Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

29AUG2024
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Noch immer wird in der Kirche heftig über die Eröffnungsfeier der olympischen Spiele in Paris diskutiert. Denn es gab da eine Szene, da saßen ganz unterschiedliche Menschen, alle bunt und schrill in Szene gesetzt, hinter einem langen Tisch. So hatte der Künstler Leonardo da Vinci einmal das Abendmahl gemalt. Hat man sich also in Paris über das Christentum lustig gemacht? War das vielleicht eine bewusste Verspottung des Abendmahls, des letzten Abendessens Jesu mit seinen Freunden vor seiner Verhaftung und Hinrichtung?

Ich habe mir die Szene daraufhin ein paar Mal angesehen und bin mir nicht sicher.  Ja, man kann schon auf den Gedanken kommen und kann sich an das Abendmahl, wie wir es uns vorstellen, erinnert fühlen. Aber wie müsste man sich das Abendmahl überhaupt „richtig“ vorstellen?

Jesus hat sich geradezu hemmungslos mit allen möglichen Menschen an einen Tisch gelegt. Fast kann man sagen: Je verachteter jemand war, wie Prostituierte, je anrüchiger seine Geschäfte, wie profitorientierte Steuerpächter, je religiös fanatischer, wie die Jünger, umso lieber hat Jesus mit ihnen das Essen geteilt und ihnen vom Reich Gottes erzählt. Jede und jeder war ihm beim Essen willkommen. Denn er war davon überzeugt: Im Reich Gottes, im Himmel, da kommen alle möglichen und unmöglichen Menschen zusammen. Denn alle sind eingeladen. Aus allen Himmelsrichtungen, Nord, Süd, Ost, West, kommen die schrägen Vögel, die Trostbedürftigen, die Einsamen, die Kranken, die Schuldigen, die Großen und Kleinen und Alten und Jungen zusammen, und zwar friedlich und mit dem Ziel, gut miteinander auszukommen.

Wenn man darüber nachdenkt, dann haben die olympischen Spiele, wie sie sein sollten, und das Abendmahl, wie es sein sollte, ganz viel gemeinsam. Nur bei einer Sache setzt das Abendmahl noch einen oben drauf: So was wie einen Medaillenspiegel gibt es im Himmel nicht. Denn alle liegen ohne Ansehen der Person bei Gott zu Tisch und sind seine Gäste. Gleich geliebt und gleich bewirtet.

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