SWR3 Worte
Grabsteine sind nicht gerade etwas, worüber ich oft nachdenke. Wohl deshalb hat mich eine Passage in einem Roman von Kate Morton sehr berührt. Die Figur „Leonard“ betrachtet darin eine Grabsteininschrift:
„Einmal mehr blieb Leonards Blick an dem Gedankenstrich zwischen den Jahreszahlen hängen. In diesem von Flechten überwuchterten Wortzeichen lag ein ganzes Menschenleben: Kindheit, Romanzen, Verluste und Ängste, alles reduziert auf eine einzige in Stein gemeißelte Linie auf einem ruhigen Friedhof am Ende einer Landstraße. An manchen Tagen fand Leonard den Gedanken tröstlich, an anderen erschreckend.“
Quelle: Kate Morton: Die Tochter des Uhrmachers. Diana Verlag 2018, Seite 295
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