SWR3 Gedanken

Mit Bannern, Leuchtreklamen und Schriftzügen wird wieder mal eifrig Werbung gemacht für die Liebe. Klar, ist ja auch Advent. Die Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Das Fest der Liebe. Doch ich frage mich, wie es Menschen geht, die gerade eine Trennung hinter sich haben. Oder keine Lieben haben, mit denen sie Weihnachten feiern können. In einer solchen Situation stelle ich es mir grausam vor, überall von den Worten Liebe, Familie, Fest und Freude umringt, ja geradezu bedrängt zu sein. Gibt es für Menschen in einer solchen Situation keine Chance auf ein Fest der Liebe? Vielleicht doch. Wenn in der Bibel die Rede von Liebe ist, tauchen seltsamerweise drei verschieden Worte auf: Eros, Philia und Agape. Dabei ist mit jedem dieser Worte tatsächlich eine eigene, besondere Art der Liebe gemeint. Eros meint die begehrende Liebe zwischen zwei Menschen. Philia bezeichnet die Zuneigung, auch eine Form der Liebe. Sie entspricht eher dem Liebhaben, zum Beispiel bei Familienmitgliedern oder Freunden. Und das  dritte Wort, Agape, bezeichnet die Liebe Gottes zu den Menschen.

Das hört sich jetzt zwar an wie ein trockener Vortrag, aber will damit auf was ganz Konkretes hinaus. Denn wenn ich gerade an die Menschen denke, die in der Weihnachtszeit unter einer Trennung leiden, dann bekommen die drei Worte der Liebe eine besondere Bedeutung: Selbst wenn jemand keine Liebesbeziehung hat, also auf Eros verzichten muss, bleibt doch noch zweimal Liebe übrig. Und selbst wenn auch noch die Philia wegfällt, also die zwischenmenschliche Liebe, und man sich einsam und allein fühlt, könnte man noch auf die dritte Form der Liebe vertrauen. Die Liebe Gottes. Ich wünsche allen Menschen, die sich gerade in der Weihnachtszeit einsam und ungeliebt fühlen, dass sie die Liebe durch Menschen erfahren. Und wenn es ihnen daran fehlt, dass sie sich vielleicht auf den Gedanken einlassen können, von Gott geliebt zu sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21050
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