SWR3 Gedanken

„Es liegt nicht an dir, sondern an mir. Du bist wirklich toll, aber ich habe einfach keine Zeit, für eine tiefere Beziehung.“ Wer einmal eine solche Abfuhr bekommen hat, der weiß, wie weh das tut. Man liebt jemanden aufrichtig, wäre bereit alles für ihn zu tun. Will Zeit mit dem anderen verbringen, ihm nahe sein, ihn lieben. Trotzdem muss man den Wunsch des anderen respektieren und akzeptieren. Er will die angebotene Liebe nicht. Zumindest jetzt nicht. Aber was, wenn er sie später will? Nach ein paar Wochen, Monaten, Jahren? Meistens ist der andere dann schon über die Abfuhr hinweg. Lebt in einer neuen Beziehung und schenkt seine Liebe einem anderen Menschen. Einem, der sie angenommen hat. So eine Abfuhr muss man erstmal verkraften. Verarbeiten. Ist ja nur menschlich. Alles andere wäre – hm – göttlich?

Mal nur so ein Gedanke: Wie viele solcher Abfuhren bekommt eigentlich Gott jeden Tag? Das sind mit Sicherheit unzählige.  Rein menschlich betrachtet müsste Gott echt sauer sein. Bei den vielen Menschen, die sich ihm gegenüber so verhalten. Könnte sich dann eben einen anderen Menschen suchen, dem er seine Liebe und Zuwendung schenkt. Macht er aber nicht.

Er ist weder enttäuscht noch straft er mit Verachtung oder wendet sich ab. Das ist für mich eines der größten Geheimnisse um Gott.

Ich hab ihm auch schon eine Abfuhr erteilt. Aber als ich ihn dann später gebraucht hab und mich ihm wieder zugewandt hab, da war er sofort für mich da. Später habe ich begriffen, dass er gar nie weg war, sondern die ganze Zeit da. Ich hab ihn nur nicht an mich rangelassen. Aus menschlicher Sicht ist das der reine Irrsinn. Und ich habe keine Ahnung, was Gott sich dabei denkt, aber anscheinend will er uns Menschen gar nicht auf eine Beziehung festlegen. Egal, ob wir ihm keine, eine oder viele Abfuhren erteilen: Anscheinend liebt er uns einfach bedingungslos und immer. Und er lässt uns entscheiden, ob und wann wir bereit sind, seine Liebe anzunehmen.

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