SWR Kultur Wort zum Tag

03SEP2024
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Come on, let´s pray! Kommt, lasst uns beten. Sagen unsere Freunde in Ghana im Bus, als wir nach der Fahrt vom Flughafen in Accra in unserer Unterkunft in Akosombo ankommen. Wir, das sind eine Delegation der Ev. Kirche der Pfalz und Vertreter der Presbyterianischen Partnerkirche von Ghana.

Und nun betet also Reverend Andrew bevor wir aussteigen mit uns noch auf Englisch im Auto: Danke, Gott, dass Du uns auf dieser Autofahrt begleitet hast und wir keinen Unfall hatten. Danke, dass wir dieses Auto haben und dass unser Fahrer uns so gut gefahren hat. Danke, Gott, dass wir uns auf der Fahrt so gut unterhalten und verstanden haben, miteinander erzählt und gelacht haben und einfach eine gute Gemeinschaft miteinander hatten. Sei Du auch bei uns, wenn wir nun aussteigen. Und segne uns für den Rest dieses Tages. Das bitten wir Dich im Namen von Jesus Christus. Amen.

Das war für mich zunächst etwas befremdlich. Und doch hat es mich berührt und bewegt. Diese unmittelbare Hinwendung zu Gott. Laut. Öffentlich. Mitten in einer Alltagssituation. Da wird eine Relevanz von Glauben im Alltag spürbar, die mich beeindruckt. Diese Autofahrt war weder besonders lang noch besonders gefährlich. Und doch für die Menschen aus Ghana Anlass genug für ein unmittelbares Gebet.

Und so habe ich es noch viele Male bei den Begegnungen mit den Christen unserer Partnerkirchengemeinden in Ghana erlebt. Da wird ganz selbstverständlich vor, zu und nach allen möglichen Anlässen gebetet, bei Meetings und Sitzungen, geselligen Treffen, öffentlichen Veranstaltungen, auf der Arbeit, zu Hause oder eben auch im Auto.

Im Laufe des Tages werden so immer wieder alle möglichen Situationen und Erfahrungen unmittelbar mit Gott in Zusammenhang gebracht. Mit großer Fröhlichkeit und Dankbarkeit, mit Zuversicht und Hoffnung. Und das, obwohl es den meisten Menschen in Ghana wirtschaftlich ziemlich schlecht geht, viele am Existenzminimum leben und nicht wissen, wie sie die kommende Woche bestehen sollen. Aber das Beten lässt sie offensichtlich dennoch Dankbarkeit erfahren.

Come on, let´s pray. Kommt, lasst uns beten. Wenn ich mir immer wieder vergegenwärtige, wie vielfältig die Anlässe für Bewahrung und Dankbarkeit im Laufe eines Tages sind: dass meine Autofahrt sicher und fröhlich war, dass ich ein Essen auf dem Tisch habe, das obendrein gut schmeckt, ein Dach über dem Kopf, eine Arbeit, eine Familie, Freunde, Menschen habe, die mich tragen, dann habe ich ein Gegengewicht zu dem, was schwierig und schwer ist im Leben. Und kann mich gehalten wissen. Von den Menschen. Und von Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40620
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