SWR3 Gedanken

11JUN2024
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Keiner steht über dem Gesetz! Das finde ich in diesen Tagen besonders wichtig. Zu biblischen Zeiten wird das inszeniert: Wenn der König den Raum betritt, wird das Gesetz vor ihm hereingetragen. Schon in der Bibel ist die Befürchtung groß, dass, wenn einer erst mal an der Macht ist, er macht, was er will, mit der Macht. Von fast allen biblischen, selbst den wichtigsten Königen wie David und Salomo werden auch kritische Geschichten erzählt. Selbst wenn die versuchten das zu verhindern.

Die Bibel hat also eine kritische Perspektive auf das Verhältnis von Recht und Macht. Von König David wird eine Affäre erzählt mit Bathseba, der Frau seines Hauptmanns Uria und auch davon, wie er den Tod dieses Mannes im Krieg herbeiführt. Der Prophet Nathan konfrontiert David mit seinem Verhalten. Gott beschämt und bestraft den König. Für mich ist diese Erzählung ein Hinweis darauf, dass Glaube und Recht zusammengehören. Niemand steht über dem Gesetz. Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Weder Könige noch Priester haben letzte Verfügung über das Gesetz. Sonst hätten wir einen Gottesstaat. Oder eine Diktatur.

Die Vorstellung, dass wer die Macht hat, über dem Gesetz steht, macht sich wieder breit in unserer Zeit. Eine wichtige Erinnerung also: Schon vor 3.000 Jahren, als die Geschichte von König David aufgeschrieben wurde, wussten Menschen, dass es gut ist, wenn keiner über dem Gesetz steht und keiner jenseits aller Kritik, weder Könige noch Priester. Präsidenten auch nicht und auch sonst niemand.

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