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SWR3 Worte

04APR2019
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Der Mönch und Psychotherapeut Anselm Grün über Befreiung von innerem Druck:

Ich kenne viele Menschen, die nicht entspannt und froh in ein Gespräch gehen können. Immer setzen sie sich unter Druck. Sie meinen, sie müssten im Gespräch gut abschneiden. Sie müssten dem anderen beweisen, dass sie gebildet sind und über wichtige Themen etwas Entscheidendes zu sagen haben. Sie fühlen sich gleichsam bei jedem Gespräch vor einem inneren Richter, der sie beurteilt, ob sie auch alles gut machen. Es ist eine solche Situation, in die hinein Jesus sagt: „Macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder war ihr sagen sollt.“ (Lk 12,11)

Sageinfach, was du denkst, was aus deinem Innern kommt. Du musst dich nicht verteidigen und rechtfertigen. Du darfst so sein, wie du bist.

 

Quelle: Grün, Anselm: Das große Buch der Lebenskunst. Herder 2012, S.241.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28407
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SWR3 Worte

03APR2019
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Der Mönch und Psychotherapeut Anselm Grün über den Wert des Sorgens:  

Unserem normalen Sprachverständnis nach weist „Sorge“ auf Kummer und Gram hin. Doch hat Sorge, wenn wir genauer hinhören, auch eine positive Bedeutung: Wir „sorgen“ für einen Menschen und zeigen ihm dadurch unsere Zuneigung. Oder wir werden „umsorgt“. Wir gehen „sorgsam“ mit den Dingen unseres Alltags um. Je mehr wir eine Sache schätzen oder lieben, desto mehr Sorgfalt lassen wir ihr angedeihen. […] Hier geht es nicht um eine Sorge aus Angst, sondern um eine Sorge aus Liebe. Weil ich jemanden liebe, sorge ich für ihn. [...] Ich versorge ihn mit dem Notwendigen und bin gleichzeitig selber erfüllt von dem, was ich tue. [...]Und ist es nicht wunderbar, ja ein Glück, zu wissen, dass wir in Beziehungen zu anderen stehen, zu Menschen, die uns tragen und denen wir eine Hilfe sein dürfen?

 

Quelle: Grün, Anselm: Das große Buch der Lebenskunst. Herder 2012, S.229.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28406
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SWR3 Worte

02APR2019
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Außerhalb des Wassers kann ein Seestern nicht überleben. Das weiß auch der kleine Junge aus der folgenden Geschichte von Patrick Porter: 

 

Nach einem Unwetter waren unzählige Seesterne aus dem Meer an den Strand geworfen worden. Ein kleiner Junge sah sie, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand und warf einen nach dem anderen zurück ins Meer.

Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen und sagte: “Du dummer Junge! Was du da machst ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Was du da tust, ändert nicht das Geringste!”

Der Junge schaute den Mann einen Moment lang an. Dann ging er zum nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf und warf ihn ins Meer. Und sagte dabei: “Für ihn wird es etwas ändern!”

Quelle: Porter, Patrick: Entdecke dein Gehirn, Junfermann (hrsg.), 1997; Geschichte gekürzt und überarbeitet., gefunden auf: https://www.zeitzuleben.de/seesterne-retten/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28405
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SWR3 Worte

01APR2019
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Zum ersten April kein Scherz aber eine Geschichte mit Augenzwinkern von Gisela Rieger:

„Herr Doktor, Sie müssen mir helfen“, klagte ein Mann(...). „Meine Kopfschmerzen werden täglich schlimmer!“

Der Arzt stellte die üblichen Fragen nach Alkoholgenuss, Zigarettenkonsum und einem unsteten Lebenswandel. Beinahe empört erklärte der Patient, dass er jeden Abend um 21 Uhr zu Bett gehe, sowie niemals Alkohol und Tabakprodukte anrühre.Außerdem würde er sich äußerst gesund ernähren, regelmäßig Sport treiben, die Sonne meiden, jeden Tag zur Kirche gehen …

Alle bisherigen Untersuchungen bestätigten also einen kerngesunden Menschen. [...]

Daher erkundigte sich der Arzt bei dem Patienten nach den genauen Symptomen des Schmerzes.

„Herr Doktor, es handelt sich um einen gewaltigen, pochenden, drückenden, [...] Schmerz, der sich rund um meinen Kopf zieht.“

„Warum haben Sie das nicht gleich erwähnt“, fragte der Arzt. „(...) Ihr Heiligenschein scheint zu stramm zu sitzen. Sie müssen ihn nur ein wenig lockern.“

 

Quelle:Gisela Rieger; aus dem Buch: „111 Herzensweisheiten“ Gefunden auf: https://www.zeitzuleben.de/heiligenschein/.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28404
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SWR3 Worte

Eine Geschichte über Wahrnehmung und Meditation von Anthony de Mello: 

Die Schüler hatten den Meister bereits eine Weile beobachtet und wollten nun von ihm wissen, welche Art der Meditationer denn jeden Morgen im Garten praktiziere.

Der Meister antwortete ihnen: “Wenn ich aufmerksam schaue, sehe ich den Rosenstrauch in voller Blüte.”

Darauf fragte einer seiner Schüler:” Aber warum muss man denn aufmerksam schauen, um den Rosenstrauch zu sehen? Die Blüten sind doch wirklich auffällig.”

Der Meister lächelte und sagte dann: “Damit man wirklich den Rosenstrauch sieht, und nicht die eigene Vorstellung davon.”

 

Aus:  Mello, Anthony de:  Gib deiner Seele Zeit, Herder, 1999.Gefunden auf: https://www.zeitzuleben.de/uber-das-sehen/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28403
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SWR3 Gedanken

Oh, ich liebe die Vorweihnachtszeit. Alles erstrahlt in festlich dekoriertem Glanz. Lichterketten schmücken Häuser, Vorgärten und Straßen. Aus den Häusern duftet es nach frisch gebackenen Plätzchen.  In den Läden werden die Weihnachtslieder so lange in Dauerschleife gespielt, bis sie mir tierisch auf die Nerven gehen. Die Menschen rempeln sich gegenseitig im Kampf um die besten Geschenke von den Regalen weg und drängeln sich in den Warteschlangen an den Kassen vor. Nebenbei wird noch ein gehässiger Kommentar in Richtung die Kassiererin losgelassen, die ein Weihnachtsgeschenk zu langsam einpackt. Und auf dem Dorfplatz hat längst der Bieterkrieg um den besten Weihnachtsbaum begonnen.

Der Kontrast zwischen Weihnachtsdekoration und Weihnachtsgefühl macht mich jedes Jahr aufs neue sprachlos. Und irgendwie traurig.

Manche Menschen betreiben jedes Jahr einen riesigen Aufwand, alles liebevoll und friedlich aussehen zu lassen, wie es sich eben für die Weihnachtszeit gehört. Aber wenn man genauer hinschaut, dann sieht es eben oft nur so aus. Da wird in Familien gestritten, wie viel Geld man für die Geschenke ausgeben will oder was es zu essen geben soll. Da wird diskutiert, wer Oma und Opa einladen darf, manchmal auch muss. Und das sind noch wirklich harmlose Beispiele. 

Das alles hat für mich nichts mit Weihnachten zu tun. Da helfen auch die ganze hübsche Dekoration und die Lieder von Liebe und Frieden nichts.

Liebe ist ein Gefühl und eine Haltung. Und Frieden ist ein Zustand, der sich nur mit einer Haltung von Liebe und Achtung gegenüber anderen erreichen lässt. Ich wünsche mir für diese Adventszeit dass sie geprägt wird von Respekt und Liebe, von Achtung und Rücksicht. Ich wünsche mir mehr von dem Bewusstsein, dass es um das Geschenk der Liebe geht, das Gott den Menschen macht und nicht um teure Konsumartikel. Dass Weihnachten und die Adventszeit einfach mehr sind als nur hübsche Dekoration.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27705
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SWR3 Gedanken

Madeline Stuart ist nur 1,50m groß, hat das Down Syndrom und ist Model. Das passt nicht zusammen? Doch, eindeutig, wie die unzähligen Buchungen in ihrem Terminplan beweisen. Im September ist sie sogar bei der berühmten New York Fashion Week gelaufen.

Ich finde es total stark, dass die Modebranche nach und nach auch Menschen mit Handicap für sich entdeckt. Gerade das Modelbusiness hat den Ruf, nur auf absolute Perfektion bedacht zu sein. Jahrzehntelang schien es, als ob Menschen, die nicht mindestens 1,70 groß sind und eben nicht Size zerotragen können, in der Modewelt nichts verloren haben. Aber der Durchschnittsmensch ist eben nicht 1,70m und gertenschlank. Madeline Stuart ist auch nichts von beidem und hat zusätzlich das Down-Syndrom. Und doch begeistert ihr Auftreten die Modedesigner ebenso wie das Publikum. Für mich ist sie das beste Beispiel dafür, dass Schönheit keine Kriterien erfüllen muss. DassAttraktivität nicht bedeutet, fixen Standards zu entsprechen. Und dass keine körperliche oder geistige Beschaffenheit entscheidet, ob und wie man am Leben teilnimmt, sondern der eigene Charakter und Mut.

Was Madeline Stuart bei ihren Auftritten und auf den Fotos ausstrahlt ist die pure Lebensfreude. Auch eine New Yorker Handtaschenfirma ist von Madeline begeistert und hat sogar eine Kollektion für sie entworfen. Der Chef sagte dazu etwas, was mich berührt hat: „Wir wollen eine Marke kreieren, die Inklusion unterstützt und denjenigen Möglichkeiten eröffnet, die schon zu Beginn ihres Lebens an vermeintliche Karrieregrenzen stoßen“[1].

Vermeintliche Grenzen. Genau das ist es. Wenn man selbst etwas will, mutig und lebenslustig ist, dann kann man vermeintliche Grenzen überwinden. Das zeigt Madelines Geschichte in beeindruckender Weise.



[1]     Vgl. https://www.welt.de/vermischtes/article146040020/Model-mit-Downsyndrom-laeuft-bei-Fashion-Week.html

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27704
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SWR3 Gedanken

Sie wollen helfen. Doch anstatt eines „Dankeschöns“ werden sie bespuckt, getreten, beleidigt und geschlagen. Das hab ich in einem Artikel über Gewalt in Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser gelesen und konnte es nicht glauben. Doch eine Krankenschwester mit der ich befreundet bin, bestätigt diese Erfahrungen.

Immer mehr Patienten und deren Angehörige seien aggressiv. Verbal, zum Teil sogar körperlich. Besonders in der Notaufnahme. Dabei tun die Helfer dort was sie können, aber sie haben auch nur zwei Hände. Und einen aufgebrachten, aggressiven Menschen zu beruhigen kostet unnötig Zeit und Kraft, die sie eigentlich nicht haben.

Als ich das Thema weiter recherchiere stoße ich auf Berichte über Krankenschwestern, die in einer israelischen Nahkampftechnik ausgebildet werden. Weitere Artikel berichten über Angriffe auf Krankenhauspersonal, Schlägereien im Wartebereich und sogar eine Schießerei. [1]

Ich bin fassungslos. Was bringt einen Menschen nur dazu, gewalttätig zu werden, selbst in einer Umgebung, in der ihm Gutes widerfährt. Einer der Gründe sei Ungeduld, so heißt es, aber das allein kann es ja kaum sein. Was passiert da nur? Welche Enthemmung, welche Aggression steckt in diesen Menschen? Jemanden körperlich anzugreifen, ist  eine extreme Grenzüberschreitung.

Ich denke Menschen wie diesen fehlt eine natürliche Hemmschwelle und ein normales Unrechtsbewusstsein. Sie versuchen durch das Recht des Stärkeren ihren Egoismus durchzusetzen. Das ist völlig inakzeptabel und zurecht in Deutschland strafbar.

Mich beunruhigt es schon länger, dass der Respekt und das freundliche Miteinander bei uns immer mehr verloren gehen. Und die Gewalt in Notaufnahmen führt nun sehr brutal vor Augen, wie akut es wirklich ist. Noch legt die Mehrheit der Menschen in unserer Gesellschaft, Wert auf Respekt, Anstand und Frieden. Und ich finde, wir müssen alles dafür tun, dass das so bleibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27703
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SWR3 Gedanken

Ich finde es ganz furchtbar: Menschen, die immerzu nörgeln, stänkern und ständig mit allem unzufrieden sind. Sie gehen mir einfach auf die Nerven mit ihrem Gemecker. Und doch bin ich auch froh, dass es sie gibt, die Nörgler und Stänkerer, die ständig mit allem unzufrieden sind. Denn obwohl sie unbequem und oft auch un-angenehm sind, sind sie  wichtig. Denn Unzufriedenheit ist oft der erste Schritt zur Veränderung.

So richtig aufgefallen ist mir das erst, als ich meine kleine Tochter beobachtet habe. Sie liegt auf dem Rücken und quengelt, weil sie nicht an die Rassel ran kommt, die sie gerne hätte. Das Quengeln und Schimpfen wird immer schlimmer, wenn ich sie ihr nicht gebe. Irgendwann hört es plötzlich auf. Sie hat gelernt, dass sie sich umdrehen muss, um die Rassel zu erreichen. Von da an kann sie sich selbstständig drehen. Für sie eine deutliche Verbesserung ihres Lebensalltags. 

So lernt der Mensch, vielleicht ein Leben lang: Eine Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand führt dazu, dass er diesen verändern will. Das Nörgeln und Stänkern ist also wichtig, weil es eine Kritik an etwas ist, das man verändern will und nur so wird auch Verbesserung möglich. Unzufriedenheit mit der politischen Situation; Unzufriedenheit mit der Gesellschaft; Unzufriedenheit mit dem Zustand der Umwelt; Unzufriedenheit mit sich selbst.

Seit ich mir das bewusst gemacht habe, fällt es mir auch viel leichter, mit Nörglern und Stänkerern umzugehen, weil ich mir immer wieder denke: Hey, wer weiß, ob die Welt nicht durch genau diesen Menschen besser wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27702
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SWR3 Gedanken

„Geh sterben, du Opfer!“ Das ist der Kommentar unter einem Artikel in einem online Nachrichtenmagazin. Furchtbar! Die Art, im Internet Kommentare zu schreiben, ist leider häufig zu einer Unart geworden. Unart, ein Wort, das ebenso antiquiert scheint, wie die damit bezeichnete Verhaltensweise. Der Duden definiert „Unart“ als: „Schlechte Angewohnheit, die sich besonders im Umgang mit anderen unangenehm bemerkbar macht“.

Oh ja. Die Kommentare unter manchen Artikeln sind derart daneben, dass ich sie hier nicht zitieren möchte. Aber der respektlos-aggressive Umgang im Netz ist anscheinend schon so gängig geworden, dass es ein eigenes Wort für diese Kommentare gibt: „Hasskommentare“. Und ihre Verfasser werden mit dem englischen Wort „hater“ also Hasser bezeichnet. Zu Recht, denn was einem da manchmal entgegenschlägt ist wirklich der blanke Hass. Besonders Personen des öffentlichen Lebens bekommen diesen ab. Manchmal beleidigen sich die Hater aber auch gegenseitig. Und zwar massiv. Dabei bleibt jeder inhaltliche Wert auf der Strecke. Oft scheint es nicht mehr um die Diskussion an sich zu gehen, sondern nur darum, wie man andere verletzen kann.

Ich frage mich, wie Menschen sich gegenseitig so hemmungslos verbal angreifen und beleidigen können. Die Anonymität im Netz scheint dabeiwie eine virtuelle Burg zu wirken, aus deren Mauern die hasserfüllten Kommentare hervorgeschossen werden. Denn ich glaube nicht, dass die Menschen sich das, was sie da von sich geben, auch direkt ins Gesicht sagen würden. Dabei wünsche ich mir, dass die Verfasser sich bewusst machen, dass sie mit jedem Kommentar eine Person treffen und nicht nur ein technisches Profil. Überhaupt wünsche ich mir, dass in unserer Gesellschaft wieder mehr Wert auf Werte gelegt wird. Werte wie, Respekt, Aufrichtigkeit und Höflichkeit. Ich erwarte keine rosarote Wattebäuschenwelt, aber ein gewisses Maß an Anstand sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Im echten Leben genauso wie auch im Internet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27701
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