SWR2 Wort zum Tag

oder: Einfach mit Gottes Rückenwind 

Morgen feiern wir in den katholischen Kirchen den Dreifaltigkeitssonntag. Noch so ein Fest wie Pfingsten, das man nur schwer erklären kann. Aber es gibt ja Leute, die sind besonders klug und zeigen das gerne. Man hat ja nicht umsonst studiert. Ein Kollege von mir gehörte zu dieser Sorte. Seine Predigten waren ein Blick in seine Bibliothek. Fleißig war er, ohne Zweifel.

Eines Sonntags legte er wieder einmal los, es ging um den Heiligen Geist und um die Dreifaltigkeit. Viele scheuen das Thema, ist es doch auch für Theologen ziemlich kompliziert. Für ihn nicht. Er predigte was das Zeug hielt. Wortgewaltig, zitatenreich, halt wahnsinnig klug. Der Gipfel: seine Ausführungen über „die innertrinitarischen Processiones“! Tolles Wort. Theologensprache. Es meint die Beziehung zwischen Gott Jesus und Heiligem Geist ... und so weiter. Mehr will ich gar nicht sagen. Ist einfach zu kompliziert. „Intertrinitarische Prozessiones.“ Höchstzufrieden über seine Meisterleistung beendete der Herr Kollege Predigt und Gottesdienst. Die Quittung folgte auf dem Fuß. Nach der Messe kam eine ältere Dame in die Sakristei und wollte den Pfarrer sprechen. Wegen der Predigt. Sie hatte aber nur eine einzige Frage: „Wann, Herr Pastor, sagen Sie, wann ist denn die Prozession?“ Das Gesicht des Kollegen kann man sich unschwer vorstellen. Die Lektion hatte gesessen und der Kollege hat daraus gelernt. Seitdem spricht er einfacher und verständlicher. Das wünsch’ ich oft auch bei anderen Gelegenheiten, bei manch anderem Fachchinesisch: Klare, kurze, verständliche Sätze. „Eindeutig sei deine Rede!“, heißt es schon in der Bibel. Klug ist nicht, wer zeigt, was er alles weiß, sondern wer es versteht, sich verständlich zu machen. Klug ist auch, wer nicht alles zu erklären versucht sondern auch Geheimnisse und Rätsel aushalten kann. So bleibt auch Gott für mich ein unergründliches Geheimnis, dem ich mich nur ansatzweise nähern kann. Darin liegt für mich der erste Sinn des morgigen Dreifaltigkeitsfestes. Gott lässt sich nicht einfach definieren, übersteigt all unser menschliches Begreifen, entzieht sich all unseren Vorstellungsmustern. Mir genügt es am Dreifaltigkeitssonntag erinnert zu werden, dass es einen ewigen Gott gibt. Mit drei lebendigen Botschaften: als den Schöpfer der die Welt erschaffen hat und dem ich mich verdanke; der in Jesus Christus im wahrsten Sinne zu uns heruntergekommen ist, Mensch wurde wie wir, mit allem Drum und Dran, ohne göttliche Privilegien und dass er im Heiligen Geist uns Menschen immer wieder stärkt und antreibt - mit seinem Rückenwind  und Segen. Den ich uns allen wünsche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22041
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