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SWR3

  

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SWR3 Gedanken

Beim Lernen mit einer Freundin arbeiten wir einen Aufsatz über Menschenrechte durch. Dabei stolpere ich über folgenden Satz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar" Grundgesetz Artikel 1. Ein wunderschöner und sehr wichtiger Satz, wie ich finde. Aber was ist das eigentlich, diese Würde? Wenn ich im Duden nachschaue, steht da: Achtung gebietender Wert, der einem Menschen innewohnt und die ihm deswegen zukommende Bedeutung. Klingt ziemlich kompliziert. Es gibt also eine Würde, die jedem Menschen innewohnt, die er einfach hat. Und weil jeder Mensch diese Würde hat, gibt es bestimmte Regeln dafür, wie man mit Menschen umgehen darf und wie eben nicht, weil es ihre Würde verletzen würde. Juristisch werden da Grundrechte formuliert, wie das Recht auf die Unverletzlichkeit des Lebens. Hört sich wieder sehr kompliziert an. Trotzdem finde ich es faszinierend, dass sich Justiz, Politik, Gesellschaft und Religion in diesem Punkt absolut einig sind: Jeder Mensch hat eine angeborene Würde, die weder gegeben noch genommen werden kann. Egal ob gläubig oder ungläubig, jung oder alt, männlich oder weiblich. Und weil diese Würde geschützt werden muss, darf auch keinem Menschen Schaden zugefügt werden. Weder körperlich noch seelisch.

Aus christlicher Sicht hat der Begriff der Würde eine besondere religiöse Begründung, die ich leicht verständlich finde. Weil nach dieser Sicht das Leben von Gott kommt und er den Menschen nach seinem Bilde geschaffen habe, sei in jedem Menschen ein Teil Göttliches zu finden, quasi eine Art göttlicher Anteil in jedem einzelnen von uns. Ich persönlich glaube daran und finde es schön, dass ich nicht nur ein zufälliger Zellhaufen bin, sondern ein Wesen mit einer von Gott geschenkten Würde, die mir niemand nehmen kann. Zugleich macht es mir bewusst, dass es richtig und wichtig ist, die Würde jedes Menschen zu achten und zu schützen. Egal welchen Glaubens, Alters oder Geschlechts. Egal, ob das als Gesetz formuliert ist oder als ungeschriebene Abmachung gilt. Denn völlig egal, wie verschieden wir Menschen auch sein mögen - durch die Würde sind wir alle gleich wertig.

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SWR3 Worte

„Wunder kann man nicht machen. Wunder geschehen vor allem dort nicht, wo Menschen hektisch hin- und herlaufen, wo sie etwas erzwingen, wollen. Wunder geschehen dort, wo jemand warten kann. [...]

Mit dem Warten tun sich heute viele Menschen schwer. Sie meinen, alles müsse in möglichst kurzer Zeit vollbracht werden. Doch wo etwas wirklich wachsen soll, braucht es das geduldige Warten. Beziehungen zwischen Menschen brauchen Zeit zum Wachstum. Ein Gruppenprozess braucht Zeit. Viele Firmen beugen sich heute dem Druck, innerhalb von zwei Jahren Erfolge vorzuweisen. Doch sind diese oft nur kurzfristig. Was in zu kurzer Zeit erworben wurde, geht auch schnell wieder verloren. Wachstum braucht Zeit." 

Anselm Grün: Warten

 

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SWR3 Worte

Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
(..)

Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!

Elli Michler: Ich wünsche dir Zeit.

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SWR3 Worte

Der Arzt und TheologeAlbert Schweizer hat folgendermaßen begründet warum er ein freier Mensch ist: 

„Ich will unter keinen Umständen ein
Allerweltsmensch sein. Ich habe ein Recht darauf,
aus dem Rahmen zu fallen - wenn ich es kann.
Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten.
Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas
sehnen und es verwirklichen, Schiffbruch erleiden
und Erfolg haben. Ich lehne es ab, mir den eigenen
Antrieb mit Trinkgeld abkaufen zu lassen.
Lieber will ich den Schwierigkeiten des Lebens
entgegentreten, als ein gesichertes Dasein führen;
[...] Ich will weder
meine Freiheit gegen Wohltaten hergeben
noch meine Menschenwürde gegen milde Gaben.
Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und
zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen
und zu bekennen, dies ist mein Werk.
Das alles ist gemeint, wenn wir sagen:
Ich bin ein freier Mensch."

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SWR3 Worte

„Sobald wir in eine Gruppe von Menschen kommen, setzt bei uns der Mechanismus des Vergleichens ein. Ich vergleiche mich mit den anderen: Schauen sie besser aus als ich? Sind sie intelligenter als ich? Verdienen sie mehr Geld als ich? Ziehen sie mehr Aufmerksamkeit auf sich als mir das gelingt? Sind sie spiritueller als ich? Solange ich mich mit den anderen vergleiche, werde ich nie zur Ruhe finden. Ich werde mich entweder entwerten und die anderen aufwerten oder aber umgekehrt. Aber ich bin nie bei mir.

Nur wenn ich darauf verzichte, mich mit anderen zu vergleichen, werde ich Ruhe finden. Dann werde ich mit mir selbst konfrontiert und eingeladen, mich mit mir und meiner Wirklichkeit auszusöhnen. Der Verzicht auf das Sich-Verlgeichen führt mich zur Dankbarkeit für das, was Gott mir geschenkt hat. Anstatt auf die andern zu schauen, nehme ich mich wahr, wie ich selber bin. 

Anselm Grün: Vergleiche

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SWR3 Worte

Wenn Kinder erwachsen werden, ist das für viele Eltern eine große Herausforderung. Loslassen und doch für sieda sein, wie soll das gehen? Der Autor Gerhard Kiefel hat dazu einen Brief geschrieben. Aus der Sicht eines jungen Erwachsenen an seine Eltern: 

Manchmal denke ich nach und frage, warum ich da bin. Ob ihr wohl wisst, das ich euch anvertraut bin für einige Jahre, aber nicht euer Besitz?
Meine Eltern, wenn ich älter werde und anders, als ihr es gewünscht habt, wenn ihr bemerkt, dass mit mir ein anderes Leben begann - auch ein fremdes, das eurem Leben nicht gleicht - werdet mir Freunde, die mich bejahen, so wie ich bin.
Schenkt mir die Liebe, die annimmt, vertraut und begleitet.
Mein Vater und meine Mutter, wenn ihr mich freigebt aus Liebe, kann ich mich finden und euch und das Leben.
Sonst nicht.

Aus: Gerhard Kiefel: An meine Eltern

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SWR3 Worte

Etwas Einzigartiges beginnt an jedem Morgen. Das Leben ruft dir zu: „Ich bin der neue Tag und ich schenke mich dir an diesem neuen Morgen. Ich bin ein unbeschriebenes Blatt und bin gespannt auf die Geschichten, die du auf mir schreibst oder auf das Bild, das du auf mir malst. Ich bin dein Instrument und ich sehne mich nach der Melodie, die du auf mir spielst. Ich bin die Stimme, die ich dir schenke, und ich freue mich auf das Lied, das du auf mir singst. Ich rufe dir freudig zu: „Mach etwas aus mir! Mach etwas schönes aus mir. Mach das Schönste aus mir, wozu du fähig bist! Aber lass mich nicht unbewusst, ungelebt und ungeliebt verstreichen. Denn ich bin nur heute, morgen bin ich nicht mehr. Lebe mich jetzt!"

Ruf des Lebens - von Robert Betz

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SWR3 Worte

„Es ist nicht möglich, sich um eine Entscheidung zu drücken. Du kannst dich nicht NICHT entscheiden. Du wirst dich immer entscheiden zwischen Unbewusstheit oder Bewusstheit,
zwischen dem Bewusstsein eines Opfers, scheinbar geschlagen von der Härte des Lebens,
oder dem eines Schöpfers und Gestalters deiner Lebenswirklichkeit;
Zwischen dem angstvollen Vermeiden, ehrlich hinzuschauen und Kurskorrekturen vorzunehmen, oder dem mutigen Anschauen dessen, was ist;
zwischen der Entscheidung, ein nomaler oder glücklicher Mensch sein zu wollen.
Immer triffst du eine Entscheidung.
Du hast nicht die Wahlfreiheit, dich nicht zu entscheiden, denn du bist und bleibst ein täglich erschaffendes Wesen und wirst es immer sein.
Aber du hast die Freiheit, dich jederzeit neu zu entscheiden." 

Robert Betz: Enscheidungen

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SWR3 Gedanken

Die Sorge für morgen stiehlt uns den Dank für gestern. Der Autor dieses Gedankens ist mir zwar unbekannt, aber ich halte ihn für unglaublich schlau. Zu oft passiert es mir tatsächlich, dass mich die Sorge um meine Zukunft vergessen lässt, dankbar für das Gute in der Vergangenheit zu sein.

Dabei würde mich ich nicht als besonders griesgrämigen Menschen bezeichnen. Und ich will mir auch gar nicht so viele Sorgen machen. Aber irgendwie passiert das einfach.

Natürlich überlege ich mir, was ich zu tun habe und was demnächst auf mich zukommt. Und ob ich will oder nicht, entstehen dabei Sorgen: Was, wenn etwas schief geht? Was, wenn ich ein Projekt nicht zum vereinbarten Zeitpunkt abliefern kann? Egal, was ich mache, die „Was wenn"-Fragen tauchen automatisch in meinem Kopf auf und lassen sich auch nicht so einfach wieder verdrängen. Meine Erfahrung sagt mir einfach, dass immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann.  Und genau das macht mir Sorgen. Manchmal so sehr, dass ich komplett aus dem Blick verliere, dass eigentlich viel mehr klappt als schiefgeht. Dafür müsste ich eigentlich dankbar sein.

Wenn ich es mal zusammenrechne, komme ich auf weit mehr Sorgen, die unberechtigt waren als auf solche, die sich tatsächlich bestätigt haben. Im Nachhinein ärgere ich mich manchmal sogar darüber, DASS ich mir Sorgen gemacht habe. Allein aufgrund meiner Erfahrung müsste ich doch viel zuversichtlicher sein.

Ich glaube, es ist einfach auch menschlich, sich ab und zu Sorgen zu machen. Das zeigt ja nur, dass es mir wichtig ist, was ich tue. Und dass ich mich um Menschen oder Dinge kümmere, Verantwortung übernehme. Aber trotzdem will ich dabei nicht aus den Augen verlieren, was schon alles wunderbar geklappt hat.

Ein bisschen liegt das ja auch an meiner Einstellung. Ob etwas gelingt oder schief geht, hängt ja überhaupt nicht davon ab, ob ich mir Sorgen mache oder nicht.

Wenn ich meine Sorgen verringern will, muss ich also meine Einstellung ändern. Ein bisschen weniger „Was wäre wenn!" und ein bisschen mehr „Wird schon klappen, hat's ja bisher auch.".

Meistens...

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SWR3 Gedanken

Kann man sich bei einem Versprechen versprechen? Und warum hat eigentlich ein so wichtiges Wort zwei gegensätzliche Bedeutungen? Das ist irgendwie schräg.

Einerseits wird das Wort „Versprechen" ja als Bestätigung verwendet. Wenn ich ein Versprechen gebe, dann will ich damit ausdrücken, dass ich mich dazu verpflichte, etwas zu tun. Ich will damit jemandem zeigen, dass er sich auf mich verlassen kann und ich mein Wort halte.

Andererseits bedeutet versprechen aber auch genau das Gegenteil. Dass ich nämlich etwas gesagt habe, was ich so gar nicht sagen wollte. In diesem Fall hab ich mich einfach versprochen. Damit drücke ich aus, dass ich nicht das gesagt habe, was ich gemeint habe oder dass ich aus Versehen die Silben vertauscht habe.

Das ist doch seltsam. Ich könnte jetzt natürlich losrennen und die Wortherkunft von „versprechen" in einem Wörterbuch nachschlagen. Aber zu wissen, woher das Wort kommt, bringt mich hier auch nicht weiter. Viel interessanter finde ich, dass es das tatsächlich gibt: Ein und dasselbe Wort mit genau der gegensätzlichen Bedeutung.

Das zeigt doch, wie schwierig es eigentlich ist, das zu sagen, was man wirklich meint. Erstaunlich, dass Menschen trotzdem durchschnittlich 16000 Wörter pro Tag sprechen. Zumindest ist das das Ergebnis einer Studie der Universität von Arizona. 16000 Wörter pro Tag. Und dann so seltsame Wörter wie „verprechen". Also da wundert es mich gar nicht, dass es zwischen uns Menschen ständig zu Missverständnissen kommt.

Besonders schwierig finde ich es, manche Gefühle richtig auszudrücken. Welche Worte wähle ich, wenn ich liebe? Welche, wenn ich enttäuscht bin? Welche, wenn ich ...naja, da fehlen mir jetzt die Worte. Gerade die Dinge, die einem am wichtigsten sind, sind doch am schwierigsten auszudrücken. Aber vielleicht sollte man sich bei kleinen Missverständnissen nicht gleich  umdrehen, weggehen oder gar durchdrehen.

Vielleicht könnten wir einige Missverständnisse vermeiden, wenn wir bei unseren Ausdrücken öfter mal ein Auge zudrücken würden. 

 

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