SWR4 Abendgedanken RP

Kennen Sie die Telefonnummer Gottes? 50 15 heißt sie - nach Psalm 50, Vers15. Dort steht: "Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen."
Nun, Gott kann ich natürlich nicht mit dem Telefon anrufen! Oder besser gesagt: Ich brauche dafür kein Telefon. Übers Telefon kann ich andere Notrufe absetzen. Dafür gibt es die Notrufnummern 110 und 112.
Und so alt die "Telefonnummer Gottes" ist - ich kann gar nicht fassen, dass es diese beiden Notrufnummern bundesweit und flächendeckend erst seit 38 Jahren gibt. Ein Kind musste dafür sterben: Björn Steiger. Der Neunjährige wurde im Jahr 1969 auf dem Nachhauseweg vom Schwimmbad von einem Auto angefahren. Passanten alarmierten sofort die Polizei und das Rote Kreuz. Obwohl noch mehrfach angerufen wurde, dauerte es fast eine Stunde, bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb nicht an seinen Verletzungen, sondern am Schock. Seine Eltern Ute und Siegfried Steiger gründeten bereits wenige Wochen nach Björns Tod die "Björn Steiger Stiftung". Hilda Heinemann, die Frau des Bundespräsidenten, unterstützte sie und öffnete der Stiftung die Türen in die Politik.
Die Björn Steiger Stiftung setzte sich für deutschlandweite einheitliche Notrufnummern ein. Am 23. September 1973 war es dann endlich so weit: Seitdem haben wir die 110 für die Polizei und die 112 für die Rettungsdienste.
Wenn ich mitbekomme, wie Menschen schwer verletzt werden, dann rufe ich natürlich zuerst die 112 - sie gilt mittlerweile fast überall in Europa. Doch dann darf ich auch Gott anrufen. 5015. Psalm 50, Vers 15. Rufe mich an in der Not. Und ich will dich erretten, verspricht Gott. Also: Einen Moment innehalten. Aus dem Bannkreis des Unglücks heraustreten. Gott kommt nicht mit Blaulicht und Martinshorn. Doch ich spüre, wie er mir seine Stärke, Ruhe und Kraft gibt. Ich lasse die Not einen Moment lang hinter mir und leihe mir Gottes Atem. Im Vertrauen auf diese Kraft des Himmels kann ich vielleicht helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Es ist gut, dass ich alle Notrufnummern kenne: die irdischen und die himmlische.

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