SWR1 3vor8

14JUL2024
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Eine Botschaft gut unter die Leute bringen, das ist alles andere als einfach. Was lassen sich Unternehmen nicht alles einfallen, um mögliche Kunden anzusprechen und von ihren Produkten zu überzeugen. Nun sind die Kirchen keine Unternehmen, die irgendwas verkaufen wollen. Aber auch sie wollen natürlich, dass ihre Botschaft bei den Leuten ankommt. Ist schließlich die frohe Botschaft, die Jesus selbst hinterlassen hat. Seit 2000 Jahren klappt das ja auch. Aber manchmal geht die Verkündigung dieser frohen Botschaft eben auch gründlich daneben. Das mag mitunter auch an Gottes Bodenpersonal liegen. Aber selbst die, die für die Frohe Botschaft brennen, dringen damit oft einfach nicht durch. Eine Erfahrung, die schon Jesus und seine Leute machen mussten. Davon erzählt die Geschichte, die heute in den katholischen Gottesdiensten zu hören ist.

Die Zwölf, die Jesus unterstützen und begleiten, schickt er in Zweiergruppen los. Nichts Unnötiges sollen sie mitnehmen. Nur sich selbst und die Botschaft. Auf die Gastfreundschaft der Menschen sollen sie setzen. Darauf, dass Menschen bereit sind, sie und die Botschaft in ihren Alltag hineinzulassen. Bei Etlichen kommen sie damit auch an. Andere aber wollen nichts von ihnen wissen. Und in diesem Fall empfiehlt Jesus, einfach weiterzugehen und den Staub von ihren Füßen abzuschütteln. Ein Ausdruck, an dem ich schon oft hängen geblieben bin. Fromme Juden machten das damals, wenn sie heidnische Gebiete durchqueren mussten. Schüttelten symbolisch den Staub von den Sandalen, sobald sie durch waren. Eine Art symbolische Reinigungsgeste, die zeigen sollte: Mit denen machen wir uns nicht gemein. Zugegeben, sympathisch klingt das gerade nicht.

Und doch glaube ich, dass das, was Jesus seinen Leuten da rät, auch heute grundsätzlich sinnvoll sein kann. Denn wenn ich Menschen für eine Idee, ein Projekt gewinnen will, dann klappt das ja wirklich am besten, wenn es gelingt bei den Menschen anzukommen. Ehrlich und verlässlich. In ihrem Alltag und in ihren Herzen. Trotzdem werde ich erleben, dass Leute mich kritisieren. Mich anblaffen und auch ablehnen. Persönlich als Mensch. Aber auch das, was mir besonders wichtig ist.  

Und dann kann es manchmal sinnvoll sein, sich nicht in fruchtlose, oft verletzende Auseinandersetzungen zu verbeißen, sondern einfach weiterzugehen. Symbolisch also den Staub abzuschütteln. Anfeindung und schroffe Ablehnung tun weh. Können Motivation und Selbstwert brutal erschüttern. Wenn ich es dann schaffe, mich dadurch nicht runterziehen zu lassen. Wenn ich schaffe, den Staub abzuschütteln, behaupte ich mich selbst. Nehme das Heft des Handelns wieder in meine Hand. Ich weiß selbst: Das ist leichter gesagt als getan. Aber ich bin sicher: Auch das kann ich noch lernen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40250
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