Alle Beiträge

Die Texte unserer Sendungen in den SWR-Programmen können Sie nachlesen und für private Zwecke nutzen.
Klicken Sie unten die gewünschte Sendung an.

Filter
zurücksetzen

Filter

Datum

SWR3

  

Autor*in

 

Archiv

SWR3 Worte

Ich traf einen jungen Mann,
kerngesund, modisch gekleidet, Sportwagen,
und fragte beiläufig, wie er sich fühle:
Was 'ne Frage, sagte er, Beschissen! 

Ich fragte, ein wenig verlegen,
eine schwerbehinderte ältere Frau
in ihrem Rollstuhl, wie es ihr gehe:
Gut, sagte sie, es geht mir gut. 

Da sieht man wieder, dachte ich
bei mir,
immer hat man mit den falschen Leuten Mitleid. 

Begegnungen von Lothar Zenetti

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13865
weiterlesen...

SWR3 Worte

„Abschiednehmen ist immer auch ein bisschen Sterben" - so sagt ein französisches Sprichwort. Dieses Sprichwort erinnert uns daran, dass mit einem Abschied etwas Neues beginnt, aber dass wir dabei auch etwas zurücklassen müssen. Das kann wehtun. Jeder Abschied ist mit Schmerzen verbunden, und es gibt kein Menschenleben, das von solchen Schmerzen nicht betroffen wäre. Aber es ist wie bei einer Reise: Wir sollen nicht nur zurückschauen auf das, was wir hinter uns zurücklassen, wir dürfen auch erwartungsvoll nach vorne schauen. 

Abschied nehmen - von Helga Kohler Spiegel

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13864
weiterlesen...

SWR3 Worte

Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gesund machen, krank machen und lebendig machen kann?
Wussten Sie schon, dass die Nähe eines Menschen gut machen, böse machen, traurig machen und froh machen kann?
Wussten Sie schon, dass die Stimme eines Menschen einen anderen Menschen wieder aufhorchen lässt, der für alles taub war?
Wussten Sie schon, dass das Zeithaben für einen Menschen mehr ist als Geld, mehr als Medikamente, unter Umständen mehr als eine geniale Operation?
Wussten Sie schon, dass das anhören eines Menschen Wunder wirkt, dass das Wohlwollen Zinsen trägt, dass ein Vorschuss an Vertrauen hundertfach auf uns zurückkommt?
Wussten Sie schon, dass tun mehr ist als reden?
Wussten Sie das alles schon? 

Wussten Sie schon? - von Wilhelm Wilms

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13863
weiterlesen...

SWR3 Worte

Kinder gehören (...) zu den natürlichen Gegnern der Beschleunigungsgesellschaft. Statt sich von der Uhr hetzen zu lassen, folgen sie ihren natürlichen Bedürfnissen und ihrem eigenen Takt. Gerade deshalb werden sie in der Erwachsenenwelt oft als so störend und irritierend empfunden. Sie widersetzen sich jäh jeder Art von Zeitdruck und erinnern uns daran, dass wir früher selbst einmal so waren. [...] Statt uns ein Beispiel an unseren Kindern zu nehmen, pressen wir häufig schon die Jüngsten in ein enges Raster aus Terminen und Verpflichtungen, um sie fit für die spätere Karriere zu machen. Dabei sind Kinder von Haus aus kreativ genug, sich eigene Herausforderungen zu suchen und sich selbst zu beschäftigen. Wir sollten uns daher lieber öfter die Kinder zum Vorbild nehmen und uns auf ihr Tempo einlassen. Das kann ebenso fröhlich wie entspannend sein. 

Das Tempo der Kinder - von Ulrich Schnabel

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13862
weiterlesen...

SWR3 Worte

Einmal wird uns gewiss die Rechnung präsentiert
für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter,
die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen,
für den Schnee und den Wind, den Vogelflug
und das Gras und die Schmetterlinge,
[Einmal wird uns gewiss die Rechnung präsentiert]
für die Luft, die wir geatmet haben,
und den Blick auf die Sterne
und für alle die Tage, die Abende und die Nächte.

Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen;
bitte die Rechnung.
Doch wir haben sie ohne den Wirt gemacht:
Ich habe euch eingeladen, sagt der
und lacht, soweit die Erde reicht:
[ich habe euch eingeladen]
Es war mir ein Vergnügen!

 Am Ende die Rechnung von Lothar Zenetti

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13861
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

Manchmal ist miralles zu viel. Alle wollen irgendetwas von mir. Ich soll rennen, arbeiten, organisieren, funktionieren: Ich hab das Gefühl die Erde dreht sich immer schneller und ich renne und renne tagelang auf derselben Stelle. Hektik, Hysterie und keine Besserung in Sicht. Es gibt Momente, in denen ich das Gefühl habe, komplett die Kontrolle über mein Leben zu verlieren. Ich denke nicht mehr nach, fühle nichts mehr, funktioniere einfach nur, um es allen möglichst recht zu machen.
In diesen Momenten tu ich es einfach: ich laufe zur Kirche in meinem Dorf. Ich öffne die Kirchentür, gehe in den Raum und fühle es schon: Die Stille und Ruhe des Raumes greift auf mich über. Ich spüre, wie die Ruhe dieses Raumes mich langsam ausfüllt und mich selbst ruhig werden lässt. Es fühlt sich an, als ob ich selbst ein Teil der Stille werde. Aller Stress, alle Anforderungen meines Lebens fallen von mir ab. Ich bin völlig entspannt und ruhig. Hier, in diesem leeren Kirchenraum finde ich zu mir selbst zurück. Hier will keiner was -  hier muss ich nichts - hier bin ich einfach. Ganz ehrlich und unverfälscht. Es ist keiner da, dem ich was vorspielen muss, niemand, der etwas verlangt, keiner, den ich beeindrucken muss. Gott kennt mich sowieso, dem brauche ich und kann ich nichts vormachen.  Manchmal sitze ich einfach nur so da und genieße die Stille. Manchmal fange ich aber auch an zu beten. Ich erzähle Gott von dem, was mich bedrückt. Klage ihm meine ganzen Probleme. Bitte ihn um Kraft, das alles durchzustehen. Vor Gott muss ich mich auch nicht schämen, in diesen Momenten meine Schwächen zu zeigen - er kennt meine Fehler sowieso. In dieser Stille und unter den Augen Gottes, finde ich zu mir selbst zurück. Und es tut gut ich selbst zu sein. So wie ich bin, ohne Fassade. In diesen Momenten bin ich absolut echt.                                                         

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13514
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

Warum hat Gott eigentlich zuerst Adam und dann Eva erschaffen? Na ist doch klar: Weil jeder Künstler vor seinem Meisterwerk zuerst einen groben Entwurf macht.
Über diesen Witz kann ich immer noch lachen. Weil ich eine Frau bin natürlich. Bei Männern existiert dieser Witz in etwas anderer Form. Da heißt es: Warum hat Gott zuerst Adam und dann Eva erschaffen? Na ist doch klar, weil erst das Wichtige und dann das Nebensächliche erledigt wird. Über diese Variante werden vermutlich eher Männer lachen.
Wie man es dreht und wendet, Männer und Frauen sind einfach unterschiedlich. Und ich finde, das ist gut so. Im Prinzip ist es doch egal, wer zuerst da war. Viel wichtiger finde ich einen ganz anderen biblischen Satz über die Erschaffung des Menschen. Ganz am Anfang der Bibel steht über den Menschen: „ Als Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie."
In diesem Satz sind für mich zwei Aussagen zu finden: Einmal, dass der Mensch nach dem Bild Gottes geschaffen ist, also Menschen an sich gottähnlich sind. Und zweitens, steht da nur, dass er ihn, also den Menschen, als Mann und Frau erschaffen hat. Ich finde das faszinierend. Da steht ja nicht „er erschuf Menschen, Männer und Frauen. Da steht, dass Gott den Menschen ALS Mann und Frau erschaffen hat. Heißt das nicht, dass der Mensch an sich aus Mann und Frau besteht? Oder eben die MenschHEIT aus Männern und Frauen?
Jetzt mal ganz ohne die Frage, ob man die Bibel wortwörtlich nehmen darf: Das ist es, was ich mir für die Menschheit und die heutige Gesellschaft wünsche: Männer und Frauen, die sich gegenseitig ernst nehmen und wertschätzen. Nicht in ihrer geschlechtlichen Prägung als männlich oder weiblich. Nicht aufgrund ihrer weiblichen Intuition oder ihrer männlichen Kraft.  Sondern einfach als eigene Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Charaktermerkmalen. Ich finde jeder Mensch ist ein wichtiger und selbstständiger Teil der Menschheit vielleicht auch ein göttliches Meisterwerk.
Wenn Menschen sich ehrlich wertschätzen, dann können sie von mir aus ruhig kleine Witzchen übereinander machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13513
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

Kann mir bitte mal jemand sagen, wer ich bin? Ich hab das Gefühl, ich weiß es selbst nicht mehr. Ich hab 4 e-mail-Adressen: Eine private, eine fürs Geschäftliche, eine für Hobbies und Freunde und eine total veraltete, die ich kaum nutze. Zudem bin ich in drei sozialen Netzwerken angemeldet, selbstverständlich bei jedem mit einem anderen Namen. Mal mit richtigem Namen, mal mit Spitznamen und einmal mit Spaß-Pseudonym. Wenn ich meine Mail-Adressen und meine Accounts zusammenrechne, dann komme ich auf 7 verschiedene Identitäten. Da kann man ja schonmal durcheinanderkommen, wer man ist.
Es ist tatsächlich so, dass ich in meinen unterschiedlichen Profilen bei den sozialen Netzwerken ganz unterschiedlich wirke. Alle Profile vermitteln ein anderes Bild von mir. Ich forciere das ja auch. Die Profile sind eine Möglichkeit mich so darzustellen, wie ich jeweils wirken will: Auf Geschäftspartner und Kunden seriös und zuverlässig. Auf Freunde und Bekannte locker, lustig und unbeschwert. Und in meinem Spaß-Profil kann ich sogar so tun, als wäre ich jemand ganz anderes.  Mit Fotoshop kann ich mich sogar so aussehen lassen wie ich will. Ein Riesenspaß. Aber irgendwie auch - unheimlich.
So langsam habe ich nämlich das Gefühl, dass ich immer öfter verwirrt bin. Dass mein tatsächliches Ich hinter unwirklichen Aussagen verschwindet, die nur im Netz existieren. Meine Freunde und Bekannten im Netz reagieren ja auch auf die dargestellte Identität. Und bei manch einem habe ich das Gefühl, dass er sich nur für die Person interessiert, die ich da darstelle. Nicht für mich selbst. Also für mein reales Selbst. Dabei ist es doch das, was wirklich zählt. Dass sich jemand für MICH interessiert. Für mich als Person, mit meinem ganz eigenen Aussehen, meinen Stärken, Schwächen, Fehlern und Fähigkeiten. Ich wünsche mir echtes Interesse an meine tatsächlichen Wünschen, Träumen und Fähigkeiten. Und die kann ich eben nur in ganz persönlichen Begegnungen zeigen. Nicht in einem spaßhalber entworfenen Wunschbild von mir.
Kann mir mal bitte mal jemand sagen, wer ich bin? Diese Anfangsfrage hab ich ja nicht ernst gemeint. - NOCH NICHT.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13512
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

„Und, wie geht's dir so?" keine Ahnung, wie oft ich diese Frage schon gestellt habe. Keine Ahnung, wie oft man mir diese Frage schon gestellt hat. Meistens antworte ich dann „gut, danke, und dir?". Kurz, höflich und eigentlich gelogen. Wenn ich ehrlich wäre, müsste ich oft flüchtigen Bekannten meine Sorgen und Probleme offenbaren. Und das will ich nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass „Hallo, wie geht's?" eine ehrlich gemeinte Frage ist. Das ist eher eine Begrüßungsfloskel, die sich gesellschaftlich etabliert hat. Aus wirklichem Interesse fragen doch die wenigsten wie es einem geht. Eigentlich schade.
Aber ich ertappe mich selbst auch dabei, dass ich erleichtert bin, wenn mein Gegenüber einfach sagt: „Danke, mir geht es gut, und dir?" Warum ich dann erleichtert bin? Es könnte ja sein, dass mein Gegenüber mich in ein ewig langes Gespräch über seine Probleme und Gefühle verwickelt. Dass er mich vielleicht sogar um Rat bittet. Wenn ich dann nur der Höflichkeit wegen gefragt habe, wie es ihm geht, dann kann das echt blöd ausgehen. Dann wird aus meinem beabsichtigten Smalltalk plötzlich ein tiefsinniges Gespräch, in das ich Zeit und Emotionen investieren muss. Irgendwie ist das traurig. Wie kann es sein, dass mir die Gefühle und Probleme von anderen Menschen unangenehm sind? Bin ich so egoistisch? Ich vermute, es hängt von der Situation ab, in der mir jemand seine Gefühlslage ehrlich offenbart. Und natürlich von der anderen Person. Wenn ich meine beste Freundin frage, wie es ihr geht, dann interessiert mich das wirklich. Dann höre ich mir ihre Sorgen gerne an und versuche, ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Aber wenn ich einen flüchtigen Bekannten auf dem Parkplatz frage, wie es ihm geht, dann dann muss er mir nicht von seinen Problemen erzählen. Sicher wird er auch Menschen haben, denen er offen und ehrlich sagen kann wie es ihm wirklich geht. Ich finde, dass die Frage „Wie geht's?" ruhig eine Höflichkeitsfloskel bleiben darf.
Ich wünsche mir nur, dass jeder Mensch auf der Welt mindestens eine Person hat, die ihm die Frage „Wie geht's?" in vollem Ernst und mit aufrichtigem Interesse stellt. Und dass jeder Mensch auf der Welt den Mut hat, dann auch ehrlich zu antworten.                                                                                           

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13511
weiterlesen...

SWR3 Gedanken

Ich war das nicht. Er hat angefangen. Keine Ahnung, wie das passieren konnte.Solche Sätze hören wir von Kindern doch ständig. Etwas ist kaputt und keiner will es gewesen sein. Zwei streiten sich und keiner will angefangen haben. Etwas ist schief gegangen und keiner will die Verantwortung dafür übernehmen. So sind Kinder halt. Kinder? Also ich arbeitevielmit erwachsenen Menschen zusammen. Und diese Ausflüchte höre ich trotzdem fast täglich. Ich erlebeselten, dass jemand offenherzig zugibt, dass er höchstpersönlich einen Fehler gemacht hat. Ich erwische mich sogar selbst oft dabei, dass ich nach irgendetwas oder irgendjemandem suche, auf den ich die Schuld schieben kann. Wenn ich zu spät komme ist zum Beispiel automatisch der Verkehr schuld. Dabei müsste ich wissen, dass zur Feierabendzeit immer Stop and Go auf meiner Strecke herrscht. Diese Ausflucht benutze ich nur, damit die anderen mich nicht für unpünktlich halten.  Bevor ich riskiere, dass mich jemand für einen unpünktlichen, tollpatschigen oder unzuverlässigen Menschen hält, schiebe ich lieber irgendetwas anderes vor. Um mich selbst zu entlasten. Dabei ist es doch eigentlich nicht so schlimm, wenn man mal was falsch macht. Jeder Mensch macht Fehler. Und bestimmt sind außer mir auch schon andere zu spät gekommen. Aber ich will ja, dass die anderen ein gutes Bild von mir haben. Mich für ehrlich, zuverlässig und pünktlich halten. Für einen guten Menschen, der sein Leben im Griff hat.
Aber ich glaube, dass der Angst vor Fehlern ein großer Irrtum zugrunde liegt. Wenn ich einen Fehler mache, dann bin ich doch deshalb kein schlechter Mensch. Ich hab nur Angst, dass die anderen das von mir denken. Aber ob man eine konkrete Sache schlecht MACHT oder ein schlechter Mensch IST, das ist doch ein ganz großer Unterschied.
Ich könnte doch einfach sagen: Du hast da echt nen Fehler gemacht, aber du bist trotzdem ein toller Mensch.
Wenn ich wüsste, dass andere Menschen so denken, dann würde es mir leichter fallen, zu meinen Fehlern zu stehen.                                                                                  1:39

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13510
weiterlesen...