SWR3 Gedanken

Na, auch am Rotieren? Als Kind fand ich es total super, wenn es richtig rund ging. Je schneller ein Karussell sich gedreht hat, desto lustiger. In meinem Alltag  geht`s grad auch so richtig rund. Aber lustig ist das nicht. Ich sehe Menschen, die regelrecht rotieren, weil sie möglichst viel möglichst schnell erledigen wollen. Arbeit, Familie, Weihnachtsvorbereitungen. Für viele scheint nicht nur das Ende des Jahres nahe zu sein, sondern auch das Ende der Kraft. Und das ausgerechnet in der Adventszeit, die doch eine ruhige, besinnliche Zeit sein soll. Eine Zeit, um sich gerade mal auszubremsen. Mal langsamer zu machen als üblich. Trotzdem sehe ich so viele Menschen die ziemlich am Drehen sind. Wie auf einem viel zu schnellen Karussell.

Ich kenne dieses Gefühl gut. Diesen Gedanken: „Jetzt muss ich nur noch kurz dies und jenes, und dann hab ich Zeit, mich mal auszuruhn.“ Aber das „nur noch kurz“ wird dann doch immer länger. Das Alltagskarussell dreht sich und dreht sich. Und dann dreh ich mich eben mit. Weil ich den richtigen Moment zum Aussteigen halt grad verpasst hab. Wirklich?

Ich frage mich, WER denn eigentlich das Alltagskarussell so in Schwung hält. Dreht es sich denn von allein? Dreht das jemand anders und ich lass mir das nur gefallen? Oder  - dreh ich es vielleicht sogar selbst?

Ich habe festgestellt, dass ich es tatsächlich oft selbst bin. Eine Erkenntnis, die ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Das heißt nämlich, dass ich am Hebel sitze. Ich muss nicht rotieren, bis mir schwindelig ist und irgendwie durchhalten. Das ist mein Karussell. Ich hab die Möglichkeit zu beschleunigen oder zu bremsen.

Und wenn ich wirklich will kann ich es sogar anhalten. Mal für eine Weile aussteigen, mir den Rummel anschauen, der sich Leben nennt. Und ich kann entscheiden, wann ich wieder einsteige. Sogar, mit welcher Geschwindigkeit ich mich weiterdrehen will.

Und vielleicht häng ich demnächst  ein Schild an mein Alltagskarussell: Über Weihnachten wegen Besinnung außer Betrieb.        

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