SWR4 Sonntags-/Feiertagsgedanken

Haben Sie gestern oder heute etwas geschenkt gekriegt? Wahrscheinlich nicht. Außer Sie haben Geburtstag, aber das gilt jetzt nicht.
Zu Pfingsten hat sich das mit dem Schenken irgendwie nicht eingebürgert. Anders als zu Ostern oder zu Weihnachten. Dabei, warum eigentlich nicht, sich was schenken zu Pfingsten? Jedenfalls wenn man zur Kirche gehört.
Pfingsten ist ja so etwas wie die Geburtstagsfeier der Kirche.
Vor fast 2000 Jahren ist es losgegangen: Die Jünger Jesu sind aus ihrer Mutlosigkeit und Trauer nach dem Tod Jesu aufgewacht, sie haben sich raus getraut zu den Leuten. Sie haben gesagt: Das Lebenswerk Jesu ist nicht zu Ende mit seinem Tod. Im Gegenteil, jetzt geht erst richtig los. Wir machen weiter in seinem Sinn.
Mit seinem Geist: Wir tragen seine Botschaft von der Gerechtigkeit und vom Frieden Gottes weiter und wir gründen eine Gemeinschaft, wo man diese Gerechtigkeit und den Frieden Gottes auch sehen kann und erleben. Wenigstens etwas davon.
Dieses Lebenswerk Jesu tragen Freunde und Freundinnen Jesu jetzt schon 2000 Jahren weiter. Immer noch und immer neu. Eigentlich ein guter und schöner Grund, Kirchengeburtstag an Pfingsten zu feiern.
Und ich finde, es wäre darum auch nicht verkehrt sich an Pfingsten auch gegenseitig was zu schenken. Denn wenn die Kirche als Ganze Geburtstag hat, dann auch jeder Christ und jede Christin, ein bisschen zumindest.
Irgendwie kann ich mich als einzelner Christ zu Pfingsten fühlen, wie die Einwohner von Karlsruhe in diesem Jahr:
Die Stadt hat auch Geburtstag. Dabei hat kein Karlsruher von heute die Gründung seiner Stadt vor 300 Jahren persönlich miterlebt. Aber hindert das irgendeinen daran, den Stadtgeburtstag auch persönlich zu feiern? Nein, viele haben Lust auf Fest. Gönnen sich viele Veranstaltungen, quasi als Geschenk.
Also warum nicht dasselbe zu Pfingsten in der Kirche?
Vielleicht ist das ja das schönste Geschenk: Dass Christen heute das spüren und sich zu Herzen gehen lassen: Ich gehöre zu einer weltweiten Gemeinschaft. Zu einer Kirche. Egal ob evangelisch, katholisch, orthodox oder freikirchlich. Für Gott und Jesus gibt es nur eine Kirche. Wir Menschen haben daraus viele gemacht. Aber ich bin ein Teil von etwas Großem: Als Evangelischer in Ettlingen bin ich verbunden mit Katholiken in San Francisco, Orthodoxen in St. Petersburg, genauso wie mit Christen im Irak und in Syrien, die es gerade richtig schwer haben. Gemeinsam können wir das Lebenswerk Jesu weitertragen. Auch 2000 Jahre nach ihm noch . Wenn das kein Grund zum Feiern ist.
Aber hat man auch persönlich was von Pfingsten? Als Einzelner. Oder ist Pfingsten nur was fürs große Ganze der Kirche.
Ich glaube ja, man kann dieses Fest auch ganz für sich spüren. Und sich persönlich beschenkt fühlen von Gott. Inspiriert fürs Leben. Wenn man erlebt, wie gut es tut, wenn man glauben kann und vertrauen.
Kurz, wenn einem so was Ähnliches passiert wie dem Petrus damals, noch zu Lebzeiten von Jesus. Die Bibel erzählt Folgendes:
Jesus hat sich mit seinen Freunden ein bisschen zurückgezogen. Ich glaube, er wollte mal in Ruhe mit ihnen reden, ohne viele Leute. Manchmal muss es bei ihm zugegangen sein wie einer Arztpraxis mitten in der schlimmsten Grippewelle. Jetzt können sie mal reden, was sie berührt.
Jesus fragt seine Freunde:
‚Was denken eigentlich die Menschen, wer ich bin? Was erwarten sie Eurer Meinung nach von mir?‘ So ganz verstehen die Jünger nicht, warum er das wissen will.
Aber dann sagen sie, was sie gehört haben von den Leuten.
„Für die einen bist Du wohl so etwas wie ein Arzt. Der sich immer auch intensiv um die Seele kümmert, nicht nur um die körperlichen Probleme. Sie erhoffen sich, dass sie gesund werden. Gesundheit ist das Wichtigste für viele.
Andere sehen in Dir einen Propheten, haben die Jünger damals gesagt. Einen in der Reihe mit den großen Alten. Die kein Blatt vor den Mund genommen haben. Auch nicht vor Königen. Für viele bist Du glaubwürdig: Sie wissen, dass Dir die einfachen Leute wichtiger sind als die Mächtigen. Und sie hoffen, dass Du Erfolg hast.“ Jesus hört zu. Widerspricht nicht. Wenn Menschen begreifen, dass ihm das Wohl der Kinder, der Armen und der Frauen am Herzen liegt. Für Jesus ist das ok.
Und dann wird er persönlich:
„Und was glaubt ihr, wer ich bin?“ Seine Freunde gucken sich verlegen an. Bis Petrus ganz überzeugt sagt: „Du bist Christus. Seit ich Dir begegnet bin, weiß ich, dass es Gott gibt und dass nichts auf der Welt mich von ihm trennen kann. Und Du, Jesus, Du hast Gott ein Gesicht gegeben, mir.“
Jesus nickt und sagt: ‚Nicht wahr, das ist Glück, dass Du das glauben kannst. Von allein kann das niemand. Das ist ein Geschenk, das einen durchs ganze Leben tragen kann. Auch wenn es schwer wird.“
Soweit die Geschichte aus der Bibel. Meine eigene Erfahrung ist so ähnlich: Wenn ich glauben kann wie Petrus, dass Gott bei mir ist, egal was passiert. Das ist ein echtes Pfingstgeschenk. In diesem Sinn  einen schönen Feiertag und eine gute Woche.

Matthäus 16

13 Jesus kam in die Gegend von Cäsarea Philippi.
Er fragte seine Jünger:
»Für wen halten die Leute eigentlich den Menschensohn?«
14 Sie antworteten:
»Manche halten dich für Johannes den Täufer, andere für Elija, und wieder andere für Jeremia oder einen der Propheten.«
15 Da sagte Jesus zu ihnen:
»Und für wen haltet ihr mich?«
16 Simon Petrus antwortete ihm: »Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!«
17 Jesus sagte zu ihm:
»Glückselig bist du, Simon, Sohn des Johannes!
Diese Erkenntnis hast du nicht aus dir selbst – sondern von meinem Vater im Himmel.

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