Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

04OKT2024
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In einem kleinen Dorf taucht plötzlich ein Wolf auf. Die Menschen haben große Angst. Satt ihn zu vertreiben, geht ein Mann auf ihn zu. Er spricht mit ihm und schließt Frieden. Der Mann war Franz von Assisi, wie die Legende erzählt. Heute ist sein Gedenktag. Er hatte keine Angst. Er sah in allen Lebewesen, selbst im Wolf, ein Geschöpf Gottes, eine Schwester, einen Bruder.
Franz von Assisi lebte eine Form des Friedens, die radikal war – Frieden mit Menschen, Tieren und der gesamten Schöpfung. Bereits vor über 800 Jahren erkannte er: Die Schöpfung verdient Achtung und Schutz. Auch heute, in einer Zeit voller Konflikte und Zerstörung ist seine Botschaft nicht veraltet, sondern hochaktuell. Der heilige Franziskus hat verstanden: echter Frieden entsteht erst dann, wenn der Mensch im Einklang ist mit sich selbst und mit all dem Leben, das ihm umgibt.
Papst Franziskus hat sich bewusst für den Namen „Franziskus“ entschieden. Er führt die Tradition weiter, die Franz von Assisi einst verkörperte: Mut zur Versöhnung, Liebe zur Schöpfung und die Bereitschaft, den Frieden selbst mit dem zu suchen, was Furcht einflößt.
Auch wenn diese Geschichte sich historisch nicht so zugetragen haben mag. Sie ist für mich ein ganz starkes Zeichen für heute: Franz von Assisi begegnet der Angst der Menschen, symbolisiert durch den Wolf, mit offenem Herzen. Auch in einer scheinbar ausweglosen Situation, wo die meisten nur noch das Trennende sehen: der Friedenstifter erkennt, was verbindet.

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