SWR3 Gedanken

03OKT2024
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"Friedliche Koexistenz", das ist inzwischen ein ausgestorbener Begriff. Das letzte Mal, dass ich ihn gehört habe, muss wohl Ende der 80er Jahre gewesen sein. Da bin ich mit einer Gruppe aus unserer Kirchengemeinde ins Erzgebirge gefahren und habe die damals noch existierende DDR besucht. 

Wir haben ein Kirchenfest besucht, waren beim Gottesdienst und bei der Kinderkirche. Und ausgerechnet da erzählte eine Frau eine Geschichte für die Kinder, in dem dieser Begriff vorkam: "Friedliche Koexistenz". Die Westkinder wussten damit überhaupt nichts anzufangen, die Ostkinder wohl schon.

Der Begriff „Friedliche Koexistenz“ wurde vom früheren Regierungschef der Sowjetunion Nikita Chruschtschow geprägt und meinte: Kommunismus und Kapitalismus können nebeneinanderher existieren, ohne sich vernichten zu müssen. Gemessen an früheren Drohgebärden ist das ein Fortschritt gewesen.

Inzwischen leben wir aber in einer ganz anderen Welt.  Was DDR und Bundesrepublik war, koexistiert nun nicht mehr friedlich nebeneinander her. Inzwischen sind wir seit 34 Jahren ein Volk, das miteinander existiert.  Denn was den Osten angeht, geht den Westen an und umgekehrt. Und was in Brandenburg passiert, hat mitunter Auswirkungen im Saarland. 

Welche Geschichte die Frau den Kindern damals im Kindergottesdienst erzählt hat, weiß ich nicht mehr. Heute könnte sie vielleicht die Geschichte vom Apostel Paulus erzählen, der versucht, in Korinth die Menschen zusammenzubringen. Er sagt: Wir gehören alle zusammen, weil Gott uns zusammenhält. Jeder tut das, was er oder sie kann. Jeder Beitrag wird gebraucht und alle sind gleich viel wert. Und eins ist klar: „Friedliche Koexistenz“ langt nicht mehr.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40743
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