SWR4 Abendgedanken

24JUL2024
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Heute hat es in Baden-Württemberg Zeugnisse gegeben. Alle Schülerinnen und Schüler von Wertheim bis zum Bodensee haben zum Abschluss des Schuljahres ihre Noten bekommen.

Und ganz viele sind sicher nach Hause gekommen und haben ihr gutes Zeugnis stolz ihren Eltern präsentiert. Aber ich denke jetzt an die anderen. Es gibt ja auch viele Kinder und Jugendliche, die haben kein gutes Zeugnis erhalten. Und so manche müssen jetzt die Klasse im nächsten Schuljahr noch einmal wiederholen. Das ist schlimm für sie. Manche haben Angst davor, darüber zu reden und schämen sich. Manche fürchten sich davor, das Zeugnis ihren Eltern zu zeigen. Und dann gibt es ja auch immer Klassenkameraden, die haben das mitbekommen und lachen jetzt über sie. Im nächsten Schuljahr ist der Sitzenbleiber dann vielleicht der einzig neue Schüler in der fremden Klasse und alle anderen wissen, warum.

Manchmal fallen dann auch schlimme Worte: „Du bist ein Versager, du bist dumm. Aus dir wird nie etwas.“ Wie viele Kinder haben auch heute wieder solche Worte hören müssen oder haben sie sogar über sich selbst ausgesprochen? Das ist schlimm, weil solche Worte sich im Herzen festsetzen. Wenn man so etwas als Kind hört, dann denkt man, dass das wirklich stimmt: Ich bin dumm, blöd, ein Versager, aus dem Nichts wird.

Aber jedes Zeugnis ist eben doch nur eine Momentaufnahme. Es sagt nur etwas darüber aus, in welchem Schulfach es gerade besser oder schlechter läuft. Viele Menschen waren in der Schule gar nicht gut, aber deswegen noch lange keine Versager. Mark Twain brach im Alter von 12 Jahren die Schule ab und wurde später ein berühmter Schriftsteller. Thomas Edison war der schlechteste Schüler seiner Klasse und sein Lehrer sagte über ihn, er sei ein Idiot. Später hat er das elektrische Licht erfunden. Und Abraham Lincoln besuchte nur sehr selten eine Schule. Er wurde einer der berühmtesten Präsidenten Amerikas. Wir sind so viel mehr, als Noten und Zeugnisse über uns aussagen. Wir sind von Gott geliebte und begabte Menschen. Auch wenn es in der Schule nicht gut läuft. Mit jedem hat Gott einen Weg. Darum hoffe ich, dass heute viele Kinder, die keine guten Noten nach Hause gebracht haben, trotzdem umarmt und getröstet und ermutigt worden sind. Und so trotz allem fröhlich in die Ferien starten konnten.

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