SWR Kultur Wort zum Tag

13JUN2024
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Kennen Sie das Wort „Putzteufel“? Es wird abschätzig meistens Frauen nachgesagt, die mehr putzen, als andere das für nötig halten.  D e r „Putzteufel“ ist männlich. Und ich fühle mich durchaus angesprochen: Wenn ich einen Schnipsel Papier auf dem Boden sehe und den sofort zum Mülleimer bringe. Doch das betrifft nur Äußerlichkeiten.

Mir geht es heute in erster Linie um die „Putzteufel“ in uns. Die in den Gedanken, Gefühlen und Ansichten von Menschen aufräumen wollen. Die mit dem Kehrbesen im Kopf auf der Suche nach „schmutzigen Gesinnungen“ sind:
„Was denkst du über Geflüchtete? Wie über die vergangenen Coronamaßnahmen?
Wie über Klimaschutz oder Gendern?“

Keine wirklichen Fragen sind das dann. Sie sind gepaart mit Tabus und Denkverboten: „Bist du auch so verrückt?“ – „Mit denen redet man nicht!“ – „Denen geht man besser aus dem Weg!“ „Die lädt man nicht mehr ein.“ Ich denke, die Versuchung ist zur Zeit groß, bei solchen „Putzteufeleien“ mitzumachen.

Mir fällt auf: Im Wort „Putzteufel“ steckt der Teufel – eine religiöse Dimension. Führt zu Gesinnungsputzteufeln eine religiöse Spur?

Jesus hat einmal gesagt: Es kommt nicht auf die äußere Reinheit eines Menschen an, sondern auf die Innere! Es kommt auf das an, was ein Mensch fühlt und sagt! (Markus 7)

Christen haben das oft zum Anlass genommen, Überzeugungen und Äußerungen ihrer Mitmenschen zu durchleuchten. Mal waren es radikale Calvinisten zu Zeiten der Reformation in Genf, mal war es die Inquisition als großer kirchlicher Machtapparat.
Später auch staatliche Stellen, wie zB die Staatssicherheit in der DDR.
Mit Verhören und Strafen; mit Seelenqualen, die das für Andersgesinnte bedeutet hat.

Ich denke, Jesus wollte mit seiner Aussage, „es kommt auf das Innere im Menschen an, das gerade Gegenteil. Er hielt Kontakt zu Ausgegrenzten, die man für religiös und unrein erklärt hat. Er hat abweichende Ansichten nicht dämonisiert oder verurteilt.
Er hat argumentiert. Auch scharf. Und dabei versucht, die Anderen zu verstehen. Auch seine Widersacher. Auch die Abweichler in den eigenen Reihen, wie Judas oder Petrus.

Darum könnte die Stimme des Evangeliums heute wohl auch so lauten:
Vermeidet jede Form von Putzteufelei!
Egal ob jung oder alt: Erklärt Andersdenkende nicht vorschnell zu Staatsfeinden oder zu Verrückten. Wo Menschen so abgestempelt werden, steckt der Teufel drin. Das verhärtet Menschen und stiftet Unfrieden. Ich will das Putzteuflische in mir dämpfen - die Freiheit der Anderen aushalten. Mit Jesu Stimme im Ohr: „Selig sind die Sanftmütigen und Barmherzigen!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40075
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