SWR4 Abendgedanken BW

Im Buch Exodus im Alten Testament steht die Erzählung vom Brennenden Dornbusch. Aus diesem Dornbusch heraus hört Mose die Stimme Gottes. Auf seine Nachfrage nennt ihm Gott seinen Namen: Ich bin der Ich – bin – da. .
Das scheint mir ein faszinierender Name zu sein. Dahinter steckt ein Gottesbild, das mich anspricht. Ein Gott, der da ist. Und gleichzeitig tauchen Fragen auf. Es gibt so viele Situationen, in denen Gott scheinbar nicht da ist.
Was da im Buch Exodus aufgeschrieben ist, ist das Ergebnis einer langen Geschichte von Erfahrungen. Das Volk Israel hat seinen Gott als einen Wegbegleiter erfahren, der Zukunft und Hoffnung schenkt. Allerdings war diese Geschichte nicht aus einem Guss und nicht ohne Brüche. Immer wieder hat das Volk Israel mit seinem Gott gerungen, hat gezweifelt und gehadert. Auch davon erzählt die Bibel. Und genau von daher erschließt sich mir dieses Glaubensbekenntnis.
Das Leben ist bruchstückhaft, weil da immer eine letzte Sehnsucht bleibt, die nie
ganz erfüllt werden kann. Ich muss in meinem Leben Menschen loslassen und Träume aufgeben. Ich muss in meinem Leben erkennen, dass ich Fehler mache. Ich muss lernen dazu zu stehen, dass ich ein sterblicher Mensch bin und muss am Ende mein leibliches Leben loslassen.
Wir suchen nach einer Erfüllung, die über das hinausgeht, was wir uns selbst geben können und was wir einander geben können. Der Glaube antwortet auf diese Sehnsucht mit dem Versprechen, dass Gott dem Mose mit seinem Namen gegeben hat.
Schaut man in den hebräischen Urtext dann wird klar, es geht hier nicht um die Beschreibung, wie Gott ist, sondern es wird gesagt, dass er handelt. Das hebräische Wort hajah bedeutet nicht einfach sein, sondern: werden, geschehen, sich ereignen, da –sein; es ist ein dynamisches Wort; da steckt Bewegung drin. Und es geht um eine Beziehung mit diesem Gott. Das Volk Israel ist trotz aller Zweifel mit diesem Gott in Beziehung geblieben. Und so machen es viele Menschen bis zum heutigen Tag und erfahren dabei, dass sie diesem Namen Gottes trauen können – gerade in Situationen, die ganz gottfern scheinen.
Der Theologe Alfons Deissler übersetzt diesen Namen so:
„Was auch sei, wann es auch sei, wo es auch sei, wie es auch sei, du triffst auf mich als dein lebendiges, heil- schaffendes Gegenüber, das je und je deine Gegenwart und erst recht deine Zukunft ist.“
Ich wünsche Ihnen einen guten Abend
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