SWR3 Gedanken

Immer wieder höre ich davon und bin dann überrascht: Menschen, die eigentlich nie etwas mit Religion oder Gott zu tun hatten, trifft ein Schicksalsschlag und plötzlich fangen sie an zu beten. Auch Angehörige wenden sich manchmal in ihrer Sorge um den geliebten Menschen an Gott. Aber warum ausgerechnet in schlimmen Situationen? Atheisten erklären dieses Verhalten oft damit, dass Menschen sich in verzweifelten Situationen Gott einfach einbilden, damit sie sich wenigstens an irgendjemanden klammern können.

Ich sehe das anders. Ich glaube, Menschen werden in Notlagen einfach sensibler. In einer Lebenskrise werden die Emotionen stärker, die rationale Abgeklärtheit tritt in den Hintergrund. Im Leid öffnen Menschen nicht selten ihr Herz und ihre Seele. Und damit vielleicht die Tür, durch sie Gott in ihr Leben hineinlassen können. In Krisen stellen die Menschen bewusst Fragen an Gott. Und dann spüren sie vielleicht, dass diese Fragen eben nicht ins Leere gehen. Spüren in diesen Fragen, dass sie nicht allein bleiben müssen mit ihren Zweifeln und Ängsten. Sie beginnen zu beten und lassen sich ein auf ein emotionales Gespräch mit Gott. Darin können sie alles loswerden können, was sie belastet: Zweifel, Ängste, Unverständnis. Ja, auch Wut, Vorwürfe und Klagen. Und sie können erfahren, dass es Antworten gibt. Antworten, die nicht per Nachricht übermittelt werden, sondern direkt in ihr Herz gesprochen werden, das im Leid jetzt bereit ist, zu hören.

Wann und in welcher Situation die Menschen Gott suchen, ist das wirklich wichtig? Ich finde es wichtiger, DASS sich Menschen auf die Suche nach Gott machen. Und ich mag nicht darüber urteilen, wann für jemanden der richtige Zeitpunkt ist, sich an ihn zu wenden

 

 

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