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24AUG2024
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Michelangelo: Hl. Bartholomäus aus dem jüngsten Gericht in der Sixtinischen Kapelle, Vatikan entnommen am 20.08.24 9.37 Uhr: https://de.wikipedia.org/wiki/Michelangelo#/media/Datei:Michelangelo_Buonarroti_-_Il_Giudizio_Universale.jpg

Heute feiert die Kirche das Fest des Apostels Bartholomäus.

Der Überlieferung nach starb er als Märtyrer in Armenien. Und das auf besonders grausame Weise. Seine Peiniger zogen Bartholomäus bei lebendigen Leibe die Haut ab. Deshalb wurde das Messer sein Erkennungszeichen.

Die berühmteste Darstellung des Bartholomäus in der Kunstgeschichte findet sich auf der Altarwand in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Hier hat Michelangelo das Jüngste Gericht gemalt.

In der Mitte thront ein kraftvoller Jesus Christus, der am Ende der Tage über Lebende und Verstorbene richtet. Um den Weltenherrscher herum schweben fast 400 lebensgroße Figuren. Unter ihnen sticht Bartholomäus besonders heraus. Michelangelo hat den Apostel am weitesten nach vorne gerückt. Er wendet sich Jesus zu und bittet um Gnade für die sündige Menschheit. In seiner rechten Hand das Messer, hält Bartholomäus in der linken die abgezogene Haut. Wer genauer hinschaut, entdeckt auf ihr das Gesicht eines Mannes, gezeichnet von Alter und Sorge. Es ist das Porträt Michelangelos, der so das gewaltige Fresko signiert. Ein Bild, das man nicht vergisst, das „unter die Haut geht“.

Das „Jüngste Gericht“ entstand im Auftrag des Papstes. Es sollte auch daran erinnern, dass Rom ein paar Jahre zuvor von Krieg und Zerstörung heimgesucht worden war. Die Zeitgenossen verstanden diese Katastrophe aber auch als ein von Gott verhängtes Strafgericht über die sündige Papstkirche.

Für den Künstler selbst wurde das Wandfresko in der Sixtinischen Kapelle auch zu einem persönlichen Bekenntnis. Sein Leben lang quälten ihn heftige Glaubenszweifel. Jetzt aber, gegen Ende seines Schaffens, findet er Halt im Glauben. Mit seinem Porträt in der Haut des Bartholomäus macht sich Michelangelo die Auferstehungshoffnung des leidgeprüften Ijob in der Bibel zu eigen. Trotz der vielen Schicksalsschläge, die ihn trafen, hielt Ijob an seinem Glauben fest: „Ich weiß: Mein Erlöser lebt (…) Ohne meine Haut, die so zerfetzte, und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen.“ (Ijob  19,25-26)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40541
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