knapp sind, jeden Freitag kostenlos zum Schwimmkurs. Allerdings: Auch diese Möglichkeit wäre fast gescheitert. Denn kaum hatte der Schwimmkurs begonnen, haben sich die Arbeitszeiten seiner Mutter geändert. Sie kann ihn nun nicht mehr ins Schwimmbad bringen, und der Weg ist für den Siebenjährigen allein noch zu weit.

Die Initiatorin von „Schwimmen für alle Kinder“ allerdings hat sich dadurch nicht entmutigen lassen. Ihre Begeisterung für das Projekt wirkt ansteckend. Sie hat persönlich herumtelefoniert und nach einer Möglichkeit gesucht, wie Jamie doch noch zum Schwimmkurs kommen kann. Einmal konnte ich ihn mitnehmen.  Inzwischen hat sich eine Frau gefunden, die ihn regelmäßig begleiten kann.

Dieser Freitag im Schwimmbad aber war für mich besonders. Ich habe gestaunt über die Energie und Motivation der Organisatoren und Schwimmlehrer. Darüber, wie Dinge funktionieren, wenn Menschen sich vernetzen und jeder und jede einen kleinen Teil beiträgt. Das schönste aber waren die leuchtenden Augen von Jamie, wenn er vom Einmeterbrett geflogen ist.

Und ich glaube: In alledem war etwas zu spüren von Gottes Geist. Dem Geist, der Menschen lebendig macht, motiviert, und vor allem untereinander verbindet. Pfingsten ist am Sonntag – und es war schon neulich, im Schwimmbad.

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