SWR3 Gedanken

21JUN2024
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Ein Make-up Unternehmen in den USA bringt eine neue Foundation raus – eine getönte Grundierung für das Gesicht – und löst damit eine große Welle der Empörung aus.

Mich überrascht ehrlich gesagt, dass ein kleiner Applikator gefüllt mit Make-up für so viel Aufregung sorgen kann. Aber beim Reinklicken in die Videos über das neue Produkt wird mir schnell klar, warum…Ich sehe Schwarze Frauen, die das für ihre Haut angeblich extra entworfene Produkt auf das Gesicht auftragen. Und diese Frauen reagieren mit schockierten Gesichtern, denn das Make-Up ähnelt mehr einer pechschwarzen Theaterschminke oder Teer – und hat echt nichts mehr mit einer angemessenen Farbnuance für die Haut von People of Color zu tun.

Dasselbe Kosmetikunternehmen hatte erst wenige Wochen zuvor mit einer Foundation extra für POCs geworben – und bereits eine ebenfalls völlig unpassende Farbnuance – nur damals viel zu hell – für teuer Geld verkauft.

Die Frauen aus den Videos zeigen sich nicht nur schockiert, sondern auch verletzt und beleidigt. Denn hinter all dem steckt nicht nur ein überteuertes Make-Up Produkt, sondern auch mieses blackwashing auf ihre Kosten: Das Kosmetikunternehmen behauptet, passende Produkte für People of Color rauszubringen, ohne sich ernsthaft mit deren Bedürfnisse auseinandergesetzt zu haben. Einfach, weil‘s zum guten Ton gehört, weil‘s grad Trend ist…

Blackwashing – Das dahinter steckende Prinzip ist nicht neu. Es gibt bereits das greenwashing – Produkte werden mit erfundenen Biosiegeln versehen, nur weil es sich besser verkauft, dem Trend entspricht, ohne wirklich ökologischen Kriterien zu genügen. Oder pinkwashing – Firmen, die sich jetzt im Juni, dem Pride Month, mit Regenbogen Flaggen schmücken, um ihr Image nach außen zu verbessern. Allerdings ohne ihre soziale Verantwortung innerhalb der Firmenpolitik ernst zu nehmen.

Greenwashing – pinkwashing – blackwashing: wenn all der Einsatz für Menschen und Natur nur ein Marketingspaß bleibt, ist das pures Gift für all die sozialen Bewegungen, die wirklich versuchen, etwas zu verändern.

Denn eine würdige Haltung gegenüber Anderen beginnt nicht mit einem passenden Make-Up, einem Ökosiegel oder der Regenbogenflagge, sondern mit meiner inneren Haltung und tiefem Respekt: Vor jedem Menschen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40105
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