SWR Kultur Wort zum Tag

22JUL2024
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Sommerzeit ist für mich auch eine Zeit zum Spielen. Gesellschaftsspiele wie „Weltreise“ oder „Risiko“, Minigolf oder Beachball am Strand. Ich spiele am liebsten Doppelkopf. Es ist ein Kartenspiel für vier Personen, meistens spielen zwei zusammen, wer mit wem – das ergibt sich immer erst während des Spiels. Spiele können stundenlang Spaß machen und alle schweren Gedanken und Sorgen für eine Weile wegschieben. Wie eine unbeschwerte Auszeit. Konzentriert und fokussiert ist man ganz bei der Sache und vergisst alles Drumherum. Wenn gute Gesellschaft und leckeres Essen dazu kommen, kann es beflügeln und erstaunliche Energie freisetzen.

Wenn da nicht die Sache mit dem Gewinnen und Verlieren wäre. Wie gehen Sie damit um? Bekommen Sie schlechte Laune, wenn Sie verlieren und haben dann schnell keine Lust mehr weiterzuspielen? Oder sind Sie eher der gelassene Typ, den das alles nicht anfechten kann? Wer da ruhig bleibt und Gottvertrauen hat, ist klar im Vorteil. Nicht zufällig bekreuzigen sich viele Fußballer vor einem wichtigen Spiel in der Bundesliga oder wie in den letzten Wochen bei der Europameisterschaft in Deutschland. Sie sind überzeugt: Wenn Gott an ihrer Seite ist, dann läuft es besser. Auch wenn göttliche Hilfe bekanntlich nicht erzwungen werden kann und Gott nicht wie ein Erfüllungsautomat funktioniert. Trotzdem, die Bitte um göttliche Unterstützung verändert etwas in der eigenen Haltung. Sie macht ruhiger, zuversichtlicher und stärkt damit die eigene Performance auf dem Fußballfeld, bei der bevorstehenden Olympiade in Paris oder eben am Tisch beim Kartenspielen.

Beim Spielen ist es wie im richtigen Leben. Gewinnen und Erfolge berauschen und stärken das Selbstbewusstsein. Verlieren tut weh und kann das Ego ganz schön quälen. Und dennoch gehen Menschen ganz unterschiedlich mit Misserfolgen, Verlusten und Enttäuschung um, wenn das Spiel des Lebens es nicht gut mit ihnen meint. Die einen haben Familienangehörige oder einen Freundeskreis, mit dem sie über alles reden können, andere beten und klagen zu Gott, wieder andere verbittern und igeln sich ein. Viele können anderen sehr wohl ihre Erfolge gönnen.

Manche ärgern sich maßlos, wenn eine Person aus dem eigenen Team einen Fehler macht, der für das ganze Team den Sieg kosten kann. Zwischen Missgunst und gelassener Fehlerfreundlichkeit liegen oft Welten.

So wünsche ich Ihnen und uns allen für diesen Sommer ein paar unbeschwerte Tage zum Spielen, Ausprobieren, Neues wagen, ohne Erfolgsdruck und Stress. Genießen Sie die Zeit!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40325
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