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Der 74-jährige Wolfgang Gondolf ist ehrenamtlicher Vorsitzender des DJK-Diözesanverbands im Bistum Mainz. DJK, „Deutsche Jugendkraft“ heißt das ausgeschrieben und ist der katholische Sportverband. Zugegeben, ein seltsam altertümlicher Name für einen Sportverband. Doch er liegt in der fast 100-jährigen wechselvolle Geschichte der DJK begründet. Sie beginnt kurz nach dem Ersten Weltkrieg.

Eigentlich war die Jugend tot. Kamen zurück, ausgemergelt, nix, gar nix. Und da hat man erkannt, dass man da was tun muss, damit die Jugend wieder nach vorne kommt. Und das war also eigentlich die Initialzündung, dass die DJK gegründet wurde 1920 in Würzburg.

Entstanden ist die DJK-Bewegung aus der Katholischen Jungmännervereinigung, hieß damals Jünglings-Sodalität.

Was so viel bedeutet wie Jünglingsvereinigung. Von denen gab es damals nämlich etliche unter dem Dach der Katholischen Kirche. Unter anderem übrigens auch in Dortmund, wo 1909 aus einer solchen katholischen Jünglingsvereinigung der Fußballklub Borussia Dortmund entstand. Und auch da war es bis zur Gründung der Borussia so …

… dass der Vorsitzende immer ein Geistlicher war. Der Präses war der Pfarrer.

Etwas, das schon wenige Jahre später den Nazis überhaupt nicht gefiel. Sport treiben ja, aber nicht unter dem Dach und unter Mitsprache der Kirche. Einige DJK-Verantwortliche haben das damals sogar mit ihrem Leben bezahlt, weil sie sich von den Nazis und ihrer Ideologie nicht vereinnahmen lassen wollten. 1935 schien dann das Schicksal des katholischen Sportverbandes DJK zunächst besiegelt.

Hintergrund ist einfach der, dass ja in der Nazizeit unter Hitler alles verboten wurde. Und viele haben dann halt aus Angst oder halt einfach um den ganzen Streitigkeiten zu entgehen, ihren Verein auch manchmal selber geschlossen und erst 45 danach wiedergegründet.

Doch wozu braucht es einen katholischen Sportverband und was unterscheidet ihn letztlich von Vereinen wie dem VfB Stuttgart oder dem FSV Mainz 05? Entscheidend, meint Wolfgang Gondolf, sei die Grundhaltung zum Sport.

Schwerpunktmäßig halt kein Leistungssport. Der wird auch gemacht, aber es geht um den Breitensport und das große Ziel: Sport um der Menschen willen. Es geht nicht um Siege, sondern es geht einfach, den Sport zu treiben, die Gesundheit des Menschen in den Vordergrund zu stellen. Natürlich auf der christlichen Basis der Botschaft Jesu Christi.

Es geht also um das oft zitierte christliche Menschenbild, auch im Sport. Der Mensch als Ganzer soll im Mittelpunkt stehen, und nicht nur seine Leistungen. Das gilt auch beim Bundessportfest der DJK, das alle vier Jahre über Pfingsten stattfindet.

Teil 2

Wolfgang Gondolf steht im Bistum Mainz dem Sportverband „Deutsche Jugendkraft“, kurz DJK, vor. Sie orientiert sich an einem christlichen Menschenbild. Immerhin ist sie einer der größten Verbände im DOSB, dem Deutschen Olympischen Sportbund. Und da bringt sie auch die Themen ein, dir ihr am Herzen liegen.

Die DJK gehört zu den 15 größten Sportverbänden innerhalb des DOSB und ist natürlich dort auch sehr wohlgesonnen. Die DJK engagiert sich gegen Doping, ganz massiv und wenn da irgendwas ist, gibt’s ein Statement. Das ist unsere Intention, dass verschiedene Begriffe gelebt werden: Respekt, oder Integration, Inklusion. Alles eigentlich DJK-Themen.

Man sagt ja, vielleicht soll es geschmeichelt sein, vielleicht ist es auch wirklich so gemeint: Die DJK ist das moralische Gewissen innerhalb des DOSB.

Alle vier Jahre über Pfingsten veranstaltet die DJK das große Bundessportfest, an dem alle Mitgliedsvereine teilnehmen können. Ein Event, das sich von Freitag bis Montag hinzieht. Vor vier Jahren war es in Mainz. In diesem Jahr treffen sie sich im Emsland in Meppen. Mehrere tausend Sportlerinnen und Sportler mit und ohne Behinderung kommen da zusammen. Denn Inklusion, der Gedanke, dass einfach jeder Mensch dazugehört, ist für die DJK ein wichtiges Thema.

Gehörlosen-Sportverband Deutschland, Behinderten-Sportverband Deutschland, Special-Olympics Deutschland und der DJK-Sportverband. Die haben eine Vereinbarung geschlossen, dass an großen Sportfesten das Thema Inklusion nach vorne entwickelt werden soll und das ist auch jetzt in Meppen so geplant.

Und so gibt es neben getrennten Wettbewerben auch solche, in denen behinderte und nichtbehinderte Sportler gemeinsam antreten. Beim Tischtennis zum Beispiel, das Wolfgang Gondolf selber lange gespielt hat, bevor er aus Altersgründen zum Boulespiel gewechselt ist.

Die haben generell für Rollstuhlfahrer Tischtennis angeboten und das kenn ich also auch aus meiner Zeit, Tischtennis zu spielen. Dass man gegen Sportler kommt, die im Rollstuhl sitzen. Und das ist eine gewaltige Aufgabe. Weil, das fängt im Kopf an. Aber zu denken, gegen den gewinn ich locker, das ist ein Irrtum.

Natürlich wird es auch diesmal Siegertreppchen geben, mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Doch das ist nicht das Entscheidende, meint Wolfgang Gondolf, der in Meppen mit seiner Mannschaft im Boulespiel antritt.

Natürlich will man gewinnen, das ist ganz klar. Aber wir zum Beispiel, die Diözesanverband-Mannschaft. Wir fahren dahin und ich hab zu meiner Frau schon gesagt, die ist auch dabei: Wir werden wieder gezeigt kriegen, wie es geht. Aber das macht nix. Deshalb sind wir trotzdem dabei.

Dabei sein ist alles. Ein Spruch, der im großen Geschäft mit dem Sport für mich oft hohl klingt. Doch vielleicht ist einer wie Wolfgang Gondolf ja ein Beispiel dafür, dass er trotzdem stimmt. Weil Gewinnen zwar schön, aber letztlich nicht das Wichtigste ist.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26496
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