Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

03OKT2024
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Lange ist das her: Ich liege im Bett und höre Radio. Plötzlich die Nachricht: Die Grenze zwischen Ost und West ist offen. Als 15-Jähriger bleibt mir der Mund offenstehen, und ein unwirkliches Gefühl überkommt mich. Ich merke: das ist historisch. Ich spüre, dass ich Zeuge von etwas Großem werde.
Heute, 34 Jahre nachdem beide Teile Deutschlands wieder vereint sind, denke ich an all die Veränderungen, die seither passiert sind. Meine Tochter ist so alt wie ich, als damals die Mauer fiel. Sie macht nun ein Austauschjahr in den USA. Sowas war für Jugendliche in der DDR damals unerreichbar. Der Gedanke, dass alle Deutschen heute in Freiheit leben können, ist überwältigend. Ich bin so dankbar für die Chancen, die Freiheit und Demokratie bieten!
Doch während ich an diesen Fortschritt denke, merke ich, dass ich ein bisschen traurig werde. Die Mauern in den Köpfen und Herzen sind bis heute oft noch nicht gefallen. Vorurteile und Missverständnisse zwischen Ost und West bleiben viel zu oft bestehen. Die Vorstellung, dass wir wirklich vereint sind, scheint für viele inzwischen wie ein verwelkter Traum.

Für die Freiheit und die Demokratie haben einige damals ihr Leben riskiert. Auch das macht diese Werte so kostbar! Ich hoffe, dass der Weg zur inneren Einheit weitergeht, auch wenn er mühsam und langwierig ist. Es ist wie mit zwei Tänzern, die immer wieder versuchen, im Einklang zu schwingen.  Ich glaube fest daran, dass beide eines Tages doch noch harmonisch zusammenfinden.

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