SWR Kultur Lied zum Sonntag

09JUN2024
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Es ist früh am Sonntagmorgen. Ich bin früher aufgestanden als sonst, weil ich bei einem Gottesdienst im Grünen dabei sein will. Mein Weg führt mich durch einen Park. An schlanken, hochgewachsenen Buchen vorbei, die in vollem Laub stehen. Ich genieße die frische Luft, den Atem der Bäume. Und schon von weitem höre ich den Bläserchor: „Morgenglanz der Ewigkeit...“

Es ist eine besondere Stimmung, wie sie nur ein junger Morgen hat. Wenn nach dunkler Nacht das Licht zurückkommt. Was für ein unglaubliches Wunder an jedem Morgen! Es ist fast so, als würde die Schöpfung noch einmal von vorne beginnen. So wie damals, als Gott sprach: Es werde Licht! Der Tag ist noch unverbraucht und liegt aufgeschlagen vor mir wie ein unbeschriebenes Blatt. Ich frage mich: Wie wird er werden? Wem werde ich heute begegnen? Was wird mich berühren?

Morgenglanz der Ewigkeit,
Licht vom unerschaffnen Lichte,
schick uns diese Morgenzeit,
deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht
unsre Nacht!

Ja, es gibt auch andere Morgen, da fällt wenig Glanz vom Himmel. Wenn die Nacht nicht weichen will. Eine Krankheit, die mich quält. Die Nachrichten im Radio, die den Horizont verdunkeln. Oder die Sorge um Angehörige. Das Leben, die „Lebensaue“, fühlt sich dürr und ausgetrocknet an. Umso mehr strecke ich mich dann aus nach dem Licht. Wie nach einer Quelle, aus der ich neue Kraft schöpfen kann. Oder wenigstens ein paar Tropfen frischen Morgentaus.

Deiner Güte Morgentau
fall auf unser matt Gewissen,
lass die dürre Lebensau
lauter süßen Trost genießen
und erquick uns, deine Schar,
immerdar!

Es ist schön, an diesem Morgen auf Menschen zu treffen, die meine Hoffnung teilen. Vielleicht in einem Park, in einer Kirche oder beim Frühstück. Gemeinsam hofft es sicher besser. Die Nähe, die entsteht, wenn wir miteinander singen, facht die müden Lebenskräfte an. Und ich stimme ein in dieses Lied, das mir helfen kann, gut aufzustehen und gut in den Tag zu kommen. Mit der Bitte am Schluss: „Erweck‘ uns Herz und Mut bei erstandener Morgenröte, dass wir, eh wir gar vergehn, recht aufstehn!“

Gib, dass deiner Liebe Glut
unsre kalten Werke töte
und erweck uns Herz und Mut
bei erstandner Morgenröte,
dass wir, eh wir gar vergehn,
recht aufstehn!

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

                                                   *

CD: Gott danken ist Freude, Sächsische Posaunenmission Dresden, III
CD: Wach auf, mein Herz, und singe. Morgenglanz der Ewigkeit. Choralsatz für gemischten Chor a cappella, Wilhelmshavener Vokalensemble; Popken, Ralf

https://www.kirche-im-swr.de/?m=40047
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