SWR3 Gedanken

24JUL2024
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Ich war eine wütende Jugendliche. Als Jugendliche machten mich absterbende Wälder, vergiftete Flüsse und vor allen Dingen sterbende Robben unendlich wütend. Heute bin ich nicht mehr ganz so wütend, auch wenn es genug Grund gäbe. Aber ich sehe, dass in den nachwachsenden Generationen eine ähnliche Wut da ist.

Wovor ich mich in Acht nehme, ist diese überbordende Wut, wie ich sie manchmal in Gesprächen im Alltag erlebe oder manchmal in den sozialen Netzwerken. Ich lese noch nicht einmal mehr die Kommentare auf tagesschau.de. Zu viel Wut. Immer. Und immer ausfällig und verletzend. Das geht gar nicht.

In der Bibel habe ich diesen Spruch gefunden: „Wenn ihr wütend seid, lasst die Sonne nicht über eurer Wut untergehen“ (Epheser 4,26).

Natürlich gehört Wut zum Menschsein dazu. Wut ist wichtig. Sonst verändert sich nichts. Ich bin dankbar für manche Veränderung in unserem Land, die ihren Ausgangspunkt auch in der Wut junger Menschen hat. Wut braucht es angesichts von Ungerechtigkeiten und Bosheit und Dummheit in der Welt.

Aber Wut hat eine Grenze. Wut sollte andere Menschen leben lassen und Wut sollte einen selbst leben lassen. Und man sollte niemals mit seiner Wut ins Bett gehen. Wenn die Sonne untergeht, legt man besten auch die Wut ad acta. Und morgen ist immer ein neuer Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40331
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