SWR3 Gedanken

Stell dir vor, es ist Winter und der Schnee kommt nicht. Ein Traum. Kein lästiges Schneeschippen, keine Glatteisunfälle, keine nasse und vom Schneematsch verdreckte Kleidung. Schnee ist doch nur gefrorenes Wasser, das in ganz unpassenden Momenten vom Himmel fällt und das nervt. Andererseits ist Schneefall ja auch irgendwie schön.

Fallende Flocken. Geräuschlos decken sie die Welt zu. Anfangs sieht man es noch: Das braungrüne Gemisch in den Gärten, das Grau der Straßen. Liegengebliebene Gegenstände. Aber nach und wird alles zugedeckt und übrig bleibt nur der Anblick von gleichmäßigem Weiß. Dann wirkt die Welt ganz rein und friedlich. So, als würde mit jeder Schneeflocke ein kleines bisschen Frieden vom Himmel fallen. Das wär doch schön. Wenn jede Flocke ein kleines Stück Frieden wäre. Und der Frieden rieselt auf den Hass. Auf Streit. Auf Gier, Lügen und Not. Und mit jeder Flocke, die fällt, verschwindet ein bisschen mehr von Elend, Krieg und Leid auf dieser Welt. Bis alles friedlich ist und einfach nur schön. Eine traumhafte Vorstellung. Aber leider eben nur ein Traum. Auch wenn sich eine weiße Decke auf die Welt legt, das, was darunter versteckt ist, ist trotzdem nicht weg. Es ist nur eine zeitlang nicht sichtbar. Aber sobald es taut, wird klar, dass eine weiße Decke keine Lösung ist. Dass es mit einem Verstecken der Probleme nicht getan ist.

Trotzdem lässt eine weiche weiße Schneedecke erahnen, wie schön eine Welt in Frieden wäre.

Vielleicht wünschen sich auch deshalb so viele Menschen weiße Weihnachten. Eine schneebedeckte, reine weiße Welt in der heiligen Nacht, zur Feier der Geburt des Friedensbringers. Denn Jesus Christus kam ja in die Welt, um den Menschen den Frieden zu bringen. Durch seine Art zu leben hat er ahnen lassen, wie eine Welt des Friedens sein könnte. Gezeigt, dass es für Menschen möglich ist, Frieden zu schaffen. Auch wenn der Frieden nicht als weiße Flocken vom Himmel fällt.

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