SWR4 Abendgedanken BW

Auf die Pfingstferien hat sich Anna dieses Jahr besonders gefreut, denn diese Woche durfte sie zum ersten Mal ohne ihre Eltern in die Ferien fahren. Sie ist am Pfingstsonntag für eine Woche gemeinsam mit ihrer Firmgruppe an einen Ort in Frankreich im Burgund gefahren, nämlich Taizé. Seit über 60 Jahren gibt es hier eine ökumenische Brüdergemeinschaft, die junge Menschen aus aller Welt einlädt. Eigentlich ging es Anna erst mal darum, mit ihren Freundinnen Zeit zu verbringen, im Zelt zu schlafen und ein großes Feriencamp zu erleben. Über ihren Glauben spricht sie gar nicht so gerne. Aber was Anna schon jetzt nach 3 Tagen hier erfährt, ist mehr als nur der Charme eines großen Zeltlagers.
Bis zu 60.000 Jugendliche aus allen Erdteilen treffen sich jedes Jahr in Taizé. Sie sprechen mit den Brüdern und miteinander über Glaubens- und Sinnfragen, beten und feiern gemeinsam Gottesdienst. Der ökumenischen Gemeinschaft gehören 100 Brüder aus christlichen Kirchen aus der ganzen Welt an.
Taizé ist ein besonderer Ort, denn es ist ein Stückchen Erde, auf dem man verstehen und fühlen kann, was an Pfingsten gefeiert wird. Dort findet das Pfingstwunder, dass Menschen verschiedener Sprachen einander verstehen, auch heute noch statt. Ob beim Gottesdienst, im Austausch über den Glauben oder beim gemeinsamen Essen und Zeit verbringen. Die Grenzen der Sprache scheinen in Taizé keine Rolle zu spielen. Und die Grenzen der unterschiedlichen Kulturen sind plötzlich keine Grenzen mehr. Sie zeigen eher einen Reichtum der Vielfalt auf, in der Gottes Geist wirken will. Anna hat schon viele Freunde gefunden, mit Eloise aus Martinique und Dorota aus Polen will sie sich unbedingt wieder treffen, wenn nicht in Taizé oder bei einem der Mädchen zuhause, dann doch sicher im Internet. Keine der Mädchen spricht eine Fremdsprache ausreichend, aber man versteht sich, mit Händen und Füßen und mit den Augen. Und selbst über ihren Glauben lernt Anna zu reden, auch dazu reichen ein paar wenige englische Worte, die jeder versteht.
Anna weiß schon ganz genau, wo sie nächstes Jahr in den Pfingstferien sein wird: da wo Gottes Geist so spürbar weht: in Taizé. Und wenn es nicht klappt, hat sie sich fest vorgenommen: dann werde ich bei mir zuhause eben den Heiligen Geist wehen lassen.

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