SWR4 Abendgedanken BW

Herz aus Stein: Ein Märchen erzählt von einem armen Mann, der reich und mächtig sein wollte. Eines Tages erhält er ein Angebot: Sein Wunsch wird erfüllt, wenn er sein lebendiges Herz gegen ein Herz aus Stein eintauscht. Der Mann geht auf den Handel ein. Er wird erfolgreich, hat Geld im Überfluss, aber sein Leben ist gänzlich verwandelt. Mit seinem steinernen Herzen spürt er nur noch Kälte - keine Freude, keine Liebe, kein Glück.

Das Märchen von Wilhelm Hauff ist fast 200 Jahre alt, aber die Erfahrung, die es beschreibt:

die Erfahrung, dass Hartherzigkeit nur allzu sehr unsere Welt prägt, gilt heute genau so wie damals.

Und ich bin daran auch nicht ganz unschuldig. Ich würde zwar energisch bestreiten, ein Herz aus Stein zu haben. Aber oft genug verschließe ich mein Herz vor anderen, schaue weg, wo ich Not sehen könnte und mache meinen Mund zu wenig auf gegen Ungerechtigkeit, Kälte und Härte. Ein Herz aus Stein habe ich sicherlich nicht - aber vielleicht haben sich auch auf meinem Herzen ein paar Kieselsteine angesammelt, die mein Herz verhärten.

In Hauffs Märchen gewinnt der reiche Mann am Ende mit Hilfe eines Zauberers sein altes, liebevolles Menschenherz zurück. Und was können wir gegen die Steine auf unserem Herzen machen?

Beim Propheten Ezechiel heißt es: Gott spricht: Ich will ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz wegnehmen und ein Herz aus Fleisch geben.

Der Prophet weiß: Ein menschliches, liebevolles Herz ist nicht selbstverständlich - es ist ein Geschenk.  Wir brauchen dazu keinen Zauber, wir brauchen Gott. Wir brauchen seinen Geist. Gottes guter Geist kann ein Herz wieder erweichen.

Wir brauchen Gottes Geist, um Mensch zu werden. Darum hat Gott jedem von uns bei der Schöpfung seinen Geist eingehaucht. Aber wir brauchen Gottes Geist auch, um als Mensch wirklich menschlich leben zu können. Und darum gab es das Pfingstereignis vor fast 2000 Jahren und darum wirkt Gottes Geist in dieser Welt und in den Herzen all derer, die an Gott glauben. Dieses Ereignis ist so wunderbar, dass ihm jedes Jahr ein Fest gewidmet ist - das Pfingstfest, das wir am Sonntag feiern: Gott schickt seinen Geist zu uns auf die Erde!

Wir brauchen uns nichts vorzumachen - wir sind Menschen; wir werden nicht aufhören, unser Herz zu verhärten. Aber das Tröstliche ist: Gottes Versprechen gilt; sein Geist steht bereit, um unsere Herzen immer wieder frei zu räumen von all dem Schutt und all den Kieselsteinen, die wir darauf angesammelt haben.

Das bedeutet Pfingsten - Ich finde, das ist wirklich ein Grund zum Feiern!

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