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SWR3 Gedanken

Mein Auto macht komische Geräusche. Die Motorkontrolleuchte blinkt. Mitten in der Nacht auf der Autobahn auf der Heimfahrt von einer Geburtstagsfeier. Und der Handyakku leer.  Super. Ich schicke Stoßgebete zum Himmel: Lieber Gott, bitte mach, dass mir irgendjemand helfen kann. Ich muss irgendwie nach Hause kommen. Bitte. Da tatsächlich. Eine Tankstelle. Wohl kaum wegen meines Gebetes, die stand schon seit Jahren da. Und Gottseidank, in der Tankstelle brennt noch Licht. Von dort kann ich den Pannendienst anrufen. Als ich aussteige steht dort eine Gruppe junger Männer. Mehr im Scherz frage ich, ob zufällig einer von ihnen Mechaniker sei. Sie schütteln den Kopf, aber einer sagt, er kenne sich mit dieser Automarke aus, der laufe auf drei. Fünf Minuten später weiß ich, was er damit meinte. Auf drei Zündkerzen.Mein Zündkerzenkabel hatte sich gelöst. Er hat es wieder draufgesteckt und siehe da, mein Auto läuft wieder einwandfrei. Ich bedanke mich mehrfach, meine Erleichterung ist nicht zu übersehen. Das Geld, das ich ihm als Dank anbiete, lehnt er lächelnd ab.

Auf der Heimfahrt danke ich Gott, dass das alles so gut gegangen ist. Und insgeheim frage ich mich, ob er diese Retter geschickt hat. Nicht als göttliche Boten oder so, aber es ist schon komisch, dass sie ausgerechnet zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Und zufällig auchnoch wussten, was zu tun ist. In diesem Moment waren die Helfer wie Schutzengel für mich. Ich glaube, es gibt immer wieder solche menschlichen Schutzengel, in Situationen, in denen man gar nicht damit rechnet. Gut, man kann das auch als zufälliges Glück verbuchen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass Gott da irgendwie seine Finger mit im Spiel hatte.

Bis heute weiß ich nicht den Namen meines nächtlichen Helfers und ich weiß auch nicht, ob ich ihn jemals wieder treffe. Aber ich hoffe, dass irgendwann eine Situation kommt, in der ich das weitergeben kann. In der ich ein kleiner Schutzengel für einen anderen Menschen sein darf. Durch zufälliges Glück oder göttliche Fügung.

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SWR3 Gedanken

„Das Beste für den Stressabbau ist wandern.“ Der Rat meiner Freundin erscheint mir komisch. Was soll so toll daran sein, einen Berg hinaufzulaufen, nur um dann wieder hinunterzulaufen? „Wenn du auf dem Gipfel ankommst, kommt das Glücksgefühl. Du hast es geschafft, den Berg bezwungen. Du bist ganz oben und kannst auf die Welt hinunterschauen, so wie Gott. Probiers einfach“! Ermutigt sie. Na gut. Probier ichs halt aus.

Und dann habe ich es geschafft. Ich stehe auf dem Gipfel und schaue hinab ins Tal. Aber was sich einstellt ist absolut kein Glücksgefühl. Im Gegenteil. Ich fühle mich total verloren angesichts der scheinbar unendlichen Weiten. Wiesen, Abhänge, Berge, Flüsse, weiter hinten sogar ein kleiner See. Es sieht unglaublich schön aus, aber ich fühle mich total verloren. Obwohl ich oben stehe und die ganze Welt mir scheinbar zu Füßen liegt. Das Gefühl ist kein bisschen göttlich. Ich schau hinunter auf das alles und fühl mich furchtbar klein. Winzig und sehr, sehr einsam. 

Enttäuscht mache ich mich an den Abstieg. Nach ein paar Metern ändert sich plötzlich meine Stimmung. Ich bin nicht mehr auf dem Gipfel. Jetzt ist die Welt nicht mehr unter mir, sondern auch über mir, neben mir, um mich herum. Ich setze mich ins Gras und spüre, wie sich mein Gefühl verändert.Ich gehöre dazu. Diese Welt ist groß, aber ich bin nicht irgendein kleiner Teil der in ihr verloren geht. Ich bin mittendrin. Ich gehöre dazu. Auch wenn ich mitten in dem großen Ganzen gar nicht auffalle.

Und dann stelle ich mir vor, wie Gott auf dem Berggipfel ruht und aus der Ferneauf die Welt herabschaut. Jetzt kommt mir dieses Bild total unsinnig vor. Für mich stimmt diese Vorstellung einfach nicht. Ich glaube, dass Gott den Menschen nahe sein will. Ich glaube, dass er bei uns ist, ob wir auf- oder absteigen, vor Freude hüpfen oder auf dem Weg straucheln. Dass er dazugehört und inmitten dieser Welt ist. Auch, wenn er in dem großen Ganzen meistens gar nicht auffällt.

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SWR3 Gedanken

Ist das nicht schön? Das Gefühl am Morgen, dass ein ganz neuer Tag vor mir liegt, frisch und unverbraucht. Ich mach mir eine Tasse Kaffee und werfe einen kurzen Blick auf meine To do Liste. Doch beim Anblick der vielen Dinge, die erledigt werden müssen, sinkt meine Laune schlagartig in den Keller. Eigentlich ist mein Tag schon verplant, bevor er richtig begonnen hat. Fast jede Minute zwischen Aufstehen und Schlafengehen ist belegt. Mit geschäftlichen und privaten Terminen, aber auch mit Sport und Haushalt. Ob Arbeitstag oder Urlaubstag, meine To Do Liste steht. Beim ersten Schluck Kaffee war ich noch voll Vorfreude auf den neuen Tag. Jetzt klappe ich frustriert den Terminkalender zu und stürze den Kaffeeviel zu schnell hinunter. Bloß keine Zeit verlieren. Wenn ich alles auf dem Plan heute schaffen will, dann muss ich mich ranhalten. Wie soll ich das nur alles hinbekommen? Hektisch stelle ich meine Kaffeetasse ab, blöderweise auf der Tischkante und peng, zerschellt sie am Boden in tausend Scherben. Frustriertgreife ich zu Kehrschaufel und Wischlappen.

Und plötzlich ist sie da. Die Frage: Wozu das alles? Wie konnte das passieren? Wie kann ich mir nur von meinem Terminplaner so die Laune verderben lassen? Ich bin es doch, die den Tag verplant. Warum habe ich das Gefühl, dass der Tag mich verplant? Denn genauso fühlt es sich an. Als ob ich einfach passiv alles geschehen lasse. Ein schreckliches Gefühl. Nachdenklich füge ich mich in den Tagesablauf. Denn diesenkann ich jetzt nicht mehr ändern.

Aber am Abend setze ich mich hin, schnappe meine To Do Liste für den nächsten Tag und einen roten Stift. Und dann werd ich aktiv. Ich überlege genau, was unbedingt getan werden muss und was ich unbedingt tun will. Aber ich streiche gnadenlos all das, was nicht in diese beiden Kategorien fällt. Und ich spüre, wie mich das glücklich macht. Ich entscheide, ich bestimme, ich handle. Ich muss mich nicht selbst stressen. Ich muss den Tag nicht aushalten, ich darf ihn gestalten.

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SWR3 Gedanken

Wochenende ist doch wirklich was Tolles. Da kann man endlich alle Dinge abarbeiten, die über die Woche liegengeblieben sind: Hausputz, E-mails beantworten, Unterlagen sortieren, Termine planen.

Muss gemacht werden, denn am Montag beginnt die neue Arbeitswoche, in der ja wieder Dinge liegenbleiben. Wie oft habe ich das schon so gemacht. Aber eigentlich ist das genau so nicht gedacht.

Der Sonntag sollte eigentlichein Tag der Ruhe sein. An dem ich mir Zeit nehme für Gott und mich selbst. Ursprünglich ein biblischer Gedanke, nach dem Gott selbstam 7. Tagder Erschaffung der Welt geruht hat.  Undheute ist der Sonntag ein gesetzlicher Ruhetag. Verglichen mit den anderen Wochentagen eben ein ganz besonderer Tag -  Wenn ich es zulasse.

Natürlich kann ich mich hinsetzen und alles erledigen, was ich unter der Woche nicht geschafft habe. Dann wird der Sonntag ein Tag wie alle anderen auch. Ich kann mich aber auch auf diesen Ruhetag einlassen. Weil ich ein gläubiger Mensch bin, den Tag statt mit der Fahrt zum Arbeitsplatz mit dem Gang zur Kirche beginnen. Statt zu arbeiten fröhliche Lieder singen, beten, mich auf das besinnen, was wirklich wichtig ist in meinem Leben. Auch ein nicht gläubiger Mensch kann diesen Tag zu einem ganz besonderen Tag machen. Zur Ruhe kommen. Äußerlich und innerlich. Ein gutes Buch lesen, etwas mit der Familie unternehmen, über das Leben nachdenken oder einfach nur entspannen. Und es tut so gut, sich mal rauszunehmen aus Alltag, Stress und Verpflichtungen. Mal ganz bewusst Nichts zu tun. Wenn ich den Sonntag als Ruhetag ernst nehme und die Ruhe wirklich zulasse, dann bringt er mir viel mehr, als wenn ich Wochenrestlasten abarbeite. Dann bin ich ausgeruht und erholt für den ganz normalen Alltagswahnsinn am Tag danach. Und jeder Sonntag wird automatisch zu dem, was er ursprünglich gedacht war: Zu einem ganz besonderen Tag.

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SWR3 Gedanken

Derzeit befinden sich weltweit rund45 Millionen Menschen auf der Flucht. Etwa15 Millionen von ihnen gelten nach völkerrechtlicher Definition als Flüchtlinge. So die aktuellen Zahlen der UNO Flüchtlingshilfe. Menschen, die ihre Heimat, ihr Zuhause verlassen und sich in eine ungewisse Zukunft begeben müssen. Viele von ihnen wissen nicht, wie lange sie unterwegs sein werden, wo sie ankommen werden oder ob sie überhaupt je irgendwo ankommen werden.

Dass Menschen fliehen müssen, ist leider aus der Geschichte nicht wegzudenken. Bereits die Bibel berichtet von der Flucht der Israeliten aus Ägypten. Wie auch viele Menschen heute flohen sie vor Unterdrückung, Gefangenschaft und einem brutalen Regierungssystem. Ihre Flucht zog sich über Jahre hin, quer durch die Wüste. Woher nahmen sie bloß die Kraft, das durchzustehen?

In der Bibel wird erzählt, dass die Israeliten ihre Kraft aus der Begleitung und dem Vertrauen auf Gott schöpften. Er hat ihnen versprochen, sie sicher in eine neue Heimat zu führen.  Ich bin bei euch! ist seine Botschaft an die verängstigten Flüchtlinge. Und sie vertrauen darauf, dass sie sich nicht zu fürchten brauchen. Dass Gott sie schützen und ihnen helfen wird.

Zum Glück war ich selbst noch nie in der Situation, dass ich flüchten musste. Zumindest nicht im dem Sinn, dass ich gezwungen bin meine Heimat zu verlassen. Aber ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich innerlich fliehe. Vor mir selbst. Vor schwierigen Situationen. Vor meiner eigenen Trägheit oder schlechten Gedanken. Dann wünsche ich mir ebenso wie jeder andere Flüchtling, einen Ort, an dem ich sicher bin. Eine Person, die mir Halt gibt. Endlich ankommen, mich wieder wohl fühlen. In Sicherheit, Geborgenheit. 

Das wünsche ich allen Menschen, die auf der Flucht sind. Vor Krieg, Gewalt, Hunger oder vor sich selbst. Dass Gott bei ihnen ist und in Menschen, die ihnen helfen.

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SWR3 Gedanken

Ich habe ein Recht, mich aufzuregen und davon mache ich Gebrauch. Es regt mich auf, dass Milliarden Euro für Bauprojekte verwendet werden aber bei Polizei und Bildung gespart wird. Es macht mich wütend, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder physisch und psychisch misshandeln. Und es regt mich dermaßen auf, dass manche Kinder sich mit Schimpfwörtern begrüßen und das auch noch cool finden.

Manchmal habe ich das Gefühl, je mehr ich über eine Ungerechtigkeit weiß, desto mehr regt es mich auf. Dann entsteht eine richtige Wut auf die Situation und ich überlege krampfhaft, was ich tun kann, um das zu ändern. Ich weiß, dass es manchmal nichts bringt, mich aufzuregen. An vielen Dingen kann ich gar nichts ändern. Aber manchmal ist die Unzufriedenheit über eine Situation notwendig. Weil ich nur dadurch was zum Besseren verändere.

Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass Menschen sich aufregen. Der englische Schriftsteller Aldous Huxley hat mal gesagt: „DenFortschrittverdankendieMenschendenUnzufriedenen“. Da gebe ich ihm recht. Hätte sich niemand über das Leid von Kindern aufgeregt, gäbe es bestimmt kein Jugendamt. Und wenn sich niemand über die politischen Missstände aufgeregt hätte, dann stünde die Mauer heute noch in Deutschland.

Es macht überhaupt keinen Sinn, sich über alles und jeden zu ärgern. Oft muss man einfach cool bleiben und auch mal einige Unannehmlichkeiten akzeptieren.

Aber ich finde, es ist unerlässlich, dass Menschen die Ungerechtigkeiten und Probleme in der Welt erkennen, sich darüber aufregen undüberlegen, was man besser machen kann. So gesehen ist es nicht nur mein Recht, sondern sogar meine Pflicht, mich aufzuregen. Damit aus der Unzufriedenheit eine Verbesserung entstehen kann.

Dann ist die Unzufriedenheit nicht nur blinde Wut oder genervtes Gemecker. Sondern das notwendige Bindeglied zwischen unerträglichen Zuständen und einer besseren Welt.

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SWR3 Gedanken

Eine junge und sehr attraktive Ministerin bei der Unterzeichnung ihrer Vereidigungsurkunde – Von hinten fotografiert wie sie sich über den Tisch beugt. Und zwischen Blazer und Anzughose sieht man ihren Tanga hervorblitzen! Skandalös.

Als das Foto der italienischen Ministerin Ende März im Internet kursiert, trauen viele ihren Augen nicht. Zu Recht. Schnell stellt sich heraus, dass das Foto eine sie verunglimpfende Montage ist. Ein Fake, ein Produkt geifernder Phantasie. Im Original steht Maria Elena Boschi ordentlich gekleidet über ihre Vereidigungsurkunde gebückt. Ein sehr dummer Scherz mit Folgen. Haufenweise kommentieren Menschen das gefälschte Bild und lästern über das Kleidungsverhalten der Ministerin. Obwohl sie gar nichts getan hat. Ist ja nur Spaß? Das sehe ich anders.

Wie hat sich Signora Boschi wohlgefühlt? Ich denke, sie hat sich durch Fleiß, Disziplin und Klugheit für das Ministeramt qualifiziert.Und was dann in der Öffentlichkeit ankommt ist ihre vermeintliche Unterwäsche. Ich finde das grausam und unfair. Was wohl in ihr vorging, als sie gesehen hat, dass einer der wichtigsten Momente in ihrem Leben so lächerlich gemacht wird? Dass sie beschimpft und belächelt wird für etwas, das sie gar nicht getan hat?

Im Internet kann man schnell mal ein paar Lügen oder Fälschungen verbreiten. Ich finde, gerade diese Einfachheit sollte zu einer doppelten Vorsicht führen. Ein vermeintlicher Spaß kann für einen völlig schuld- und hilflosen Menschen zu Schimpf und Schande, zur sozialen Ächtung führen. Und meistens werden die falschen Informationen dann noch von tausenden von Menschen kommentiert, die sich gar keine Gedanken darüber machen, ob die Information überhaupt stimmt oder frei erfunden ist. Ich wünsche mir, dass wir mehr darüber nachdenken, was im Internet steht. Welche Folgen das für die Betroffenen hat. Und vor allem derartige Fälschungen durch Kommentierungen oder „likes“ nicht auch noch fördern.

Dazu ein Zitat von Heinrich Heine: EinKlugerbemerktalles,einDummermachtüberalleseineBemerkung.

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SWR3 Gedanken

Ehe sich unsere Gewissens bisse[...]dieZähneausbeißen,sollten wir uns mal wieder entschuldigen. Das Zitat des Publizisten Peter Schumacher  lässt mich schmunzeln. „Wir Sollten uns mal wieder entschuldigen“. Das hört sich an wie „ich sollte dringend mal wieder ein paar Kilos abnehmen“ Eine seltsame Vorstellung: Jedes Jahr im Frühling. Erst im Fitnessstudio die Kilos loswerden und dann im Beichtstuhl, die Schuld. Ganz so einfach ist es nicht.

Ich habe mir die Schuld ja nicht einfach angefuttert wie den Winterspeck. Meine Schuld ist daraus entstanden, dass ich einen Fehler gemacht habe, derjemand anderem oder mir selbst geschadet hat. Und  das kann ich nicht so einfach ungeschehen machen, mit einem halbherzig dahingemurmelten Wort. „Entschuldigung“ ist ja oft nur eine Höflichkeitsfloskel. Wenn ich jemandem aus Versehen auf den Fuß trete oder beim Sprechen ins Wort falle. Aber solche Missgeschicke sind was anderes als die Schuld, die tatsächlich Gewissensbisse verursacht. Mein Gewissen meldet sich, wenn ich spüre dass ich etwas nicht richtig gemacht oder gesagt habe, was ich dann auch bereue.

Um mich zu ent-schuldigen, also die Schuld loszuwerden, muss ich den Anderen darum bitten mir zu vergeben. Und das wird er nur, wenn er merkt, dass ich es ernst meine und mir mein Handeln leid tut. Wenn der andere mir dann verzeiht ent-schuldigt er mich. Und erst dann hören auch meine Gewissensbisse auf.

Aber was hat der Beichtstuhl damit zu tun? Der Beichtstuhl ist kein Fitnessstudio für die Seele von schuldigen Katholiken. Ich glaube, dass Gott sich Frieden und Liebe zwischen den Menschen wünscht. Wenn ich einem Mitmenschen Leid zufüge, dann  schade ich einem Menschen, den er genauso liebt wie mich.Dafür bitte ich dann um Vergebung. Der Beichtstuhl ist der Ort an dem ich meine Fehler eingestehen kann. Vor mir selbst, vor einem anderen Menschen und vor Gott. Wenn ich aufrichtig bereue, kann ich mich ent-schuldigen. Vor Gott, und bei den Menschen.Und jeder, der sich schon mal schuldig gefühlt hat weiß wie gut das tut.

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SWR3 Gedanken

Oh, ich hab dich gar nicht gesehen. Das passiert mir so oft, wenn ich unter vielen Menschen  bin. Da können Bekannte stundenlang in meinem Blickfeld stehen und ich seh sie nicht. Wenn ich nicht damit rechne, dass sie da sind, erkenne ich sie einfach nicht.

Am heutigen Ostermontag steht eine biblische Geschichte im Mittelpunkt, in der es auch um das Erkennen geht. Da wird erzählt, wie drei Tage nach dem Tod Jesu Christi, zwei Jünger zu einem Ort mit Namen Emmaus gehen. Sie sprechen über Jesu Tod und das was alles passiert ist. Ein fremder Mann gesellt sich zu ihnen. Sie unterhalten sich und essen schließlich zusammen. Als der Fremde das Brot bricht, erkennen sie, dass es gar kein Fremder ist, sondern Jesus selbst, der auferstanden ist.

Natürlich ist es etwas völlig anderes, den auferstandenen Sohn Gottes zu erkennen oder Bekannte auf einer Party. Aber ich kann die Jünger so gut verstehen. Wer rechnet denn schon damit plötzlich, Jesus oder Gott zu begegnen. Doch wie ärgerlich, wenn Jesus da wär und ich würd ihn nicht erkennen. Und wenn ich die Worte Jesu ernst nehme, muss ich eigentlich damit rechnen, dass er sich immer wieder mitten unter den Menschen befindet. Im Neuen Testament der Bibel findet sich dieser Satz von Jesus: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Gut, ich glaube jetzt nicht, dass Jesus sich einfach dazugesellt, wie in der Emmausgeschichte. Aber vielleicht ist es eine andere Art von Da-sein. Eine andere Art von Anwesenheit, die ich eben nicht mit den Augen sehen kann, sondern irgendwie spüre. Tatsächlich habe ich oft das Gefühl, dass mir eine Person, an die ich intensiv denke oder über die ich rede, nahe ist. Auch, wenn diese Person sehr weit weg oder schon gestorben ist. Diese Nähe empfinde ich trotzdem als schön und in Momenten der Trauer auch als tröstend. Und so glaube ich, dass auch der auferstandene Jesus mir! nahe ist. In jedem Gottesdienst, in jedem liebevollen Wort, in jeder tröstenden Berührung und in jedem Gebet.

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SWR3 Gedanken

Schokohasen, versteckte Geschenke, bunte Eier. Es ist wieder so weit. Heute ist Ostern. Doch warum eigentlich dieser ganze Trubel?

Ostern ist das wichtigste der christlichen Feste und der Grund für den christlichen Glauben.

Als Jesus vor rund 2000 Jahren in Jerusalem gekreuzigt wird, macht sich unter seinen Anhängern eine tiefe Trauer breit. Ein großer Verlust, denn er hat Armen geholfen, Kranke geheilt und Traurigen Trost gespendet. Sich für Gerechtigkeit eingesetzt. Den ungerechten Mächtigen die Meinung gegeigt. Und den Menschen so Gott nahe gebracht. Aber mehr als das. Die, die ihn begleiten halten ihn für den Sohn Gottes, durch den Gott selbst sich den Menschen zuwendet.

Aber warum lässt Gott ihn dann sterben? War Jesus doch nur ein Weltverbesserer, ein Träumer, der durch ein Todesurteil erbärmlich scheitert? Die Überlegung find ich ebenso logisch wie enttäuschend. Wäre da nicht Ostern.

In der Bibel wird erzählt, dass Jesus am dritten Tag nach seinem Tod auferstanden ist. Klingt unglaublich. Und ich kann gut verstehen, dass Jesu Jünger und Freunde es auch anfangs nicht geglaubt haben. Aber ich glaube daran, dass Jesus auferstanden ist.Denn die Zeugnisse von diesem unglaublichen Vorgang sind so stark und sie ziehen sich schon so lange durch die Geschichte der Menschheit, dass auch ich daran glauben kann. Dass Gott ihn nicht einfach hat sterben lassen und das war es dann mit seiner Zuwendung zu den Menschen. Nein,  die Auferstehung macht aus dem beängstigenden menschlichen Ende einen Anfang für ein ewiges Leben bei Gott.

Für mich ist Ostern der Moment, in dem Gott zeigt, dass er unter allen Umständen zu den Menschen steht. Und eben nicht den Tod will, sondern das Leben. Und was könnte ein besserer Grund zum Feiern sein, als das Leben?

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