SWR1 Begegnungen

09JUN2019
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Eva Jung, Foto Michael Miklas…und mit Eva Jung, eine der erfolgreichsten Kommunikationsdesignerinnen Deutschlands. Ich treffe die Frau mit der feschen Frisur und der markanten Brille in ihrer eigenen Agentur in Hamburg. Eva Jung hat schon für die ganz Großen Werbung gemacht: Automobilkonzerne, Buchverlage, Nichtregierungsorganisationen. Und jetzt macht sie Werbung für den Allergrößten: für Gott. Der hat für Eva Jung die beste Botschaft überhaupt parat. Nur stört sie oft die Verpackung dieser frohen Botschaft, die auch viele Zeitgenossen als verstaubt und langweilig empfinden. Und oft auch nicht verstehen. So ging es auch Eva Jung, für die der Glaube als Jugendliche irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein schien…

Ich bin eigentlich evangelisch von Haus aus und bin auch konfirmiert, aber so richtig geblickt, so was die von mir wollen, hab ich irgendwie nicht so richtig.  Dass dieser Gott nicht nur vor 2000 Jahren aktiv war und da mal irgendwann was gemacht hat, sondern dass der mit meinem kleinen beknackten Alltag und diesen Sachen, die mich beschäftigen, auch eins zu eins was zu tun hat und sich darin genauso auskennt, der Groschen musste bei mir fallen.

Der fiel, als Eva Jung begann in der Bibel zu lesen und Fragen zu stellen. Und für die gebürtige Landauerin war auch der pfälzische Dialekt ein Schlüssel zu ihrem Glauben:

Ich bin auf Menschen getroffen, die haben persönliche Gebete ausgesprochen und die haben sie nicht nur persönlich ausgesprochen, sondern auch im Dialekt gesprochen. Und das war für mich so ein Aha-Moment:  Plötzlich war Gott ganz nah. Dass Gott persönlich wird und es echt persönlich mit jedem einzelnen Menschen meint.

Weil sie sich das auch für andere Menschen wünscht, berät sie Landeskirchen und Bistümer. Mit ihrem gemeinnützigen Verein „Godnews“ stellt sie im Internet auch erfrischende Ergebnisse ihrer Arbeit gratis zur Verfügung. Aber es gibt auch Kritik. Eine Frau aus der Werbebranche und die Weitergabe des Glaubens - passt das wirklich zusammen? Ist das nicht eine Mogelpackung? Womöglich Manipulation?  Eva Jung findet: Nein. Weil ihr der Glaube so viel bedeutet und ihr Leben bereichert, will sie ihn anderen Menschen näher bringen:

Natürlich gibt es Werbung, die ist bescheuert und mir fällt es teilweise schwer einen Werbeblock auszuhalten, deswegen war auch für mich damals immer: ich möchte eine Kreativagentur, weil die den Anspruch hat mit ner intelligenten Art Leute zu überraschen.

Das gelingt ihr auch bei mir. So macht Eva Jung ausgerechnet für ein Thema Werbung, das so gar nicht mehr in das 21.Jahrhundert zu passen scheint: Für die Buße.

Vieles von dem was an Schatz da ist, auch an Sprachschatz, der ist halt teilweise nicht mehr verständlich,  Buße klingt erstmal  irgendwie fies. Manchmal ist es auch die Art der Übersetzung. Dass ich verstehbar mache, was das für uns heute bedeutet, wie z.B. zu sagen: Buße ist so was wie Frühjahrsputz für die Seele, ich muss mal das Haus ab und zu wieder frei räumen und Mist rausschmeißen, der sich einfach angesammelt hat.

Das glaube ich trifft den Nerv vieler Menschen, die in unserer Gesellschaft vor allem perfekt und leistungsstark sein sollen: Ich darf vor Gott auch meine Fehler und Macken haben und wenn so richtig was in die Hose gegangen ist – bekomme ich von Gott ein neue Chance. Buße- bei Eva Jung nichts von gestern, sondern für heute und morgen. Warum Gott für Eva Jung kreativ und humorvoll ist und was sie heute an Pfingsten feiert, hören Sie nach dem nächsten Titel.

  

Teil II:

Ich treffe die Kommunikationsdesignerin Eva Jung in ihrer Werbeagentur in Hamburg. Eva Jung ist eine Kreative durch und durch. Und sie glaubt: Das kommt von Gott.

Gott ist in allererster Linie kreativ. Und ich find es spannend auch als Mensch zu entdecken, dass er in uns das reingepflanzt hat. Und Kreativität ist ja nicht nur dass ich ein Bild malen kann. Oder ein Künstler in der Hinsicht. Es ist ja auch Musik. Gott hat uns ein Rhythmusgerät eingebaut, also dieses Herz gibt uns einen Rhythmus, so dass jeder Mensch auch sofort auf Rhythmen anspricht. Warum ist die Welt denn bunt-sie hätte auch schwarz-weiß  sein können? Also ich finde das macht mit unserem Gottesbild und wie wir uns auch als Mensch verstehen und was in uns an Potential drin liegt, macht das ganz viel.

Und Eva Jung findet nicht nur, dass Gott kreativ ist. Sie findet in der Schöpfung auch Hinweise auf Gottes Humor:

Ich bin mir ganz, ganz sicher, dass Gott einen riesen Fundus an Humor hat. Also das ist im ersten Moment auch ganz schnell, dass man denkt: Gott ist echt humorlos. Und das stimmt überhaupt nicht! Ich bin mir ganz sicher: Wer würde denn ein Schnabeltier erfinden, wenn man keinen Humor hätte?

Eine humorlose Kirche, findet sie, passt so überhaupt nicht zur lebensbejahenden Botschaft des Evangeliums. So hat sie auch der Bibel ein farbenfrohes Design verpasst. Und dafür in Cannes die Goldene Palme gewonnen, sozusagen den Oscar der Werbebranche. Die vielfach prämierte 51-jährige ist auch Mitglied im renommierten „Art Directors Club“ für Kommunikation und Design. Was sagen eigentlich die Kollegen zu ihrer Werbung für das Wort Gottes?

Da gab es welche, die waren dann so drauf: Ach lass mal stecken, ich war in meinem Leben irgendwie lang genug als Messdiener unterwegs, das muss reichen. Aber ganz viele, fand ich ganz spannend, die auch sagen sie finden es richtig spannend und toll. Aber ich bin da auch unerschrocken, also ich muss mich für Gott nicht schämen.

Vielmehr ist Gott für sie eine Inspirationsquelle – auch  für ihre Arbeit. Und das feiert sie heute an Pfingsten ganz besonders:

Ich finde Gott und das Ganze mit dem Geist und mit Heiligem Geist finde ich wahnsinnig spannend, da steckt ganz schön viel Power dahinter. Dass man diese Inspiration, dass man damit rechnet. Und ich seh mich da auch mehr so als Durchlauferhitzer, ehrlich gesagt,  und ich rechne da auch mit Gott.

Mit dem Gott, dessen Geist weht, wo er will (vgl. Joh 3,8). Was wir Christen heute an Pfingsten feiern.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28825
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