SWR3 Gedanken

04JUL2024
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Ein Freund hat mir erzählt, dass er ein paar schwierige Monate hinter sich hat. Ausgebrannt sei er gewesen, habe irgendwann einfach nichts mehr gespürt. Keine Freude mehr. Keine Trauer. Keine Liebe zu Menschen, die ihm wichtig waren. Das vor allem hat ihn erschreckt. Langsam, nach und nach, hat er da selbst wieder rausgefunden. Geht jetzt wieder auf Konzerte, freut sich, wenn er mit Anderen zusammen ist. „Es war, als ob ich innerlich wie versteinert gewesen wäre“, so hat er es mal beschrieben.

Ich musste da unweigerlich an einen Satz denken, den ich schon so oft in der Kirche gehört habe. Da ist nämlich auch von einem „Herz aus Stein“ die Rede. Gott, so heißt es da, will das Herz von Stein aus eurer Brust nehmen und euch ein Herz von Fleisch geben. Gehört hab ich dahinter immer den moralischen Zeigefinger: Also, ihr seid selbst schuld, wenn ihr so hartherzig und grob seid. Aber Gott will's anders. Will, dass ihr warmherzige, freundliche Menschen werdet.

Mir ist heute klar, dass ein Mensch, der mir hartherzig und versteinert erscheint, oft selbst keine Schuld daran trägt. Vielleicht ist dieser Mensch ja tieftraurig. Vielleicht ist alles viel zu viel. Vielleicht ist sie oder er auch krank - und wünscht sich wahrscheinlich nichts sehnlicher, als endlich wieder was zu fühlen. Zurückzufinden ins Leben. So wie mein Freund es geschafft hat. Ob Gott dabei mithilft? Keine Ahnung. Aber der Gedanke tut mir gut, dass ich in so einer Lage nicht allein bin. Und dass auch Gott an meiner Seite ist und will, dass es mir gut geht. Das hilft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40200
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