SWR3 Gedanken

06JUN2024
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Dreimal am Tag zu festen Zeiten beten. Das mache ich eine Woche lang bei Schwestern im Kloster. Jeden Morgen vor dem Frühstück, vor dem Mittagessen und dann noch einmal vor dem Schlafen – eine total intensive Zeit. Eine Zeit, in der ich mich Gott richtig nah fühle. Denn jeder Tag beginnt mit Gott und jeden Tag schließe ich mit ihm ab. Ich erzähle Gott alles, was mich beschäftigt. Das fühlt sich gut an; irgendwie warm und geborgen. Ich nehme mir vor, dieses Gefühl mit nach Hause zu nehmen. Aber zurück in meinem Alltag merke ich: Das funktioniert so nicht. Ich lebe nicht im Kloster und dreimal am Tag zu beten, das schaffe ich nicht allein daheim. Es ist auch nicht dasselbe ohne den wunderschönen Gesang der Schwestern. Oft passiert es mir, dass ich tagelang nicht dazu komme, zu beten. Weil ich so tief in meinem Alltagstrott drinstecke. Was aber immer da ist, ist die Sehnsucht: Ich merke, dass mir etwas fehlt. Ich vermisse es, mit Gott in Verbindung zu sein und ihm alles von mir zu erzählen.

Ich weiß nicht, ob es mir irgendwann gelingen wird, dass dieses Gefühl, Gott nah zu sein, immer da ist. Vielleicht geht das auch gar nicht. Und möglicherweise fühlt es sich auch für die Schwestern im Kloster gar nicht immer so an. Ich glaube aber, dass das ok ist. Und dass das Vermissen auch eine Art ist, wie ich in Beziehung bin. Wenn ich dann wieder mit Gott ins Gespräch gehe, fühle ich mich sofort wieder geborgen; nichts hat sich verändert. Wie mit einer Freundin, die ich lange nicht gesehen habe. Ich fühle mich Gott ganz nah – warm und geborgen.

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