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SWR3 Gedanken

Ich glaube, eine gute Beziehung zu führen ist wie kanufahren. Im ersten Moment mag das komisch klingen, aber ich finde eine Kanufahrt und eine Beziehung haben viele Gemeinsamkeiten:
Beide Partner müssen zunächst mal in die gleiche Richtung paddeln wollen. Das heißt, die beiden sollten ein gemeinsames Ziel und ähnliche Einstellungen haben. Wenn sie unterschiedliche Ansichten zur Richtung haben, dann gilt es irgendwie einen Kompromiss finden.
Dann sollte ich in einer Beziehung wie beim Kanufahren auf den anderen Rücksicht nehmen. Wir müssen zusammenarbeiten und im Gleichklang paddeln. Sonst schlagen wir wie wild mit den Paddeln ins Wasser, kommen aber keinen Meter vorwärts. Nur wenn wir einen gemeinsamen Rhythmus finden, kommen wir gut gelaunt vorwärts. Natürlich kann sich mal der eine, mal der andere kurz ausruhen und den anderen die Arbeit machen lassen. Aber im Endeffekt sollte der Weg von beiden gemeinsam befahren und gestaltet werden. Allerdings sollten wir uns nicht nur aufs Paddeln, also aufdie Arbeit und das Vorwärtskommen  konzentrieren. Ich glaube es ist wichtig, die Paddel immer mal wieder einfach einzuklappen. Sich treiben lassen. Sich selbst, die Umgebung und den Moment  genießen.
Was aber, wenn es plötzlich stürmisch wird, der Wellengang uns chaotisch von einer Seite auf die andere schleudert? Das können Meinungsverschiedenheiten, kleine Vorwürfe oder ein großer Streit sein. Dann müssen wir gemeinsam versuchen, einen Weg durch den Sturm zu finden. Versuchen, mit der Situation umzugehen, zusammenarbeiten. Das Kentern irgendwie verhindern.
Und wenn wir doch kentern sollten? Wenn die Beziehung scheitert? Natürlich kann das passieren, aber dann sollten wir eines doch noch gemeinsam tun: Aufpassen, dass keiner von uns ertrinkt, sondern beide sicher das Land erreichen, wo dannjeder seines eigenen Weges ziehen kann.                                                       

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SWR3 Gedanken

Urlaub im Kloster - wie kommt man denn auf sowas? Eine Freundin von mir macht das schon seit 8 Jahren. Einmal im Jahr nimmt sie sich zwei Wochen Urlaub und verbringt diesen tatsächlich in einem Kloster. Das ist doch stinklangweilig, denk ich mir. Was soll man denn in einem Kloster schon den ganzen Tag machen. Und Urlaub nehmen, um 14 Tage lang rumzusitzen?
Trotzdem kommt meine Freundin jedesmal extrem erholt aus diesen zwei Wochen zurück. Wenn ich sie frage, was sie gemacht hat, dann antwortet sie nur „zu mir selbst gefunden" und lächelt.
Das macht mich nachdenklich. Und ein bisschen neidisch. Ich bin eigentlich in meinem Leben völlig überbeansprucht. Ich arbeite, führe den Haushalt, organisiere und versuche Freunde zu treffen. Im Urlaub will ich dann möglichst viel erleben. Ich habe ein erfülltes und sehr aktives Leben. Aber ich könnte nicht von mir sagen, ich hätte zu mir selbst gefunden. Ich habe ja nicht mal die Zeit, mich selbst zu suchen!
Vielleicht ist genau das mein Fehler. Jede Minute in meinem Tagesablauf ist durchstrukturiert und ausgeplant. Aber Zeit, mal über mein Leben nachzudenken, habe ich eigentlich nicht. Ich stresse mich selbst, um möglichst wenig Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Aber wird Zeit wirklich dadurch nutzlos, dass ich sie nicht mit Aktivität fülle? Vielleicht ist es gerade die übrige Zeit, die unverplante Zeit, in der man zu sich selbst findet. Kleine überflüssige Zeitspannen, in denen man gerade mal nichts MUSS, aber alles KANN. Ich beschließe, die Probe aufs Exempel zu machen. Ich plane mir in meinen Tagesablauf 30 Minuten täglich ein, in denen ich NICHTS mache. Der Fernseher bleibt aus, auf das Telefon wird nicht gehört, Zeitung und Arbeitsunterlagen lege ich außer Reichweite. Ich setze mich nur aufs Sofa, schließe die Augen und versuche, mich auf mich selbst zu konzentrieren.
Ich habe diese Aktion jetzt eine Woche durchgeführt. Und was mir in diesen Minuten über mich selbst klargeworden ist, das ist wirklich erstaunlich. Jetzt verstehe ich, warum meine Freundin im Kloster Urlaub macht. Mich selbst habe ich zwar noch nicht gefunden. Aber ich bin - und ich bleibe auf der Suche.                      

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SWR3 Worte

Ich weinte über mich, über ihn. Ich weinte, weil alle meine Gefühle so durcheinander waren, weil ich nicht mehr spürte, dass ich ihn liebte, weil ich nicht mehr glücklich war. Ich weinte über die Liebe, die er mir gab und fühlte mich zugleich wie eine Verräterin, weil ich seine Zärtlichkeit wie erstarrt, ohne sie in irgendeiner Weise zu erwidern einfach entgegennahm. Ich weinte, weil ich mich so leer fühlte, zwar am Leben, aber innerlich ganz leer, zerbrechlich, wie eine hohle Eierschale, mit einem Abgrund im Innern, der mich schwindelig machte. Und die ganze Zeit streichelte er mir über den Kopf. Ohne ein Wort zu sagen. Es ist schön, wenn jemand schweigen kann. Wenn jemand keine Angst davor hat, wortlos zärtlich zu sein.

Valerie Zenatti
Leihst du mir deinen Blick? Eine Freundschaft zwischen Jerusalem und Gaza.

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SWR3 Worte

Wer dankt, denkt über sich hinaus,
lebt über sich hinaus.
Aber oft vergessen wir das Danken,
weil wir vieles nicht als Geschenk sehen.
Wir erkennen nicht
das Leben als Geschenk,
Die Gesundheit als Geschenk,
die Freude als Geschenk,
die Liebe als Geschenk,
die Eltern als Geschenk,
die Arbeit als Geschenk.
Alles ist eingeebnet
im Bewusstsein größter Selbstverständlichkeit
und eigener Leistung.
Man hat nichts zu verdanken.

Danken - von Theresia Hauser
Schauen - Fühlen - Denken - Beten

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SWR3 Worte

Manche Menschen wissen nicht,
wie wichtig es ist ,
dass sie da sind.
Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es ist,
sie nur zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht,
wie tröstlich
ihr gütiges Lächeln wirkt.
Manche Menschen wissen nicht,
wie wohltuend
ihre Nähe ist.
Manchen Menschen wissen nicht,
wieviel ärmer wir
ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht,
dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
Sie wüssten es ,
würden wir es Ihnen sagen.

Petrus Celeen
Ein Geschenk des Himmels

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SWR3 Worte

Im Buch „Anna schreibt an Mister Gott", versucht die 6jährige Anna ihr Verständnis vom Blick auf die Welt und sich auf selbst zu erklären. Sie schreibt:

Lieber Mister Gott,
Fynn sagt, wenn man in einem Haus wohnt, wo die Scheiben ganz schmutzig sind und guckt raus, dann meint man, die Welt draußen ist so schmutzig, dabei ist sie es gar nicht. Und wenn man von draußen reinguckt ins Haus, dann denkste, es ist innen ganz schmutzig, aber das stimmt auch nicht. Es sind immer nur die Fenster, die schmutzig sind. Fynn sagt deshalb, dass alle Menschen zwei verschiedene Arten von Fenstern haben: Die Augenfenster und das Herzfenster. Die Augenfenster sind da, um rauszugucken und das Herzfenster ist da, um nach innen reinzugucken.
Manchmal guck ich lieber durchs Herzfenster als durch die Augenfenster. Weil draußen kenn ich bald alles, was es zu sehen gibt. Aber wenn ich durchs Herzfenster nach innen reinguck, dann seh ich immer wieder Neues bei mir. Denn von innen kennt sich niemand so gut, wie er seinen Garten kennt oder die Leute von gegenüber.

FYNN: Anna schreibt an Mr. Gott, Neues von Anna über Gott und den Lauf der Welt.

 

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SWR3 Worte

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand, die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
und er hört, wenn du ihn rufst in der Nacht, der Engel.

Er steht im Weg und er sagt: Nein!, der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie Stein,
es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel.

Rudolf Otto Wiemer
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, Geschichten und Gedichte zur Weihnachtszeit.

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SWR3 Worte

Eine e-mail ist schnell geschrieben. Man kann mit ihr so leicht betrügen.
Es gibt uns alle nur einmal auf der Welt, aber man kann zehn, hundert, tausend e-Mail Adressen haben, tausend Pseudonyme. Man kann sich im Netz neue Identitäten ausdenken, lügen, mit Leuten diskutieren, die vielleicht auch alle lügen. Jeder fühlt sich hinter seinem Bildschirm in Sicherheit, keiner geht ein Risiko ein.
Man sagt, was man denkt, was man fühlt, was man mag, was man nicht mag: Farben, Blumen, Tiere, Sänger, Schauspieler; beschreibt das wirklich, wer wir sind? Aber man braucht keine Beziehung einzugehen. Es sitzt einem niemand gegenüber, keiner kann einem in die Augen schauen, um herauszufinden, ob man lügt oder die Wahrheit sagt.
Gegenüber ist nur der Bildschirm. Ein Spiegel.

Valerie Zenatti: Leihst du mir deinen Blick? Eine Freundschaft zwischen Jerusalem und Gaza.

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SWR3 Worte

Vom früheren Bischof Georg Moser ist folgende Geschichte:

Ein junger Mann fragte einen älteren, von dem er dachte, er könne etwas über Gott sagen: „Wo ist Gott?". Der Gefragte antwortete: Gott ist hinter mir, denn von ihm komme ich, und er ist mir Rückhalt und Kraft. Gott ist vor mir, denn von ihm kommt der Strom der Gaben und Aufgaben auf mich zu, auch in den Menschen, die mir begegnen. Und zu Gott hin bin ich unterwegs, auf ihn gehe ich zu. Gott ist unter mir, denn er trägt mich. Gott ist über mir, denn er sieht mich und lenkt mich. Gott ist rings um mich, er umarmt mich. Gott ist in mir, er gibt mir Freude und Vertrauen. Willst auch du solches erfahren, so gehe in die Stille, denke an Gott, der hinter dir ist und vor dir, unter dir und über dir, rings um dich und in dir, und sprich dabei: „Mein Gott, da bin ich!", dann wirst du nicht nur wissen, wo Gott ist, sondern auch wie er da ist...

Bischof Dr. Georg Moser: Wie finde ich zum Sinn des Lebens?

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