SWR1 Begegnungen

Bruno Sonnen trifft Sergio Fernandez

Teil 1

Seit 50 Jahren gibt es die Partnerschaft zwischen dem Bistum Trier und der Kirche Boliviens Seit 50 Jahren engagiert sich das Bistum Trier in dem südamerikanischen Land mit materieller Hilfe, aber auch mit Personal. So arbeiten seit jeher Trierer Priester und Ordensleute in Bolivien. Doch heute ist die Partnerschaft keine Einbahnstraße mehr, sondern Begegnung auf Augenhöhe: Bolivianische Priester kommen als Seelsorger ins Bistum Trier. Einer von ihnen ist Sergio Fernandez.

Am Anfang, als der Bischof mir gesagt hat, ich soll mich vorbereiten, ich habe gefeiert. Ich habe mich sehr gefreut, ich habe gesagt: Ja, gut, ich gehe. Und jetzt vor einem Monat, ich habe gesagt, h verlängere noch ein, zwei Jahre und vielleicht kommen noch mehr. Das bedeutet, ich fühle mich sehr gut hier.

 Sergio Fernandez ist 37 Jahre alt und kommt aus der Region Chuquisaca in Zentralbolivien. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, die Eltern sind Landwirte, Sergio ist das fünfte von sieben Kindern. Mit Deutschland kam er schon früh in Kontakt, nicht nur durch die Partnerschaft zwischen Trier und Bolivien, sondern vor allem auch durch mehrere Priester aus Bayern, die in seiner Heimat arbeiteten.

 Und deswegen, ich habe gesagt, wenn ich werde Priester, nach fünf Jahren als Priester fliege ich nach Deutschland, um zu arbeiten.

 Und so ging ein Traum in Erfüllung, als ihn sein Bischof bat, im Rahmen der Partnerschaft als Seelsorger für drei Jahre ins Bistum Trier zu gehen.

 Und dann kam ein Sprachkurs in Bolivien. Ich habe da vielleicht nur fünf Prozent gelernt, ein bisschen. Aber meine Idee war immer, in Deutschland, wenn ich nach Deutschland kommen kann, ich lerne mehr, ich habe noch Zeit,

 Der Sprachkurs in Bonn würde es schon richten, dachte er sich.

 Aber auch das war schwierig, weil ich konnte nicht eine Frage stellen, weil ich habe fast nie verstanden. Und die Mitschüler, es waren 15, waren schon ein bisschen vor, und die Lehrerin hat gefragt: Habt ihr verstanden? Und die anderen sagten alle: Ja, ja, weiter - nur ich nicht.

 So richtig Fortschritte hat er dann erst in seinen Einsatzpfarreien im saarländischen Mettlach gemacht, auch wenn er immer noch nicht zufrieden mit sich und seinem Deutsch ist:

 Ich habe einen Lehrer, und er korrigiert am Ende meine Predigt. Die Grammatik, das ist für mich noch schwierig. Bis heute ich lese noch meine Predigt vor. Das ist anders, in Bolivien ich habe nie ein Predigt gelesen.

 Seit gut zwei Jahren ist der Priester aus Bolivien mittlerweile in Deutschland, und im Gespräch mit ihm merke ich, wie froh er ist, sich endlich so ausdrücken zu können, dass er als Seelsorger arbeiten kann.

 Ich treffe mich immer mit den kleinen Messdienern und mache eine Katechese oder etwas von Liturgie und dann noch in diesem Jahr wir haben viel gearbeitet mit den Jugendlichen, mit der Firmgruppe, Firmlingen und auch mit den Kommunionkindern - etwas Katechese und Vorbereitung für die Sakrament.

 Und die Erwachsenen, sind die vielleicht zurückhaltender ihm gegenüber, will ich wissen.

 Nee, nee, die Leute sind sehr nett. Manchmal ich habe schon eine Familie besucht,  und die Familie, ich glaube wenn der Priester besucht eine Familie, sind ganz froh. Ich glaube, die Präsenz von einem Priester in der Familie ist, glaube ich, schon super.

  Teil 2

Die Partnerschaft des Bistums Trier mit Bolivien macht es möglich: Als Priester aus Bolivien arbeitet Sergio Fernandez zurzeit als Seelsorger im Bistum Trier in einer Pfarreiengemeinschaft im saarländischen Mettlach. Dabei macht er natürlich auch Beobachtungen, vergleicht sein Land und Deutschland. An Deutschland und den Deutschen sind ihm zwei Dinge besonders aufgefallen. Eher wenig überraschend: die Pünktlichkeit.

 Eine Minute vorher, eine Minute nach, mehr geht nicht - aber in Bolivien geht, das ist kein Problem. Wir sagen, ich komme gleich, das bedeutet: nicht eine Minute, sondern zwei Stunden, drei Stunden, vier Stunden kann man sagen. 

 Schon überraschender ist der zweite Punkt, das Essen. Hier hat sich der Sohn eines einfachen Bauern vom Land schon über Tiefkühlkost und Supermarkt gewundert. In Bolivien sei das noch anders, wenigstens aus dem Land, sagt er:

 Etwas mehr Natur. Hier kann man alles in Aldi oder so kaufen. Manche von diese Sachen sind nicht mehr ganz Natur. Und in Bolivien, wir essen noch viele Sachen auf dem Feld. Jede Familie hat seine Garten und so wir brauchen nicht besonderes etwas kaufen. Wir haben keine großes Markt oder Aldi oder so. Jede Familie hat seine Sachen.

 In Bolivien habe man ihm gesagt, mit dem Glauben in Deutschland gehe es bergab, und die Leute seien nüchtern und kalt, erzählt er mir. Doch seine Erfahrungen sind andere.

 Nee, das ist nicht so, die Leute sind nett. Ja, wir sind arme Leute, und hier reiche Leute, aber die Leute hier haben noch ein großes Herz für die Armen. Manche Leute sind nicht reich, kann man sagen, verdienen auch nicht viel Geld, aber sie haben eine gute Herz und spenden viel noch für die Armen.

 Auch den Glauben hierzulande erlebt er als durchaus lebendig:

 Kann man nicht sagen, dass hier in Deutschland die Leute schon verloren haben die Frömmigkeit. Manche Leute sind noch ganz fromm und leben nicht nur mit dem Wort sondern mit Herz auch und Tat ihren Glauben.

 Ein wenig anders aber ist doch die Art und Weise der Frömmigkeit:

 Vielleicht im ganzen Lateinamerika, kann man sagen, wir sind mehr Verehrer von Muttergottes. Die Mutter, das Bild von Muttergottes, sagt uns viel und deswegen wir haben in jeder Stadt eine Patronin und die Leute, die Gläubigen pilgern hin. Viele tausend Leute und das vielleicht, ist eine kleine Unterschied, kann man sagen. Wenn jemand hat vielleicht nicht ein Kreuz zu Hause, aber hat ein Bild von Muttergottes.

 An Pfingsten kam der Heilige Geist über die verängstigten Apostel und öffnete ihnen den Mund, machte sie sprachfähig, und sie konnten anderen von ihrem Glauben  erzählen. Daran muss ich denken nach dem Gespräch mit Sergio Fernandez. Auch er tat sich schwer am Anfang in Deutschland, fühlte sich einsam und allein, vor allem die Sprache hat ihm Kopfzerbrechen bereitet. Doch er hat durchgehalten, auch im Vertrauen auf diesen guten Geist Gottes  

 Jesus hat uns gesagt: Ich gehe zum Himmel, aber ich schicke euch einen Beistand, und ich glaube das der jetzt jeden Tag stärkt uns in unserem Glauben, unserer Arbeit. Er ist immer bei uns, immer da und wenn wir fühlen uns ein bisschen vielleicht traurig oder so. Und das ist für mich hat große Bedeutung, weil ich fühle mich nicht allein in meiner Arbeit, sondern jemand ist bei mir und er ist der Heilige Geist.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=8312
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