Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

25JUL2024
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Beim Blick auf die Blumen in der Vase sage ich manchmal leise: Kopf hoch.

Die sehen doch einfach besser aus, wenn sie grade stehen, egal ob im Frühjahr die Tulpen oder jetzt Sonnenblumen oder „Gladiatoren“. Das war der Spitzname meines Vaters für Gladiolen, weil die immer so schön aufrecht stehen.

Wenn sie die Köpfe hängen lassen, versuche ich, sie aufzumuntern.

Kopf hoch.

Ich prüfe dann: Wasser ist genug da.

Vielleicht die Stiele nochmal schräg anschneiden. Manche tun eine Kopfschmerztablette ins Blumenwasser, das habe ich aber noch nie probiert. Die Vase über Nacht in den Hof oder in den kühlen Flur stellen, dann sind die Blumen am nächsten Morgen wieder besser drauf.

Kopf hoch, das sage ich auch manchmal zu Bekannten oder Freunden, wenn sich da Schwierigkeiten auftun.

Früher habe ich auch noch hinzugefügt: denk positiv, das habe ich mir aber schon lange wieder abgewöhnt. Es ist ja mehr ein Schlag auf den Hinterkopf als eine Hilfe – an manchem ist einfach nichts Gutes. Und wenn doch, kann man das erst im Nachhinein erkennen.

Und von meinem Spruch: Kopf hoch wird auch nix besser.

Von den Blumen in der Vase lerne ich: ich muss auch was tun.

Stiele anschneiden, Wasser kontrollieren, über Nacht rausstellen.

Bei meinen Freunden wäre dann Stiel abschneiden: ihnen irgendeine kleine Last abnehmen.

Wasser kontrollieren: Prüfen, ob sie in der Notsituation genug essen und trinken, notfalls für sie kochen oder mit ihnen essen gehen.

Blumen über Nacht rausstellen in den kühlen Flur: das geht bei Menschen so, dass ich sie zu mir nach Hause einladen kann und im Gästezimmer übernachten lasse. In der kühlen Eifel ist es erholsam.

Wenn ich die Blumen und die Menschen etwas aufrichte, dann klingt auch der Spruch ganz anders: Kopf hoch!

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