SWR2 Wort zum Tag

Ostern ist noch lange nicht vorbei, auch wenn Schoko-Osterhasen jetzt um die Hälfte billiger verkauft werden. - Für mich als Christin reicht die Osterzeit bis Pfingsten. Auf die ersten Berichte von der Auferstehung Jesu folgen weitere Erzählungen, die mir Orientierung geben.
Eine davon steht im Johannesevangelium und berichtet von einem ungewöhnlichen Fischfang und einer ungewöhnlichen Mahlzeit (Joh. 21,1-18): Die Jünger sind wieder in die Situation zurückgekehrt, in der sie nicht mehr sein wollten: in ihren Alltag, als Fischer am See Genezareth. Dort erscheint Jesus ihnen, als sie nach erfolglosem Fischfang zurück ans Ufer kommen. Jesus schickt sie noch einmal hinaus. Sie machen eine wunderbare Erfahrung: Sie kommen mit einem Netz voller Fische zurück. Es sind 153.
Ein merkwürdiges Detail. Was könnte die Zahl bedeuten? Manche Ausleger sagen: 153 Fischarten waren in der Antike bekannt. Deshalb könnte das Johannesevangelium mit dieser Zahl darauf hinweisen, dass in den ersten Gemeinden wirklich alle Generationen, Nationen und sozialen Schichten vertreten waren.
Oder man nimmt ein jüdisches Kinderlied zur Hilfe: In einer Art Lernlied werden die Zahlen von 1 bis 13 Glaubensmerkmalen zugeordnet, so zum Beispiel: „Eins - was sagt die Deutung an? Eins - wohl ich verkünden kann! Eins ist Gott, beherrscht das All, Himmelsdom und Erdenball." Eine christliche Deutung könnte in der 3 die Dreifaltigkeit Gottes sehen und in der 5 die vier Evangelien und die Apostelgeschichte als Glaubensurkunde der Christenheit.
Eine Spielerei? Vielleicht. Auf jeden Fall: 153mal ist mit diesem Fischfang bezeugt: Gott lässt Menschen satt werden an Leib, Seele und Geist. Das erleben die Jünger Jesu sehr konkret: Als sie ankommen, brennt das Feuer. Das Brot liegt schon bereit. Die Jünger bringen die Fische. Jesus teilt mit ihnen das Mahl.
Daran finde ich zweierlei wunderbar: Zum einen: Jesus ist der Gastgeber. Er lädt sie ein. Das andere Wunderbare ist: Auch das, was sie selbst dazu mitbringen, was sie mit ihrer Hände Arbeit gefangen haben, wird gebraucht. Sie sind nicht nur Gäste, sie dürfen auch Gastgeber sein.
Die Geschichte Jesu geht weiter, sagt mir diese Erzählung. Ostern ist noch lange nicht vorbei. Jesus ist gegenwärtig wirksam, wenn Menschen in irgendeiner Weise für andere zu Gastgeberinnen und Gastgebern werden. Mit Worten, mit freundlichen Blicken, mit konkreten Hilfen. Mit allem eben, was satt macht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15115
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