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SWR3

  

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SWR3 Gedanken

Eine Szene als es das letzte Mal richtig geschneit hatte: Mit der Biomüllschüssel in der Hand stehe ich in der offenen Terrassentür. 20 Meter weißer Schneetrennen mich vom Kompost. Aber wie jetzt da hin kommen, ohne nasse Füße? Natürlich: Mit sanfter Gewalt. Mir völlig darüber bewusst, wie bescheuert das aussehen muss, nehme ich die Kehrschaufel und schiebe mir eine kleine Bahn zum Kompost. Nach vollendeten Tatsachen steh ich wieder in der Tür und betrachte mein Werk. Mitten durch die schöne weiße Schneedeckezieht sich eine Spur der Zerstörung. Gras und matschige braune Erde  durchbrechen das gleichmäßige Weiß. Ich hab zwar mein Ziel erreicht: Die Füße trocken und der Müll weg, aber mit hässlichen Spuren. Plötzlich kommt mir eine viel bessere Idee. Ich hätte auch einfach eine Schneekugel auf dem Weg rollen können. Dann wär es eine gleichmäßige Bahn und ich hätte wenigstens am Kompost einen Schneemann draus bauen können.
Ich ärger mich über mein überstürztes Handeln. Und auf einmal verstehe ich das Sprichwort: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, lässt sich etwas Schönes bauen". In meinem Fall hätte es ein Schneemann sein können.
Ich beschließe, dass ich das nächste Mal zuerst genau betrachte, was da in meinem Weg liegt, anstatt es einfach so weg zu schaufeln.
„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen". Wie wahr das ist. Und ich glaube nicht, dass sich das Sprichwort nur auf materielle Dinge bezieht. Auch in Beziehungen oder im Beruf  hab ich manchmal das Gefühl, dass mir Steine in den Weg gelegt werden. Ich habe ein Ziel und das will ich erreichen. Und plötzlich tun sich Probleme auf, mit denen ich vorher nicht gerechnet hab. Normalerweise versuche ich, die Probleme möglichst schnell aus dem Weg zu schaffen, um mein Ziel zu erreichen. Aber vielleicht lassen sich tatsächlich auch diese Probleme in etwas Schönes und Sinnvolles umwandeln.

Ich hab zwar noch keine Ahnung, wie das dann gehen soll. Aber bei den nächsten Problemen werd ich erstmal überlegen, bevor ich versuche, einfach alles aus dem Weg zu schieben.

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SWR3 Gedanken

„Lasst die Gespräche nicht sterben!" Manchmal würde ich diesen Wunsch gerne rausschreien.  Was vor Jahren noch wie Science-Fiktion geklungen hat, ist heutzutage ein alltägliches Bild: Menschen treffen sich in einem Cafe und schweigen sich an. Nicht, weil sie sich nichts zu sagen hätten. Sie schweigen, weil jeder damit beschäftigt ist, auf seinem Smartphone rumzutippen. Unzählige Wörter werden in die Tasten gehackt, aber die Münder bleiben stumm.  Anstatt zu sprechen, schickt der moderne Mensch sich Nachrichten. Kostet ja nichts in Zeiten von Flatrates. Trotzdem ist es mir echt immer peinlich, wenn ich mich beim Tippen erwische, während meine Freundin mir gegenübersitzt.

Ich glaube, dass wir diese Sprachverweigerung teuer bezahlen. Geschriebene Wörter können niemals die Gefühle vermitteln, die gesprochene Wörter enthalten. Da helfen auch keine Emoticons, diese kleinen Bildchen von Smileys, Herzchen oder Blumen.

Miteinander Reden ist überlebenswichtig. Das ist eigentlich schon seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Damals hat König Friedrich II. Ein Experiment mit Babys durchgeführt. Er wollte herausbekommen, welche Sprache die Babys sprechen, wenn sie keine Sprache lernen. Dazu hat er Babys zu Ammen gegeben. Diese sollten sie stillen und körperlich versorgen, aber es war ihnen verboten, mit den Babys zu sprechen. Das  traurige Ergebnis dieses makabren Experiments: die Babys sind gestorben!

Und was lerne ich daraus?  Wie schädlich es ist, wenn ein überlebenswichtiger Teil unseres Lebens, das Miteinander Reden -  verkümmert.Und genau das macht mir Angst. Wie weit werden wir gehen? Laden sich Kinder bald ihre Gute Nacht Geschichten selbst aus dem Internet runter? Reden wir uns ein, dass ein Eintrag im sozialen Netzwerk das Gespräch mit einer liebevollen Mutter ersetzen kann? Geben wir uns damit zufrieden, Menschen Freunde zu nennen, weil sie unseren Namen angeklickt haben?  Lasst die Gespräche nicht sterben!                                                  

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SWR3 Gedanken

„Schneller, effektiver, billiger, mehr" Das ist das Prinzip der Zeit und daran passe ich mich an. Ich hab mir schon seit Jahren angewöhnt, eine to-do LIste für jeden Tag zu machen. Und die wird dann einfach so schnell und gut wie möglich abgearbeitet: Ich bin Lehrerin. Also bis 15.20 Uhr Unterricht. Dann nach Hause, E-mails checken, Unterricht vorbereiten, kopieren, dann 3 Klassenarbeiten korrigieren. Essen, spülen, drei weitere Arbeiten korrigieren, nochmals mails checken und beantworten, Theaterprobe festlegen, Elternbrief verfassen, staubsaugen und dann ab ins Bett.

Wenn ich das auf der Liste sehe, wirkt es viel, aber das ist ein ganz durchschnittlicher Tag. An besonders stressigen Tagen überklebe ich die Liste mit Post-Its, weil nicht alles Platz hat. Trotzdem bekomme ich alles hin, wenn ich nicht trödle und zielorientiert nach vorne schaue. Sobald ein Punkt abgehakt ist, stürze ich mich in die nächste Aufgabe.  Ich bin es gewohnt, zielorientiert nach vorne zu schauen. Das Vergangene kann ich eh nicht mehr ändern. Dabei gibt es aber ein Problem: Wenn ich mich immer nur auf die Zukunft konzentriere, dann hab ich ständig vor Augen, was ich alles noch will, was ich muss und was auf mich zukommt. Das bringt eine ständige Unruhe mit sich. Alles ist noch ungewiss, noch unerledigt, bleibt Wunsch und Ziel. Manchmal kommt mir das komisch vor. Eigentlich ist es ein schöner Moment, wenn ich ein Häkchen hinter eine Aufgabe machen kann. Aber ich nehme mir nie wirklich Zeit, diesen Moment richtig zu genießen. Ich hab so viel Zeit und Energie in die Aufgabe investiert, wo bleibt die Zeit, mich über die Lösungen zu freuen? Manchmal lohnt es sich, einen Blick zurück zu werfen. Dann sehe ich, was ich geschafft habe. Und das gibt mir ein Gefühl der Zufriedenheit.

Natürlich darf ich mich darauf nicht ausruhen. Aber mit dem Bewusstsein, dass ich bereits etwas erledigt habe und etwas kann, schaue ich viel optimistischer auf das, was als nächstes kommt.

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SWR3 Gedanken

„Muss ich als Katholik eigentlich an den Papst glauben?" Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. Ich wollte meinen Schülern die Möglichkeit geben, Fragen zum Thema Papst aufzuschreiben. Diese sollten dann in der nächsten Schulstunde beantwortet und diskutiert werden. Als ich zuhause die Zettelchen sortieren will, stoße ich auf diese Schülerfrage: „Muss ich als Katholik eigentlich an den Papst glauben?" Ich bin gläubige Katholikin, aber ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen, an den Papst zu glauben. Der Papst ist doch nicht Gott. Der Papst ist das Oberhaupt der katholischen Kirche. Gott dagegen ist kein Amt, sondern der Grund und Inhalt des Glaubens und per Definition  nicht fassbar. Dass jemand fordert, an den Papst zu glauben, ist also unsinnig. Das werd ich in der Klasse unbedingt ansprechen. 

Denn michbeschäftigt diese Frage. Und irgendwie macht sie mich auch traurig. Der Schüler hat doch gefragt, ob man an den Papst glauben muss. In diesem Wort schwingt ein Zwang mit, der für mich überhaupt nicht mit dem Glauben zusammen passt. Warum sollte ich an etwas glauben MÜSSEN? Ich habe noch nie erlebt oder gehört, dass Gott jemanden gezwungen hätte, an ihn zu glauben. Das widerspricht meiner Meinung nach der Bedeutung von Glauben an sich. Glauben bedeutet doch, dass ich etwas gerade nicht weiß und mir trotzdem sicher bin, dass es wahr ist.

Ich würde sagen, „glauben" ist eher ein innerer Zustand, den ich nicht machen oder fordern und schon gar nicht erzwingen kann.

Es ärgert mich, wenn Religion dazu missbraucht wird, Menschen zu etwas zu zwingen.  Aber das geht eben von den Menschen aus, die sich hinter Ämtern verbergen. Nicht von  Gott.

Gott zwingt nicht. Für mich ist der Glaube wie ein Geschenk, das Gott mir angeboten hat. Ich hab es angenommen, aber es steht jedem frei, es abzulehnen.

Ich muss so viel im Leben, aber nicht glauben. Glauben darf ich.

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SWR3 Worte

Ein Irischer Segen

Das ist mein Wunsch für dich: 
Dass jede Träne, die du weinst,
deine Seele reinwasche von allem Kummer
und du wieder lächeln kannst trotz aller Sorgen.
Dass jede Gabe, die Gott dir schenkt,
mit dir wachse und dir dazu diene,
denen Freude zu schenken, die dich mögen. 
Dass du immer einen Freund hast,
der es wert ist, so zu heißen,
dem du vertrauen kannst.
Dass du immer eine Freundin hast,
die dir hilft, wenn du traurig bist,
die mit dir gemeinsam den Stürmen des Alltags trotzt.
Dass du in jeder Stunde der Freude und des Schmerzes
die Nähe Gottes spürst.
Das ist mein Wunsch für dich und für alle, die dich mögen.

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SWR3 Worte

Vergesst nicht, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil sie nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt voll Begeisterung von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht mehr bei Euch sein werden. Schenkt dem Menschen neben Euch eine innige Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz, der von Eurem Herzen kommt und Euch nichts kostet. Sagt dem geliebten Menschen: „Ich liebe Dich" und meint es auch so. Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können alles Böse wiedergutmachen. Geht Hand in Hand und schätzt die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird dieser Mensch nicht mehr neben Euch sein. 

Das Paradoxon der Zeit von Dr. Bob Moorehead.

 

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SWR3 Worte

Jede Zeit hat ihre eigenen Schönheitsideale. Und nach diesen Idealen werten die Menschen unbewusst. Es ist schmerzlich, wenn ich diesem Schönheitsideal nicht entspreche. Aber wenn Sie diese Ideale nüchtern betrachten, so sind sie doch sehr relativ. Warum ist Kleinsein schlechter als Großsein? Was macht die eigentliche Größe eines Menschen aus? Was macht mich wertvoll? Es ist nicht die Gestalt des Körpers, sondern meine Person, die natürlich in einem Leib lebt. [...]

Spüren Sie, welche Form für Sie stimmt. Und dazu sagen Sie ja, auch wenn ihre Umgebung andere Maßstäbe haben sollte.

Jeder Mensch ist schön, wenn er ganz er selbst ist. Die Liebe macht Menschen schön. Wenn Sie also mit der Liebe in Berührung kommen, die schon in Ihnen ist, und wenn diese Liebe durch Sie in diese Welt strahlt, dann sind Sie schön.

 Anselm Grün - Schönheit ist Ansichtssache

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SWR3 Worte

Es war einmal ein Mann, der hatte einen Traum. Diesen Traum hatte er schon sehr lange und er dachte immer wieder wehmütig an ihn.

Der Traum selbst hatte sich riesig darüber gefreut, von dem Mann erdacht zu werden und er war ganz aufgeregt, denn irgendwann musste er ja umgesetzt werden. Doch schnell erkannte der Traum, dass der Mann zwar viel an ihn dachte, aber nie wirklich etwas dafür tat, ihn Wirklichkeit werden zu lassen.

Das machte den Traum sehr traurig, denn er wollte doch so gerne wahr werden.
Er half dem Mann, so gut er konnte, indem er in den Gedanken des Mannes immer wieder wundervolle Bilder von seiner Erfüllung erscheinen ließ. Auch arbeitete er mit den Ideen zusammen, die gemeinsam immer wieder neue Vorschläge machten.
Doch nichts geschah.
Eines Tages wurde es dem Traum zu dumm und er machte sich auf die Suche nach einem anderen Menschen. 

Tanja Konnerth  

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SWR3 Worte

Wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten. Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert. Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns.  Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien, mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit [...].

Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen. Findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems berauben.

Das Paradoxon der Zeit von Dr. Bob Moorehead.

 

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SWR3 Worte

Der gute alte Goethe sagte einmal über die Kinder: 

Meinem Herzen sind die Kinder am nächsten auf der Erde. Wenn ich ihnen zusehe und in dem kleinen Dinge die Keime [...], aller Kräfte sehe, die sie einmal so nötig brauchen werden; wenn ich in dem Eigensinne künftige [...] Festigkeit des Charakters, in dem Mutwillen (...) Humor und Leichtigkeit, über die Gefahren der Welt hinwegzuschlüpfen erblicke, [...]

Immer, immer wiederhol' ich dann die goldnen Worte des Lehrers der Menschen: Wenn ihr nicht werdet wie eines von diesen!

Und nun..., sie, die Kinder, die unseresgleichen sind, die wir als unsere Muster ansehen sollten, behandeln wir als Untertanen. Sie sollen keinen Willen haben! - Haben wir denn keinen? - Guter Gott von deinem Himmel! Alte Kinder siehst du und junge Kinder und nichts weiter; und an welchen du mehr Freude hast, das hat dein Sohn schon lange verkündigt.

Johann Wolfgang von Goethe

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