SWR Kultur Lied zum Sonntag

16JUN2024
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Wenn ich ein Kind sehe, das sich auf den Schoß seiner Mutter kuschelt, berührt mich das. Ich erinnere mich dann, das vor Jahren bei meinen Kindern war. Es rührt wohl auch meine eigene Erfahrung an, wie ich als Kind den warmen Körper meiner Mutter gespürt und ihre liebevolle Stimme gehört habe. Ganz sicher und geborgen habe ich mich da bei ihr gefühlt. Eine Erfahrung, die nicht nur für Kinder wichtig ist.

Das Lied von heute Morgen erzählt davon, wie man so ein Gefühl der Geborgenheit auch bei Gott finden kann.

Geborgen in dir, Gott, atme ich ein,
schöpfe ich Hoffnung aus Brot und Wein.
Geborgen in dir, Gott, lasse ich los
und liege sicher in Mutters Schoß.
Geborgen in dir, Gott, ruhe ich aus,
bin ich zufrieden, bei dir zu Haus.

Bei Gott ausruhen können wie im Schoß der Mutter, bei ihm ganz selbstverständlich zu Hause sein – so kann man die Beziehung zu Gott erleben. Jesus hat sich so mit Gott verbunden gefühlt. Deswegen hat er ihn mit „Abba“ angesprochen. Das entspricht unserem kindlichen „Papa“. Mir gefällt an unserem Lied von heute Morgen, dass es mich mit seiner Melodie und seinen Bildern in dieses Vertrauen, wie es schon Jesus zu Gott hatte, hineinnimmt.

Gott sorgt für mich. Ich muss mich nicht ängstlich an meinem bisschen Leben festklammern, sondern kann loslassen. Wenn die Angst kommt, dann trägt mich so ein Vertrauen weiter. Ich kann freier atmen, wenn ich in Gott geborgen bin.

Dabei geht es nicht darum, in einer kindlichen Beziehung zu Gott zu verharren. Eine lebendige Beziehung will sich entwickeln. Das kann man auch zwischen Kindern und Eltern wahrnehmen. Wenn Kinder genug Sicherheit bei Mama oder Papa getankt haben, dann klettern sie vom Schoß herunter und erkunden ihre Welt. Weil sie einen inneren Halt gefunden haben, können sie sich auf das Abenteuer des Lebens einlassen. So erlebe ich das auch in meiner Beziehung zu Gott: Mein Glauben ermutigt mich, loszugehen.

Gehalten von dir, Gott, wache ich auf,
wage ich tastend den Tageslauf
Gehalten von dir Gott, stehe ich fest,
gehe und lebe, weil du mich lässt.

Eltern freuen sich, wenn ihr Kind größer und selbständiger wird. Und doch verlangt diese Entwicklung beiden Seiten etwas ab. Es fällt gar nicht so leicht, ein Kind freizulassen und ihm zuzutrauen, dass es auf seinen eigenen Füßen stehen kann. Auch als Kind ist man herausgefordert, sich den Zumutungen des Lebens zu stellen. Ich glaube, wir können dabei von Gott lernen. Gott will mich nicht in kindlicher Abhängigkeit halten. Er lässt mich frei, weil er mir vertraut und mir auch etwas zutraut. Die Beziehung zu Gott bleibt auch dann, wenn ich auf Abstand gehe oder Zweifel bekomme. So kann ich wachsen und erwachsen werden. Denn Gott bleibt mein Gegenüber, er lässt mich frei und doch ruft er mich. Jeden Tag.

Gerufen von dir, Gott, horche ich hin,
frage ich staunend, wer ich wohl bin.
Gerufen von dir, Gott, bin ich genannt.
Bei meinem Namen in deiner Hand.
Gerufen von dir, Gott, sage ich ja
mit dir verbunden, so bin ich da.        

 

 

 

Musik:

Geborgen in dir, Gott. Lied für gemischten Chor und Klavier

Lied zum Sonntag. Produktion vom 20. und 21.05.2022

Lehmann, Christoph; Schäfer, Rudi

CoroPiccolo Karlsruhe; Raiser, Christian-Markus, Chorleitung

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40126
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